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15.05.2018 | (rsn) - Am längsten Tag des Giro d’Italia 2018 hat sich die Mitchelton-Scott-Doppelspitze auf nur noch einen Sieg-Kandidaten reduziert. Völlig überraschend büßte Esteban Chaves, Etappengewinner am Ätna und seit dem Sonntag Gesamtzweiter der Italien-Rundfahrt, auf dem 244 Kilometer langen zehnten Teilstück von Penne nach Gualdo Tadino mehr als 25 Minuten auf seine Konkurrenten und damit alle Chancen auf den Gesamtsieg der 101. Auflage ein.
Schon kurz nach dem Start verlor der Kletterspezialist im 15,7 Kilometer langen Anstieg nach Fonte della Creta den Anschluss an das Feld und schaffte es danach nicht mehr, trotz der Hilfe von gleich vier Teamkollegen die Lücke zum Feld zu schließen. Dort war man sich einig und ließ die Verfolger nicht mehr heran. Da half es auch nichts, dass Quick-Step Floors für den ebenfalls abgehängten Elia Viviani zunächst Mitchelton-Scott unterstützte und den Rückstand auf rund eine Minute verkürzte. Kurz danach allerdings ging die Schere wieder auf und Chaves resignierte.
"Das ist der Giro. Ich habe eine schwierige Beziehung mit Italien, es ist eine Hassliebe. Vor einigen Tagen habe ich einen der besten Tage meiner Karriere genossen und jetzt ist es hart für meine Moral“, sagte der tief enttäuschte Chaves im Ziel. 2016 stand er bereits einmal vor dem Gesamtsieg, wurde dann aber am vorletzten Tag noch von Vincenzo Nibali aus dem Rosa Trikot gefahren. Nun zerplatzte der Traum, es Nairo Quintana gleichzutun und als zweiter Kolumbianer den Giro zu gewinnen. Eine Erklärung für seinen frühen Einbruch hatte Chaves am Mittwoch noch nicht. "Mir fehlte es einfach an der Kraft und ich konnte am ersten Berg nicht an den Besten dranbleiben“, sagte der 28-Jährige.
Teamkollege Christopher Juul Jensen, der von der Teamleitung an Chaves‘ Seite beordert worden war, hatte im Ziel gegenüber radsport-news.com eine schlechte Positionierung am Berg als ursächlich für das Desaster genannt. "Wir haben dann gut mit Quick-Step zusammengearbeitet, aber im Feld gab es vereinte Interessen, Viviani und Chaves nicht mehr rankommen zu lassen, und irgendwann hat die größere Feuerkraft des Feldes den Ausschlag gegeben. Radprofis können zwar viel, aber nichts Unmögliches“, meinte der Däne, der sich wie Chaves auch zumindest damit trösten konnte, dass Simon Yates seine Führung im Gesamtklassement nicht nur behauptete, sondern seinen Vorsprung gegenüber dem neuen Zweiten Tom Dumoulin (Sunweb) sogar um drei auf 41 Sekunden ausbauen konnte.
"Wichtig ist, dass wir immer noch das Führungstrikot haben. Unser Ziel als Team hat sich nicht geändert. Wir sind mit der Idee gestartet, den Giro zu gewinnen und werden an dem Plan festhalten“, kündigte Chaves seinem britischen Mannschaftskollegen bereits seine Helferdienste an. Yates selber sprach im Ziel von einem "Rückschlag. Zu zweit hätten wir unsere taktischen Karten viel besser ausspielen können. Die Rivalen hätten uns beide markieren müssen. Jetzt bin nur noch ich übrig“, sagte er und zeigte sich wie alle anderen auch völlig überrascht davon, dass Chaves so früh den Anschluss verlor. "Ich dachte anfangs, er kommt noch zurück. Aber es war ein wilder Tag. Wir sind ohne eine Pause durchgefahren. Schon der Anfang war brutal. Ich kenne diese Intensität sonst nur von den von den kurzen, knackigen Etappen, aber nicht bei so einer langen. Es war ein verrücktes Rennen.“
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