Kommentar zum Dopingfall Michel Heßmann

Hier läuft etwas gehörig schief!

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Hier läuft etwas gehörig schief!"
Michel Heßmann (Visma – Lease a Bike) | Foto: Cor Vos

22.08.2024  |  (rsn) – Michel Heßmann (Visma – Lease a Bike) ist ein offiziell überführter und verurteilter Dopingsünder. Die Staatsanwaltschaft hatte sein Eigentum beschlagnahmt und ein Verfahren eingeleitet, mit der NADA und letztendlich der WADA hat er sich auf eine Strafe geeinigt. Ab März darf der Deutsche wieder an Radrennen teilnehmen - wenn es ihm noch möglich gemacht wird, seinen Beruf auszuüben, denn nicht mehr oder weniger steht für den 23-Jährigen auf dem Spiel!

Dass die Staatsanwaltschaft anrückt und nach positiven Dopingbefunden – es besteht kein Zweifel darüber, dass beim Visma-Profi in der A- und B-Probe ein sogenanntes Diuretikum festgestellt wurde – Computer und Telefone beschlagnahmt, das gibt es nicht in vielen Ländern. Im Fall von Heßmann half die deutsche Anti-Doping-Gesetzgebung dem Radprofi, denn gefunden wurde nichts, was auf bewusstes Doping hinweist! Die Ermittlungen wurden “mangels hinreichenden Tatverdachts“ eingestellt. Das heißt nicht, dass der gebürtige Münsteraner nicht gedopt hat, aber es legt nahe, dass er nicht bewusst betrogen hat.

So ist die wahrscheinliche Erklärung jene, die Heßmanns Anwalt Rainer Cherkeh äußerte: ein verunreinigtes Medikament. Unbewusstes Doping also, eine Fahrlässigkeit. Wenn man es so überhaupt nennen kann. Denn kann man von einem Leistungssportler - oder Menschen im Allgemeinen – erwarten, dass er im Detail weiß, was er neben den auf der Packung abgedruckten Inhaltsstoffen zu sich nimmt?

Das Lesen und Verstehen der Zutaten oder Packungsbeilagen ist da manchmal schon Herausforderung an sich. Man mag sich gar nicht ausmalen, was das nervlich bedeutet, wenn berufliche Zukunft und Reputation davon abhängen, was tatsächlich in einem Produkt enthalten ist - wie es produziert wurde und ob nicht - versehentlich oder nicht - verbotene Stoffe ihren Weg in das Fabrikat gefunden haben.

Wada nicht was?

Wie dem auch sei, Heßmann nahm im Juni seine Verantwortung an und akzeptierte die von der NADA vorgeschlagene viermonatige Sperre. Ende gut, alles irgendwie ein bisschen gut. Könnte man denken. Doch dann kam die WADA, die die Strafe zu gering fand und Einspruch einlegte. WADA? Wada nicht was?

Zur Erinnerung: Die WADA wurde während der Olympischen Spiele fast allabendlich von den Öffentlich Rechtlichen Sendern und dem Dopingexperten Hajo Seppelt filetiert. Zahlreiche chinesische Schwimmer wurden positiv getestet und trotz offensichtlich fadenscheiniger und später erwiesenermaßen erlogener Erklärungen freigesprochen. 0 Monate Strafe, von der WADA abgesegnet.

Gerade dominiert Jannik Sinner die Tennis-Schlagzeilen. Der Italiener wurde zweimal positiv auf ein Steroid getestet. Aber der Weltranglistenerste wurde von einem Gericht schnell freigesprochen. 0 Monate Strafe, die WADA hat bisher noch nicht reagiert.

Zweiklassendopingjustiz

Dagegen wird ein Sportler, bei dem sogar die Staatsanwaltschaft kein bewusstes Doping aufzeigen konnte, für 21 Monate aus dem Verkehr gezogen. Seine Berufsaussichten könnten zerstört werden, denn Visma – Lease a Bike hat inzwischen angekündigt, dass der auslaufende Vertrag Heßmanns nicht verlängert wird, was nicht an der sportlichen Leistung des Deutschen gelegen haben kann. Nach 1,5 Jahren ohne Renneinsatz und mit einer Dopingsperre in seinem Lebenslauf wird es für den Freiburger nicht leicht, einen neuen Arbeitgeber im Radsportzirkus zu finden.

Der Vergleich mit den Schwimmern und Schwimmerinnen aus China oder auch mit Tennis-Ass Sinner zeigt: Offensichtlich werden Athleten unterschiedlich behandelt. Die Frage ist: Warum? Ist Heßmann einfach selber schuld? Hätte er eben Tennisprofi werden sollen, und am besten aus China?

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