Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Movistar: Harmoniert das explosive Spitzentrio?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Movistar: Harmoniert das explosive Spitzentrio?"
Movistar bei der Teampräsentation in Madrid | Foto: Cor Vos

25.01.2018  |  (rsn) - radsport-news.com stellt die 18 WorldTour-Teams vor, die bei der 20. Tour Down Under in die Saison eingestiegen sind. Das spanische Movistar-Team hat einige namhafte Abgänge zu verkraften, mit Mikel Landa aber einen der weltweit besten Rundfahrtspezialisten hinzugewonnen. Vor allem bei der Tour de France stellt sich allerdings die Frage, wie der Spanier mit den beiden Platzhirschen Nairo Quintana und Alejandro Valverde harmoniert.

Movistar Team

Rückblick 2017: Gemessen an den Erfolgen der Vorjahre liegt eine eher durchwachsende Saison hinter der spanischen Equipe. Als Indiz dafür reicht der Blick auf das Teamranking der WorldTour: Nach vier Jahren in Folge auf Platz eins reichte es 2017 nur zu Rang sechs. Im Mittelpunkt der Erwartungen stand das angestrebte Double aus Gesamtsiegen beim Giro d’Italia und der Tour de France durch Nairo Quintana sorgen sollte – doch während der Kolumbianer die Italien-Rundfahrt erst im abschließenden Zeitfahren verlor, fuhr er bei der Tour entkräftet nur auf Platz zwölf. Weitaus schlimmer endete die Frankreich-Rundfahrt dagegen für Alejandro Valverde: Der Spanier brach sich bei einem schweren Sturz im Auftaktzeitfahren von Düsseldorf die Kniescheibe und musste seine Saison vorzeitig beenden.

Bis zu dem folgenschweren Unfall konnte Valverde allerdings mit den Gesamtsiegen bei der Katalonien- und der Baskenland-Rundfahrt sowie mit Erfolgen beim Fléche Wallone und Lüttich-Bastogne-Lüttich einmal mehr überzeugen. Außerdem gelang durch Quintana zu Saisonbeginn der Gesamtsieg bei Tirreno-Adriatico. Doch insbesondere in der zweiten Saisonhälfte fehlte Movistar ohne seine beiden Kapitäne der Punch: Der letzte der 31 Saisonsiege gelang Anfang August und bei der heimischen Spanien-Rundfahrt blieb das Team blass.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Movistar hat einige namhafte Abgänge zu verkraften. Unter anderem verließen Jonathan Castroviejo (Sky), Alex Dowsett (Katusha-Alpecin), Jesús und José Herrada (beide Cofidis) sowie Gorka Izagirre (Bahrain-Merida), Rory Sutherland (UAE Emirates) und Daniel Moreno (EF Education First-Drapac) das Team – in den vergangenen Jahren allesamt Leistungsträger, die im Gesamtgefüge der Mannschaft deutliche Lücken hinterlassen. Neu dazu kamen der argentinische Kletterer Eduardo Sepúlveda (Fortuneo-Oscaro), Jaime Rosón (Caja Rural-Seguros RGA) sowie Rafael Valls (Lotto-Soudal). Und natürlich …

Im Fokus … Mikel Landa. Der Baske wechselte vom Team Sky zurück nach Spanien und dürfte eine der explosivsten Personalien in der kommenden Saison werden. Denn bei Landa sind sowohl seine sportlichen Fähigkeiten als auch sein Ego bestens ausgeprägt. Sky verließ der 28-Jährige, da er sich nicht mehr den Zielen mit Chris Froome unterordnen wollte und nach Platz vier im Vorjahr selber Kapitänsansprüche für die Tour de France anmeldete. Zuletzt wurde Landa auch nicht müde, diese Ansprüche öffentlich zu wiederholen. Umso überraschender wirkt zunächst sein Wechsel zu Movistar – mit den beiden Platzhirschen Quintana und Valverde. Es dürfte spannend werden, wie Unzue seinen teuren Neuzugang mit seinen beiden bisherigen Kapitänen in Einklang bringen will. Komplikationen sind nicht ausgeschlossen.

Aufgepasst auf … … Jamie Roson. Ein weiteres dieser häufig schnell überschätzten spanischen Talente, die das Erbe von Alberto Contador antreten sollen? Eher nicht. Immerhin kann Rosón aber auf drei behutsame Lehrjahre beim ProContinental-Team Caja Rujal zurückblicken – und besonders im Vorjahr empfahl er sich für höhere Aufgaben. Eine gut besetzte Burgos-Rundfahrt beendete Roson auf Platz fünf, schlug Vincenzo Nibali kurz vor dem Giro bei einer Bergankunft der Kroatien-Rundfahrt und erreichte bei der Vuelta später im Jahr einen soliden 26. Platz in der Endabrechnung. Der 25-Jährige ist wahrscheinlich nicht der kommende Contador, ein genauerer Blick auf seine Saison 2018 lohnt sich aber allemal.

Ausblick 2018: Unabhängig vom Ausgang der Untersuchungen im Salbutamol-Fall von Chris Froome wird die Tour de France einmal mehr der Saisonhöhepunkt von Movistar sein. Sollte Froome in diesem Jahr jedoch in Folge einer eventuellen Sperre fehlen, würde Nairo Quintana automatisch in eine Pole-Position im Kampf um den Gesamtsieg rutschen. Die Route dürfte dem kolumbianischen Kletterer liegen, zumal Quintana sich 2018 wieder ganz auf die Frankreich-Rundfahrt fokussieren wird. Ein wichtiger Unterstützer dürfte dabei Alejandro Valverde werden, der wiederum später im Jahr vermutlich als Kapitän die Vuelta bestreiten darf. Eine Unbekannte bleibt hingegen die Planung mit Landa: Ein mögliches Szenario wäre ein Giro-Start als Kapitän und eine Tour in ungeliebter Helferrolle – oder aber Unzue spielt mit dem Feuer und schickt das Trio zum gemeinsamen Angriff nach Frankreich.

Für Valverde stehen zuvor noch die Ardennenklassiker an. Zwar muss sich erst noch zeigen, wie der bald 38-Jährige nach seiner schweren Verletzung zurückkommt, in den vergangenen Jahren ließ er jedoch keinerlei Anzeichen von Müdigkeit erkennen. Unter anderem winkt ihm 2018 beim Flèche Wallone sein fünfter Sieg in Serie und auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zählt er in Normalform zu den großen Favoriten. Einzig auf dem Kopfsteinpflaster spielt Movistar fast schon traditionell keine Rolle. Mit Andrey Amador, Carlos Betancur, Zeitfahrer Nelson Oliveira, den Spaniern Ruben Fernandez und Marc Soler, aber möglicherweise auch mit dem Freiburger Jasha Sütterlin besitzt das Team hingegen aus der zweiten Reihe heraus gute Aussichten auf Erfolge bei kleineren Rennen.

Eckdaten:
Land: Spanien
Hauptsponsor: Movistar
Branche: Mobilfunkanbieter
Teamchef: Eusebio Unzue
Radausrüster: Canyon
Fahrer im Aufgebot: 25
WorldTour-Ranking 2017: 6

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