Auf 10. Giro-Etappe von Girmay niedergesprintet

Van der Poel verpulverte seine Kräfte in der letzten Abfahrt

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Van der Poel verpulverte seine Kräfte in der letzten Abfahrt"
Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) im Ziel der 10. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

17.05.2022  |  (rsn) – Im erwarteten Duell der beiden schnellen Klassikerspezialisten musste sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) auf der 10. Giro-Etappe mit dem zweiten Platz begnügen. Der Niederländer zog über 196 Kilometer zwischen Pescara und Jesi in einem packenden Sprint gegen Biniam Girmay (Intermarché - Wanty – Gobert) den Kürzeren und reckte dabei schon vor der Ziellinie den Daumen anerkennend nach oben. Zu stark war an diesem Tag sein Gegner, der als erster Eritreer einen Etappensieg bei einer dreiwöchigen Rundfahrt feiern konnte.

"Es fehlte eine ganze Menge. Ich lag über eine Radlänge zurück", sagte van der Poel dem Portal Wielerflits im Ziel und erklärte damit auch, warum er seinen Sprint nicht durchzog. Im Windschatten von Girmay war der Giro-Auftaktsieger auf die ansteigende Zielgerade gejagt und konnte sich kurzzeitig auf gleiche Höhe platzieren. Doch der Gent-Wevelgem-Sieger bewies Standfestigkeit und hielt das hohe Tempo bis zur Ziellinie durch. "Ich dachte kurz, dass ich vorbeikommen könnte, aber er beschleunigte weiter und ich war doch ziemlich fertig“, fügte van der Poel an.

Ist Girmay van der Poels Nemesis?

Es schien, als habe der Überflieger der letzten Jahre seine Nemesis gefunden. Zumindest an diesem Tag, der zuvor für van der Poel fast drehbuchmäßig verlaufen war. Gemeinsam mit Girmays Helfern kontrollierte sein Team Alpecin – Fenix den das Tempo im Peloton, stellte die dreiköpfige Spitzengruppe im hügeligen Finale und jagte dann, angeführt von vier seiner Teamkollegen, in den letzten Anstieg hinein.

Anerkennend hebt der geschlagene Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) den Daumen. Biniam Girmay (Intermarché – Wanty – Gobert) war auf der 10. Giro-Etappe der Stärkere. | Foto: Cor Vos

Bis auf Girmay wurden hier starken Sprinter abgeschüttelt, doch im Gegensatz zum Eritreer, den gleich drei Teamkollegen über den letzten Hügel begleiteten, war van der Poel hier auf sich allein gestellt. Wohl auch deshalb versuchte er noch eine Attacke in der folgenden Abfahrt. "Wir hatten uns die Abfahrt auf VeloViewer angesehen. Sie sah ziemlich technisch aus, blieb dann aber hinter den Erwartungen zurück", erzählte der Alpecin-Kapitän.

Sein Soloversuch wurde dann auch von Girmays Teamkollegen neutralisiert. Und jene Körner, die van der Poel dort verbrauchte, fehlten ihm dann auf der Zielgeraden. "Das hat alles vermasselt. Ich probierte mich noch zu erholen, aber letztendlich wurde ich im Sprint geschlagen", erklärte er.

Keine Ambitionen im Kampf um das Maglia Ciclamino

Einen kuriosen Moment erlebte der 27-Jährige gut 50 Kilometer vor dem Ziel, als er nach einem Defekt sein Rad wechseln musste. Technische Gebrechen sind jetzt keine Seltenheit beim Giro, aber die Umstände dieses Malheurs waren einigermaßen skurril. Denn ein ein Eisbeutel, den sich van der Poel als Abhilfe gegen die hohen Temperaturen unter das Trikot gesteckt hatte, rutsche heraus und fiel in die Schaltung: "Dann hat es sich dort verkeilt und ich musste ein neues Rad nehmen und eine stramme Verfolgungsjagd hinlegen."

Trotz des zweiten Platzes musste sich van der Poel ein Stück weit als Verlierer des Tages fühlen. Zudem scheint er auf solchen, auf ihn zugeschnittenen Strecken, nicht mehr so übermächtig wie in den vergangenen Jahren. Für den Sieger hatte er jedenfalls großes Lob übrig: "Wenn man gesehen hat, wie weit wir beide vom Rest weggesprintet sind, dann sagt das natürlich etwas aus über seine Schnelligkeit. Und auch die Art, mit der er Gent-Wevelgem gewonnen hat, unterstreicht dies."

Doch van der Poel wäre nicht er selbst, wenn er nicht die neue Situation genießen würde. "Ich mag es herausgefordert zu werden", grinste er. Danach fügte er an, dass die flache Etappe am Mittwoch ein ruhiger Tag für ihn werden würde. "Morgen setze ich mich hinten ins Feld", sagte er und erteilte damit auch Vermutungen eine Absage, dass die Eroberung des Maglia Ciclamino für ihn ein Ziel sein würde. Etappenjagden hat er aber nicht abgeschrieben: "Nach dem morgigen Tag werde ich bei den nächsten Möglichkeiten sicher wieder etwas probieren“, kündigte er an.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.06.2022Bergkönig Bouwman fällt mit gebrochenem Arm lange aus

(rsn) – Zwei Etappensiege und das Bergtrikot beim Giro d´Italia rückten Koen Bouwman erstmals in seiner Karriere in das Rampenlicht des internationalen Radsports. Doch aus dem wird er sich vorers

01.06.2022Evans glaubt an weitere große Erfolge von Hindley

(rsn) – 2011 war Cadel Evans der erste Australier, der eine GrandTour für sich entscheiden konnte. Es war sogar die größte von allen, die Tour de France. Am Sonntag hat in Jai Hindley (Bora –

31.05.2022Girmay, Hirt und Pozzovivo sorgten für eine strahlende Bilanz

(rsn) – Intermarché – Wanty – Gobert gehörte bisher nicht zu den Teams, die bei den großen Rundfahrten für Furore sorgten. Taco van der Hoorn holte 2021 auf der 3. Etappe des Giro d’Italia

31.05.2022Hindley träumt groß: “Klar glaube ich ans Gelbe Trikot“

(rsn) – Zwei Tage sind vergangen, seit Jai Hindley in Verona zum ersten australischen Sieger des Giro d’Italia geworden ist. Zwei Tage, die andere nach einer Grand Tour nutzen würden, um jenes La

31.05.2022Bauhaus mit Giro “nicht sehr zufrieden, aber zufrieden“

(rsn) - Ohne den erhofften ersten Grand-Tour-Etappensieg, aber mit einem zweiten Rang und drei weiteren Top-Ten-Resultaten ist der 105. Giro d’Italia für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) zu Ende g

30.05.2022Van der Poel reist ohne Rennen vom Giro zur Tour

(rsn) - Dass Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) nach dem Giro d’Italia in diesem Jahr auch bei der Tour de France starten würde, war schon lange geplant. Dass der Niederländer den Giro aber

30.05.2022Kämna im Lennard-Bora-hansgrohe-Style auch bei der Tour?

(rsn) – Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) hat beim Giro d’Italia nicht nur mit seinem Etappensieg am Ätna begeistern können. Der 25-jährige Bremer erwies sich in den Bergen zudem als entschei

30.05.2022Denk: “Jetzt träume ich vom Tour-Sieg“

(rsn) – Mit dem Giro-Sieg durch Jai Hindley hat Bora – hansgrohe nach der Neuausrichtung als Rundfahrerteam das große Ziel schon im ersten Anlauf erreicht! Wie geht es jetzt bei dem Raublinger Re

30.05.2022Gall freut sich für früheren Teamkollegen Hindley

(rsn) – Mit seiner Grand-Tour-Premiere ist Felix Gall (AG2R Citroën) nicht zufrieden, dafür freut sich der Österreicher über den Giro-Gesamtsieg seines früheren Teamkollegen Jai Hindley (Bora â

29.05.2022Hindley: “Ich wollte nicht, dass sich 2020 wiederholt“

(rsn) - Aufopferungsvoll führte Bora – hansgrohe seinen Kapitän Jai Hindley zum Giro-Sieg! Aber nicht nur die Mannschaft und hier speziell die starke Hilfe von Lennard Kämna am vorletzten Tag im

29.05.2022Carapaz: “Am Ende hat der Stärkste gewonnen“

(rsn) - In unserem täglichen Stimmensammler können Sie im Verlauf des 105. Giro d´Italia kurz nach dem Ende der jeweiligen Etappen nachlesen, was die Protagonisten zum Rennen zu sagen hatten. Matt

29.05.2022Evenepoel mit “Wolfpack-Spirit“ zum Gesamtsieg

(rsn) – Alexander Kristoff (Intermarché - Wanty - Gobert Matériaux) hat zum Abschluss der 11. Tour of Norway (2.Pro) für den ersten Sieg eines heimischen Profis gesorgt. Der 34-jährige Norweger

Weitere Radsportnachrichten

08.01.2025Die Trikots der WorldTeams für die Saison 2025

(rsn) - Wie bunt wird das Peloton 2025? Und welche werden die vorherrschenden Farben in der kommenden Saison sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor -

07.01.2025Alaphilippe und Hirschi sollen Tudor in neue Höhen führen

(rsn) – Angeführt von seinen beiden neuen Topstars Julian Alaphilippe und Marc Hirschi präsentierte sich der Schweizer Zweitdivisionär Tudor Pro Cycling in Moraira bei Calpe der Öffentlichkeit.

07.01.2025Hindley will 2024 so schnell wie möglich vergessen machen

(rsn) – Gleich in seiner ersten Saison bei Bora – hansgrohe gelang Jai Hindley die Sensation: Der Australier gewann als erster Fahrer seines Landes den Giro d‘Italia 2022 und sorgte so für den

07.01.2025Sponsoren-Rückzug: CIC - Mont Ventoux hat finanzielle Probleme

(rsn) – Nach dem Rückzug von mehreren Geldgebern sieht sich das französische Eintagesrennen CIC - Mont Ventoux (1.Pro) vor finanzielle Probleme gestellt. “Zwei private Sponsoren haben inzwischen

07.01.2025Sicherheitsdiskussion: Froome für Begrenzung bei Übersetzungen

(rsn) – Nachdem vor einigen Tagen bereits Wout van Aert (Jumbo – Visma) gegenüber dem TV-Sender Sporza eine Begrenzung der Übersetzungen angeregt hatte, um die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen,

07.01.2025Poels will im Astana-Trikot Grand-Tour-Sammlung komplettieren

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Bahrain Victorious wechselte Wout Poels zu XDS Astana, das mit neuem, finanzstarken Sponsor ausgestattet ist. Doch das Geld war nicht der Hauptgrund bei der Entscheidun

07.01.2025Jakobsen muss sich als Sprinter neu erfinden

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) blickt auf ein Jahr zum Vergessen zurück. Dem mit so großen Erwartungen in seine erste Saison beim Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink gestarteten Nie

06.01.2025Picnic - PostNL setzt auf Routine und viele junge Talente

(rsn) – Mit 28 Fahrern, nur drei davon neu im Aufgebot, startet der niederländische Rennstall Picnic – PostNL in die Saison 2025. Bei einem Even in Calpe wurden sowohl das Männer- und Frauenteam

06.01.2025De Lie: Aus den Ardennen auf (simulierte) 3000 Meter Höhe

(rsn) – Arnaud De Lie fordert in der Vorbereitung auf die neue Saison seinem Körper viel ab. Nach einer zweieinhalbstündigen Ausfahrt mit dem Mountainbike bei frostigen Bedingungen durch die Arden

06.01.2025Junioren-Weltmeister Finn: “Wir sind nicht alle wie Remco“

(rsn) – Im vergangenen Herbst stürmte Lorenzo Finn im WM-Straßenrennen der Junioren mit mehr als zwei Minuten Vorsprung zur Goldmedaille. Im Gegensatz zum gleichaltrigen U19-Zeitfahrweltmeister Pa

06.01.2025De Buyst war an Post-Covid-Asthma erkrankt

(rsn) – Jasper De Buyst (Lotto) hatte in der vergangenen Saison mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Schließlich stellte sich heraus, dass er an Post-Covid-Asthma erkrankt war. “Be

06.01.2025Van Aert beginnt Saison in Spanien und holt Giro-Debüt nach

(rsn) – Nachdem er die letztjährige Klassikersaison in Folge seines schweren Sturzes bei Dwars door Vlaanderen vorzeitig beenden musste, ist Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) auf Wiedergutmach

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine