RSNplus7 Fragen an Paris-Roubaix

Ist ein Solo wieder der Schlüssel und wie agiert Jumbo - Visma?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Ist ein Solo wieder der Schlüssel und wie agiert Jumbo - Visma?"
Das Peloton beim 119. Paris-Roubaix 2022 im Wald von Arenberg. | Foto: Cor Vos

09.04.2023  |  (rsn) – Die Königin der Klassiker gibt sich die Ehre: Das Oster-Wochenende steht ganz im Zeichen von Paris-Roubaix. Am Samstag werden die Frauen zum dritten Mal durch die sogenannte Hölle des Nordens rauschen, bevor am Sonntag die 120. Auflage des großen Kopfsteinpflaster-Klassikers für die Männer auf dem Programm steht.

Während es im Verlauf der Woche in Nordfrankreich immer wieder regnete, ist für beide Rennen kein Niederschlag mehr angesagt und es dürfte zwei weitgehend trockene Rennen geben. Das Wetter spielt in diesem Jahr daher eine eher untergeordnete Rolle, da auch kein allzu starker Wind vorhergesagt wurde. Doch an interessanten Themen mangelt es für den Weg zum Velodrome von Roubaix trotzdem nicht.

radsport-news.com hat sieben Fragen herausgearbeitet, die Paris-Roubaix beantworten soll: ___STEADY_PAYWALL___

1. Schafft SD Worx endlich den Roubaix-Sieg?

Das seit Jahren beste Team im Frauen-Radsport hat in Roubaix bisher einen Makel: Die Königin der Klassiker konnte die Mannschaft von Manager Danny Stam bislang nicht gewinnen. Sowohl bei der Premiere im Oktober 2021 als auch im vergangenen Jahr jubelte Trek – Segafredo – erst mit Lizzie Deignan, dann mit Elisa Longo Borghini. Im Frühjahr 2023 aber schien SD Worx bislang nahezu unschlagbar.

Lotte Kopecky (SD Worx) ist als Vorjahreszweite nach ihrem Flandern-Sieg die Top-Favoritin bei den Frauen. | Foto: Cor Vos

"Nur ein Sieg ist gut genug für uns. Wenn wir das nicht schaffen, werde ich anschließend enttäuscht sein", machte Lotte Kopecky im Vorfeld daher klar. Die Belgierin, die am vergangenen Sonntag erneut die Flandern-Rundfahrt gewann, war im Vorjahr Zweite und verpasste das Double damals nur knapp. Diesmal soll es gelingen und auch wenn Gent-Wevelgem-Siegerin Marlen Reusser fehlt, ist SD Worx erneut bestens aufgestellt.

2. Wie schlägt sich Marianne Vos?

Nahezu alles hat sie in ihrer langen Laufbahn schon gewonnen und eigentlich darf Paris-Roubaix in den Palmares von Marianne Vos (Jumbo – Visma) auch nicht fehlen: Der Parcours liegt der achtmaligen Cross-Weltmeisterin und bei der Premiere vor anderthalb Jahren war sie hinter Deignan bereits Zweite. 2022 galt Vos als Top-Favoritin, bis sie am Morgen des Rennens ihren Start wegen eines positiven Corona-Tests absagen musste.

Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat nicht mehr viele Rechnungen offen – eine in Roubaix aber auf jeden Fall. | Foto: Cor Vos

Doch leider lief auch das Jahr 2023 bislang nicht wie geplant: Mitte Februar musste sie sich an der Beckenarterie operieren lassen, nachdem eine dortige Verengung ihr im Winter immer wieder Probleme bereitet hatte. Erst mit der Trofeo Alfredo Binda stieg Vos am 19. März in die Straßensaison ein. Immerhin wurde sie zehn Tage danach bereits Dritte bei Dwars door Vlaanderen (1.Pro). Ihre Form kann also nicht allzu schlecht sein – aber ist sie gut genug für den Roubaix-Sieg?

3. Bleibt das lange Solo der Schlüssel zum Sieg bei den Frauen?

Als Deignan 2021 zum Sieg in Roubaix stürmte, hatte sie sich schon auf dem allerersten Pavé-Sektor von der Konkurrenz abgesetzt und im Regen ein episches 82-Kilometer-Solo mit dem Sieg gekrönt. Dabei profitierte sie davon, dass in der Verfolgerinnengruppe immer wieder durch Stürze Zeit liegen gelassen wurde.

Lizzie Deignan gewann für Trek - Segafredo 2021 das erste Paris-Roubaix der Frauen. | Foto: Cor Vos

2022 setzte sich Deignans Teamkollegin Longo Borghini 34 Kilometer vor Schluss ab und zog bis ins Velodrome alleine durch. Bislang war ein langes Solo bei Paris-Roubaix Femmes also der Schlüssel zum Sieg. Doch bleibt das auch diesmal so oder sehen die Fans vor Ort erstmals den Sprint einer Kleingruppe im altehrwürdigen Beton-Oval?

4. Gibt es bei den Männern eine echte Ausreißergruppe?

96 Kilometer dauert es, bis im Rennen der Männer am Sonntag der erste Kopfsteinpflaster-Sektor erreicht wird. In der Geschichte des Rennens setzte sich in der Anfangsphase meist eine auf den ersten Blick ungefährliche Gruppe aus dem Peloton ab, aus der heraus einzelne Fahrer dann aber doch sehr weit kamen – mit dem Sieg von Matthew Hayman (Orica – GreenEdge) 2016 als Krönung.

Matthew Hayman (Orica – GreenEdge) gewann 2016 sensationell: Er war Teil einer frühen Gruppe und hielt sich im Finale bei den Top-Favoriten, um dann Tom Boonen zu schlagen. | Foto: Cor Vos

In den vergangenen Jahren aber hatten es frühe Ausreißer immer schwerer, weil das Peloton schon in den ersten zwei Rennstunden Vollgas fuhr und kaum jemanden weit weg ließ. Dieser Trend bestätigte sich auch bei der Flandern-Rundfahrt am vergangenen Sonntag wieder. Deshalb stellt sich die Frage: Gibt es diesmal überhaupt eine solche Gruppe oder sind auf dem Pavé von Beginn an die Favoriten vorne?

5. Macht sich die Pause für Ganna und De Lie bezahlt?

Während Roubaix-Titelverteidiger Dylan van Baarle (Jumbo – Visma) bei der Flandern-Rundfahrt am vergangenen Wochenende krankheitsbedingt fehlte, ließen mit Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) und Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) zwei Mann, die für Roubaix zum Favoritenkreis zählen, die Ronde ganz bewusst aus, um sich auf den Ostersonntag zu konzentrieren.

Ausgeruht nach Compiegne? Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) verzichtete auf die Flandern-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

Ganna beispielsweise besichtigte die Strecke von Paris-Roubaix sogar schon vor einer Woche, als sich alle anderen Augen noch in Richtung Oude Kwaremont, Koppenberg & Co. richteten, um dann noch einmal in die Heimat zu fliegen und sich dort in aller Ruhe vorzubereiten. Er und der belgische Lotto-Youngster De Lie dürften daher so ausgeruht zum Start in Compiegne kommen wie kaum ein anderer unter den Top-10-Kandidaten. Die Frage ist: Hat sich das gelohnt und springt daher nun der große Erfolg für sie heraus?

6. Kann Jumbo – Visma das Männerrennen diktieren?

Die Gelb-Schwarzen waren das Team des Frühjahrs: Jumbo – Visma dominierte die flämischen Klassiker und gewann ein Rennen nach dem anderen. Doch ausgerechnet beim großen Highlight Flandern-Rundfahrt verpasste man das Podium, Wout van Aert wurde in Oudenaarde nur Vierter. Dass sich die Über-Mannschaft des Frühjahrs bei der Ronde die Butter vom Brot nehmen ließ, lag – so analysierten wir danach – wohl auch daran, dass Jumbo - Visma dort nie in die Situation kam, den Ton so anzugeben, wie bei den anderen Rennen zuvor. Das Team reagierte mehr, als es agierte.

Wout van Aert (links) und sein Team Jumbo – Visma bei der sehr Streckenbesichtigung am Donnerstag. | Foto: Cor Vos

Deshalb stellt sich vor dem dritten Monument der Saison nun die Frage, ob man daraus gelernt hat und bei Paris-Roubaix wieder in die Rolle der das Geschehen bestimmenden Mannschaft zurückkehren kann, indem man gefährliche Fahrer früh in die Offensive schickt, so dass Kapitän van Aert am Ende nicht auf sich allein gestellt ist.

7. Landet ein Deutschsprachiger den großen Coup?

Acht Jahre ist es inzwischen her, dass John Degenkolb im Velodrome die Arme in die Höhe riss und für Giant – Alpecin das damalige Paris-Roubaix gewann. Zuvor hatte das 119 Jahre kein Deutscher geschafft. Ein Österreicher stand bei der Königin der Klassiker noch nie ganz oben auf dem Podest und mit Francois Faber gelang das 1913 auch nur einmal einem Luxemburger. Die Schweiz bringt es dank Heiri Suter (1923) und Fabian Cancellara (2006, 2010 & 2013) auf vier Roubaix-Siege.

Stefan Küng (Groupama – FDJ, Mitte) gehört zum Favoritenkreis für das 120. Paris-Roubaix. | Foto: Cor Vos

Bei der 120. Austragung nun steht gleich eine ganze Reihe deutschsprachiger Fahrer am Start, die von diesem großen Coup träumen. Der Schweizer Stefan Küng (Groupama – FDJ) gehört als Vorjahresdritter sogar zum engsten Favoritenkreis. Doch auch Silvan Dillier (Alpecin – Deceuninck) war 2018 bereits Zweiter im Velodrome – und Nils Politt (Bora – hansgrohe) gelang dasselbe ein Jahr später. Neben ihnen gelten auch Max Walscheid (Cofidis), Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) und Degenkolb (DSM) sowie Marco Haller (Bora – hansgrohe) als Top-10-Kandidaten, da sie alle ein starkes Frühjahr hinter sich haben.

Kann einer von ihnen dafür sorgen, dass auf dem Podium im Velodrome Deutsch gesprochen wird?

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.04.2024Pedersen: “Ich bin wieder bei 100 Prozent“

(rsn) – Es ist das Highlight der Frühjahresklassiker, das Rennen über die Pflastersteine von Paris nach Roubaix. 260 schwere Kilometer warten am Sonntag und die große Frage ist, ob Alpecin – De

27.03.2024Van Aert erleidet beim Dwars-Crash multiple Brüche

(rsn) – Die Ronde van Vlaanderen wird am Sonntag ohne ihren großen Lokalmatador Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) über die Bühne gehen. Der 29-jährige Belgier war am Mittwoch bei Dwars doo

11.04.2023Van Baarles Frühjahr endet schmerzhaft auf dem Roubaix-Pavé

(rsn) – Mit seinem Triumph beim Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) feierte Dylan van Baarle einen perfekten Einstand bei seinem neuen Team Jumbo – Visma. Doch in der dann folgenden Klassikerkampagne li

11.04.2023Sagan zieht sich bei Roubaix-Sturz Gehirnerschütterung zu

(rsn) – Bereits auf dem zweiten der 29 Sektoren war am Ostersonntag Peter Sagans neuntes und letztes Paris-Roubaix (1.UWT) rund 150 Kilometer vor dem Ziel beendet. Der Gewinner der Ausgabe von 2018

11.04.2023Lefevere: “Als würde jemand mit uns Voodoo spielen“

(rsn) – Das Team Soudal Quick-Step gehört mit 16 Tagessiegen und zwei Klassementerfolgen zu den besten Mannschaften des Frühjahrs. Doch ausgerechnet bei den Paraderennen Flandern-Rundfahrt (1.UWT)

10.04.2023Bora - hansgrohe bei Paris-Roubaix weit hinter den Erwartungen

(rsn) – Während John Degenkolb (DSM) und Max Walscheid (Cofidis) mit ihren Plätzen sieben und acht bei Paris-Roubaix die deutschen Farben hochhielten, blieb das einzige WorldTeam aus der Bundesrep

10.04.2023Degenkolb stellt klar: “Es war ein Rennunfall“

(rsn) – Paris-Roubaix (1.UWT) endete für John Degenkolb mit Platz sieben nicht so gut wie erhofft– und tragisch. Der DSM-Kapitän gehörte 18 Kilometer vor dem Ziel noch zur Spitzengruppe mit all

10.04.2023Starke Teamleistung half van der Poel in Roubaix

(rsn) – Er war der große Favorit. Am Ende erfüllte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) die Erwartungen als Sieger auf dem Podium von Paris-Roubaix. Dank der perfekten Vorarbeit seiner Te

10.04.2023Sieben Antworten von Paris-Roubaix

(rsn) – Das Oster-Wochenende stand ganz im Zeichen von Paris-Roubaix. Die 3. Auflage des Frauenrennens endete mit einem Sensationspodium, auch deshalb, weil die Favoritinnen bei ihrer Aufholjagd dur

10.04.2023Rex: “Van der Poels Tempo hat mich gekillt“

(rsn) - Laurenz Rex (Intermarché - Circus - Wanty) gehört zu einer Minderheit von rund 60.000 deutschsprachigen Belgiern . Der im hessischen Marburg geborene Rex lebt in Raeren nahe der deutschen

09.04.2023Degenkolb stürzt, weil van der Poel durch die Lücke drängt

(rsn) - Im Bruchteil einer Sekunde platzte der Traum von John Degenkolb (DSM) auf den zweiten Sieg bei Paris-Roubaix nach 2015. Sein Rad rutschte 18 Kilometer vor dem Ziel zur Seite weg und der Oberur

09.04.2023Walscheid erreicht in Roubaix ein Lebensziel

(rsn) - Bei der verregneten Ausgabe von Paris-Roubaix 2021, die aufgrund der Corona-Pandemie damals im Oktober stattfand, landete Max Walscheid (Cofidis) auf dem 12. Rang. Dieses Ergebnis konnte er nu

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025Tour of Britain Women im Rückblick: Die letzten 10 Jahre

(rsn) - Die Tour of Britain Women zählt zu den prestigeträchtigen Rundfahrten des internationalen Rennkalenders. Erstmals 2014 ausgetragen, stieg das Rennen 2016 in die Women´s World Tour auf. RSN

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Mercan Tour Classic (1.1, FRA)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)