32 Sekunden fehlen zu WM-Bronze

Martin: “Das war ein Ritt auf des Messers Schneide“

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Martin: “Das war ein Ritt auf des Messers Schneide“"
Tony Martin belegte im WM-Zeitfahren 2019 Platz 9. | Foto: Cor Vos

26.09.2019  |  (rsn) - An Plätzen ist Tony Martin als Neunter des WM-Zeitfahrens weit vom Podium entfernt. In Sekunden sind es nur 32 zu Bronze! Gar nicht so schlecht nach 54 Kilometern, einer Gesamtfahrzeit von 1:07:32 Stunden und der Vorgeschichte mit dem schweren Sturz auf der 19.Vuelta-Etappe, wo er sich schwere Prellungen und Platzwunden rund ums Auge zuzog, die mit 24 Stichen genäht werden mussten.

"Ich glaube, dass die halbe Minute im Bezug zur Gesamtfahrzeit wirklich im Limit ist. Zu Gold ist es aber noch ein weites Stück“, sagte der viermalige Zeitfahrweltmeister nach der Zielankunft. 2:27 Minuten fehlten ihm zum erfolgreichen Titelverteidiger Rohan Dennis (Australien) und 1:09 Minuten zum Zweiten Remco Evenepoel (Belgien), aber nur die halbe Minute zur Bronzemedaille, die der Italiener Filippo Ganna gewann. Martin: "Ich glaube, dass es die Bandbreite ist, wo man zufrieden sein muss, besonders nach der Vorgeschichte. Die letzten Tage hier waren alles andere als optimal für mich. Das war ein Ritt auf des Messers Schneide. Ich konnte bis zu einem gewissen Punkt rangehen, aber die Power, die ich normalerweise habe, hat mir heute gefehlt.“

Besonders der mittlere Teil machte dem 34-Jährigen zu schaffen. "Ich konnte nur bis zu einem gewissen Punkt gehen. Im Mittelabschnitt waren ein paar steile Anstiege dabei, die zwar nicht lang waren, wo man aber die 100 Watt über seine Komfortzone und aus dem Sattel gehen musste, um sich dann schnell wieder zu regenerieren. Das hat mir heute komplett gefehlt. Ich habe mich bis zu einem gewissen Punkt ran gekämpft", sagte Martin, der sich auch damit trösten konnte, dass er mit der Top-Ten-Platzierung dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) den zweiten Startplatz bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio sichern konnte.

"Manchmal muss man mit den kleineren positiven Sachen zufrieden sein. Im Normalzustand wäre ich nicht zufrieden gewesen, so aber schon“, erklärte Martin, nachdem er vor dem Start noch gesagt hatte: "Wenn man viermal Weltmeister war, ist man mit einer Top-Ten-Platzierung nicht mehr zufrieden.“

Viel wichtiger war aber, dass er mit dem Weltbesten mithalten konnte, obwohl er sich nicht wie in früheren Zeiten speziell auf den Kampf gegen die Uhr vorbereitet hatte. Denn die Zeitfahren bei Tour und Vuelta fuhr Martin ohne Ambitionen, weil er auf den anderen Etappen über hunderte von Kilometern aufopferungsvoll als Lokomotive für seine Kapitäne Steven Kruijswijk (Tourdritter) und Primoz Roglic (Vuelta-Sieger) arbeitete. Sein Fazit dieser WM: "Ich weiß, dass ich noch die Power für eine flache Strecke habe.“

Nils Politt, der zweite deutsche Starter verpasste als 22. (+4:10) die erwünschte Platzierung unter den besten Zehn. Doch der Kölner fand auch nicht, dass er versagt hatte. "Ich bin zufrieden mit der Leistung. Die Werte, die ich fuhr, waren gut. Ich habe auch ganz gut ins Rennen reingefunden. Ich weiß noch nicht, wo ich die Sekunden liegengelassen habe", sagte Politt im Ziel.

Leicht aus dem Rhythmus hatte ihn zu Beginn ein Defekt gebracht: "Die Schaltung hatte sich plötzlich selbstständig gemacht und runtergeschaltet. Sie wollte dann nicht mehr so ganz. Dann habe ich mit dem Fuß ein paar Mal dagegengetreten, dann hat sie wieder funktioniert. Danach war es in Ordnung", kommentierte der Zweite von Paris-Roubaix sein Pech, ohne das er sich aber nicht wesenstlich verbessert hätte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.10.2019Eekhoff klagt vor CAS gegen aberkannten WM-Sieg

(rsn) - Es war die bitterste Stunde seiner noch jungen Karriere. Wenige Minuten nach dem Triumph im WM-Straßenrennen der U23 wurde Nils Eekhoff wegen unerlaubten Windschattenfahrens hinter einem Begl

08.10.2019Die Form reicht nicht mehr: Alaphilippe beendet Saison

(rsn) - Bei den kanadischen Eintagesrennen in Quebec (7.) und Montreal (13.) zeigte sich Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) noch in vielversprechender Verfassung, auch wenn es zu keinem Sieg

08.10.2019Pedersen: “Ich will mein Jahr als Weltmeister genießen“

(rsn) - Nach seinem sensationellen Triumph im WM-Straßenrennen von Harrogate, in dem er als erster Däne der Radsportgeschichte das Regenbogentrikot eroberte, wird Mads Pedersen (Trek - Segafredo) di

03.10.2019Degenkolb versteigert sein WM-Trikot für Les Amis de Paris-Roubaix

(rsn) - Nach seiner Spendensammelaktion für das Nachwuchsrennen von Paris-Roubaix im Februar hat sich John Degenkolb nun etwas neues ausgedacht, um seiner Rolle als Botschafter der ´Amis de Paris-Ro

01.10.2019Trentin: “Ich bin stolz auf mich und mein Team“

(rsn) - Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends eilten die Italiener bei Straßenweltmeisterschaften von Erfolg zu Erfolg. Vier Goldmedaillen sammelten damals die Fahrer in den azurblauen Trikots, daz

01.10.2019Podcast: Rückblick auf die Straßen-WM

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportradio.de blickt Malte Asmus gemeinsam mit Eric Gutglück und Marc Winninghoff auf die 86. UCI-Straßenweltmeisterschaften zurück, die

01.10.2019Sagan verspielt Chance auf 4. WM-Gold mit taktischem Fehler

(rsn) - Auf den letzten fünf Kilometern gab Peter Sagan nochmal Vollgas. Der dreifache Weltmeister wollte nicht aus Yorkshire abreisen, ohne wenigstens nochmal alles aus seinem Körper herausgeholt u

30.09.2019Nur Gilbert hatte starke Beine - doch der stürzte

(rsn) - Ein achter Platz von Greg Van Avermaet war es letztlich, der für das hochgehandelte belgische Team am Ende des WM-Straßenrennens von Yorkshire zu Buche stand. 70 Sekunden hinter Goldmedaill

30.09.2019Valverde: “Ich war komplett erfroren“

(rsn) – Schon beim Blick auf den Wetterbericht, allerspätestens am Morgen beim Blick aus dem Fenster nach dem Aufstehen dürfte Alejandro Valverde klar geworden sein, dass es nichts mit einer Verte

30.09.2019Politt mit dem richtigen Riecher, aber von Trentin überrascht

(rsn) - Zu den heißesten Anwärtern auf die Medaillen hatten die deutschen Starter im WM-Straßenrennen von Harrogate von vorne herein nicht gezählt. Am ehesten hätte wohl Maximilian Schachmann fü

29.09.2019Großschartner: “Am Ende ist es nicht so aufgegangen für uns“

(rsn) - Lange Zeit sah es gut aus für das österreichische Nationalteam im Rennen der Eliteherren in Yorkshire. Denn mit Lukas Pöstlberger, Felix Großschartner, Patrick Konrad, Hermann Pernsteiner

29.09.2019“Mathieu van der Poel ist auch nur ein Mensch“

(rsn) - Bis zwölf Kilometer vor dem Ziel schien klar: Favorit Mathieu van der Poel wird sich in Harrogate zum Straßen-Weltmeister küren. Bis dahin lag der niederländische Überflieger mit vier wei

Weitere Radsportnachrichten

24.07.2025Evenepoel fuhr die Tour mit gebrochener Rippe

(rsn) – Um die Gründe für das Tour-Aus von Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) auf der 14. Etappe rankten sich diverse Vermutungen, aber keine klaren Gründe. Zu vage waren der Profi selbst un

24.07.202519. Tour-Etappe wird um 35 Kilometer verkürzt

(rsn) – Der Ausbruch einer Rinderseuche hat zu einer kurzfristigen Streckenänderung der 19. Etappe der Tour de France von Albertville nach La Plagne geführt. Die ursprünglich 129,9 Kilometer lang

24.07.2025Mit Hilfe von UAE: Onley macht Kampf um Weiß spannend

(rsn) – Oscar Onley (Picnic – PostNL) hat es bei der Tour des France tatsächlich nochmal spannend gemacht - auch wenn zwischenzeitlich überhaupt nichts mehr darauf hindeutete. Nach der Abfahrt v

24.07.2025Letzte Prüfung im Hochgebirge

(rsn) – Am drittletzten Tag der 112. Tour de France steht in den Alpen eine letzte, schwere, wenn auch überraschend kurze Etappe im Hochgebirge an. Ursprünglich waren 130 Kilometer mit über 4.600

24.07.2025Visma führte einen guten Plan schlecht aus

(rsn) - Visma – Lease a Bike blies auf der 18. Etappe der Tour de France zum Sturm. Das sah am Col de la Madeleine perfekt aus. Am Col de la Loze ging all die tolle Vorarbeit dann aber in die Hose.

24.07.2025Auf der Königsetappe erzwingt O’Connor endlich sein Glück

(rsn) – Der Triumph von Ben O’Connor auf der 18. Etappe der Tour de France war für das Team Jayco – AlUla eine Erlösung. Als Ausreißer trug der Australier am Donnerstag den Sieg davon, nach 1

24.07.2025Lipowitz: “Ich bin ganz schön eingegangen“

(rsn) - Am Ende wurde es im Kampf um Platz drei der Gesamtwertung und das Weiße Trikot ganz knapp für Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe). Nur 22 Sekunden rettete der 24-Jährige am C

24.07.2025Gall zwischen Frust und Stolz am Col de la Loze

(rsn) – Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat auf der 18. Etappe der Tour de France zu den aktivsten Fahrern gezählt und sich dank seiner Vorstellung am Col de la Loze um einen Platz im G

24.07.2025Pogacar: “Ich dachte, Visma würde schneller fahren“

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat die Königsetappe der Tour de France 2025 gewonnen. Nach 171 Kilometern war der Australier auf dem Col de Loze der einzige Ausreißer, der vor den Favori

24.07.2025Highlight-Video der 18. Etappe der Tour de France

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat die Königsetappe der 112. Tour de France gewonnen. Der 29-jährige Australier setzte sich über 171,5 Kilometer von Vif zur Bergankunft am Col de la Lo

24.07.2025Lipowitz rettet Weiß bei O’Connors Sieg auf der Königsetappe

(rsn) – Es war eine Königsetappe, die ihrem Namen gerecht wurde. Drei Berge der höchsten Kategorie, mehr als 5400 Höhenmeter auf den 171 Kilometern der 18. Etappe von Vif nach Courchevel und ein

24.07.2025Die sieben deutschen Starterinnen bei der 4. Tour de Fance Femmes

(rsn) – Von den 154 Fahrerinnen, die am kommenden Samstag im bretonischen Vannes die 4. Tour de France Femmes (2.WWT) unter die Räder nehmen, vertreten sieben die deutschen Farben. Von der erfahr

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Prueba Villafranca (1.1, ESP)
  • Dookola Mazowsza (2.2, POL)