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01.02.2018 | (rsn) - radsport-news.com stellt die 18 WorldTour-Teams vor, die bei der 20. Tour Down Under in die Saison eingestiegen sind. Beim Team Sky sind auch in dieser Saison alle Augen auf Chris Froome gerichtet. Doch aktuell geht es weniger um sportliche Schlagzeilen, sondern um die Frage, ob der Brite nach seinem positiven Salbutamol-Test bei der vergangenen Vuelta a Espana um eine Sperre herumkommt. Daneben verblassen derzeit alle anderen Aspekte.
Rückblick 2017: Sportlich wurde das vergangene Jahr zum großen Wurf und Sky sah sich endlich am Ziel, zwei große Landesrundfahrten in einer Saison gewonnen zu haben. Möglich machte das Chris Froome, der auch ohne Etappensieg letztendlich souverän seine mittlerweile vierte Tour de France und sieben Wochen später erstmals die Vuelta a Espana gewann. Ein seltenes Double im Radsport, das gleichzeitig aber auch die gegenwärtige Dominanz von Froome und Team Sky demonstrierte. Erfolgreich verlief auch das Frühjahr, in dem Michal Kwiatkowski nach durchwachsener Vorsaison den hohen Erwartungen mit Siegen beim Strade Bianchi und bei Mailand-Sanremo gerecht wurde.
Zwei weitere WorldTour-Siege gelangen bei den Cyclassics in Hamburg und den Bretagne-Classics durch Elia Viviani, und am Ende trumpfte das Team sogar mit Platz eins im WorldTour-Teamranking auf. Zum Jahresabschluss verblassten jedoch alle Ergebnisse: Im Dezember wurde bekannt, dass eine Dopingprobe von Froome während der Vuelta einen unerlaubt hohen Wert des Asthmamittels Salbutamol aufwies. Da es sich nach der Welt-Antidopingagentur WADA allerdings um eine "spezifische Substanz" handelt, deren Einsatz bis zu einem Grenzwert erlaubt ist, liegt nicht automatisch ein Dopingverstoß vor. Die Untersuchungen der UCI laufen noch.
Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Mit Ian Boswell (Katusha-Alpecin) und Peter Kennaugh (Bora-hansgrohe) suchten zwei langjährige Teammitglieder mangels Perspektive neue Herausforderungen und auch der schnelle Elia Viviani (Quick Step) sah seine Zukunft nicht mehr in der britischen Equipe. Zudem heuerte mit Danny Van Poppel ein weiterer Sprinter bei LottoNL-Jumbo an. Schwerer wiegt indes der Abgang des loyalen Helfers Mikel Nieve, der künftig bei Mitchelton-Scott als routinierter Berghelfer fungiert. Und dann trennte sich Sky noch von Mikel Landa. Ein Abschied mit zwei Seiten: Sportlich gewiss ein Verlust, doch in Sachen Teamharmonie wurde der Baske mehr und mehr zum Unruhestifter. Landa wollte sich den Teamambitionen nicht mehr unterordneten und hofft nun bei Movistar auf mehr Freiheiten.
Mit den Neuzugängen überraschte das Team von Manager Dave Brailsford allerdings zum Teil. Passen die Verpflichtungen von David De la Cruz (Quick Step) und Jonathan Castroviejo (Movistar) als vielseitige Helfer sowie Dylan Van Baarle (Cannondale-Drapac) als aufstrebender Klassiker-Spezialist noch ins bekannte Schema, setzte Sky darüber hinaus auf vielversprechende Zukunftsoptionen: Mit Ausnahme von Egan Bernal (Androni) geben mit Pavel Sivakov (BMC Development), Chris Lawless (Axeon Hagens Berman), Kristoffer Halvorsen (Joker-Icopal) und Leonardo Basso (General Store-Bottoli-Zardini) gleich vier Fahrer ihr Profi-Debüt.
Im Fokus:
Bis zur Urteilsverkündung im Salbutamol-Fall um Froome wird wohl noch einige Zeit vergehen. Dabei scheint nach derzeitiger Informationslage sowohl ein Freispruch als auch eine längere Sperre für den Briten möglich. Suspendiert ist Froome derweil nicht und kann weiterhin an Rennen teilnehmen. Dennoch muss Sky für den Ernstfall planen – gerade im Hinblick auf die Tour de France. Was wäre Plan B ohne Froome? Landa ist weg, bleibt einzig Geraint Thomas als aussichtsreicher Klassementfahrer. Auch der Waliser spielte zuletzt offen mit Wechselabsichten, da er im Schatten von Froome seine Entwicklung zum Rundfahrer stagnieren sah. Unverhofft könnte sich für den 31-Jährigen in diesem Sommer jedoch die ganz große Bewährungschance bei der Tour ergeben – mit dem wohl besten Team als Unterstützung. Ob dieses Szenario eintrifft, wird sich aber erst im Laufe dr Saison entscheiden. Sky und Thomas werden sich jedoch für diesen Ernstfall vorbereiten müssen.
Aufgepasst auf … … den "Jugendwahn“ bei Sky. In Sachen Talentförderung konnte sich das Team bislang keinerlei Lorbeeren verdienen. Umso überraschender erscheinen die vielen jungen Neurekrutierungen. Doch Sky hat in viel Potenzial investiert. Der 21-jährige Egan Bernal gewann im Vorjahr unter anderem die Tour de L’Avenir, gilt als großes Kletter-Juwel, und erreichte bei seinem Debüt auf Anhieb Platz sechs bei der Tour Down Under. Ebenfalls eine große Zukunft als Rundfahrer wird dem 20-jährigen Russen Pavel Sivakov bescheinigt, der 2017 die U23-Szene prägte und sich zwei bedeutende Nachwuchsrundfahrten sicherte. Andere Qualitäten weist indes Kristoffer Halvorsen auf, der als einer der besten Sprinter im Amateur-Bereich galt und 2016 in Doha U23-Weltmeister wurde. Was sie alle drei jedoch eint, ist ein gewisses Risiko bei Sky: Die Qualitätsdichte ist riesig und die Entwicklungsmöglichkeiten waren in der Vergangenheit für junge Profis eher beschränkt. Können sie sich dennoch nachhaltig behaupten?
Ausblick 2018: Die Saison steht und fällt mit dem Ausgang des Falls Froome. Wird er freigesprochen, werden Sky und der Brite den Radsport voraussichtlich auch 2018 dominieren, wird Froome jedoch für schuldig befunden, steht das Team sportlich wie auch in der Außendarstellung vor einem Fiasko seinesgleichen. Entsprechend wird über Erfolg oder Nicht-Erfolg der Saison 2018 abseits der Straße entschieden. Dabei waren die Pläne groß: Froome kündigte seinen Doppelstart bei Giro d’Italia und Tour an und wollte das nächste Kapitel Radsport-Geschichte schreiben. Da er nicht suspendiert wurde – und solange die Untersuchungen noch laufen – kann er dieses Unterfangen sogar in Angriff nehmen – ein fader Beigeschmack würde jedoch nicht ausbleiben. Ob ihm das Double gelingt, ist die andere Frage, wobei eine solche Leistung aktuell einzig Froome zuzutrauen wäre. Ohne den Kapitän dürfte Sky allerdings deutlich limitiert in seinen Möglichkeiten bei den großen Landesrundfahrten sein, Thomas hat den Nachweis eines guten Rundfahrers bislang noch nicht erbracht.
Bei den Klassikern besitzt Sky indes mit Kwiatkowski beste Aussichten auf positive Schlagzeilen. Der Ex-Weltmeister kann mit Ausnahme von Paris-Roubaix bei jedem Frühjahrsklassiker um den Sieg mitfahren und auf potente Unterstützung durch Neuzugang Van Baarle sowie Luke Rowe, Ian Stannard und Gianni Moscon bauen– wobei Letzterer ebenfalls noch in einem UCI-Verfahren um einen Rennunfall verwickelt ist. Die beispiellose Qualitätsdichte mit Namen wie Wout Poels, Diego Rosa, Sergio Henao, Thomas oder Neuzugang De la Cruz bieten Sky zudem bei einwöchigen Rundfahrten gute Chancen auf Erfolge. Einzig ein guter Sprinter fehlt nach dem Abgang von Viviani. Diese Lücke dürfte der 21-jährige Norweger Halvorsen noch nicht schließen können.
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