RSNplusVorschau auf Omloop und Het Hageland

Sechs Fragen zum Openingsweekend der Frauen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Sechs Fragen zum Openingsweekend der Frauen"
2022 machten Annemiek van Vleuten (Movistar, links) und Demi Vollering (SD Worx, rechts) den Sieg beim Omloop Het Nieuwsblad in Ninove unter sich aus. | Foto: Cor Vos

25.02.2023  |  (rsn) – Wie für die Männer, so beginnt auch für die Frauen am Wochenende mit dem Openingsweekend die flämische Klassikersaison. Dabei gehört der Omloop Het Nieuwsblad (1.UWT) erstmals zur Women's WorldTour, während der Omloop van het Hageland (1.1) in Tielt-Winge am Sonntag niedriger eingestuft ist. Trotzdem stehen auch dort viele große Namen am Start.

Am Samstag haben die Frauen auf 132 Kilometern acht Anstiege zu bewältigen, wobei das Finale mit der Muur van Geraardsbergen und dem Bosberg identisch zu dem der Männer sein wird. Eröffnet wird das Rennen früh durch den langen Kopfsteinpflastersektor Lange Munte nach knapp 30 Kilometern, doch erst in der zweiten Rennhälfte warten ab Oudenaarde die wahren Schwierigkeiten. Von dort an geht es ständig auf und ab über Edelareberg, Wolvenberg die Kopfsteinpflastersektoren Jagerij, Kaperij und Haaghoek sowie die weiteren Anstiege Molenberg, Leberg, Berendries und schließlich die Muur sowie den Bosberg.

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Das Streckenprofil des Omloop Het Nieuwsblad der Frauen. | Foto: Flanders Classics

Beim Omloop van het Hageland stehen auf 124 Kilometern sieben Hellinge sowie vier Kopfsteinpflastersektoren an. Hier ist das Finale hügeliger als in Kuurne bei den Männern, mit dem Roeselberg zehn Kilometer vor Schluss und danach noch fünf Kilometern auf und ab. Trotzdem gilt bei den Frauen wie den Männern, dass der Sonntag eher den Sprinterinnen entgegenkommt als der Samstag.

radsport-news.com hat sich mit den wichtigsten Themen vor dem Openingsweekend befasst.

Drückt Van Vleuten der Saison gleich ihren Stempel auf?
Annemiek van Vleuten (Movistar) hat in Ninove schon zweimal gewonnen: 2020 und 2022. Und die Niederländerin wird auch diesmal wieder darauf brennen, beim Openingsweekend zu glänzen. Prestigeträchtige Events sind schließlich die Leidenschaft der 40-jährigen Weltmeisterin. Auch wenn sie bei ihrem Saisondebüt in Spanien bei der Valencia-Rundfahrt geschlagen wurde, ist van Vleuten daher die Top-Favoritin für Samstag – zumal sie bei Movistar für schwere Klassiker inzwischen ein extrem starkes Team um sich hat: Liane Lippert, Emma Bjerg, Floortje Mackaij oder auch Arlenis Sierra ist im passenden Szenario  ebenfalls der Sieg zuzutrauen.

Wie schlägt sich Zoe Bäckstedt beim WorldTour-Debüt?

Zoe Bäckstedt ist in Wollongong im September Doppel-Weltmeisterin der Juniorinnen im Straßenrennen und Einzelzeitfahren geworden. | Foto: Cor Vos

Bei den Juniorinnen war sie zwei Jahre lang die absolut dominierende Fahrerin, wurde 2021 und 2022 überlegen Weltmeisterin und hatte kaum Konkurrenz. Nun startet Zoe Bäckstedt in Gent am Samstag erstmals in ein WorldTour-Rennen und wird dabei gleich auch Co-Leaderin ihres Teams EF Education – Tibco – SVB neben Alison Jackson sein. Wie gewohnt allein an der Spitze zum Solo-Sieg zu fahren, wird Bäckstedt in Ninove sicher nicht gelingen. Doch wer, wenn nicht sie könnte den riesigen Sprung von den Juniorinnen in die erweiterte WorldTour-Spitze auf Anhieb schaffen?

Wie klappt die Rollenverteilung bei SD Worx?

Europameisterin Lorena Wiebes (Bildmitte) gewann bei der UAE Tour eine Etappe im Sprint, wurde zweimal aber von Charlotte Kool (DSM) geschlagen. | Foto: Cor Vos

Das Frauenradsport-Superteam hat mit der Ankunft von Lorena Wiebes ein kleines Luxusproblem hinzubekommen: Die Niederländerin und die Belgerin Lotte Kopecky sind beide Top-Sprinterinnen und auch bei den Klassikern stark. Am Samstag nun fahren sie, nachdem Wiebes bereits die UAE Tour bestritten hat, erstmals gemeinsam ein Rennen und die Frage stellt sich: Wie sehr wird sich Wiebes unterordnen, in den Dienst des Teams stellen und die belgische Lokalmatadorin Kopecky unterstützen?

Interessant dabei: Auf der vorläufigen Startliste für Hageland am Sonntag fehlt Kopecky, so dass Wiebes dort freie Fahrt hat – Anreiz genug, um am Samstag eine waschechte Helferin zu sein?

Kann Cavalli ihre Ängste bezwingen?

Marta Cavalli hat, seit sie bei der Tour de France von Nicole Frain umgefahren wurde, Probleme, sich im Peloton zu bewegen. | Foto: Cor Vos

Marta Cavalli (FDJ Suez) war der Shooting-Star der ersten Saisonhälfte 2022. Die Italienerin gewann das Amstel Gold Race sowie den Flèche Wallonne und wurde Zweite des Giro d'Italia, bevor ein schrecklicher Unfall bei der Tour de France sie auf der 2. Etappe schon aus dem Rennen nahm. Körperlich hat sie sich davon relativ schnell erholt, doch mental noch immer nicht ganz. Das gab Cavalli gegenüber radsport-news.com vor der UAE Tour bereits zu und es zeigte sich dann drastisch, als sie in der Wüste immer dann in Probleme geriet, wenn der Positionskampf an der Windkante begann.

Nun geht es für das 24-jährige Leichtgewicht auf den engen flämischen Straßen weiter, wo ihr Team in Bestbesetzung antritt – mit Cecilie Uttrup Ludwig, Tour-Down-Under-Siegerin Grace Brown und Cadel-Evans-Race-Gewinnerin Loes Adegeest, die am vergangenen Wochenende auch ihren Titel als eSports-Weltmeisterin auf Zwift verteidigt hat.

Wie eng beieinander ist das Peloton 2023?

Das Peloton bei der UAE Tour Women: Der Frauenradsport wird immer ausgeglichener. | Foto: Cor Vos

Die Entwicklung des Frauen-Radsports zeigt seit Einführung der Women's WorldTour und besonders auch seit Einführung von Minimalgehältern für die WorldTour-Rennställe steil nach oben: Gerade im Frühjahr 2022 trugen die Maßnahmen der letzten Jahre deutlich sichtbar Früchte. Die Dominanz einiger weniger Fahrerinnen nahm ab und immer mehr Frauen rückten bei den großen Rennen in den Fokus.

Zum Auftakt der Saison 2023 setzte sich das nun in Australien und den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits fort, als die bisherige Sprint-Überfliegerin Wiebes zum Beispiel zweimal von ihrer früheren Anfahrerin Charlotte Kool (DSM) bezwungen wurde oder bei der Bergankunft am Jebel Hafeet Youngster wie Gaia Realini (Trek – Segafredo) oder Esmée Peperkamp (DSM) mit Stars wie Elisa Longo Borghini (Trek – Segafredo) und Silvia Persico (UAE Team ADQ) mitfuhren. Deshalb wird auch beim Klassikerauftakt sehr spannend, ob sich der Trend hin zu einer immer größeren Leistungsdichte fortsetzt.

Was geht für Maxx Solar – Rose beim Debüt als UCI-Team?

Vor kurzem noch im Trainingslager auf Mallorca, jetzt erstmals beim Openingsweekend: Team Maxx Solar – Rose. | Foto: Christian Müller / Maxx Solar – Rose

Im Winter ist aus dem nationalen Bundesliga-Team Maxx Solar – Lindig ein bei der UCI lizenziertes Continental Women Team geworden: Maxx Solar – Rose. Weiterhin unter der Leitung von Christian Müller sollen die 14 Fahrerinnen des Kaders – elf Deutsche, eine Österreicherin, eine Schweizerin und eine Französin – dadurch mehr Möglichkeiten bekommen, sich im internationalen Peloton zu messen und zu entwickeln. Mit dem Omloop van het Hageland startet Müllers Team am Sonntag nun in die neue Saison und geht hochmotiviert an den Start.

"Die Erfüllung eines Traums" sei das nicht nur für ihn als Teamchef, sondern auch für seine Fahrerinnen, erklärte Müller radsport-news.com am Freitag vor der Abreise in Richtung Belgien. Es wird spannend, wie sich Katharina Fox, Lydia Ventker, Michelle Stark, Fabienne Jährig, Amelie Hild und Leila Gschwentner bei ihrem ersten echten flämischen Klassiker auf schmalen, winkligen Straßen schlagen.

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