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14.07.2017 | (rsn) – Frankreich jubelt am Nationalfeiertag. Die lediglich 101 Kilometer lange 13. Tour-Etappe wurde zum erhofften Radsport-Spektakel in den Pyrenäen – und endete am 14. Juli mit dem ersten Sieg eines heimischen Profis seit zwölf Jahren! Warren Barguil vom deutschen Team Sunweb sorgte für den Jubel, indem er im Sprint einer vierköpfigen Gruppe Nairo Quintana (Movistar), Alberto Contador (Trek-Segafredo) und Mikel Landa (Sky) in Foix den größten Sieg seiner Karriere holte.
Das Gelbe Trikot verteidigte Fabio Aru (Astana), der gemeinsam mit Chris Froome (Sky), Romain Bardet (Ag2r) und Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) 1:48 Minuten hinter dem Sieger ins Ziel kam.
Nachdem er am Sonntag bei der Königsetappe im Jura noch um wenige Millimeter von Uran geschlagen worden war, machte Barguil im Finale dieses Mal alles richtig und verzückte die Herzen der Franzosen mit dem zweiten heimischen Etappensieg in Serie, nachdem gestern Bardet triumphiert hatte. "Ich hatte heute Superbeine. Es war alles perfekt. Wie großartig, am Nationalfeiertag zu gewinnen“, sagte der überglückliche Franzose, der zudem seine Führung in der Bergwertung ausbaute und sich in der Gesamtwertung auf Rang 15 verbesserte.
Derweil konnte Spitzenreiter Aru trotz fehlender Unterstützung - sein wichtigster Helfer, der am Arm verletzte Jakob Fuglsang, musste aufgeben - die Attacken von Froome & Co. parieren: "Ja, ich war früh isoliert. Aber ich habe inzwischen einige Erfahrung gesammelt und bin ganz gut mit der Situation umgegangen", sagte der Astana-Kapitän, der die Gesamtwertung weiterhin mit sechs Sekunden auf Froome, 25 auf Bardet und 35 auf Uran anführt.
Titelverteidiger Froome konnte den Rückstand gegenüber Aru zwar nicht wettmachen, war aber vor allem mit seinem Mannschaftskollegen Landa zufrieden, der sich in Top-Form präsentierte und der dem Team Sky nun sogar eine neue Option eröffnen könnte. "Gestern war ein schwarzer Tag für mich. Heute habe ich mich schon besser gefühlt. Insgesamt war es ein guter Tag für unsere Mannschaft. Mikel ist nicht weit weg im Klassement. Er ist ein starker Fahrer. Vielleicht kann er in den nächsten Tagen noch weiter nach vorn kommen und wir können diese Karte erneut ausspielen", so der dreimalige Tour-Sieger nach dem Zieleinlauf.
Ein Blick aufs Gesamtklassement bestätigt diese Aussage, denn Landa liegt jetzt nur noch 1:09 Minuten hinter dem Gelben Trikot auf Rang fünf. Aru könnte also Angst und Bange werden ob der taktischen Möglichkeit der bärenstarken Sky-Mannschaft. Auch Quintana zählte zu den Gewinnern dieses turbulenten Tages und verkürzte seinen Rückstand auf das Gelbe Trikot auf 2:07 Minuten. Vor dem Kolumbianer liegen noch Daniel Martin (Quick-Step Floors/+1:32), und Simon Yates (Orica-Scott/+2:04), der weiterhin das Weiße Trikot des besten Jungprofis trägt. Auf den Plätzen neun und zehn folgen der Südafrikaner Louis Meintjes (UAE Team Emirates/+4:51) und Contador, der den Sprung zurück in die Top Ten schaffte, und mit George Bennett (LottoNL-Jumbo/+6:24) die Plätze tauschte.
Das kurze, mit drei harten Anstiegen der 1. Kategorie versehene Teilstück von Saint-Girons nach Foix hielt das erhoffte Feuerwerk an Attacken bereit. Bereits bei Kilometer 0 attackierten zwei der großen Hoffnungen der Franzosen: Barguil und der Haudegen Thomas Voeckler (Direct Energie). Doch genauso wie alle weiteren Fahrer, die auf den nächsten gut 20 Kilometern ihr Glück versuchten, kamen sie nicht weg.
Den Zwischensprint des Tages nach gut 15 Kilometer sicherte sich ein anderer französischer Routinier – nämlich Sylvain Chavanel (Direct Energie) vor Philippe Gilbert (Quick-Step Floors) und Alessandro De Marchi (BMC). Aus dem Feld heraus wurde Michael Matthews (Sunbweb) Vierter. Direkt dahinter landete jedoch wie bereits gestern Marcel Kittel (Quick-Step Floors) der damit lediglich zwei Punkte auf den Australier einbüßte und sein Grünes Trikot souverän verteidigte.
Doch auch die Gruppe um Gilbert und Chavanel kam nicht weg. Erst die absehbare Attacke von Mikel Landa (Sky) im oberen Teil des Col de Latrape (1.Kategorie) war von Erfolg gekrönt. An seine Fersen hefteten sich nicht nur Barguil, sondern auch der heute stark verbesserte Contador.
Am nächsten Anstieg, dem steilen Col d'Agnes, setzte dann ein weiterer Top-Favorit nach, der bisher enttäuscht hatte: Nairo Quintana. Die Attacke bereitete sein Landsmann Carlos Betancur vor, der bei der Tour eine Art Renaissance erlebt. Sky war jedoch erneut wachsam und schickte den starken Polen Michal Kwiatkowski hinterher. Im Laufe des Anstiegs sammelten die beiden den von der Spitze zurückgefallenen Barguil ein. Kwiatkowski fiel kurz darauf zurück, wogegen Quintana und Barguil kurz vor dem Gipfel des letzten Anstiegs, der bis zur 16 Prozent steilen Mur de Péguère (1. Kat.), den Kontakt zum Spitzenduo herstellten.
Derweil war Aru, dessen Astana-Mannschaft wie erwartet keine große Hilfe war, schnell isoliert. Besonders bitter für den Italiener: Sein nominell stärkster Helfer, der Däne Fuglsang, musste heute vom Rad steigen. Er hatte sich bei einem Sturz am Mittwoch zwei kleine Frakturen am Arm und an der Hand zugezogen."Fuglsangs Ausscheiden ist ein schwerer Verlust für uns. Ich wünsche ihm, dass er sich schnell erholen kann. Er war sehr wichtig für uns, nicht nur in den Bergen, auch auf anderen schwierigen Etappen mit seiner enormen Erfahrung“, sagte der Sarde zum Verlust seines Teamkollegen.
Doch der Italienische Meister konnte trotzdem auf unerwartet viel Unterstützung bauen: Sowohl UAE für Meintjes, als auch LottoNL-Jumbo für Bennett und Ag2r für Bardet sorgten immer wieder für das Tempo in der Favoritengruppe.
Trotzdem war Landa lange nahe dran am Gelben Trikot. 2:45 Minuten betrug der Vorsprung der Ausreißer zu Beginn des letzten Anstiegs. Dort waren es jedoch zuerst die Tempoarbeit von Dan Martin und dann gleich zwei Attacken seines Kapitäns Froome, die dazu führten, dass die Lücke bis zum Gipfel auf 1:35 Minuten zusammenschmolz.
Allerdings hatten sich Quintana und Barguil das Rennen am besten eingeteilt. Die beiden waren am Fuße der Mur de Péguère fast dran, entschieden sich dann jedoch für ein gleichmäßiges Tempo. Im oberen Teil waren sie dann deutlich stärker als die beiden Spanier an der Spitze, ließen Kwiawtkowski stehen und schlossen kurz vor der Bergwertung auf. Barguil holte sich den Bergpreis, während sich in der Verfolgergruppe niemand lösen konnte, auch der Gesamtzweite Froome nicht.
Während man sich vorne einig war und jeder seinen Teil zur Führungsarbeit beitrug, gab es hinten immer wieder Attacken. Auch Froome ging immer wieder, oft unterstützt von Kwiatkowski, und sorgte damit höchstselbst dafür, dass die Gruppe mit seinem Teamkollegen nicht mehr weiter wegkam. Auch Uran, Bardet, Martin und Yates versuchten es immer wieder – lediglich der Ire und der Brite im Weißen Trikot schafften es jedoch, sich auf den letzten Kilometer zu lösen. Sie kamen auf Rang fünf und sechs neun Sekunden vor den anderen Favoriten ins Ziel.
An der Spitze eröffnete Contador den Sprint bereits 350 Meter vor dem Ziel, doch Barguil war hellwach und wollte sich diesen Sieg nicht nehmen lassen. Der 25-jährige Bretone nahm die letzte Kurve außen und hatte auf den letzten, leicht ansteigenden, 100 Metern die größten Kraftreserven. Dahinter fuhren Quintana und Contador auf die Plätze – und zumindest der Kolumbianer meldete sich damit sogar zurück im Kampf um das Tour-Podium.
Der Tag jedoch gehörte Warren Barguil, dem ersten Franzosen seit David Moncutié, der am 14. Juli 2005 in Digne-les-Bains einen Etappensieg bejubelte. Es war der erste Saisonsieg des Kapitäns der deutschen Sunweb-Mannschaft, der beim Horror-Trainingssturz der Mannschaft im Januar 2016 schwer verletzt wurde und lange brauchte, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden – spätestens heute ist ihm das gelungen.
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