Bora - hansgrohe kontrolliert die Dauphiné

Roglic doubelt seinen Vortagessieg, Evenepoel fällt weit zurück

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Roglic doubelt seinen Vortagessieg, Evenepoel fällt weit zurück"
Primoz Roglic gewinnt die 7. Etappe der Dauphiné-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

08.06.2024  |  (rsn) – Ähnliche Szenerie, andere Protagonisten. Nur der Hauptdarsteller war derselbe: Primoz Roglic hat auch die 7. Etappe des Criterium du Dauphiné (2.UWT) für sich entschieden. Der Kapitän von Bora – hansgrohe gewann dabei in der Manier wie am Vortag. Roglic ließ sich bis weit in den letzten Kilometer von Aleksandr Vlasov das Tempo machen, eher er auf den letzten 250 Metern zu einem unwiderstehlichen Antritt ansetzte, den keiner kontern konnter.

Am ehesten dran war dieses Mal Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike), der zeitgleich hinter Roglic auf Rang zwei landete. Dritter wurde mit zwei Sekunden Rückstand Giulio Ciccone (Lidl – Trek), der Derek Gee (Israel – Premier Tech) und Oier Lazkano (Movistar) am Hinterrad hatte. Roglic verteidigte damit souverän sein Gelbes Trikot, denn sein ärgster Verfolger Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) verlor früh den Anschluss zur Favoritengruppe und kassierte fast zwei Minuten Rückstand auf dem 155 Kilometer langen Weg zwischen Albertville und der Bergankunft im Skigebiet Samoens 1600.

Damit sind die Verhältnisse vor der letzten Etappe der Dauphiné-Rundfahrt recht klar. Roglic führt die Gesamtwertung nun mit gut einer Minute Vorsprung auf Jorgenson an, dahinter rangiert Gee, der sich weiter als die positive Überraschung des Rennens verkauft. Auch Vlasov, der wieder viel für seinen Kapitän gearbeitet hat, konnte im Klassement an Evenepoel vorbeiziehen und ist jetzt Vierter, zwei Sekunden vor Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers). Erst dann folgt der Belgier mit jetzt 2:15 Minuten Rückstand.

20 Fahrer erreichen das Ziel nicht

“Es sah einfacher aus, als es tatsächlich war“, sagte Roglic in seinem Sieger-Statement. “ Es war ein harter Tag. Das Team arbeitete hervorragend und hielt alles vom Start bis ins Ziel unter Kontrolle. Ich bin froh, dass ich die Beine hatte, um zu siegen. Am Ende bin ich um den Sieg gesprintet. Warum nicht? Es ergab sich die Gelegenheit. Die Kollegen haben einen tollen Job abgeliefert, wir haben so viel durchgemacht mit den Stürzen und allem, da können wir nach solchen Tagen feiern und zufrieden sein.“ Für den Schlusstag sei es nun das Ziel, “das Rennen auf zwei Rädern zu beenden“.

Auch wenn es auf der 7. Etappe keine Stürze gab, mussten doch reihenweise Fahrer unterwegs oder schon vor dem Start die Segel streichen. Insgesamt 20 Fahrer weniger werden im Klassement geführt als noch am Tag zuvor. Unter anderem war es Tao Geoghegan Hart (Lidl – Trek), der das Teilstück wie sieben weitere Profis nicht mehr unter die Räder nahm. In den meisten Fällen wurden Sturzverletzungen aus den Vortagen als Grund aufgeführt.

So erreichten nur 109 Fahrer das Ziel, als Letzter von ihnen Mathis Le Berre (Arkéa – B&B Hotels). Der Träger des Bergtrikots hatte den Sprung in die Ausreißergruppe des Tages verpasst und kämpfte in der Folge vergeblich um den Anschluss zur Spitze. Sein Trikot war er damit los. Zunächst sah es so aus, als könnten es sich zwei der Ausreißer, Lorenzo Fortunato (Astana Qazqastan) oder Marco Soler (UAE Team Emirates), überziehen. Doch letztlich räumte Roglic mit seinem Tagessieg genug Punkte ab, um auch diese Wertung anzuführen. Auch die Punktewertung ist weiter in seiner Hand.

Fortunato übernimmt das Bergtrikot stellvertretend, Ciccone trägt an Roglic’ statt Grün. Und Jorgenson ist der neue Mann an der Spitze der Nachwuchswertung.

So lief die 7. Etappe des Criterium du Dauphiné

Von Beginn an ging es bergauf. Zunächst noch etwas seichter, was für Ilan Van Wilder (Soudal – Quick-Step) und Emils Liepins (dsm-firmenich – PostNL), beide Sturzopfer des Massencrashs auf der 5. Etappe, aber bereits zu viel war. Sie waren schnell abgehängt und gaben anschließend auf. Unterdessen bildeten sich erste Ausreißergruppen, die aber nochmal komplett umgestaltet wurden, als es an den Fuß des knapp zehn Kilometer langen Col des Saisies (1. Kategorie) ging.

Bei 21 Grad und Regen gingen zunächst Soler, Davide Formolo (Movistar) und Fortunato. Sie bekamen schnell Gesellschaft von Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R La Mondiale), Darren Rafferty (EF Education – EasyPost), später auch Kevin Geniets (Groupama – FDJ), Warren Barguil (dsm-firmenich – PostNL), Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale), Guillaume Martin (Cofidis) und Koen Bouwman (Visma – Lease a Bike). Le Berre und sein Bergtrikot hatten den Zug verpasst und versuchten lange vergeblich, den Sprung nach vorne zu schaffen. Knapp drei Minuten betrug der Vorsprung der zehnköpfigen Gruppe am Saisies.

Unterdessen wurden fünf weitere Aufgaben vermeldet: Clement Berthet (Decathlon – AG2R La Mondiale), Cristian Rodriguez (Arkéa – B&B Hotels), Kenny Elissonde (Cofidis) sowie Ivan Garcia Cortina und Ivan Sosa (beide Movistar). Auch Vlasov und Neilson Powless (EF Education – EasyPost) hatten zwischenzeitlich um den Anschluss im Feld zu kämpfen, während Vlasovs Team das Tempo kontrollierte. Powless wurde kurz darauf als nächste Aufgabe vermeldet, auch Mason Hollyman (Israel – Premier Tech), der gestern stürzte, stieg vom Rad.

Soler peilt 50-Kilometer-Solo an

Im Anstieg zur Cote d’Araches (1. Kategorie) baute die Spitzengruppe ihren Vorsprung auf das Peloton auf vier Minuten aus. Fortunato sicherte sich wie schon am Saisies die Bergwertung und damit jeweils zehn Punkte, während Le Berre sein Unterfangen, das Bergtrikot zu verteidigen, endgültig aufgab. Stichwort Aufgabe: Auch Anton Charmig (Astana Qazqastan), Filippo Conca (Q36.5) und Antoine Huby (Soudal – Quick-Step) beendeten das Rennen vorzeitig.

50 Kilometer vor dem Ziel ging es in den dritten Anstieg des Tages, den Col de la Ramaz (1. Kategorie). Dort fiel die Spitzengruppe auseinander. Soler setzte sich ab, Fortunato, Rafferty und Barguil machten sich auf die Verfolgung. Doch Soler drückte so aufs Tempo, dass sich nicht nur sein Vorsprung auf seine Verfolger auf anderthalb Minuten vergrößerte, sondern auch der aufs Feld wuchs am Gipfel des Ramaz auf fünfeinhalb Minuten.

Sowohl Ausreißer als auch das kleine Hauptfeld meisterten die letzte Abfahrt des Tages sturzfrei. Und so ging Soler nach einem Flachstück mit zwei Minuten Vorsprung auf seine Verfolger in den zehn Kilometer langen Schlussanstieg hinauf nach Samoens (HC-Kategorie). Viereinhalb Minuten blieben aufs Peloton.

Evenepoel fällt früh zurück

Sieben Kilometer vor dem Ende musste Evenepoel die Favoritengruppe ziehen lassen. Solers Vorsprung war da bereits um die Hälfte geschrumpft, zwei Kilometer vor dem Finish wurde er gestellt. Dann zog Vlasov mit seinem hohen Tempo bis zur 600-Meter-Marke durch. Bis dahin gab es keine weiteren Attacken.

Dann war es Santiago Buitrago (Bahrain Victorious), der das Finale eröffnete. Doch zu früh, wie sich herausstellte. Lazkano, der an seinem Hinterrad fuhr, übernahm das Kommando, konnte aber auch nicht weiter zulegen. 250 Meter vor dem Ziel war es dann Roglic, der sich zuvor arg zurückgehalten hatte, der den Sprint eröffnete. Jorgenson versuchte zwar, sofort an sein Hinterrad zu kommen, doch der Explosivität des Slowenen konnte auch er nichts entgegensetzen. Der Visma-Kapitän musste sich mit Platz zwei begnügen, dahinter gingen kleine Lücken auf.

Groß war hingegen der Abstand zu Evenepoel. Der Zeitfahr-Weltmeister erreichte das Ziel mit 1:46 Minuten Rückstand als 13. Doch auch er fuhr noch an Soler dabei, der letztlich 17. mit mehr als drei Minuten Rückstand wurde.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.06.2024Lidl - Trek: Tour-Doppelspitze durch Corona und Grippe lahmgelegt

(rsn) – Knapp zwei Wochen vor dem Grand Départ in Florenz bereit die geplante Tour-Doppelspitze von Lidl – Trek dem Team Sorgen. Sowohl Tao Geoghegan Hart als auch Giulio Ciccone sind erkrankt un

10.06.2024Jorgenson bereut nach der Dauphiné nichts

(rsn) - Nachdem es bei Paris-Nizza schon mit dem Gesamtsieg klappte, war Matteo Jorgenson (Visma – Lease A Bike) auch beim Critérium du Dauphiné knapp am Erfolg dran. Acht Sekunden fehlten nach de

10.06.2024Gesamtsieg für Roglic nur Sahnehäubchen auf wichtiger Woche

(rsn) – Die Generalprobe ist geglückt: Bora – hansgrohe hat mit Kapitän Primoz Roglic das Critérium du Dauphiné (2.UWT) gewonnen und kann daher mit breiter Brust Ende Juni in die Toskana reise

09.06.2024Evenepoel: “Vielleicht habe ich mich etwas überschätzt“

(rsn) - Die Spannung war im Finale der 8. und damit letzten Etappe des Critérium du Dauphiné kaum zu überbieten. Fünf Kilometer vor Schluss begann mit Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) der aktuel

09.06.2024Jorgenson lässt Roglic zittern, Rodriguez holt Schlussetappe

(rsn) – Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) hat das 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gewonnen, musste am letzten Tag aber mächtig zittern. Der 34-jährige Slowene wurde im Schlussanstieg der 8. E

08.06.2024Zu viele Kilo? Evenepoel steckt Dauphiné-Rückstand locker weg

(rsn) – Zumindest in der Öffentlichkeit gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) weiter gelassen. Auch, nachdem der Belgier auf der 7. Etappe der Dauphiné-Rundfahrt im Schlussanstieg nach

07.06.2024Erneut starker Gee: “Vielleicht habe ich zu viel gearbeitet...“

(rsn) – Die erste der drei das Critérium du Dauphiné (2.UWT) abschließenden Bergankünfte hat das Gesamtklassement der achttägigen Rundfahrt im Südosten Frankreichs nochmal stark durchgeschütt

07.06.2024Geschlagen, aber cool geblieben: Evenepoel begrenzt Schaden

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat zwei Tage nach seinem überlegenen Sieg im Einzelzeitfahren bei der ersten von drei aufeinanderfolgenden Bergankünften zum Abschluss des Critéri

07.06.2024Bora-Doppelschlag! Roglic holt Etappensieg und Gelb

(rsn) – Primoz Roglic (Bora – Hansgrohe) hat bei der schweren Bergankunft am Collet d´Avellard auf der 6. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) bewiesen, in welch starker Form er sich befind

07.06.2024Geoghegan Hart flog mit 45 km/h gegen einen Strommast

(rsn) – Ein Sturzopfer, dem man die Folgen des Massencrashs auf der 5. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) nicht auf den ersten Blick ansieht, ist Tao Geoghegan Hart (Lidl – Trek). Der Gir

07.06.2024Schmerzen zu groß: Ayuso gibt Dauphiné vor der 6. Etappe auf

(rsn) – Juan Ayuso (UAE Team Emirates) ist auf der 6. Etappe nicht mehr Teil des Pelotons beim Critérium du Dauphiné (2.UWT). Der Spanier zog sich in Hauterives zwar noch sein Trikot an und fuhr a

07.06.2024Sütterlin bricht sich beim Dauphiné die Hüfte

(rsn) – Jasha Sütterlin (Bahrain Victorious) hat sich beim Massensturz gut 20 Kilometer vor dem Ziel der 5. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) die Hüfte gebrochen. Das bestätigte sein Te

Weitere Radsportnachrichten

26.06.2024Deutscher Junior Kings zu Visma Development

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

25.06.2024Verteidigt Philipsen als erster Fahrer seit Sagan das Grüne Trikot?

(rsn) – Seit Rekordmann Peter Sagan 2019 sein siebtes und letztes Grünes Trikot mit nach Hause nahm, konnte kein Fahrer bei der Frankreich-Rundfahrt den Sieg in der Punktewertung wiederholen. Jaspe

25.06.2024Jury-Entscheid in Thüringen kostet Ausreißerinnen drei Minuten

(rsn) – Eine sich schließende Bahnschranke rund 15 Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe der Lotto Thüringen Ladies Tour (2.Pro) sorgte für Aufregung. Denn die zwei Ausreißerinnen des Tages, die

25.06.2024Vanpachtenbeke Auftaktsiegerin, Feld durch Bahnschranke gestoppt

(rsn) – Mit einem Paukenschlag begann die 36. Thüringen Ladies Tour (2.Pro). Bei strahlendem Sonnenschein hielten die beiden Ausreißerinnen Ruth Edwards (Human Powered Health) und Margot Vanpachte

25.06.2024Tour de France im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de France ist die wichtigste Rundfahrt im internationalen Radsportkalender. Vor der am 29. Juni im italienischen Florenz beginnenden 111. Ausgabe liefern wir einen Überblick über d

25.06.2024“Das Rennen entdecken“: Tour-Debütant Evenepoel zurückhaltend

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat bisher vier dreiwöchige Rundfahrten absolviert, von denen er eine für sich entscheiden konnte, nämlich im Jahr 2022 die Vuelta a Espana. Nun gi

25.06.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke der Tour de France 2024

(rsn) – 21 Etappen, darunter zwei Einzelzeitfahren und sieben schwere Bergetappen, von denen offiziell vier mit einer Bergankunft enden. Dazu kommt ein Teilstück am Ende der ersten Tour-Woche, bei

25.06.2024Die Aufgebote für die 111. Tour de France

(rsn) – Am 29. Juni beginnt im italienischen Florenz die 111. Tour de France. Auf der Startliste stehen insgesamt 176 Profis aus 22 Teams, die in der toskanischen Metropole die zweite Grand Tour des

25.06.2024Zimmermann im Intermarché-Trikot zu seiner vierten Tour

(rsn) – Georg Zimmermann wird am Wochenende in seine vierte Tour de France starten. Der 26-jährige Augsburger wurde von seinem Team Intermarché – Wanty in das achtköpfige Aufgebot für die am 2

24.06.2024Brenner: Selbstbewusst vom Super-Junior zur weißen Hose

(rsn) – Zwei Monate und vier Tage vor seinem 22. Geburtstag ist Marco Brenner (Tudor) am Sonntag in Bad Dürrheim zum jüngsten Deutschen Meister der Elite seit Gerald Ciolek 2005 in Mannheim geword

24.06.2024Geschke nimmt seine 12. Frankreich-Rundfahrt in Angriff

(rsn) - Bei seiner Abschiedstour macht Simon Geschke das Dutzend voll. Der 38-jährige Freiburger steht im Cofidis-Aufgebot zur 111. Frankreich-Rundfahrt, die am 29. Juni in Florenz gestartet wird. An

24.06.2024DM-Kampf um Bronze ohne echten Verlierer

(rsn) – “Ich kann mit dem Verlauf des Rennens sehr zufrieden sein“, das waren die Worte des drittplatzierten Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) gegenüber RSN im Ziel der Deutschen Meisterschaft in B

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine