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04.03.2019 | (rsn) - Der Blutpass oder auch biologische Athletenpass sollte der Heilsbringer im Kampf gegen Doping sein. Mit seiner Hilfe könne Blutdoping aufgedeckt und somit verhindert werden. Hieß es. Doch im Zuge der Operation Aderlass wird jetzt auch der Öffentlichkeit wieder bewusst, was Experten, Athleten und Funktionären wohl ohnehin klar war oder gewesen sein muss: Blutdoping ist nach wie vor gängige Praxis im Spitzensport.
Nachdem in Seefeld bei den Nordischen Weltmeisterschaften fünf Langläufer festgenommen worden waren, hatte die Innsbrucker Staatsanwaltschaft am vergangenen Freitag den Radprofi Stefan Denifl vorgeladen und von ihm ein Geständnis erhalten. Am Montag gestand nun dessen österreichischer Landsmann und Berufskollege Georg Preidler. Sie alle dopten mit Hilfe des ehemaligen Gerolsteiner- und Milram-Teamarztes Mark Schmidt aus Erfurt - das Dr. darf man sich hier wohl bald sparen.
Wie die Ermittlungen und Recherchen zur Operation Aderlass derzeit nahelegen, dürften noch viele weitere Sportler und Sportlerinnen folgen. Denn bei der Razzia rund um Schmidts Räumlichkeiten in Erfurt in der vergangenen Woche wurden etwa 40 Blutbeutel beschlagnahmt - versehen mit Buchstabenkürzeln.
Blutpass hilft beim Identifizieren der Blutbeutel-Besitzer - sonst aber kaum
Anders als in der Operacion Puerto um den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes vor 13 Jahren dürften die Kürzel nicht nötig sein, um die Blutbeutel ihren jeweiligen Besitzern zuzuordnen. Dabei werden nun die Datenbanken der Anti-Doping-Agenturen und des Athletenpass-Systems helfen. Immerhin: Diesen Nutzen hat der Blutpass dann also doch. Die Tatsache, dass allerdings auch in jüngster Vergangenheit noch großflächig Blutdoping betrieben wurde, spricht dafür, dass jener biologische Athletenpass sonst aber kaum etwas genutzt hat.
Als das WorldTour-Team CCC, der Nachfolger des BMC Racing Teams, unter der Leitung des US-Amerikaners Jim Ochowicz im vergangenen Herbst Denifl unter Vertrag und seine Daten unter Augenschein nahm, hatte man schließlich nichts zu bemängeln. Teams können vor der Verpflichtung eines Fahrers dessen medizinische Aufzeichnungen beim Radsport-Weltverband UCI anfordern. "Das sah okay aus, klar. Wir hätten ihn nicht unterschreiben lassen, wenn es irgendwelche Alarmsignale gegeben hätte", so Ochowicz nun gegenüber cyclingnews.com. Und doch: Denifl betrieb Blutdoping.
Denifls Werte ließen keine Alarmglocken läuten
Ochowicz muss im Nachhinein froh sein, dass Denifl kurz vor Weihnachten aus persönlichen Gründen um die Auflösung des erst am 1. Januar in Kraft tretenden Vertrages bat. Schließlich entgeht sein neu formierter Rennstall so haarscharf seinem ersten Dopingskandal. "Er sagte, es habe nichts mit dem Sport zu tun, sondern mit seiner Familie. Ich habe nicht viele Fragen gestellt. Er sagte, dass er nicht in der Lage sei, für das Team zu fahren. Also habe ich gesagt: Okay", so Ochowicz.
Doch zurück zum Blutpass: Der überführte Doper und heutige Radsport-Experte des dänischen Ekstrabladet, Michael Rasmussen, hatte im Dezember in seiner Kolumne auf eine Studie der Universität Kopenhagen hingewiesen, die bewies, dass Blutdoping mit 135-Milliliter-Rationen möglich sei, ohne Auffälligkeiten im Blutpass zu erzeugen. "Ich habe es euch doch gesagt", schrieb Rasmussen da, weil er das schon im Sommer im Rahmen der Tour-de-France-Berichterstattung für möglich gehalten hatte. Schließlich gelten Mikro-Dosierungen auch bei anderen Dopingpraktiken wie der Verabreichung von EPO als 'state of the art'.
Rasmussen behauptet: Seine Blutwerte von damals würden heute nicht durchfallen
Im Zuge der Operation Aderlass meldete sich Rasmussen nun am Montag via Twitter zu Wort. "Im Licht der jüngsten Enthüllungen sowohl im Rad- als auch Skisport ist es ziemlich offensichtlich, dass biologische Athletenpässe weit davon entfernt sind, einen sauberen Sport zu garantieren", schrieb Rasmussen und veröffentlichte eine Tabelle mit insgesamt 24 Zeilen zu 24 Bluttests aus den Jahren 2005, 2006 und 2007. Darin enthälten: Rasmussens Hämatokrit- und Hämoglobin-Werte der jeweiligen Blutproben. "Das sind meine Blutwerte zwischen 2005 und 2007. Ich behaupte, sie würden durch das aktuelle System durchrutschen", so Rasmussen, der in den betreffenden Jahren Blutdoping im großen Stil betrieben hatte.
Die Operation Aderlass unterstreicht einmal mehr, wie stumpf die Waffen des Sports im Anti-Dopingkampf weiterhin sind. Lance Armstrongs berühmte Aussage "Ich wurde nie positiv getestet", scheint so passend wie eh und je. Gleichzeitig ist nun aber zu hoffen, dass die Operation Aderlass auf der anderen Seite zeigt, wie scharf die Waffen der Justiz sind. Die müssen sich in den Schlachten der kommenden Monate zwar erst noch beweisen, doch in Seefeld und Erfurt wurde vergangene Woche zumindest ein Anfang gemacht.
Rasmussens Tweet mit seinen Hämatokrit- und Hämoglobin-Werten von 2005 bis 2007:
In the light of the resent doping revelations in both cycling and skiing it's quite obvious the biological passport is far from a guarantee for clean sport. These are my blood values between 2005-07. I claim they would pass through the current system. #biopass #bypass pic.twitter.com/aavxpBOJRI
— Michael Rasmussen (@MRasmussen1974) 4. März 2019
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