Trotz Sturz und Verlust von Rosa entspannt

Roglic: “Wichtig ist, wer das Trikot in Verona trägt“

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Roglic: “Wichtig ist, wer das Trikot in Verona trägt“"
Vorerst nicht mehr in Rosa: Primoz Roglic | Foto: Cor Vos

16.05.2019  |  (rsn) - Es war ein ungewohnt früher Feierabend für Primoz Roglic nach der 6. Etappe des Giro d’Italia in San Giovanni Rotondo. Es folgten keine Überstunden in Form von offiziellen Post-Race-Interviews vor den TV-Kameras, keine Podiumszeremonie und keine obligatorische Pressekonferenz als Gesamtführender der Rundfahrt.

Stattdessen ging es für Roglic nach Zielankunft direkt zum Teambus von Jumbo - Visma. Zur Ruhe kommen, duschen und Abfahrt ins Hotel, das normale Prozedere für fast jeden Profi. Für Roglic allerdings war es eine Premiere bei diesem Giro.

Mit dem Auftaktzeitfahren in Bologna am vergangenen Samstag hatte sich der 29-Jährige in die Führungsposition des Giro gefahren und seitdem das Rosa Trikot fünf Etappen lang souverän verteidigt. Es kamen bereist erste Spekulationen auf, ob der ehemalige Skispringer als fünfter Fahrer nach Costante Girardengo (1919), Alfredo Binda (1927), Eddy Merckx (1973) und Gianni Bugno (1990) die Spitzenposition vom ersten bis zum letzten Tag innehaben würde.

Eine sicherlich nette Errungenschaft, in der Risiko-Nutzen-Betrachtung des modernen Radsports aber kaum empfehlenswert. Da wäre zum einen der immense Aufwand für das Team, zum anderen wird auch das Protokoll für den Träger des Rosa Trikots nach jeder Etappe irgendwann zur Belastung und kostet wichtige Regenerationszeit.

Das sah wohl auch Jumbo - Visma ähnlich und befreite Roglic und seine Kollegen vorerst von den Pflichten des Rosa Trikots: Auf den langen 238 Kilometern nach San Giovanni Rotondo ließ man eine Fluchtgruppe gewähren,  der Italiener Valerio Conti (UAE Team Emirates) übernahm als Etappenzweiter hinter seinem Landsmann Fausto Masnada (Androni - Sidermec) die Gesamtführung. Das von Roglics Helfern angeführte Feld kam mit einem Rückstand von 7:19 Minuten ins Ziel.

Schreckmoment beim Massensturz

"Natürlich ist es schade, dass wir das Trikot verloren haben. Aber anderseits haben wir dadurch mehr Erholung und weniger Stress. Wir haben seit Bologna von Tag zu Tag geschaut, wie die Situation ist. Und wir sind immer noch gut positioniert in der Gesamtwertung“, sagte der Sportliche Leiter Addy Engels im Ziel und machte deutlich, dass die Niederländer nicht allzu traurig über den Verlust der Gesamtführung sind.

Den Rückstand von 5:24 Minuten auf den neuen Spitzenreiter sieht man im Team nicht als Problem. "Der Abstand ist überschaubar, sonst hätten wir es nicht gemacht. Wir wollten es um die fünf Minuten halten, weil einige gute Fahrer vorne dabei waren“, ergänzte Engels, der gleichzeitig darauf verwies, dass Conti das Trikot wohl einige Tage verteidigen könne.

Roglic stellte sich nach der Etappe ebenfalls kurz den Reportern und bestätigte, dass man sich irgendwann dazu entschieden habe, dass Trikot abzugeben. Aber eben nur vorübergehend, unterstrich er: "Wichtig ist, wer das Rosa Trikot in Verona trägt. Es ist ein langes Rennen und in Führung zu liegen, hat uns viel Kraft gekostet.“

Der Slowene durchlebte unterwegs zusätzlich einen Schreckmoment. Kurz nach dem Start in Cassino kam Roglic in einem Massensturz zu Fall, in den unter anderem auch Rafal Majka (Bora - hansgrohe), Mikel Landa (Movistar) und Ilnur Zakarin (Katusha - Alpecin) verwickelt waren. Der 29-Jährige zog sich dabei eine Wunde an seiner rechten Gesäßseite zu und musste den Rennarzt zur Versorgung aufsuchen."„Ich konnte nirgendwo ausweichen und bin auf meinen Hintern gefallen. Aber das war es auch schon. Normalerweise sollte alles in Ordnung sein“, sagte er zum Vorfall, bei dem er letztlich glimpflich davon kam.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine