Taktik-Analyse zum EM-Straßenrennen

Deceuninck-Duo spielte es gegen Ackermann perfekt

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So in etwa war die Situation, als Yves Lampaert seine Attacke setzte: Ackermann führte die Gruppe an, Viviani fuhr dahinter und versetzt zog Lampaert aus dritter Position auf und davon. | Foto: Cor Vos

11.08.2019  |  (rsn) – Das EM-Straßenrennen der Männer bot ein packendes Finale, das auch in taktischer Hinsicht ein Leckerbissen war. radsport-news.com hat sich die entscheidenden Momente des Rennens, bei dem Pascal Ackermann (Deutschland) hinter Sieger Elia Viviani (Italien) und Yves Lampaert (Deceuninck - Quick-Step) Bronze holte, näher angeschaut.

Die Taktik-Analyse zum EM-Straßenrennen

Eigentlich befand sich Ackermann auf der letzten Runde in einer guten Position, um nach Gold zu greifen. Andererseits dann doch nicht. Denn der Südpfälzer fuhr in einer drei Fahrer starken Spitzengruppe, die den Sieg unter sich ausmachen sollte – die Medaille war also sicher.

Vor allem aber hatte Ackermann mit der italienisch-belgischen Kombination Elia Viviani und Yves Lampaert zwei undankbare Begleiter. Im Sprint wäre Viviani dem deutschen Kapitän auf Augenhöhe begegnet, Lampaert ist einer der besten Finisseure, so dass sich der Deutsche schon auf eine Attacke im Finale einstellen konnte. Zusätzliches Problem für Ackermann: Lampaert und Viviani tragen beide das Trikot von Deceuninck – Quick-Step und machten deshalb gemeinsame Sache.

So kam es, dass Lampaert früh attackierte - und zwar nicht erst rund 2500 Meter vor dem Ziel auf der 1,1 Kilometer langen Kopfsteinpflasterpassage, wie es zu erwarten gewesen wäre. Der Belgier trat überraschend schon 3,5 Kilometer vor dem Ziel an, als Ackermann in Führung lag und Viviani an seinem Hinterrad hing.

Die dritte und letzte Position war ideal, um eine Attacke zu lancieren. Dazu kam, dass Ackermann zu diesem Zeitpunkt im Wind fuhr und so nicht mehr in der Lage war, den Angriff zu parieren. Wäre er zu diesem Zeitpunkt hinter Viviani gefahren, hätte er aus dessen Windschatten heraus die Lücke leichter schließen können.

So war der Zeitpunkt von Lampaerts Attacke perfekt gewählt. Der 25-jährige Ackermann versuchte auf der linken Straßenseite vergebens, die Lücke zum rechts von ihm attackierenden Lampaert zu schließen und als Viviani die Schwäche seines deutschen Rivalen erkannte, sprintete er knapp 3000 Meter vor dem Ziel los und schloss mühelos zum Spitzenreiter auf.

Dass die beiden Deceuninck-Fahrer zusammenarbeiten, sah man auch daran, dass Lampaert weiterhin die Führungsarbeit leistete, als Viviani den Anschluss geschafft hatte. Dem Belgier war klar, dass er im Zweiersprint gegen den Italiener keine Chance haben würde. Dennoch sorgte er weiter für Tempo. Hätte er die Gold-Karte spielen wollen oder dürfen, dann hätte Lampaert die Tempoarbeit einstellen und Viviani an sich vorbeiziehen lassen müssen.

Aber dann wäre das Duo Gefahr gelaufen, dass Ackermann noch hätte aufschließen und zum lachenden Dritten hätte werden können. So aber hatte Deceuninck Quick-Step Gold und Silber sicher und Viviani holte sich im Sprint mühelos den EM-Titel. Ackermann blieb Bronze.

BDR-Team riegelt an und sichert Ackermanns Medaille ab

Dass sich der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) im letzten Rennen der kontinentalen Titelkämpfe über eine weitere Medaille freuen konnte, war aber auch Folge einer taktisch starken Leistung. Denn Ackermann befand sich gemeinsam mit Rüdiger Selig, Lampaert, Viviani, dessen Helfern Matteo Trentin, Simone Consonni und Davide Cimolai sowie sechs weiteren Fahrern in einer 13-köpfigen Spitzengruppe, die eine gute halbe Minute Vorsprung auf das von den Niederländern angeführte Feld hatte.

Als die Spitzengruppe etwas an Einigkeit verlor, nahm Selig 25 Kilometer vor dem Ziel an vierter Position fahrend die Beine hoch und ließ eine Lücke nach vorn aufgehen. Es war sicherlich kein Zufall, dass die drei Fahrer vor ihm Viviani, Lampaert und Ackermann hießen. Da sich kein Konkurrent fand, der die Nachführarbeit leisten wollte, riegelten Trentin und Consonni gemeinsam mit Selig ab  - und das Trio zog davon.

Auch als die Niederländer die einstigen Begleiter der Spitzenreiter eingesammelt hatten und das Tempo mit letzter Kraft weiter hochhielten, positionierte sich Selig gemeinsam mit Andreas Schillinger und Michael Schwarzmann direkt hinter den Oranja-Fahrern. Als schließlich zwei Kilometer vor dem Ziel mit Dylan van Baarle der letzte Helfer von Dylan Groenewegen entkräftet ausgeschert war, fanden sich Selig und Schillinger an der Spitze wieder – und riegelten erneut ab.

Die Gegenwehr war gebrochen und es war klar, dass das Spitzentrio den Medaillensatz unter sich ausmachen würde. Dabei spielte das Deceuninck-Duo seine numerische Überlegenheit gegen Ackermann perfekt aus.

Die rennentscheidende Szene im Video:

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