Paddis Tour-Blog / 21. Juli

72 Kilometer lang Gesichtsfasching

Von Sebastian Paddags

Foto zu dem Text "72 Kilometer lang Gesichtsfasching"
Geburtstagsküsschen für Greipel | Foto: Paddags

21.07.2016  |  (rsn) - Hot, hotter am hottesten… So oder so ähnlich hätte man wohl die heutige Etappe in Richtung der Berge zum Mont Blanc beschreiben könne - es war tatsächlich unfassbar warm! Ich schwitze bereits am Village du Tour wie in der Sauna und war dann ausnahmsweise sogar mal froh, dass ich nach dem Start in Bern direkt in unser neues Berg-Hotel fahren musste.

Somit saß ich zwangsläufig eine Weile im kühlen Auto und wurde dann aber beim Aussteigen beinahe von der Hitze erschlagen. Unser Hotel liegt nämlich auf über 1000 Metern Höhe und selbst hier hatte es um 16 Uhr am Nachmittag noch 31 Grad im Schatten! Dementsprechend könnt ihr sicherlich nachempfinden, wie heiß das im parallel stattfinden Finale der Etappe gewesen sein muss - und da war mit Schatten nicht so viel!

Auch unser Freund Wagi (Robert Wagner) war sich anscheinend der meteorologischen Rahmenbedingungen heute von Anfang an mehr als bewusst und übte daher vor dem Start auch vorsichtshalber schon mal das Befördern von Wasserflaschen ohne seine Hände. Wagi der alte Fuchs wusste nämlich auch, dass er diese heute wohl permanent brauchen würde, um den Lenker auf und zu zu biegen (das ist umgangssprachlich für „am Anschlag fahren“).

Auf dem Foto trägt er eine Flasche des Hauptsponsors „Vittel“ auf dem Kopf und ich habe heute erfahren, dass von diesen Dingern während der kompletten Tour knapp eine Million Exemplare verschenkt werden. Irre - jetzt rechnet mal aus, wie viel da jeder trinken muss!

Hinsichtlich des Rennens sollte Wagi übrigens auch einmal mehr Recht behalten, denn er schrieb mir nach dem Rennen folgende Nachricht: „Du…72Km Gesichtsfasching…bis zur ersten Bergwertung - dafür aber dann 49 Minuten Karenz“. Zur Info: In der ersten Stunde hatten die Ronnys heute einen Schnitt von knapp 52 Km/h!

Und noch eine Erklärung: Die Karenzzeit (das Zeitlimit) wird anhand der Fahrzeit des Siegers auf jeder Etappe neu prozentual ermittelt. Der Prozentsatz, den man dann später ins Ziel kommen darf, ergibt sich dabei wiederum aus dem Stundenmittel des Etappensiegers. Aufgrund dieser Regelung ist die Karenzzeit auf den Bergetappen entsprechend höher als im Flachen. Wagi kam heute mit dem Gruppetto ins Ziel und hatte 39:51 Minuten mehr auf der Uhr als der Sieger. ‪#‎überstunden‬

Achso: Wagi scheint das mit dem erweiterten Favoritenkreis übrigens jetzt auch ernst zu nehmen, denn er war heute bei der Einschreibekontrolle vor dem Start direkt nach Sagan und vor Quintana dran - auf jeden Fall ein guter Trick, wenn man kein Interview geben will!

Eine andere Sache, die ich Euch noch versprochen hatte, war mein Knutscher für Andre (Greipel) anlässlich seines Geburtstages. Heute habe ich ihn mir endlich mal schnappen können und ich hoffe, ihr mögt das Beweisfoto genauso wie ich. Wie ihr sehen könnt, hat André für die Bergetappe auch extra noch mal abgenommen und ist im Gesicht ganz schmal. Wer sich übrigens für Andrés Fahrdaten der heutigen Etappe interessiert, sollte mal auf seine Facebookseite schauen. Da hat er freundlicher Weise seinen „Tacho“ ausführlich abgelichtet. Falls ihr Euch dort über die Pulswerte wundert - Durchschnitt 124 und Max 159 - das ist in der Tat wenig, aber nach 2,5 Wochen Tour de France will der Puls oftmals einfach nicht mehr in die hohen Regionen klettern. Selbst wenn man muskulär am Anschlag fährt, kann es sein, dass der Puls bei 150 „rumdümpelt“ und festhängt.

Diesbezüglich würden mich ehrlich gesagt auch mal die Werte von Froome oder Quintana interessieren - ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die nur mit Puls 150 da hochfahren.

Apropos fahren - Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie sich eigentlich die Reihenfolge der Begleitfahrzeuge im Rennen ergibt, dem sei gesagt, dass hierzu jeweils der beste Fahrer eines jeden Teams in der Gesamtwertung ausschlaggebend ist. Sky fährt dank Froome also auf „1“ hinter dem Feld und Trek-Segafredo auf der „2“ dank Mollema. Normalerweise gibt es zu Zwecken der Nummerierung für alle Materialwagen eine einfache kleine quadratische Nummer, die hinten auf das Auto geklebt werden muss. Das ist also an sich relativ unspektakulär, wenn da nicht der Roger wäre. Roger aus der Nähe von Magdeburg ist seit Jahren der Mechaniker von Cancellara und hat eine interessante künstlerische Ader: Er versucht, jeden Tag die schönste Materialwagen-Nummer der Tour zu basteln (siehe Foto) und verwendet dazu eigens Nagelschere und Pinzette. Ich finde, diese Kleinkunst sollte viel mehr gewürdigt werden! Was sagt ihr?

Zu guter Letzt muss ich heute noch einen persönlichen Erfolg vermelden: Ich war tatsächlich im Fernsehen!!! Die ARD brachte den Beitrag über Wagi und ganz am Schluss kann man auch mich sehen, wie wir in Andorra vor der Etappe quatschen. Wieder ein Häkchen mehr auf der „Tour do " Liste.

Wer diesen Beitrag verpasst hat, findet ihn noch einmal hier: http://www.sportschau.de/…/video-robert-wagner-lebt-seinen-…

Mit diesem neuerrungenen Ruhm im Gepäck gehe ich jetzt schlafen und freue mich auf das Zeitfahren von Morgen.

Bis denne, Euer Paddi-avec-i

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