UAE Tour: Souveräner Pogacar vor Gesamtsieg

Vingegaard nutzt am Jebel Jais die Gunst der Stunde

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Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) gewinnt am Jebel Jais. | Foto: Cor Vos

25.02.2021  |  (rsn) - Als sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Adam Yates (Ineos Grenadiers) im Finale der 170 Kilometer langen 5. Etappe der UAE Tour neutralisierten und keine Anstalten machten, Alexej Lutsenko (Astana - Premier Tech) als letzten Fahrer der Ausreißergruppe des Tages noch einzufangen, ergriff Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) seine Chance und stürmte zum zweiten Sieg in seiner Karriere als Profi.

Der 24-jährige Däne löste sich auf den letzten 1.500 Metern des 21 Kilometer langen Schlussanstiegs zum Jebel Jais aus der Favoritengruppe und zog rund 300 Meter vor der Ziellinie am tapfer, aber vergeblich kämpfenden Lutsenko vorbei. "Ich denke, ich habe es gut getimt. Als es das Peloton relativ locker angehen ließ und das Tempo etwas runterging, dachte ich mir, ich versuche es mal“, sagte Vingegaard im Siegerinterview. “Dann sah ich Lutsenko vor mir, wie er noch einmal alles gab, um mich auf Abstand zu halten. Zum Glück bin ich heran gekommen und konnte ihn im Sprint besiegen. Das ist für mich und für das Team der erste Sieg in dieser Saison und darauf bin ich sehr stolz. Für mich persönlich ist es sehr schön zu sehen, dass ich mit den Besten mithalten kann, vor allem, weil ich am ersten Berg (dem Jebel Hafeet am Dienstag) etwas gelitten habe.“

Der Kasachische Meister verpasste dagegen den angestrebten Etappensieg und wurde noch bis auf Rang elf durchgereicht. Im Kampf um den zweiten Rang setzte sich drei Sekunden hinter Vingegaard der Gesamtführende Pogacar gegen Yates durch und sicherte sich im Kampf um das Rote Trikot weitere Bonussekunden. Bei noch anstehenden zwei Flachetappen und einem Vorsprung von mittlerweile 45 Sekunden dürfte dem Tour-de-France-Gewinner von 2020 der Gesamtsieg kaum noch zu nehmen sein.

"Ich habe mich mehr auf die anderen Klassementfahrer als auf den Etappensieg fokussiert“, sagte Pogacar. “Es gab viel Gegenwind im Schlussanstieg, weshalb es schwer war, allen Attacken zu folgen. Ich bin froh, dass ich die Führung behauptet habe, aber ich muss auch an den beiden letzten Tagen fokussiert bleiben. Es kommen keine Berge mehr, aber ich habe die UAE Tour noch nicht gewonnen.“

Stork diesmal vor Buchmann bester deutscher Fahrer

In Anbetracht seines Vorsprungs müsste der Slowene aber schon stürzen, um die Führung im Gesamtklassement doch noch an Vorjahressieger Yates abzutreten. Der Brite wiederum hat ein Polster von 27 Sekunden auf den Portugiesen Joao Almeida (Deceuninck - Quick-Step), der am Jebel Jais hinter dem Kolumbianischen Meister Sergio Higuita (EF Education - Nippo) Fünfter wurde und seinen dritten Gesamtrang verteidigte. Pogacar holte sich die Führung in der Punktewertung zurück und liegt somit wieder in allen drei individuellen Sonderwertungen vorn.

Bester deutscher Profi war Florian Stork (DSM), der mit acht Sekunden Rückstand in der ersten Verfolgergruppe ins Ziel kam und Vierzehnter wurde, nachdem er bereits am Jebel Hafeet den siebten Rang belegt hatte. Dagegen konnte Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) im Finale dem Tempo der Besten nicht folgen und belegte mit 40 Sekunden Rückstand Platz 30. Bester Bora-Profi war bei der zweiten Bergankunft dieser UAE Tour der Österreicher Patrick Konrad, der 32 Sekunden hinter Vingegaard auf Rang 32 das Ziel erreichte.

“Letzten Dienstag waren meine Beine besser, allerdings kam mir der Anstieg heute auch wesentlich weniger entgegen. Das Tempo war konstant hoch und da habe ich mich über lange Zeit ganz gut gefühlt. Als aber die Attacken begannen, habe ich einfach wieder gemerkt, dass die Rennhärte noch fehlt. Die richtig hohen Leistungsspitzen kann ich noch nicht mitgehen“, kommentierte Buchmann das Ergebnis.

So lief das Rennen:

In der ersten Rennstunde bildete sich eine neunköpfige Ausreißergruppe um  Thomas De Gendt und Roger Kluge (beide Lotto Soudal) sowie den Schweizer Mathias Frank (Ag2r - Citroen) - initiiert durch Frank, der bei Kilometer 32 den ersten Zwischensprint noch als Solist gewann. Maximal erarbeiteten sich die  Spitzenreiter rund 3:30 Minuten an Vorsprung.

Doch angesichts des 21 Kilometer langen und im Schnitt 5,4 Prozent steilen Schlussanstiegs zum Jebel Jais und starkem Gegenwind in der Anfahrt zu diesem standen die Chancen der Ausreißer, durchzukommen, nie besonders gut. 30 Kilometer vor Schluss standen noch zwei Minuten Vorsprung auf der Uhr, während sich Ineos Grenadiers und UAE Team Emirates die Führungsarbeit im Hauptfeld teilten.

Am Fuße des Schlussanstiegs in Richtung Grenze zum Oman zerfiel die Spitzengruppe und es blieben nach drei Kilometern bergauf nur noch drei Mann übrig: De Gendt, Omer Goldstein (Israel Start-Up Nation) und Alexey Lutsenko (Astana - Premier Tech). Im Peloton aber erhöhte Ineos Grenadiers nochmal die Geschwindigkeit und verringerte den Abstand schon jetzt auf nur noch 1:30 Minuten.

16,5 Kilometer vor dem Ziel setzte dann Lutsenko seinen Angriff in Richtung Etappensieg, dem weder Goldstein noch De Gendt kontern konnten. Zu diesem Zeitpunkt aber lag das weit in die Länge gezogene Feld mit drei Ineos-Fahrern an der Spitze sowie Ben Zwiehoff (Bora - hansgrohe) an vierter Position nur noch 1:15 Minuten zurück.

Auf den folgenden fünf Kilometern behauptete sich der Kasachische Meister allerdings gut und hielt seinen Vorsprung, der sogar nochmal auf 1:25 Minuten anwuchs. Unterdessen schoben sich im Feld neben Zwiehoff auch noch Emanuel Buchmann und Patrick Konrad für Bora - hansgrohe nach vorne, aber hinter die das Tempo bestimmenden Ineos-Helfer.

Als neun Kilometer vor Schluss noch immer Brandon Smith Rivera und Daniel Felipe Martinez das Tempo im weiterhin rund 40 Mann großen Feld bestimmten, betrug der Vorsprung für Lutsenko noch 1:08 Minuten.

4,5 Kilometer vor dem Ziel aber attackierte dann Zwiehoff und sorgte so für eine weitere Tempoverschärfung bei Ineos: Martinez sprang ans Hinterrad, übernahm dann wieder die Führung und diktierte nun mit höherer Schlagzahl weiter. Prompt fielen zahlreiche Fahrer zurück, darunter auch Chris Froome (Israel Start-Up Nation) und Davide Formolo (UAE Team Emirates) sowie Fausto Masnada (Deceuninck - Quick-Step). Außerdem sank so der Vorsprung von Lutsenko in Windeseile auf eine halbe Minute.

Kurz darauf lancierte Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo) an der mit neun Prozent steilsten Stelle des Anstiegs einen starken Vorstoß und riss schnell eine Lücke von rund zehn Seunden. Hinter dem Italiener bildete sich zwei Kilometer vor dem Ziel ein Verfolgertrio mit dem Schweizer Gino Mäder (Bahrain Victorious). Doch als 1,5 Kilometer vor Schluss Joao Almeida (Deceuninck - Quick-Step) an die Spitze des Feldes rückte und das Tempo anzog, war es um die Angreifer schnell wieder geschehen. Almeida zog den Favoritenzug mit hohem Tempo an ihnen vorbei.

Einzig Lutsenko hielt sich nun weiter vorne und hatte an der Flamme Rouge eingangs des Schlusskilometers noch immer zwölf Sekunden Vorsprung. Hinter ihm attackierte dann Vingegaard aus der Verfolgergruppe und rückte Meter um Meter näher an den Kasachen heran, bis er 300 Meter vor Schluss dessen Hinterrad erreichte und schließlich auf den letzten 200 Metern vorbeizog, um zum ungefährdeten Sieg zu spurten. Dahinter gewann der souveräne Pogacar den Sprint um Rang zwei vor Yates.

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