Dramatik pur in Benidorm

Van Aert schlägt van der Poel trotz verpatztem Start und Sturz

Von Kevin Kempf

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Van Aert machte es am Ende noch mal spannend. | Foto: Cor Vos

21.01.2024  |  (rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hat im spanischen Benidorm seinen Saisonabschluss gewonnen. Beim 13. und vorletzten Lauf des Weltcups profitierte er zunächst von einem Sturz von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), als er bereits wie der sichere Sieger aussah, machte er aber seinerseits das Rennen mit einem Crash noch mal spannend. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) konnte van Aert jedoch nicht mehr überholen und wurde Zweiter. Den Kampf um Platz drei gewann Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) vor Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal), der seine Weltcupführung ausbaute. Van der Poel erreichte das Ziel als Fünfter.

Ein Jahr und zwei Wochen ist es her, dass van Aert seinen großen Widersacher van der Poel zum letzten Mal im Querfeldein schlagen konnte. In Benidorm kamen beide schlecht ins Rennen – und letztendlich gingen beide einmal zu Boden. Bei van Aert geschah dies kurz vor dem Ziel, als er beim Aufspringen auf sein Rad den Sattel von hinten mit dem Bein traf und diesen von der Stange katapultierte. “Das Handgelenk tut mir jetzt etwas weh. Aber das sollte heute so sein, meine Mutter hat sich gestern das Handgelenk gebrochen. Sie und mein Vater haben am 13. Juli geheiratet. Meine Startnummer war heute auch die 13. Das musste einfach mein Tag werden“, erzählte der Flame im Zielinterview.

“Ich hatte heute Pech, aber habe nie aufgegeben“, blickte van Aert zurück. Neben dem schlechten Ende lief auch der Start nicht nach Wunsch, denn dort kam er nicht in sein Pedal, wodurch er viele Plätze verlor. Mit dem Pech war er aber nicht allein. “Mathieu ging es ähnlich. Schade, dass er deswegen nicht in den Kampf eingreifen konnte. Aber als er im Finale stürzte, musste ich noch immer die anderen hinter mit lassen“, resümierte der Visma-Profi. Als van der Poel in der vorletzten Runde crashte, waren zehn Fahrer an der Spitze, wobei der Weltmeister einen außerordentlich starken Eindruck hinterließ.

Der kommentierte sein Pech im Ziel gelassen: “Lieber jetzt als später“, meinte er. “Ich hatte nicht mehr die frischesten Beine. Gewinnen wäre noch möglich gewesen, aber es wäre schwierig geworden“, befand er im Interview. Zuvor hatte er an der schwersten Stelle des Parcours mehrmals beeindruckend angegriffen. Seine Siegchancen büßte er durch einen Sturz ein. “Ich habe einen Pfahl berührt. Ich dachte, er sei etwas weicher. War er aber nicht. Plötzlich lag ich am Boden und wusste, dass das Rennen vorbei ist“, beschrieb er die entscheidende Szene. “Meine Schulter schmerzt etwas, aber es ist okay“, fasste er seine Verletzungen zusammen.

Seiner gerissenen Siegesserie - saisonübergreifend fuhr er 13-mal in Folge als Erster über den Zielstrich - trauerte er nicht hinterher. “Irgendwann musste sie reißen und in Benidorm ist es enorm schwer zu gewinnen“, so der 29-Jährige, der trotz seiner Antritte nie alle Verfolger abschütteln konnte.

Marcel Meisen (Stevens) war der einzige deutsche Fahrer im Feld. Das erste Rennen in seinem zurückeroberten Meistertrikot lief allerdings nicht nach Wunsch. Meisen kam zwar gut aus den Startblöcken, kam aber in der ersten Kurve mit der Absperrung in Berührung und verlor dadurch viele Positionen. Einige Plätze konnte der Stolberger im Finale noch gutmachen, wodurch er das Ziel als 30. erreichte. Kevin Kuhn (Charles Liegeois Roastery) wurde als bester Schweizer 17.

Iserbyt baute seinen Vorsprung von 25 Punkten auf deren 34 aus. Neuer Zweiter ist der Tagesdreizehnte Joris Nieuwenhuis (Baloise – Trekt Lions), der drei Plätze vor seinem Teamkollegen Pim Ronhaar ins Ziel kam. Der rutschte auf den vierten Gesamtrang ab und musste noch seinem Mannschaftsgefährten Lars van der Haar, der in Benidorm Siebter wurde, den Vortritt lassen. Der letzte Weltcup-Lauf des Jahres findet am 28. Januar in Hoogerheide statt.

So lief der Weltcup in Benidorm:

Van Aert kam beim Start nicht ins Pedal und gab so viele Positionen ab. Als 25. bog er ins Gelände sein. In der zweiten Kurve fiel van der Poel noch drei Plätze hinter den Belgier zurück, nachdem er mit Kettenproblemen vom Rad musste. 23 Athleten kamen aufgereiht zur ersten Zielpassage, van Aert, van der Poel und der schlecht gestartete Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) waren dabei.

Kurz vor Erreichen des dritten von neun Umläufen übernahm van Aert erstmals die Spitzenposition. Siebzehn Fahrer folgten in seinem Windschatten, van der Poel behielt weiterhin die Ruhe und lag nun auf Rang zehn. Als van Aert auf der ansteigenden Asphaltpassage voll durchzog und die Gruppe teilte, wurde van der Poel wach. Er trat an und flog im Slalom an fünf Konkurrenten vorbei. Die acht Sekunden Rückstand auf die vier Spitzenreiter hatte er im Nu zugesprintet. Das Quintett erreichte die fünfte Runde elf Sekunden vor den von Pidcock angeführten Verfolgern.

Pim Ronhaar (Baloise – Trek Lions) und Iserbyt mussten wenig später vorn die Segel streichen. Kurz danach setzte sich der Weltmeister erstmals an die Spitze des Rennens. Seiner Tempoverschärfung auf der ansteigenden Asphaltpassage fiel Nys zum Opfer, sodass die beiden Topstars der Szene allein waren. Van Aert waren die Strapazen allerdings bereits deutlich anzusehen.

Im fünften Umlauf fiel Nys von den Kameras unbeobachtet plötzlich zurück. Erste Verfolger waren nun Pidcock und Vanthourenhout mit neun Sekunden Rückstand. Nachdem van der Poel auf der Asphaltpassage zweimal imponiert hatte, unternahmen die beiden Führenden jetzt fast Stehversuche, sodass das Verfolgerduo herankam.

Im sechsten Umlauf machte van der Poel an seiner Passage wieder ernst. Van Aert konnte sein Hinterrad halten, Vanthourenhout verlor drei, Pidcock – der kurz davor sein Rad gewechselt hatte - deren sechs Sekunden. Die beiden Abgehängten durften anschließend erneut herankommen. Nun kam die Ruhe vor dem Sturm, was dazu führte, dass Nys, Iserbyt, Toon Vandebosch (Crelan – Corendon), Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions), Felipe Orts und Clement Venturini (Arkea – B&B Hotels) ihren Rückstand von 20 Sekunden in kurzer Zeit zufuhren.

So gingen zehn Athleten Rad an Rad auf die letzten beiden Runden. Einige Minuten später stürzte van der Poel kurz nach dem Sand außerhalb der Sicht der Kameras. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging er als Zehnter zurück ins Rennen. Van Aert roch seine Chance und griff an der ansteigenden Asphaltpassage an. Seine Attacke konnte nur Vanthourenhout folgen, während der Weltmeister 20 Sekunden zurücklag. Die Glocke hörten die beiden Belgier an der Spitze elf Sekunden vor den Verfolgern, van der Poel lag 23 Sekunden hinten.

An der ansteigenden Gerade suchte van Aert die Entscheidung. Er attackierte vom Hinterrad des Europameisters und gab diesem vier Sekunden mit. Van der Poel kämpfte sich derweil zurück in die Verfolgergruppe. Van Aert vergrößerte seinen Vorsprung auf seinen Verfolger und fuhr dem Sieg entgegen. Doch nach den Balken sprang er hinter seinen Sattel und stürzte. Ohne Sattel setzte er das Rennen fort. Vanthourenhout kam an seinen Landsmann heran, aber auf den letzten Metern nicht mehr an diesem vorbei. Nys entschied den kampf um den dritten Platz für sich.

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