Interview mit dem Teamchef von rad-net Oßwald

Werner: “Wir müssen nur Kleinigkeiten anpassen“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Werner: “Wir müssen nur Kleinigkeiten anpassen“"
Jörg Werner (rad-net Oßwald, rechts)) | Foto: Team rad-net Oßwald

09.02.2023  |  (rsn) - Wie fällt die Bilanz 2022 aus, was hat sich im Winter im Team geändert und was ist für die neue Saison geplant? Auch in diesem Jahr hat sich radsport-news.com bei den mittlerweile neun deutschen Kontinental-Mannschaften umgehört. Im vierten Teil antwortet Jörg Werner, der neue Teamchef von rad-net Oßwald, auf unsere Fragen. 

Neun Jahre nach dem Ende des Thüringer Energie Teams kehren Sie als Teamchef in den Kontinental-Bereich zurück. Was waren Ihre Beweggründe für diesen Schritt?
Werner: Ich habe ja 2014 nicht ausgeschlossen zurückzukommen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, um mit einem jungen Team erfolgreich arbeiten zu können und entsprechenden finanziellen Rückhalt zu haben. Das war jetzt der Fall und ich hatte große Lust auf dieses Projekt.

Warum war das rad-net-Team die aus Ihrer Sicht richtige Wahl? Sich etwas Eigenes aufzubauen war keine Option?
Werner: Doch, das war die erste Idee. Wir, und damit meine ich vor allem Günter Oßwald, Tony Martin (steht in beratender Funktion zur Seite, d. Red) und mich, haben schnell gemerkt, dass es völlig veränderte Rahmenbedingungen im Vergleich zu 2014 sind. Daher haben wir uns für die Option einer Kooperation entschieden. Das Team rad-net hat dann die besten Optionen für alle Beteiligten geboten.

Sie haben sich sicherlich auch mit den Leistungen und Ergebnissen des Teams im Jahr 2022 beschäftigt. Was lief aus Ihrer Sicht schon gut, wo wollen Sie die Hebel ansetzen, um das Team weiter nach vorne zu bringen?
Werner: Ich glaube, dass das Team seit Bestehen immer ein perfektes Rennprogramm geboten hat, um junge Fahrer zu entwickeln und auf den nächsten Schritt vorzubereiten. Daher sind es sportlich sicher nur Kleinigkeiten, die wir anpassen müssen. Kommunikation und Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind dabei immer wichtige Schlüssel.

Mehr als die Hälfte der Fahrer ist neu im Aufgebot. Worauf haben Sie bei der Zusammenstellung besonders geachtet? Und in welche Richtung soll sich das Team entwickeln?
Werner: Der Fokus wird weiterhin auf Straße und Bahn liegen. Unsere Bahnfahrer sollen sich aber auch auf der Straße entwickeln und anbieten. Wir haben generell Jungs gesucht, die auch menschlich zusammenpassen. Unser Ziel ist es aber selbstverständlich, mit den sportlich Besten zusammenzuarbeiten. Aber eben nicht um jeden Preis.

Team rad-net ist bekannt dafür, die besten deutschen Bahnfahrer in seinem Aufgebot zu haben und dazu eine Straßenfraktion, die auch schon den einen oder anderen WorldTour-Profi hervorgebracht hat. Wie wird das Zusammenspiel zwischen Straßen- und Bahnfahrern 2023 aussehen - wird es getrennte Programme geben?
Werner: Wir wollen keine getrennten Programme. Jeder Fahrer soll nach seinen Fähigkeiten und mit klaren sportlichen Zielen eingesetzt werden. Dabei gilt es aber, gerade bei den jungen Fahrern, die Belastung gut zu steuern.

Mit Roger Kluge ist Ihnen eine namhafte Verpflichtung gelungen. Wird er ein volles Straßenprogramm absolvieren oder mit der Bahnfraktion unterwegs sein und dann eher dosiert auf der Straße zum Einsatz kommen?
Werner: Rogers Ziel ist es, 2024 in Paris nochmal um eine Olympiamedaille zu kämpfen. Dabei wollen wir ihn bestmöglich unterstützen. Erstes Ziel ist es dabei, die Qualifikation für Paris zu schaffen. Daher wird er zum Beginn des Jahres die Nation Cups auf der Bahn fahren und danach dann in das Straßenprogramm wechseln.

Wann und wo wird das Team rad-net Oßwald in die Saison einsteigen?
Werner: Wir fahren im Februar ein paar kleinere Rennen auf Mallorca. Richtig los geht es dann im März in Kroatien.

Welche Rennen werden die Highlights sein?
Werner: Jeder Fahrer wird eigene Highlights bekommen. Wenn wir als Team erfolgreich bei der U23-DM im Straßenrennen und Zeitfahren sind, wäre das für die junge Mannschaft ein schöner Erfolg. Bei internationalen U23-Rennen wollen wir aber auch ein Wörtchen mitsprechen. Aber auch die Rad-Bundesliga ist für die jungen Fahrer ein schönes Ziel. Und natürlich wollen wir als Team bei der Deutschland Tour am Start stehen.

Welche sportlichen Ziele hat das Team für 2023 und wer soll für die Ergebnisse zuständig sein?
Werner: Die Mannschaft ist sehr jung und wir werden sehen, wer im Winter gut gearbeitet hat und wie sich die Saison entwickelt. Wenn wir mit einem klaren Plan in die Rennen gehen und als Team gut zusammenarbeiten, bietet unser Rennkalender genügend Möglichkeiten, im Saisonverlauf allen im Team die Chance zu geben, Ergebnisse einzufahren.

Das Thüringer Energie Team hat zahlreiche Top-Profis hervorgebracht. Bei rad-net sind Sie jetzt erst wenige Wochen im Amt. Haben Sie bei dem einen oder anderen Fahrer zumindest das Gefühl, dass da ein zukünftiger Profi heranwächst?
Werner: Ich habe vor allem das Gefühl, dass wir eine gute Truppe zusammen haben, die gemeinsam erfolgreich sein kann. Um zukünftig ein erfolgreicher Radprofi zu werden, gehören viele Dinge dazu. Auch neben dem Rad. Wir möchten die Fahrer ein Stück auf dem Weg begleiten und ihnen helfen, den nächsten Schritt mit möglichst viel Selbständigkeit zu gehen.

Bisher war Ralf Grabsch der hauptverantwortliche Sportliche Leiter. Wie wird seine Rolle künftig aussehen und wie wird die Riege der Sportlichen Leiter bei rad-net Oßwald aufgestellt sein?
Werner: Ralf wird weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Teams sein. Aber sein Fokus lag und liegt auf seiner Aufgabe als U23-Bundestrainer. Über den Stützpunkt in Erfurt wird Steffen Uslar das Team als Sportlicher Leiter ergänzen. Ich werde auch versuchen, das eine oder andere Rennen zu machen. Und gerade versuche ich noch Uwe Peschel zu überzeugen, uns im Bereich der Sportlichen Leitung zu unterstützen. Insgesamt stellen wir uns damit deutlich breiter auf als bisher.

Es war in der Vergangenheit oft so, dass die rad-net Straßen-Mannschaft Rennen als U23-Nationalmannschaft bestritt, mit Ralf Grabsch in Doppelfunktion. Wollen Sie hier in Zukunft eine klarere Trennung zwischen KT-Team und Nationalmannschaft oder soll es zumindest noch eine enge Zusammenarbeit geben?
Werner: Die Zusammenarbeit muss es für die Kadersportler ja so oder so geben. Aber selbstverständlich wollen wir unsere Team-Sponsoren und Partner präsentieren. Daher ist es das Ziel, als Team zu fahren.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.02.2025Vieles neu und doch alles beim Alten

Das Team um Lars Wackernagel hat einen schwierigen Winter hinter sich. Nachdem Ende letzten Jahres die Firma P&S Metalltechnik ihren Rückzug als Sponsor verkündete, stand das Team kurzzeitig ohne Ha

19.02.2025Mit neuen Fahrern und professionellerer Struktur

(rsn) - 2024 ging mit MyVelo Pro Cycling ein neues deutsches Kontinental-Team an den Start. Die Eigentümer Fabian Huber und Vincent Augustin sind gleichzeitig Chefs des in Oberkirch im Schwarzwald an

12.02.2025Kontinuierliche Verbesserung und ein Transfercoup

(rsn) - Das Team Storck - Metropol geht 2025 in seine dritte Saison als KT-Rennstall. Nach einem soliden Jahr 2024 hofft man auf weitere Fortschritte und strebt UCI-Siege an. Dafür wurde einer der er

11.02.2025Wichtige Basis: Voller Fokus auf deutsche Fahrerinnen

(rsn) – Nach dem Aus von Maxx-Solar – Rose gibt es nur noch zwei deutsche Frauen-Kontinentalteams und das LKT Team von Manager Steffen Blochwitz ist dabei das einzige richtig eigenständige, da Ca

20.12.2024Nach Aus bei Storck: Clauss wechselt zu griechischem KT-Team

(rsn) – Nachdem er bei Storck – Metropol, für das er die letzten beiden Jahre aktiv war, keinen neuen Vertrag mehr bekam, hat sich Marc Clauss gegen ein Karriereende und stattdessen für ein kle

18.12.2024Trotz vieler Krankheitsphasen stark in Portugal

(rsn) – Die Titelverteidigung bei der Portugal-Rundfahrt (2.1) gelang zwar nicht. Doch auch mit dem zweiten Platz in der Gesamtwertung konnte Colin Stüssi (Vorarlberg) zufrieden sein, zumal er sich

15.12.2024Ab Saisonmitte gezielt auf den WM-Titel hingearbeitet

(rsn) – Deutscher U23-Meister, Weltmeister der U23, EM-Zweiter der U23 und dazu ein Profivertrag bei Visma – Lease a Bike: Niklas Behrens (Lidl – Trek Future Racing) kann auf eine Traumsaison zu

10.12.2024Neuorientierung nach der stärksten KT-Saison

(rsn) – In seinem siebten Kontinental-Jahr konnte Lukas Rüegg (Vorarlberg) seine bisher besten Ergebnisse einfahren. Bei zwei Rundfahrten schnupperte er jeweils am Gesamt- und Etappensieg, dazu gew

09.12.2024Mit 26 ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht

(rsn) – In seiner zweiten Straßensaison hat der aus dem Mountainbike stammende Vinzent Dorn (Bike Aid) noch mal eine Schippe draufgelegt und nicht nur mehrere UCI-Wertungstrikots gewonnen, sondern

08.12.2024Nach starker Saison wieder Opfer einer Teamschließung

(rsn) – Mit zwölf Top-Ten-Ergebnissen bei internationalen UCI-Rennen, Bronze bei der Zeitfahr-DM und Silber bei der WM in der Mixed-Staffel kann Miguel Heidemann (Felt – Felbermayr) auf seine be

07.12.2024Drei Siege und trotzdem ein Jahr zum Vergessen

(rsn) – Mit großen Ambitionen ging Felix Ritzinger (Felt – Felbermayr) in das Jahr 2024, wollte er sich doch auf der Bahn für die Olympischen Spiele und mit seinem Kontinentalteam für größere

07.12.2024Erfolgreich auf den ersten UCI-Sieg hingearbeitet

(rsn) – Nach fast acht Jahren Abstinenz kehrte Oliver Mattheis bei Bike Aid in den Kontinental-Radsport zurück. Nach zwei Saisons kann man von einem durchaus erfolgreichen Comeback sprechen, denn

Weitere Radsportnachrichten

22.02.2025Thomas ins Management von Ineos Grenadiers?

(rsn) – Vor wenigen Tagen hat Geraint Thomas sein Karriereende offiziell gemacht. Nach der laufenden Saison ist Schluss. 19 Jahre Profitum sind dann vorbei. In dieser Zeit hat sich der Waliser als Ã

22.02.2025Fretin schlägt Meeus im Sprint und feiert zweiten Saisonsieg

(rsn) – Milan Fretin (Cofidis) hat die 4. Etappe der 51. Volta ao Algarve (2.Pro) für sich entschieden und damit seinen zweiten Saisonsieg nach der Clásica de Almería gefeiert. Der Belgier gewan

22.02.2025Vieles neu und doch alles beim Alten

Das Team um Lars Wackernagel hat einen schwierigen Winter hinter sich. Nachdem Ende letzten Jahres die Firma P&S Metalltechnik ihren Rückzug als Sponsor verkündete, stand das Team kurzzeitig ohne Ha

22.02.2025Scaroni feiert Sieg-Doppelpack in Frankreich

(rsn) – Christian Scaroni (XDS – Astana) hat die 1. Etappe der Tour des Alpes-Maritimes (2.1) gewonnen und damit den zweiten Sieg in zwei Tagen eingefahren. Die 162 Kilometer von Contes nach Gour

22.02.2025Gelangweilter Pogacar “bewundert die Stadt“

(rsn) – “Ein ruhiger Tag im Büro“ ist die Übersetzung einer im englischen Sprachraum gängigen Phrase, wenn es darum, bemüht zu versuchen, Langeweile ein wenig positiver zu umschreiben. Abges

22.02.2025Verfolger verzocken sich: Uriarte feiert in Andalusien ersten Profisieg

(rsn) – Viel Unlust und wenig Ordnung sorgten auf der 4. Etappe der Andalusien-Rundfahrt (2.Pro) für einen Ausreißersieg. Diego Uriarte (Kern – Pharma) war der große Profiteur. Der 23-Jährige

22.02.2025Merlier lässt eingebautem Milan keine Chance

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) hat die 6. Etappe der UAE Tour (2. UWT) über 165 Kilometer vom Abu Dhabi Cycling Club nach Breakwater im Massensprint gewonnen. Der Belgier holte seinen

22.02.2025Groenewegen und Gaviria treten nicht mehr an

(rsn) - Dylan Groenewegen (Jayco - AlUla) tritt nicht mehr zum Start der 6. Etappe der UAE Tour (2. UWT) an. Der Niederländer, der am Vortag in einen der Stürze im Finale verwickelt war, muss darauf

22.02.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

21.02.2025Meeus feiert nach starkem Finale seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Jordi Meeus hat mit einem perfekten Auftritt im Sprintfinale die 3. Etappe der 51. Volta ao Algarve (2.Pro) für sich entschieden und seinem Team Red Bull – Bora – hansgrohe den sechsten

21.02.2025Bardet muss Algarve-Rundfahrt nach Sturz aufgeben

(rsn) – Romain Bardet (Picnic – PostNL) hat die Volta ao Algarve (2.Pro) auf der 3. Etappe vorzeitig verlassen müssen. Der französische Kletterer kam gut 23 Kilometer vor dem Ziel in Tavira zu F

21.02.2025Scaroni krönt starken Saisonstart und stiehlt Franzosen die Show

(rsn) – Christian Scaroni hat dem Team XDS – Astana den ersten Saisonsieg beschert und auch seinen furiosen eigenen Saisonauftakt endlich gekrönt. Der 27-jährige Italiener mit dem markanten Ober

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • UAE Tour (2.UWT, UAE)
  • Radrennen Männer

  • Grand Prix de la Ville d`Alger (1.2, DZA)
  • Tour des Alpes-Maritimes (2.1, FRA)
  • Volta ao Algarve em Bicicleta (2.Pro, POR)
  • Vuelta a Andalucia Ruta (2.Pro, ESP)