Cataldo jubelt in Como nach turbulentem Finale

Rückschlag für Roglic, Carapaz mausert sich zum Giro-Favoriten

Foto zu dem Text "Rückschlag für Roglic, Carapaz mausert sich zum Giro-Favoriten"
Richard Carapaz (Movistar) im Ziel der 15. Giro-Etappe | Foto: Cor Vos

26.05.2019  |  (rsn) - Nachdem der 102. Giro d’Italia für Primoz Roglic (Jumbo - Visma) bisher ganz nach Wunsch verlaufen ist, musste der Slowene auf der 15. Etappe einen ersten Rückschlag hinnehmen. Nachdem er in der letzten Abfahrt des Tages in der Verfolgung seiner Konkurrenten eine Kurve falsch ansteuerte und fast über die Leitplanke gestürzt wäre, kam Roglic 40 Sekunden hinter seinen schärfsten Konkurrenten Richard Carapaz (Movistar) und Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) ins Ziel.

Zwar behauptete der 29-Jährige seinen zweiten Rang im Gesamtklassement, sein Rückstand gegenüber Carapaz, der sein gestern erobertes Rosa Trikot souverän verteidigte, beträgt jetzt aber 47 Sekunden. Nibali bleibt 1:47 Minuten dahinter Dritter.

“Wir wussten, dass es ein nervöses Finale mit einer gefährlichen Abfahrt geben würde. Also habe ich besonders auf Nibali geachtet und am Ende lief es gut für mich. Der Ruhetag ist jetzt mehr als verdient für mein Team und auch für mich. Denn die harten Etappen kommen noch“, sagte der 25-jährige Carapaz, der im letzten Anstieg des Tages als einziger Nibalis Attacke folgen konnte und der sich in der darauf folgenden Abfahrt vom Italiener nur kurzzeitig abschütteln ließ.

Den Tagessieg nach 232 Kilometern von Ivrea nach Como machten Dario Cataldo (Astana) und Mattia Cattaneo (Androni - Sidermec) unter sich aus. Die beiden Italiener vollendeten eine rund 210 Kilometer lange Flucht, an deren Ende sich der 34-jährige Cataldo im Sprint vor seinem sechs Jahre jüngeren Landsmann Cattaneo durchsetzte.

Cataldo macht sich einen Lebenstraum wahr

“Eigentlich hatte ich nicht geplant in die Ausreißergruppe zu gehen, da ich zuletzt zwei schwierige Tage hatte“, kommentierte Cataldo den zweiten Astana-Tagessieg bei diesem Giro und den größten Erfolg seiner Karriere. “Es war ein unglaubliches Finale. Am Ende ist Cattaneo keine Ablösung mehr gefahren. Ich bin dann mein eigenes Tempo gefahren, um niemanden mehr aufschließen zu lassen. Ich sagte mir: Okay, ich fahre jetzt einfach meinen besten Sprint und es war okay. Das ist unglaublich, davon habe ich mein ganzes Leben geträumt.“

Elf Sekunden hinter dem Duo sicherte sich der Brite Simon Yates (Mitchelton - Scott) Rang drei und vier Bonussekunden vor seinem Landsmann Hugh Carthy (EF Education First), Carapaz und Nibali, die allesamt zeitgleich waren. Mit 36 Sekunden Rückstand folgte einer weitere Verfolgergruppe mit dem Kolumbianer Miguel Angel Lopez (Astana), dem Polen Rafal Majka (Bora - hansgrohe), Nibalis Landsmann und Helfer Domenico Pozzovivo, dem Spanier Mikel Landa (Movistar) sowie Majkas italienischem Teamkollegen Davide Formolo. Roglic erreichte hinter dem Niederländer Bauke Mollema (Trek - Segafredo) mit 51 Sekunden Rückstand das Ziel.

In den Sonderwertungen gab es keine Veränderungen. Giulio Ciccone (Trek - Segafredo) führt weiter deutlich die Bergwertung an, Arnaud Demare (Groupama - FDJ) baute seine Führung in der Punktewertung gegenüber Pascal Ackermann um zwei weitere Zähler aus, Pavel Sivakov (Ineos) trägt weiter das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Movistar führt unverändert die Teamwertung an.

So lief das Rennen:

Nach 23 Kilometern zogen Mattia Cattaneo (Androni - Sidermec) und Dario Cataldo (Astana) aus dem Feld davon und erarbeiteten sich im Flachteil der Etappe einen Maximalvorsprung von mehr als 16 Minuten. Dann zog Mitchelton - Scott die Zügel an und verkürzte innerhalb von nur rund 30 Kilometern bis kurz vor dem Anstieg zur Madonna del Ghisallo, der rund 70 Kilometer vor dem Ziel das hügelige Finale einläutete, den Abstand auf unter zehn Minuten.

Beim ersten Zwischensprint wurde Demare aus dem Feld heraus Dritter und baute so seinen Vorsprung in der Punktewertung gegenüber Ackermann, der Rang fünf belegte um zwei weitere Zähler aus. Bereits in der Abfahrt von einem nicht-kategorisierten Anstieg unmittelbar vor der Madonna del Ghisallo fiel das Feld unter dem Tempodiktat von Jumbo - Visma und Bora - hansgrohe auseinander, wobei allerdings keiner der Klassementfahrer abgehängt wurde.

Im 8,6 Kilometer langen und im Schnitt 5,6 Prozent steilen ersten von drei kategorisierten Bergen des Tages schickten Carapaz, Nibali und schließlich Yates ihre Helfer an die Spitze des Feldes, das an der Bergwertung 59 Kilometer vor dem Ziel den Rückstand gegenüber dem Spitzenduo auf unter sieben Minuten verkürzt hatten.

Im Anschluss an die kurze Abfahrt folgende, zehn Kilometer lange Kletterpartie nach Colma di Sormano ließ Yates sein Team, das eine zwischenzeitliche Konterattacke von Jan Bakelants (Sunweb) neutralisierte, das Tempo weiter forcieren. Im oberen Teil des Anstiegs war es dann der Junge Lucas Hamilton, der den Angriff von Yates rund 48 Kilometer vor dem Ziel vorbereitete.

Nachdem seine erste Attacke noch vereitelt wurde, probierte es der Vuelta-Sieger kurz darauf ein zweites Mal, doch da erwies sich die Koalition aus Movistar und Astana als zu stark für Yates, der kurz vor dem Gipfel von einem allerdings deutlich geschrumpften Feld wieder eingefangen wurde. Prompt setzte Lopez den Konter, der allerdings ebenfalls erfolglos blieb.

Nibali im Finale (fast) unwiderstehlich

In der knapp 20 Kilometer langen vorletzten Abfahrt des Tages kontrollierten Bahrain - Merida und Movistar die noch gut 20 Fahrer umfassende Favoritengruppe, die sich etwa vier Minuten hinter den beiden italienischen Spitzenreitern befand. Nach einem Radwechsel, bei dem er die Maschine von Antwan Tolhoek erhielt, musste Roglic einige Kilometer kämpfen, ehe er sich 18 Kilometer vor dem Ziel, kurz bevor es nach Como hineinging, wieder zu seinen Konkurrenten vorgekämpft hatte.

Vom Zielort aus nahmen die Ausreißer den 4,2 Kilometer langen und bis zu 14 Prozent steilen Anstieg nach Civiglio mit 3:30 Minuten Vorsprung auf die Verfolger in Angriff. Aus der wieder größer gewordenen Favoritengruppe trat zunächst Carthy an. Ließ Movistar den 24-jährigen Briten ziehen, reagierten Carapaz‘ Helfer und dann sogar das Rosa Trikot selber bei der Attacke von Yates, der es zum dritten Mal an diesem Tag probierte.

Carapaz sprang dann auch sofort an Nibalis Hinterrad, als der sich auf die Verfolgung von Yates machte. Das Duo stellte den Mitchelton-Kapitän, den Nibali und Carapaz mit einer weiteren Tempoverschärfung loswurden. Am Gipfel stellte das Duo auch Carty, während Yates und eine erste Verfolgergruppe um Roglic, Landa und Lopez mit einigen Sekunden Abstand folgten. Nibali nahm in voller Fahrt die Abfahrt nach Como in Angriff, wogegen sich Roglic in einer Kurve versteuerte und gegen die Leitplanke prallte. Nur leicht verletzt konnte er sich zwar wieder aufs Rad schwingen, verlor dabei aber weitere Zeit.

Dagegen schüttelte Nibali seine beiden Begleiter in der Abfahrt ab und kam immer näher an Cattaneo und Cataldo heran, bei denen es auf den letzten drei Kilometern mit der Einigkeit vorbei war. Auf dem Schlusskilometer kamen die Verfolger aber wieder an den Sizilianer heran und machten sich auf die Verfolgung der beiden Ausreißer, die aber noch elf Sekunden ins Ziel retteten, wobei sich Cataldo im Sprint seinen ersten Giro-Etappensieg seiner langen Karriere sicherte. Elf Sekunden dahinter kassierte Yates als Tagesdritter noch vier Bonussekunden, gefolgt von Carthy, Carapaz und Nibali.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

04.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)