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19.07.2017 | (rsn) - Normalerweise ist das so: Wenn man bei der Tour de France einen Fahrer im Ziel oder am Mannschaftsbus nach einer Etappe nicht sprechen kann, dann geht es zum Teamhotel und es kommt im Idealfall dort noch zum kurzen Interview. Normalerweise ist das kein Problem: Man setzt sich in die Lobby und wartet, trinkt und isst dort etwas und macht so auch die Hotelbesitzer glücklich. Doch in Serre Chevalier war heute alles anders.
Als die Medienschar nach dem Ausstieg von Marcel Kittel (Quick-Step Floors) zum Club Med Serre Chevalier pilgerte, um dort auf die Ankunft des gefallenen Grünen Trikots zu warten, stellten sich vier Männer vom Security-Dienst in den Weg. An der Schranke zur Hotel-Einfahrt war Endstation. Erst nach halbstündigem Bearbeiten einer inzwischen zur Verständigung herbeigeeilten Hotel-Angestellten sowie anschließend des Club-Chefs wurde Einlass gewährt - in die Ferienanlage, nicht ins Hotel versteht sich.
"Wir richten Ihnen einen abgesicherten Platz ein, an dem Sie Interviews führen können. Aber wir fragen die Fahrer erst, ob sie mit Ihnen reden wollen", erklärte die Dame die Spielregeln. Vor dem Haupteingang wurde also ein Flatterband gespannt, hinter dem sich die Pressevertreter aufhalten mussten - immerhin: Apfel- und Ananassaft sowie Wasser wurde in den "Käfig" gebracht. Als ich versuchte, kurz in die Lobby zu gelangen, um auf den dort hängenden Fernsehern die Etappe und den Schlagabtausch der Favoriten am Col du Galibier zu verfolgen, hielt uns der Hotel-Manager höchstpersönlich auf.
"Nein, in die Lobby können Sie nicht", sagte er. "Aber wir würden gerne das Rennen sehen, über das wir berichten müssen. Wir kaufen auch gerne Getränke an der Bar", war meine Antwort. Hotel-Manager: "Ich diskutiere das nicht. Wir haben Sie schon hier hereingelassen. Wenn Ihnen das nicht reicht, zeigt Ihnen der Herr (ein Security-Mitarbeiter) gerne den Ausgang." Ich: "Kann ich wenigstens kurz auf die Toilette gehen?" Das wurde ermöglicht, allerdings im besten Doping-Test-Stil: Der Security-Dienstleister begleitete mich bis kurz vors Pissoir. Anschließend ging es schnurstracks zurück in den Journalisten-Käfig.
Interviews mit den Fahrern waren von dort aus später tatsächlich gut möglich - auch ohne Einzel-Bestellung bei Hotelmitarbeitern, sondern durch ganz normale direkte Ansprache, wie gewohnt. Auch Kittel kam, nachdem er zuvor durch eine Hintertür von uns ungesehen ins Hotel gelangte, nach seiner Dusche noch einmal heraus und sprach zur Presse.
Wieso also all das Tohuwabohu und die Sicherheitsvorkehrungen? Ganz einfach: Die Tour hatte an diesem 19. Juli hohen Besuch. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war im Ziel der 17. Etappe zu Gast und legte rund ums Rennen vieles lahm: Straßensperren, stark erhöhtes Aufkommen an Sicherheitspersonal, und eben strikte Richtlinien für die öffentlichen Gebäude und Hotels, nur tatsächlich gebuchte Gäste hereinzulassen.
So schön es ist, wenn hohe Politiker Sportereignisse besuchen und so deren Bedeutung unterstreichen: Auf einer schweren Bergetappe in den Hoch-Alpen mit Ziel in einem kleinen Ski-Ort, wo ohnehin schon alles enger und schwieriger ist als sonst, kann man darauf gut verzichten. Das werden auch die zig tausend Fans denken, die um 23:20 Uhr noch immer im Stau stehen, um in Richtung Briancon herunterzurollen.
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