Vorschau 115. Il Lombardia

Roglic, Pogacar oder einer von Deceuninck - Quick-Step?

Foto zu dem Text "Roglic, Pogacar oder einer von Deceuninck - Quick-Step?"
Il Lombardia 2019 | Foto: Cor Vos

08.10.2021  |  (rsn) - Nachdem sie sich 2020 und in dieser Saison als erste Slowenen in die Siegerliste von Lüttich-Bastogne-Lüttich eingetragen haben, wollen Primoz Roglic (Jumbo - Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nun auch beim letzten der fünf Monumente ganz oben auf dem Podium landen. Angesichts der topografischen Herausforderungen des 115. Il Lombardia und der jüngsten Auftritte des zweimaligen Toursiegers und des dreimaligen Vuelta-Champions stehen die Chancen bestens.

Pogacar imponierte bei Tre Valli Varesine mit einer 120-km-Flucht, die nur durch einen Platten unterbrochen wurde, und belegte bei Mailand-Turin an der Superga den vierten Platz. Noch stärker präsentierte sich Roglic, der zunächst beim Giro dell’Emilia und vier Tage später bei Mailand-Turin alle Gegner abhängte und sich damit in die Rolle des Top-Favoriten für den italienischen Herbstklassiker brachte, der 2020 wegen der Coronakrise bereits im August ausgetragen wurde und nun wieder im Oktober seinem Beinamen als “Rennen der fallenden Blätter“ gerecht wird.

“Jetzt ist Il Lombardia mein großes Ziel. Ich bin nicht der einzige Favorit, aber ich werde alles geben, was ich habe“, sagte Roglic nach seinem 13. Saisonsieg an der Superga. Während der 32-Jährige bei bisher drei Teilnahmen immerhin schon einen siebten Platz 2019 vorzuweisen hat, steht der neun Jahre jüngere Pogacar vor seiner ersten Lombardei-Rundfahrt. "Jetzt muss ich mich mental für Il Lombardia vorbereiten, und dann kann ich da auch einen guten Tag haben, denke ich", zeigte sich Pogacar nach Rang drei in Varese zuversichtlich.

Erstmals seit 2016 führt die Strecke wieder von Como nach Bergamo

Mit den offiziell 4500 Höhenmeter der diesjährige Ausgabe wird der Lombardei-Debütant sicherlich zufrieden sein. Nur 38 Kilometer nach dem Start in Como, erstmals seit 2016 wieder Start- und nicht Zielort, muss schon der Anstieg nach Ghisallo in Angriff genommen werden - diesmal allerdings über die leichtere Seite von Asso aus. Von dort aus führt die Strecke zunächst in südlicher und danach in einem Bogen in nordwestlicher Richtung nach Bergamo, wo das Rennen in den vergangenen sechs Jahren gestartet wurde.

Der Anstieg nach Roncola (9,4 km, 6,6 %) bildet nur den Auftakt zu einer Reihe von weiteren Kletterprüfungen wie die nach Berbenno (6,8 km, 4,6 %) gut 100 Kilometer vor dem Ziel, nach Dossena (11 km,6,2 %) sowie nach Zambla Alta (9,5 km, 3,5 %) hinauf zum höchsten Punkt des Rennens auf 1257 Metern. Im oberen Teil des Anstiegs müssen dabei zweistellige Steigungsgrade bewältigt werden, so das hier, knapp 70 Kilometer vor dem Ziel, schon mit Attacken der Favoriten gerechnet werden kann - spätestens aber am danach folgenden Passo di Ganda, an dem bereits die Vorentscheidung fallen könnte.

Der 9,2 Kilometer lange und 7,3 Prozent steile Anstieg weist kurz vor dem Gipfel gut 30 Kilometer vor dem Ziel Maximalwerte von 15 Prozent auf, und auch die durch rund 20 Haarnadelkurven führende technische Abfahrt hat es in sich. Nach einer kurzen Flachpassage stellt sich den Fahrern in der Altstadt von Bergamo noch der Colle Aperto in den Weg, eine 1,6 Kilometer lange und acht Prozent steile Rampe, von deren Kulminationspunkt es über eine drei Kilometer lange Abfahrt ins Ziel geht.

Am Colle Aperto könnte Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) mit seinem bekannten explosiven Antritt davon ziehen - wenn er zu diesem Zeitpunkt noch an der Spitze mitmischen sollte: "Das Problem sind die langen Anstiege davor“, wies der 29-Jährige aber auf die hohen früheren Hürden hin. Die sind eher nach dem Geschmack von Roglic und Pogacar, die zu den besten Kletterern im Feld zählen.

Deceuninck mit gleich drei Sieg-Kandidaten

Aber Alaphilippe, der nach seinem Triumph von Leuven nur noch Mailand-Turin (25.) bestritt, ist längst nicht die einzige Option bei Deceuninck - Quick-Step, das mit Remco Evenepoel und Joao Almeida gleich zwei weitere Sieg-Kandidat im stark besetzten Aufgebot stellt. Der 21-jährige Belgier, der nach seinem schlimmen Sturz beim letztjährigen Il Lombardia eine lange Pause einlegen musste, ist längst wieder in Top-Verfassung, was er mit seinem Solosieg bei der Coppa Bernocchi bewies. Der zwei Jahre ältere Almeida hat Rang zwei beim Giro dell’Emilia und Platz drei bei Mailand-Turin als Referenzen vorzuweisen. Und mit dem Italiener Fausto Masnada - Dritter der Coppa Bernocchi und Achter bei Mailand-Turin - hat das belgische Team sogar noch einen Joker mit dabei.

Zwar scheint bei Il Lombardia alles auf ein Duell Slowenien-Deceuninck-Quick-Step hinauszulaufen. Doch vor allem Ineos Grenadiers und Bahrain Victorious wollen mit mannschaftleicher Geschlossenheit dagegen setzen. Das britische Team wird von Adam Yates angeführt, der sich bei Mailand-Turin nur Rogic geschlagen geben musste, und hat noch den Paris-Roubaix-Vierten Gianni Moscon sowie den ehemaligen Giro-Sieger Tao Geoghegan Hart in der Hinterhand.

Bahrain Victorious setzt auf den Belgier Dylan Teuns, Lombardei-Dritter von 2018, und auf den Slowenen Matej Mohoric als Co-Kapitän. Eine erstklassige Helferriege bilden der Australier Jack Haig, der Schweizer Gino Mäder, der Spanier Mikel Landa sowie der Brite Stephen Williams, zuletzt Gewinner des Cro Race.

Verabschiedet sich Nibali mit einem dritten Lombardei-Triumph?

Gleich zwei ehemalige Lombardei-Sieger präsentiert Trek - Segafredo: Vincenzo Nibali triumphierte 2015 und 2017, Bauke Mollema siegte bei der Austragung vor zwei Jahren. Sowohl der Italiener, der nächste Saison zu Astana zurückkehren wird, als auch der Niederländer zählen diesmal aber nicht zum engeren Favoritenkreis. Gleiches gilt für den Franzosen Thibaut Pinot (Groupama - FDJ), der 2018 in Como seinen Herbst krönte. Stärker einzuschätzen sein dürfte sein Landsmann und Teamkollege David Gaudu.

Nach drei zweiten Plätzen (2013/14,2019) gehört Altmeister Alejandro Valverde (Movistar) auch diesmal zu den Fahrern, die man auf der Rechnung haben sollte - allerdings nicht unbedingt für die oberste Stufe des Podiums. Das lässt sich auch über Neilson Powless und Sergio Higuita (beide EF Education - Nippo), Aleksandr Vlasov und Alexej Lutsenko (beider Astana - Premier Tech), Michael Woods (Israel Start-Up Nation), Domenico Pozzovivo (Qhubeka NextHash), Guillaume Martin (Cofidis), Simon Yates (BikeExchange) und Nairo Quintana (Arkéa - Samsic) sagen.

Mit Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) und Simon Geschke (Cofidis) sind nur zwei deutsche Starter mit von der Partie. Nachdem Buchmanns Teamkollege Maximilian Schachmann, im vergangenen Jahr trotz Zusammenstoßes mit einem die Strecke querenden Autos Siebter, muss nach einem Sturz bei Paris-Roubaix verzichten, so dass die Hoffnungen seines Teams nun auf den Österreichern Patrick Konrad und Felix Großschartner ruhen. “Wir haben in jedem Fall vor, am Samstag eine Rolle zu spielen und werden unsere Haut so teuer als möglich verkaufen, aber die Vorzeichen sind alles andere als optimal“, gab sich Bora-Team-Manager Ralph Denk radsport-news.com gegenüber zurückhaltend zu den Aussichten seines Teams.

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.10.2021Evenepoel hängt an Il Lombardia noch ein Rennen dran

(rsn) - Nach einer langen und kräfteraubenden Saison hat Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick-Step) offensichtlich immer noch nicht genug vom Radsport. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht, nach Il

10.10.2021Masnada: Die vierte Option war Deceunincks Trumpf

(rsn) - Mit gleich drei Sieg-Kandidaten trat Deceuninck - Quick-Step die Reise zu Il Lombardia an. Sowohl Weltmeister Julian Alaphilippe als auch Bernocchi-Solosieger Remco Evenepoel und Joao Almeida

10.10.2021Bardet verpasst bei Il Lombardia die Belohnung für sein Team

(rsn) - Mit Außenseiterchancen auf den Sieg war Romain Bardet (Team DSM) in die Lombardei-Rundfahrt gegangen. Letztlich wurde es Rang acht. Doch auch damit konnte sich der Franzose nach der Zieldur

09.10.2021Boras Hoffnungen zerschellten am letzten Berg

(rsn) - Schon im Vorfeld der Lombardei-Rundfahrt lief es für Bora – hansgrohe nicht wie gewünscht. Mit Wilco Kelderman (Beckenbruch bei Benelux-Rundfahrt) und Maximilian Schachmann (Sturz bei Pari

09.10.2021Evenepoel bewältigt seinen Horror-Sturz von 2020

(rsn) - 3:13 Minuten waren es am Ende in Bergamo, die Remco Evenepoel (Deceuninck - Quick Step) von Il-Lombardia-Sieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) trennten. Das reichte für Platz 19 – eigent

09.10.2021Highlight- Video des 115. Il Lombardia

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nach Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Tour de France auch die Lombardei-Rundfahrt gewonnen. Der 23-jährige Slowene ließ als Debütant nach 239 schwere

09.10.2021Yates und Roglic best of the rest: Doch das Ergebnis täuscht

(rsn) - Nach dem schweren Finale von Mailand - Turin, in dem der siegreiche Primoz Roglic (Jumbo - Visma) an der Superga der mit Abstand stärkste Fahrer war und Adam Yates (Ineos Grenadiers) Zweiter

09.10.2021Pogacar holt sich im ersten Anlauf sein zweites Monument

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat seiner jetzt schon langen Liste von herausragenden Resultaten ein weiteres hinzugefügt. Als Debütant und erster Fahrer seines Landes gewann der 23-jähr

09.10.2021Evenepoel: “Ich hatte für fünf Minuten schlechte Beine“

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat bei seinem ersten Start gleich Il Lombardia, das letzte Monument der Saison gewonnen. Im Zweiersprint in Bergamo setzte sich der Slowene vor Lokalmatador

09.10.2021Froome wird seine Saison nach der Coppa Agostoni beenden

(rsn) - Chris Froome (Israel Start-Up Nation) wird seine Saison 2021 nach den italienischen Eintagesrennen Il Lombardia am Samstag und Coppa Agostoni am Montag beenden und nicht wie geplant am 12. Okt

09.10.2021Pogacar siegt in Bergamo vor Lokalmatador Masnada

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat als erster Slowene Il Lombardia gewonnen. Der zweimalige Tour-de-France-Gewinner setzte sich bei der 115. Auflage des Herbstklassikers über 239 Kilometer

09.10.2021Evenepoel: “Es gilt, Roglic zu schlagen“

(rsn) -Nach seinen überragenden Auftritten bei der Vuelta Espana und den bisherigen italienischen Herbstklassikern gilt der Slowene Primoz Roglic (Jumbo - Visma) auch als großer Favorit für II Lomb

Weitere Radsportnachrichten

29.03.2024Lazkano mit der “Kraft eines Ochsen“ aufs Ronde-Podium?

(rsn) – Es gibt wohl nur ganz wenige Rennen, bei denen die große Radsportnation Spanien noch sieglos ist. Sowohl bei der Ronde van Vlaanderen als auch bei Paris-Roubaix ist dies der Fall. Mit Juan

29.03.2024Baskenland-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Ganz hohe Berge sucht man im Baskenland zwar vergeblich. Doch die sechstägige WorldTour-Rundfahrt durch den spanischen Nordwesten gilt aufgrund ihrer zahlreichen, teils sehr steilen Anstie

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Die Strecken zum Oster-Highlight: Die Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Die 108. Flandern-Rundfahrt der Männer und die 21. der Frauen werden am Ostersonntag auf den letzten 45 Kilometern ab dem Ort Melden am Fuß des berüchtigten Koppenbergs über dieselbe Str

28.03.2024Flandern-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Flandern-Rundfahrt ist für viele Radsport-Fans neben Paris-Roubaix das Highlight des Frühjahrs. Das belgische Monument führt über mehr als 260 Kilometer und zahlreiche Hellinge, den ku

28.03.2024Tour-Siegerin Vollering “überrascht“ von SD-Worx-Ankündigung

(rsn) –Demi Vollering hat sich verwundert über die Mitteilung ihres Teams SD Worx – Protime gezeigt, das in Person von Sportdirektor Danny Stam gegenüber GCN den zum Saisonende bevorstehenden Ab

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Van Aert erfolgreich operiert - Giro-Debüt ungewiss

(rsn) – Einen Tag nach seinem schweren Sturz bei Dwars door Vlaanderen ist Wout van Aert nach Angaben seines Teams Visma – Lease a Bike erfolgreich operiert worden. Ob der 29-jährige Belgier rech

28.03.2024Appell an die Zuschauer: “Haben Sie Respekt vor den Fahrern“

(rsn) – Wenige Tage vor der 108. Flandern-Rundfahrt (1. UWT / 1. März), haben Tomas Van Den Spiegel, Geschäftsführer des Veranstalters Flanders Classics, und Carina Van Cauter, die Gouverneurin R

28.03.2024Zeckenbiss möglicher Grund für De Lies Formschwäche

(rsn) – Da Arnaud De Lie in den vergangenen Wochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hatte sein Team Lotto – Dstny in Absprache mit dem 22-jährigen Belgier entschieden, dass diese

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • La Route Adélie de Vitré (1.1, FRA)