36 Jahre nach Reimund Dietzen

Meisen ist Deutscher Cross- und Straßenmeister in Personalunion

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Meisen ist Deutscher Cross- und Straßenmeister in Personalunion"
Marcel Meisen (Alpecin - Fenix) hat auf dem Sachsenring den Deutschen Meistertitel auf der Straße errungen. | Foto: Hennes Roth

23.08.2020  |  (rsn) - Marcel Meisen (Alpecin - Fenix) ist Deutscher Straßen- und Crossmeister in Personalunion. Sieben Monate nach seinem fünften Meistertitel im Cross gewann der 31-jährige Stolberger am Sonntag auf dem Sachsenring erstmals auch die Straßenmeisterschaften. Damit gelang ihm etwas, was zuletzt im Jahr 1984 Reimund Dietzen geschafft hatte: Deutsche Meistertitel in diesen beiden Disziplinen gleichzeitig zu halten.

Meisen gewann am Sachsenring nach 168 Kilometern mit einem unwiderstehlichen Sprint im direkten Duell gegen Top-Favorit Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe). Meisens Teamkollege Alexander Krieger (Alpecin - Fenix) holte Bronze, Platz vier ging an Georg Zimmermann (CCC) vor Marius Mayrhofer (Sunweb Development).

"Das war ein perfekter Tag", freute sich Meisen nach dem Meisterschaftsrennen, als er bei blauem Himmel sein Meistertrikot überstreifen durfte, nachdem es zwischenzeitlich aber auch geregnet hatte. "Im Finale ging es Mann gegen Mann und ich merkte, dass ich Pascal schlagen kann. Wir sind lange bei Bora am Hinterrad gefahren. Das war der Schlüssel zum Erfolg." Dem pflichtete auch sein Teamkollege Krieger bei: "Gegen Bora zu gewinnen, ist schon eine Überraschung. Aber ich wusste, dass wir gut sind und wir haben es am Ende sehr gut gemacht."

Dagegen war die Enttäuschung bei Ackermann riesig. "Es tut weh. Wir wollten das Meistertrikot, aber Marcel war im Sprint einfach der stärkere", musste der 26-Jährige zugeben und betonte: "3.800 Höhenmeter haben wir zurückgelegt. Das wäre ein Kurs für Schachmann gewesen." Der Titelverteidiger aber hat sich bekanntermaßen vor einer Woche das Schlüsselbein gebrochen und fehlte deshalb am Sachsenring.

So lief das Rennen:

Schon auf der ersten Runde erfolgten die ersten Attacken, doch es dauerte bis in den zweiten Umlauf, dass sich eine fünfköpfige Spitzengruppe bildete. Zu ihr gehörten Robert Jägeler (P&S Metalltechnik), Marc Clauss (Dauner-Akkon), Richard Banusch (LKT-Team Brandenburg), Joann Leinau (SKS Sauerland) und Brune Schmitz (Team Sportforum). Allerdings musste sich Clauss schon bald wieder vorne verabschieden.

Nach gut einer Rennstunde betrug der Vorsprung der vier Spitzenreiter Jägeler, Banusch, Leinau und Schmitz rund 2:30 Minuten auf das Hauptfeld, wo nun weitere Attacken gefahren wurden - zunächst aber erfolglos, weil nun auch das Team Bora - hansgrohe begann, das Tempo im Feld zu kontrollieren, um Ruhe hereinzubringen.

Nach etwa 65 Kilometern lancierten dann Jasper Frahm (rad-net Rose) und Frederik Raßmann (Lotto - Kern Haus) den nächsten Vorstoß aus dem Feld und fuhren zur Spitzengruppe vor, so dass von den deutschen Continental-Teams dort nun nur noch Dauner - Akkon und die Maloja Pushbikers fehlten. Allerdings hatte das Hauptfeld nun auch nur noch rund eine halbe Minute Rückstand. Das nutzte Felix Engelhardt (Tirol KTM), um ebenfalls nach vorne zu springen, bevor es ihm einige Minuten später auch Sven Redmann (Dauner - Akkon) gleichtat.

Immer wieder Ausreißversuche von Kleinstgruppen

Doch während leichter Regen einsetzte, spannte sich Bora - hansgrohe mit voller Mannschaftsstärke vors Feld, ließ kurz die Muskeln spielen und holte die acht Spitzenreiter wieder zurück. Trotz weiterer Angriffsversuche, ging das Feld dann geschlossen auf die letzten 70 Kilometer beziehungsweise 20 Runden auf der 3,5 Kilometer langen Rennstrecke.

Fünf Kilometer später aber setzten sich Philipp Walsleben (Alpecin - Fenix) und Christopher Hatz (Hrinkow Advarics Cycleang) ab. Das Duo erarbeitete sich schnell einen Vorsprung von 45 Sekunden, bevor dann aber im Hauptfeld wieder Gegenattacken gestartet wurden und es knapp 60 Kilometer vor dem Ziel wieder zum Zusammenschluss kam.

Holler versucht sich im Finale als Solist

Den nächsten Ausreißversuch starteten dann Jakob Stenzel (Veloclub Ratisbona p/b Zweirad) und Kim Alexander Heiduk (Lotto - Kern Haus), die nach dem Ende des Regens gemeinsam eine Minute herausfuhren. 35 Kilometer vor Rennende hatte das Duo zwar noch immer rund 50 Sekunden Vorsprung, doch Bora - hansgrohe schien im Peloton die volle Kontrolle zu haben.

25 Kilometer vor Schluss schrumpfte der Abstand auf 25 Sekunden, und im Feld drückten nun Sunweb und Jumbo - Visma aufs Tempo bis mit Attacken von Maurice Ballerstedt (Jumbo - Visma) und Lennard Kämna (Bora - hansgrohe), die beide nicht weggelassen wurden, das Tempo so erhöht wurde, dass Stenzel und Heiduk gestellt wurden.

Meisen sprintet stärker als Ackermann

Kurz darauf versuchten Lukas Meiler (Voralberg - Santic) und Nikodemus Holler (Bike Aid) nochmal ihr Glück in der Flucht, doch Meiler musste den Versuch bald abbrechen, so dass 15 Kilometer vor dem Ziel Holler mit 20 Sekunden Vorsprung auf das Feld allein führte. Fünf Kilometer später aber war auch er wieder gestellt.

Mit noch immer 97 Mann an Bord ging das Hauptfeld auf die zwei Schlussrunden, in die hinein Ackermanns guter Freund Marco Mathis (Cofidis) das Peloton führte. Es schien alles auf einen Massensprint hinauszulaufen, für den Ackermann als Top-Favorit galt. Doch am Ende machte Meisen dem Deutschen Meister von 2018 einen Strich durch die Rechnung und überspurtete ihn auf der ansteigenden Zielgeraden in beeindruckender Manier.

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