Die Kapitäne schwächelten bei Il Lombardia

Masnada: Die vierte Option war Deceunincks Trumpf

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Il Lombardia: Fausto Masnada (Deceuninck - Quick-Step) am Hinterrad von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) | Foto: Cor Vos

10.10.2021  |  (rsn) - Mit gleich drei Sieg-Kandidaten trat Deceuninck - Quick-Step die Reise zu Il Lombardia an. Sowohl Weltmeister Julian Alaphilippe als auch Bernocchi-Solosieger Remco Evenepoel und Joao Almeida, zuletzt beim Giro dell`Emilia und Mailand - Turin auf dem Podium, zeigten sich zuletzt in Topform. Doch beim 239 Kilometer langen letzten Monument der Saison war es Lokalmatador Fausto Masnada, der in Bergamo die Kohlen aus dem Feuer holte.

"Ich bin sehr glücklich. Es ist mein erstes Podium bei einem Monument, und das in meiner Heimatstadt Bergamo zu holen, macht es zu etwas ganz Besonderem. Platz zwei ist zwar kein Sieg, aber es fühlt sich heute wie einer an, denn ich wurde im Zweiersprint von einem der besten Fahrer der Welt geschlagen, der heute unschlagbar war", sagte Masnada, der sich nur Tour-de-France-Gewinner Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) geschlagen geben musste.

Der Italiener hatte rund 16 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss an den Slowenen geschafft, nachdem die eigentlichen Trümpfe von Deceuninck - Quick-Step nicht zum Zug gekommen waren.

Passo di Ganda:Evenepoel und dann auch Almeida fielen zurück

Als Pogacar am Passo di Ganda gut 35 Kilometer vor dem Ziel in die Offensive ging, war Evenepoel schon abgehängt und auch Almeida fiel zurück. "Eigentlich wollten wir in dieser Rennphase Spielchen spielen und nach dem Anstieg eine lange Attacke von Evenepoel als unser Siegmanöver antäuschen. Dadurch hätten dann Almeida und Alaphilippe im Finale ihre Explosivität ausspielen können. Leider hatten Almeida und Evenepoel aber keinen großartigen Tag", erklärte Teamchef Patrick Lefevere, wieso die Taktik nicht umgesetzt werden konnte. Evenepoel, der nach seinem Horrorsturz im letzten Jahr wieder zu Il Lombardia zurückgekehrt war, erklärte, dass er am Passo di Ganda "fünf schlechte Minuten" gehabt habe.

"Wenn man einen solch schlechten Moment hat, dann muss man das akzeptieren. Eine Erklärung dafür habe ich aber nicht. Vielleicht sind meine Beine nach der langen Abfahrt zum Passo di Ganda etwas abgekühlt", so Evenepoel, der sich von seinem Chef Lefevere keine Kritik anhören musste . "Da sollten wir nicht zu viel reininterpretieren. Er ist erst 21 Jahre alt, es war eine lange Saison für ihn - auch mit der Reha im letzten Winter"; so der Belgier.

Masnada bekam vom Team freie Fahrt, wurde aber auch gebremst

Da in der Verfolgergruppe hinter Pogacar vor allem Alaphilippe beäugt wurde und dem Franzosen keine Gelegenheit zu einer Attacke gegeben wurde, stellte das belgische WorldTeam um und gab Masnada Grünes Licht. "Ich habe schon während des Rennens mit Alaphilippe gesprochen und er sagte mir, dass ich etwas probieren sollte, wenn ich die Beine dazu hätte. Also fuhr ich die Abfahrt hinunter zum Passo di Ganda vollgas hinunter", so der 27-Jährige. "Als Masnada auf der Abfahrt 100 Meter Vorsprung hatte, sagte Alaphilippe über den Funk: Lasst ihn fahren", erklärte Teamchef Patrick Lefevere.

Da Masnada die Abfahrt in- und auswendig kannte, machte er Sekunde um Sekunde auf Pogacar gut und fuhr schließlich 17 Kilometer vor dem Ziel zum Tour-Sieger vor. Voller Euphorie, nun beim Heimrennen um den Sieg mitzufahren, ging Masnada zunächst fleißig mit durch die Führung, bekam dann aber einen Rüffel der Sportlichen Leitung. Erst über Funk, dann auch noch direkt aus dem Teamwagen.

Ganz zufrieden war Masnada mit der Entscheidung nicht, wie er gestenreich verdeutlichte. Doch von nun an hielt sich Masnada an die Vorgaben und stellte seine Führungsarbeit ein - schließlich lauerte Alaphilippe in der Verfolgergruppe. "Ich wusste, dass Masnada die Straßen hier sehr gut kennt, mir war klar, dass er im technischen Part wieder zu mir vorfahren würde. Was ich aber nicht wusste war, dass er nicht mit mir zusammenarbeiten würde. Zum Glück sind wir mit Vorsprung zum letzten Anstieg und zum Sprint gekommen", konnte Pogacar das Verhalten seines Begleiters nicht nachvollziehen.

Masnada: "Für uns eine perfekte Situation"

Masnada selbst gab sich, auf die Situation nach dem Rennen angesprochen, äußerst diplomatisch. "Für uns war das eine perfekte Situation. Wir hatten Julian hinten und so musste ich keine Führungsarbeit leisten. Kurzzeitig dachte ich sogar, dass seine Gruppe wieder zu uns vorfahren würde, aber Pogacar hat dann doch so ein hohes Tempo angeschlagen, dass ich selbst mal Probleme hatte, am Rad zu bleiben", erklärte er. Pogacar hatte aus dem Teamwagen heraus die Order bekommen, weiter durchzuziehen und hielt das Tempo hoch. "Wir wussten, dass Masnada ein guter Fahrer ist, aber wir waren uns auch sicher, dass Tadej ihn zur Not auch im Sprint besiegen würde", sagte sein Sportdirektor Fabio Baldato.

Der 23-Jährige fuhr die letzten Kilometer also von vorne und versuchte, seinen Rivalen an der letzten Welle kurz vor dem Ziel noch zu distanzieren, was aber nicht gelang. Im Zweiersprint aber war Pogacar dann aber, wie von Baldato vorausgesagt, der klar Stärkere. Masnada hatte nicht einmal mehr die Kraft, um vom Hinterrad seines Gegners aus den Sprint zu eröffnen und rollte praktisch ohne Gegenwehr als Zweiter über den Zielstrich. "Ich habe keine Führung übernommen und dennoch hat mich Pogacar klar geschlagen. Das zeigt, dass er heute der Stärkste war. Das war nicht die beste Saison meiner Karriere, habe ich wegen Verletzungen doch viele wichtige Rennen verpasst. Die Saison also auf diese Art und Weise zu beenden, das ist unglaublich. Diesen Tag werde ich niemals vergessen", war er dennoch zufrieden.

Alaphilippe als Teamplayer

Alaphilippe, der das Monument im Weltmeistertrikot zu gerne gewonnen hätte, sich am Ende aber mit Rang sechs begnügen musste, gab sich ebenfalls als Teamplayer. "Fausto war auf einmal vorne, aber er hatte zuvor schon viel Arbeit geleistet. Also wussten wir nicht genau, zu was er im Finale noch in der Lage wäre. Am Ende haben wir uns aber entschieden, seine Karte zu spielen und Zweiter hinter Pogacar zu werden, ist nicht all zu schlimm", so der Franzose, der zu Protokoll gab, dass er selbst auch nicht in der Lage gewesen sei, um Pogacars Attacke mitzugehen.

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