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14.07.2016 | (rsn) - Was für ein Tag und was für ein Rennen war das denn schon wieder? Selten hat es mich beim Zuschauen so oft von meinem Stuhl gezogen wie heute - und das obwohl ich lediglich die letzten 45 Kilometer sehen konnte. Für die Zuschauer (also auch für mich) war diese 11.Etappe auf jeden Fall ein absoluter Hingucker und dass es heute ausgerechnet der 13. Tag des Juli war, finde ich beinahe schon wieder äußerst passend.
Wenn Du direkt nach dem Rennen „Backstage“ Simoni (Simon Geschke) triffst und er dich auf dem Weg zur Dopingkontrolle zwar frontal ansieht, aber du merkst, dass sein Gehirn grade noch in einer anderen Welt arbeitet, weil die Etappe vor grade mal 4 Minuten aus war, dann weißt du, dass es heute etwas anders war als sonst. 163 Kilometer körperlich und mental am Anschlag. So könnte man den Abschnitt des Mittwochs wahrscheinlich am einfachsten beschreiben. Alleine der Fakt, dass „Gelb“ und „Grün“ knapp 10 Kilometer vor dem Ziel zu viert dem Feld davon fahren, spricht wohl Bände.
Andre (Greipel) schrieb mir vorhin: „gegen Sagan und Co. hatten wir keine Chance“, Simoni postete auf seiner Facebook-Seite, dass es „eines der chaotischsten und hektischsten Rennen seiner Karriere“ war und Schilli (Andreas Schillinger) dachte, ich verarsche ihn, als ich ihn im Ziel vom Ausgang bzw. den letzten 10 Kilometern des Rennens in Kenntnis setzte. Wagi (Robert Wagner) stellte obendrein in einem Interview noch einen schönen Vergleich an und meinte „Messerwerfen wäre heute eine sicherere Variante gewesen“, wenn er überlegt, wie es teilweise zur Sache und durch einige Ortschaften ging. Tony (Martin) geht in der heutigen Auswertung sogar noch weiter und kritisiert die Sicherheit der Streckenführung vehement und öffentlich.
Ich denke, mit diesen Aussagen im Ohr kann man sich vorstellen, was die 192 verbleibenden Fahrer heute für einen Spaß hatten. Windige Tage wie dieser geben den Rennfahrern sicherlich noch lange Gesprächsstoff und Grund zum Diskutieren.
Für morgen wird übrigens neben der Verkürzung der Strecke um 6 Kilometer (der Schlussanstieg am Mont Ventoux wird nur bis auf 1435m anstatt auf 1912m gefahren) auch ein noch stärkerer Wind als heute angekündigt - es wird daher also definitiv wieder wahnsinnig spannend und interessant werden. Nicht zu vergessen ist dabei, dass morgen bei den Franzosen auch der Nationalfeiertag zelebriert wird und somit neben der Strecke 100%ig auch mit allerhand Action zu rechnen ist. Darauf bin ich sehr gespannt. Ich persönlich finde es übrigens schade, dass wir nicht bis nach ganz oben fahren, da ich das sehr gern einmal alles gesehen hätte. Allerdings ist es natürlich völlig richtig, dass diese Entscheidung getroffen wurde, denn die Sicherheit der Fahrer und der Veranstaltung geht selbstverständlich vor.
Parallel zum Rennen ist heute aber natürlich auch wieder einiges bei mir los gewesen. Zunächst haben wir „unsere“ Fahrzeuge der Werbekarawane besucht und geschaut, dass dort alles zur Zufriedenheit der Beteiligten abläuft. Die Karawane startet täglich immer ca. 2h vor dem Rennen und besteht aus weitaus mehr als 150 Fahrzeugen der verschiedenen Sponsoren, die komplett die Etappe abfahren. Auf fast allen Vehikeln stehen hinten und/oder vorne Promoter, verteilen kleine Werbegeschenke und sorgen für gute Stimmung. Das Ganze geschieht obendrein bei wahnsinnig lauter Musik und unabhängig vom Wetter auf jeder Etappe, 3 Wochen lang. Sicherlich ist das kein Job, für den man studiert haben muss - aber ich bin ehrlich: ich könnte das nicht. Da wirst du ja wahnsinnig. Das ist wie beim Karneval in Köln, nur eben quer durchs Land und 3 Wochen lang.
Anschließend hatte ich heute eine wichtige Mission zu erfüllen und die hieß: Schilli zum Geburtstag gratulieren. 33 Jahre ist der Knabe vom Team Bora Argon18 heute alt geworden und ich glaube, die Etappe hat ihm womöglich „on top“ auch noch das eine oder andere graue Haar gratis dazu beschert. Eine gute Platzierung hätte ich ihm tatsächlich eher gewünscht, aber manchmal muss man eben nehmen, was kommt. Immerhin gab es einen Knutscher von mir…
Im Ziel hatte ich etwas Zeit und konnte meinen Kumpel Marco, den Kameramann bei der ARD noch einmal besuchen. Die Jungs hatten heute im großen Getümmel der TV-Wagen einen sehr guten Platz fast in der ersten Reihe und ich durfte sogar ausnahmsweise mal auf das Dach des Funkwagens der ARD klettern. Sollte also Euer Bild teilweise etwas gekriselt haben, kann das tatsächlich auf meine Kappe gehen. Von da oben hatte man einen super Blick über den kompletten TV-Bereich und konnte als Bonbon sogar die Podiums-Girls sehen, wie sie sich auf die Siegerehrung vorbereiteten. Anbei findet ihr ein Panoramafoto, welches allerdings nur ca. 20% aller TV-Trucks erfasst. Eine Kollegin von Marco war übrigens der Meinung, wir würden aussehen wie Brüder…Was meint ihr? Vielleicht kann ich mich mit diesem Wissen ja doch noch ins TV-Business mogeln?
Jetzt aber gute Nacht aus Montpellier. Und solltet ihr heute noch vorhaben, einen Film zu schauen, empfehle ich aus gegebenem Anlass einen alten Klassiker aus dem Jahre 1939: „Vom Winde verweht“ mit Vivien Leigh und Clark Gable.
Euer Paddi-avec-i
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