Ohne Regeländerung bei Punktevergabe

Kittel sieht im Kampf um Grün gegen Sagan kaum eine Chance

Von Lorenz Rombach

Foto zu dem Text "Kittel sieht im Kampf um Grün gegen Sagan kaum eine Chance"
Marcel Kittel (Quick-Step Floors) jubelt im Grünen Trikot der Tour | Foto: Cor Vos

03.07.2017  |  (rsn) – Seit dem Jahr 2012 dominiert Peter Sagan Bora-hansgrohe die Punktwertung der Tour de France. Ingesamt fünf Grüne Trikots in Folge sicherte sich der Weltmeister, und das obwohl Sprinter wie Marcel Kittel (Quick-Step Floors) immer mehr Etappensiege als der Slowake holten.

Mit seinem Sieg auf der gestrigen 2. Etappe der 104. Tour de France hat der Erfurter auch das Grüne Trikot erobert - seine Chancen, es trotz zahlreicher weiterer Sprinteretappen auch in knapp drei Wochen Paris tragen zu können, sieht Kittel jedoch als eher gering an. "Die einzige Möglichkeit, das Grüne Trikot zu gewinnen, ist, wenn Peter krank wird oder er aus einem anderen Grund das Rennen verlassen muss. Sonst hat ein reiner Sprinter keine Chance", erklärte der 29-Jährige am Sonntag auf der Sieger-Pressekonferenz.

Herschenken will Kittel das Maillot Vert aber natürlich nicht. "Natürlich will ich darum kämpfen. Ich habe heute am Zwischensprint auch Punkte geholt und das werde ich auch weiter so machen. Wenn man sich die letzten fünf oder sechs Frankreich-Rundfahrten anschaut, hat immer Peter Sagan gewonnen. Es gab immer einen Sprinter, der vier Etappen gewonnen hat, der aber trotzdem keine Chance auf das Grüne Trikot hatte,“ so der Quick-Step-Profi, der 2012 und 2014 selbst jeweils vier Etappensiege feierte, in der Punktewertung jedoch deutlich von Sagan geschlagen wurde. Genauso erging es im vergangenen Jahr übrigens Mark Cavendish (Dimension Data).

Gegen Sagans Erfolgstaktik haben die reinen Sprinter noch kein Rezept gefunden - und es ist fraglich, ob das in diesem Jahr anders sein wird. Der zweimalige Weltmeister landet in den Massensprints oft weit vorne und sammelt dabei eifrig Punkte. Letztlich entscheidend für seine Dominanz sind jedoch die mittelschweren Etappen. Hier fährt er um den Sieg mit, während reine Sprinter wie Kittel dort praktisch keine Punkte holen. Zudem geht Sagan bei schweren Bergetappen oft in Ausreißergruppen, um sich bei den dortigen Zwischensprints Punkte zu holen, womit er Kittel & Co weiter ins Hintertreffen bringt.

Angesichts all dieser Faktoren fiel Kittels Evaluation seiner eigenen Möglichkeiten am Sonntag eher bescheiden aus. Da das Grüne Trikot zumeist mit dem "besten Sprinter“ assoziiert wird, lag es nah, dass der zehnmalige Tour-Etappensieger nach seiner Meinung zu einer möglichen Regeländerung befragt wurde.

"Ich rede hier nur über Fakten. Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, gab es immer einen sehr erfolgreichen Sprinter. Mark Cavendish im letzten Jahr, André Greipel im Jahr davor und 2014 war ich es. Aber niemand hatte eine Chance auf das Trikot. Wenn man also diesen Fahrern wieder eine Chance zugstehen möchte, muss man etwas verändern", sagte er dazu. "Aber am Ende ist es das Trikot der ASO, sie sind dafür verantwortlich und entscheiden, welcher Fahrertyp das Trikot gewinnt. Derzeit bevorteilen die Regeln offensichtlich eher die Allrounder und nicht die reinen Sprinter", betonte Kittel. 

Nach seinem gestrigen Sieg in Lüttich, wo er der deutlich stärkste der Sprinter war, darf man natürlich gespannt sein, wie der weitere Kampf um Grün verläuft. Bis zu acht weitere Chancen könnten sich den Sprintern bei der diesjährigen Tour de France bieten, und Kittel hat bereits gestern ein deutliches Zeichen gesetzt. Heute jedoch wird er in seiner starken Quick-Step-Floors-Mannschaft wohl ins zweite Glied rücken, wogegen Sagan im bergan führenden Finale der 3. Etappe der Top-Favorit ist.

"Das wird schwer morgen, weil das Finale ziemlich anspruchsvoll ist – ähnlich wie das der 2. Etappe im letzten Jahr. Ich werde mich heute Abend mit dem Sportdirektor zusammensetzen. Was ich sagen kann, ist, dass unser Team hier ist, um Etappen zu gewinnen", sagte Kittel und deutete bereits an, dass Quick-Step in Longwy für einen anderen Fahrer arbeiten wird. "Wir werden auf den Fahrer setzen, der die größten Chancen hat,“ sagte er und dürfte damit vor allem seine Teamkollegen Philippe Gilbert und Matteo Trentin gemeint haben.

Kittel selber wird bereits auf der morgigen 4. Etappe nach Vittel wieder um den Sieg sprinten und versuchen, im Kampf ums Grüne Trikot Boden gegenüber Sagan gutzumachen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

16.11.2025Canyon-Urgestein Cromwell verlängert Vertrag

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

16.11.2025Gesamtwertungsdritter Aerts muss für X2O in Hamme passen

(rsn) - Sein vor einer Woche in Middelkerke gewonnenes Europameister-Trikot konnte Toon Aerts (Deschacht – Hens) bislang noch nicht genießen. Am Dienstag bei der Superprestige in Niel enttäuschte

16.11.2025Osborne findet zu sich selbst zurück wird zum dritten Mal Weltmeister

(rsn) - Jason Osborne ist zum dritten Mal nach 2020 und 2024 Esports-Weltmeister geworden. Der 31-Jährige Titelverteidiger holte sich in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) nach einem packenden

16.11.2025“Unterdurchschnittliches Jahr“ mit viel Pech

(rsn) – Es ist Mitte November, doch Max Walscheid hat viel zu tun. Der Heidelberger befindet sich trotz seines späten Saisonendes 2025 am 19. Oktober bei der Tour of Guangxi längst wieder voll im

16.11.2025Riman schnappt Oertzen den ersten UCI-Sieg weg

(rsn) – Nachdem er 2022 in Hittnau (C2) in der Schweiz zum erstmals erfolgreich war, hat Jakub Riman in Owocowy Przelaj zum zweiten Mal in seiner Karriere zugeschlagen. Der Tscheche stand in Polen z

15.11.2025Klassikerqualitäten in den Dienst des Kollektivs gestellt

(rsn) – Vor seinem sechsten Jahr als Berufsradfahrer wechselte Johan Jacobs erstmals die Teamfarben: Vom spanischen Rennstall Movistar ging der Schweizer zur französischen Equipe Groupama – FDJ.

15.11.2025Nieuwenhuis auch durch Stürze und defekten Schuh nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Siegen beim Exact Cross in Heerde und bei der X2O Badkamers Trofee in Lokeren hat Joris Nieuwenhuis (Ridley) auch in der Superprestige zugeschlagen. In Merksplas war der Niederländer b

15.11.2025Brand gewinnt auch zweites Superprestige-Rennen der Woche

(rsn) – Vier Tage nach ihrem Sieg bei der Superprestige in Niel hat Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions) in der Crossserie erneut zugeschlagen. In Merksplas reichte ihr eine Attacke zur Rennmitte

15.11.2025Diabetiker-Team Novo Nordisk kann langfristig planen

(rsn) – Das US-Team Novo Nordisk wird auch in den kommenden Jahren im Peloton vertreten sein. Wie der Zweitdivisionär meldete, sei der Vertrag mit dem Sponsor Novo Nordisk, der ursprünglich Ende 2

15.11.2025Brand peilt am Wochenende denkwürdiges Cross-Jubiläum an

(rsn) – Lucinda Brand (Baloise Glowi Lions) geht an diesem Wochenende auf Rekordjagd. Die 36-jährige Niederländerin will ihre imponierende Serie von 48 Podiumsplätzen in Serie ausbauen. Sollte si

15.11.2025Pogacar entscheidet sich im Training fürs EM-Trikot

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Team Emirates – XRG) ist aktueller Welt- und Europameister. Da das Regenbogentrikot höherwertiger als das des kontinentalen Titelträgers, wird es Pogacar in den Re

15.11.2025Kein neuer Vertrag mehr: Froome vor dem Karriereende?

(rsn) – Für den viermaligen Tour-de-France-Sieger Chris Froome deutet sich das Karriereende an. Wie sein Team Israel - Premier Tech auf Instagram bekanntgab, wird der 40-jährige Brite wie auch die

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)