RSNplusGruppen verpasst, gearbeitet, gestürzt

Schwarzer Tag für die deutsche WM-Mannschaft

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Schwarzer Tag für die deutsche WM-Mannschaft"
Nikias Arndt war auf Rang 52 bester deutscher Starter des WM-Straßenrennens von Wollongong | Foto: Cor Vos

25.09.2022  |  (rsn) – Zum Abschluss der Titelkämpfe von Wollongong erlebte die deutsche Männer-Nationalmannschaft einen schwarzen Tag. Das sechsköpfige, von Sportdirektor Jens Zemke geleitete Team war ohnehin nicht mit großen Chancen auf eine Spitzenplatzierung gestartet und die Erwartungen durften nicht zu hoch sein. Die Ausbeute nach 266,9 Kilometern blieb trotzdem ernüchternd:

Nikias Arndt fuhr nach 266,9 Kilometern als bester Deutscher 3:08 Minuten hinter Weltmeister Remco Evenepoel als 52. über den Zielstrich – schlechter endete ein Eliterennen bei Weltmeisterschaften für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) seit 1995 nicht mehr. Damals sah in Duitama in Kolumbien keiner der fünf deutschen Starter den Zielstrich.

___STEADY_PAYWALL___

"Es geht mit gemischten Gefühlen nach Hause. Wir haben im Teamzeitfahren die Medaille verpasst und das Straßenrennen lief gegen uns. Wir haben uns sicher mehr erhofft", bilanzierte Arndt nach einem gebrauchten Tag in Australien und Jannik Steimle brachte es auf den Punkt: "Ich denke am Ende war das Rennen zu schwer für uns und der Stärkste hat gewonnen."

Viel Krafteinsatz und die Konkurrenz sagt 'Danke'

Geleistet hatten die deutschen Männer am Sonntag einiges – doch am Ende durfte sich vor allem die Konkurrenz bei ihnen bedanken, dass sie Medaillen gewinnen konnte. Denn das BDR-Sextett verpasste die erste große Selektion am Mount Keira und bezahlte das anschließend mit hartem Arbeitsansatz an der Spitze des Feldes.

Vor dem Start des WM-Straßenrennens von Wollongong war das deutsche Team noch guter Dinge. | Foto: Cor Vos

"Es war superhart. Wir sind am Anfang schon leider ins Defizit geraten. Miguel (Heidemann) war vorne in der großen Gruppe drin, konnte es nach der Hälfte des Berges aber leider nicht halten. Dann mussten wir viel investieren, um die große 30-Mann-Gruppe zurückzuholen. Das hat viel Kraft gekostet", schilderte Arndt das Geschehen nach etwas mehr als einer Rennstunde.

Vor allem Nico Denz, aber auch Heidemann und Steimle fuhren bereits mehr als 200 Kilometer vor dem Ziel eines Rennens, in das man gar keinen Mitfavoriten geschickt hatte, Vollgas von vorne an der Spitze des Hauptfeldes um die Situation zu retten. Die Konkurrenz durfte sich bedanken. Denn die Deutschen  allein sorgten dafür, dass eine frühe große Gruppe um Fahrer wie Tadej Pogacar, Wout Van Aert und Romain Bardet nicht durchkam und das Rennen nicht nach zwei Rennstunden schon vorentschieden war.

Zimmermann stürzt schwer

Denz musste für seinen riesigen Krafteinsatz früh bezahlen und fiel schließlich 110 Kilometer vor Schluss am Mount Pleasant zurück – offensichtlich mit Krämpfen im Bein. Zwei Runden später dann der Supergau: Als in jener bis zu zwölf Prozent steilen Rampe, die den WM-Parcours prägte, die vorentscheidende Selektion um Evenepoel gemacht wurde, befand sich Georg Zimmermann sehr weit hinten im Peloton. Der Augsburger verpasste den Cut und kam beim Versuch vorzurücken, in der Abfahrt dann bei hoher Geschwindigkeit zu Fall.

Zimmermann schlitterte über die Straße und blieb am Bordstein liegen. Nach einigen Minuten fuhr er zwar noch einmal weiter und bekam Unterstützung von Heidemann, doch es war schnell klar: Der größte deutsche Hoffnungsträger auf eine Spitzenplatzierung in einem harten Rennen würde das Ziel nicht erreichen.

Auch Nico Denz war schon früh gefordert, um Attacken der Konkurrenten zu neutralisieren. | Foto: Cor Vos

"Georg war derjenige, der mitfahren sollte, wenn aus dem Feld attackiert wird – und ich sollte eher passiv sein. So hatte ich etwas mehr Druck und es hat an mir gelegen", sagte Arndt. Doch obwohl die Chancen auf eine Top-10-Platzierung nun noch mehr geschmolzen waren, traten die Trikots mit dem schwarz-rot-goldenen Längsstreifen anschließend noch einmal an der Spitze des Feldes sehr prominent in den Fokus.

Deutschland erneut an der Spitze des Feldes

Denn als die vorentscheidende Gruppe um den späteren Weltmeister Evenepoel gut 50 Kilometer vor dem Ziel zwei Minuten Vorsprung auf das Hauptfeld hatte, sprangen hinten erneut die Deutschen in die Bresche und führten nach – mit Jonas Koch und Steimle für ihren Teamkollegen Arndt. Sie hielten den Abstand in Grenzen und reduzierten ihn am Fuß des Mount Pleasant sogar nochmal etwas.

Nur so war es am Ende noch möglich, dass zu diesem Zeitpunkt im Hauptfeld sitzende Fahrer wie Christophe Laporte und Michael Matthews am Ende des Tages zu Silber und Bronze spurteten – in einem Sprint, an dem aber kein Deutscher mehr teilnehmen konnte. "Ich war der letzte Mann, der probiert hat, dabei zu bleiben, um im Sprint etwas zu reißen. Aber die letzten zwei Runden waren ein My zu hart und ich musste leider abreißen lassen", so der 30-jährige Arndt nach einem Tag zum Vergessen für die deutschen Profis.

So ging eine für den BDR insgesamt sehr erfolgreiche Weltmeisterschaft - je eine Gold- und Silbermedaille sowie drei Bronzemedaillen - mit einem negativen Eindruck zu Ende, den die Woche nicht verdient hatte. Doch das war sogar vorhersehbar: Denn Nationaltrainer Zemke konnte bei der Nominierung seines Teams alles andere als aus dem Vollen schöpfen. Gerade die für den Kurs von Wollongong wohl am besten geeigneten Fahrer standen nicht zur Verfügung - teils aus persönlichen Gründen, teils aufgrund fehlender Freigaben ihrer WorldTour-Teams.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.01.2023Pedersen: “Ich wusste, dass Evenepoel allen davonfahren würde“

(rsn) – Nach seinen drei Etappensiegen und dem Gewinn des Grünen Trikots der Vuelta a Espana wurde Mads Pedersen (Trek – Segafredo) auch als einer der Favoriten für die im Anschluss an die Spani

14.12.2022Lefevere: “Remco kann noch besser werden“

(rsn) – Nach einer grandiosen Saison mit dem Triumph bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, dem Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana und dem Gewinn des Regenbogentrikots bei der Straßen-WM in Wollongong ste

13.12.2022Streit im Hotel: Richter hebt Urteil gegen van der Poel auf

(rsn) – Freispruch erster Klasse für Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck): Der Niederländer hat das Berufungsverfahren zu dem Vorfall bei der Straßen-WM in Wollongong gewonnen. Der zustÃ

03.10.2022Il Piccolo Lombardia: Segaert schlägt U23-Weltmeister Fedorov

(rsn) – Als zweiter Belgier nach Harm Vanhoucke (2016) hat Alec Segaert (Lotto Soudal Development) den Il Piccolo Lombardia (1.2.U) gewonnen. Der Vize-Weltmeister im U23-Zeitfahren ließ dabei nach

29.09.2022UCI gesteht Probleme bei der Angabe von Zeitabständen

(rsn) – Peter van den Abeele, Sportdirektor des Radsport-Weltverbandes UCI, hat in einem Gespräch mit Sporza eingeräumt, dass in Sachen Abstandsangaben bei den Straßen-Weltmeisterschaften im aust

28.09.2022WM-Punkte retten BikeExchange im Kampf um die WorldTour

(rsn) – Die Chancen von Lotto Soudal im Kampf um eine WorldTour-Lizenz für die nächsten drei Jahre sind weiter gesunken. Zwar konnte das belgische Team in der vergangenen Woche, in erster Linie

27.09.2022Van der Poel: “Ich hätte das nicht tun sollen“

(rsn) - Mathieu van der Poel und Remco Evenepoel kehrten im selben Flieger von Australien nach Europa zurück. Während der 22-jährige Belgier allerdings am Flughafen in Brüssel als Weltmeister empf

27.09.2022Wird aus Weltmeister Herzog auch ein erfolgreicher Profi?

(rsn) – Am Sonntag endeten die Weltmeisterschaften von Wollongong mit dem Sieg von Remco Evenepoel im Straßenrennen der Männer. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) konnte zufrieden mit fünf Mal Ed

26.09.2022Van der Poel verurteilt und auf der Heimreise

(rsn) – Mathieu van der Poel ist auf dem Weg nach Hause. Das ist für den Niederländer aber auch schon die einzige gute Nachricht am Ende einer katastrophalen WM-Woche in Australien, die ihren Tief

26.09.2022U23-Frauen: “Race-in-Race“ sorgte für Chaos

(rsn) – Durch die Einführung der Mixed Staffel, die im Programm die beiden Teamzeitfahren ersetzte, sank ab 2019 die Anzahl der WM-Wettbewerbe von zwölf auf elf. Bei den Straßen-Weltmeisterschaf

26.09.2022Schmids Medaillentraum platzte auf der Zielgeraden

(rsn) – Für das Schweizer Team endete das WM-Straßenrennen in Wollongong mit zwei Resultaten in den Top 20. Sowohl Mauro Schmid als auch Stefan Küng fanden sich im Finale in jener Gruppe wieder,

25.09.2022Van Aert: “Hat genau so funktioniert wie geplant“

(rsn) - Remco Evenepoel hat sich im australischen Wollongong mit einem beeindruckenden Solo den Weltmeistertitel gesichert. Hinter dem Belgier ging es im Kampf um die weiteren Medaillen turbulent zu,

Weitere Radsportnachrichten

21.02.2025Merlier dreht gegen Milan den Spieß um, Bauhaus Achter

(rsn) – Nach seiner gestrigen knappen Niederlage gegen Jonathan Milan (Lidl – Trek) hat Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf der 5. Etappe der 7. UAE Tour den Italiener hinter sich gelassen und

21.02.2025Am Alto da Foia profitierten andere von Vingegaards Arbeit

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hängte auf den letzten Metern des Alto da Foia seinen großen Konkurrenten Primoz Roglic (Visma – Lease a Bike) zwar ab. Doch das reichte nicht z

21.02.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

20.02.2025Jakobsen meldet sich mit furiosem letzten Kilometer zurück

(rsn) - Kaum hatte Teamchef Iwan Spekenbrink seinem Top-Sprinter Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL ) in einem Interview mit wielerflits.nl sein Vertrauen ausgesprochen, zahlte es ihm dieser auf der zw

20.02.2025Jan Christen stellt Vingegaard und Roglic in den Schatten

(rsn) – Nicht die beiden Top-Favoriten Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) dominierten die erste Bergankunft der 51. Algarve-Rundfahrt (2.Pr

20.02.2025Clever und smart: Pidcock jubelt in Torredelcampo

(rsn – Auftaktsieger Maxim Van Gils (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat auf der 2. Etappe der 71. Andalusien-Rundfahrt sein Gelbes Trikot abgeben müssen. Der 25-jährige Belgier konnte am letzten

20.02.2025Die elende Schuldfrage und ein Dank an die “blauen Engel“

(rsn) – Die 1. Etappe der Volta ao Algarve (2.Pro) ist in Lagos im großen Chaos zu Ende gegangen und wurde von der UCI-Jury schließlich sogar annulliert, weil die Kommissäre "keine sportliche Ent

20.02.2025Milan hat nach Windkanten-Spektakel im Sprint die Nase vorn

(rsn) – Lange Zeit sah es so aus, als würde das vierte Teilstück der UAE Tour (2.UWT) mehr werden als eine klassische Sprinteretappe. Mehrere Windstaffeln und ihre Besetzungen boten das Potenzial,

20.02.2025Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.02.2025Später Transfer: Viviani wird Teamkollege von De Lie

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.02.2025Kröger will bei Olympia “nicht nochmal Sechste werden“

(rsn) - Nach den Olympischen Spielen in Paris und den Bahn-Weltmeisterschaften Mitte Oktober im dänischen Ballerup war es um Mieke Kröger still geworden. Bei den Bahn-Europameisterschaften in Heusde

19.02.2025Algarve-Veranstalter räumen nach Chaos auf 1. Etappe Fehler ein

(rsn) – Nach dem chaotischen Ausgang der Auftaktetappe bei der Volta ao Algarve (2.Pro) in Lagos haben die Veranstalter um Renndirektor Sergio Sousa am Mittwochabend eine Pressemitteilung herausgege

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • UAE Tour (2.UWT, UAE)
  • Radrennen Männer

  • Classic Var (1.1, FRA)
  • Volta ao Algarve em Bicicleta (2.Pro, POR)
  • Vuelta a Andalucia Ruta (2.Pro, ESP)