Kurvenlage wie Motorrad-Star Valentino Rossi

Geschke staunt, wie spät Sagan bergab bremst

Von Joachim Logisch aus Gap

Foto zu dem Text "Geschke staunt, wie spät Sagan bergab bremst"
Simon Geschke (Giant-Alpecin) jagt Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) hinterher. | Foto: Cor Vos

20.07.2015  |  (rsn) - Nach seiner mörderischen Abfahrt den Col de Manse am Ende der 15. Etappe der Tour de France von Bourg-de-Péage nach Gap (201 km) hinunter verriet Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) radsport-news.com: „Ich sehe gerne Motorradrennen und Valentino Rossi ist mein Lieblingsfahrer!“

Den Vergleich mit dem neunmaligen Motorrad-Weltmeister zog Simon Geschke (Giant-Alpecin), der sich am Hinterrad des Slowaken in die mörderische Abfahrt gestürzt hatte, um Ruben Plaza (Lampre-Merida) wieder einzufangen, der im letzten Anstieg (Kat. 2) vor dem Ziel in Gap attackiert hatte.

Geschke: „Sagan bremst einen Tick später, als man bremsen sollte. Er ist einfach wie Valentino Rossi, der das richtige Gespür für die Ideallinie hat. Es ist schwer, ihm zu folgen, weil er im Feld wahrscheinlich technisch der beste Fahrer ist. Ich bin nicht der ängstlichste Fahrer bergab, aber wie er runtergefahren ist, nötigt Respekt ab.“

Den 35-jährigen Plaza holten sie nicht mehr ein. Sagan wurde wieder nur Zweiter und Geschke Vierter der einstmals 23-köpfigen Spitzengruppe, was beweist, dass der Freiburger in der Abfahrt wahrlich nicht zu den schlechtesten gehört.

„So wie Sagan gefahren ist, habe ich in jeder Kurve damit gerechnet, dass er irgendwo im Zaun liegen wird. Er hat mehr riskiert, hat mehr Selbstvertrauen, weil er einfach ein guter Abfahrer ist. Er hat seinen Reifen mehr vertraut. Für mich gab es keine Chance, dranzubleiben“, gab Geschke ehrlich zu.

Sagans waghalsigen Fahrstil beschrieb der gebürtige Berliner so: „Ich habe nur gesehen, wie er sich in die Kurve geschmissen hat. Selbst am Fernsehen sah das bestimmt extrem aus. Man fährt am Limit. Das ist wie, als wenn man mit dem Auto mit 100 km/h auf eine Kurve zufährt. Da gibt es eine Blockade im Kopf und man bremst. Auf dem Rad ist das noch schlimmer. Das sind Räder ohne Federung und die Straßen sind uneben und holprig. Sagan bremst trotzdem später als andere.“

Auch Geschke fuhr am Limit, sonst wäre er nicht Vierter geworden: „Ich habe viel riskiert, aber wenn der Puls bei 180 ist, dann versteuert man sich leicht mal. Ich habe einfach versucht, die Ideallinie zu treffen. Um an Sagan dranzubleiben, hat es einfach nicht gereicht. Im Prinzip war es ja auch nur ein Rennen um den zweiten Platz. Deshalb mach ich mir auch keine Vorwürfe. Es wurde die Holzmedaille, na ja!“

Vorher, zu Beginn des Col de Manse, war der 29-Jährige noch guter Hoffnung gewesen, seine erste Tour-Etappe abschießen zu können. Geschke: „Wir sind in den Berg reingefahren und wussten, jetzt wird das Rennen entschieden. Einige sind sofort fliegen gegangen. Ich habe gleich mal attackiert, um die Gruppe so klein wie möglich zu machen. Ich kann aber bei Gegenwind auch nicht neun Kilometer vorne fahren. Da verschleudert man nur seine Kräfte. Gerade mit Sagan am Rad ist es schwierig. Weil jeder weiß, dass er der schnellste Sprinter ist, ihn wollte keiner zum Zielstrich fahren. Und Ruben Plaza hatte einfach den richtigen Moment gehabt und ist einfach weggefahren.“

Als der Spanier sich abgesetzt hatte, verpokerten sich die Verfolger, als sie hofften, dass Plaza im Gegenwind bis zur Bergwertung einbrechen würde. „Ich dachte, wenn er fünf Kilometer im Wind fährt, kommt er von alleine zurück, oder dass wir ihn wieder einfangen können. Aber dafür haben wir uns zu sehr angeschaut. Ich bin die letzten Kilometer attackieren gegangen, konnte das Loch auch etwas schließen. Mehr nicht", stellte Geschke fest.

Auf seinen ersten Tour Etappensieg muss er deshalb ebenso wie Teamkollege John Degenkolb weiter warten. „Ich bin zufrieden, weil die Ausreißergruppe im Gegensatz zum Vortag durchkam, aber auch enttäuscht, weil es wieder nicht gereicht hat. Irgendwie gab es den perfekten Tag noch nicht", bilanzierte Geschke.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

01.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

01.07.2025Alpecin zum fünften Mal in Folge mit Doppelspitze Philipsen-van der Poel

(rsn) – Wie schon in den vergangenen vier Jahren, so vertraut Alpecin – Deceuninck bei der Tour de France auch diesmal auf die bewährte Doppelspitze Mathieu van der Poel und Jasper Philippsen. De

01.07.2025Jorgenson bis Ende 2029 bei Visma – Lease a Bike

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

01.07.2025Tour de France im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de France ist die wichtigste Rundfahrt im internationalen Radsportkalender. Vor der am 5. Juli im nordfranzösischen Lille beginnenden 112. Ausgabe liefern wir einen Überblick über

01.07.2025Soudal setzt auf Olympiasieger Evenepoel und Sprinter Merlier

(rsn) – Nach zweijähriger Abwesenheit kehrt Maximilian Schachmann zur Tour de France zurück. Der frisch gebackene Deutsche Zeitfahrmeister wurde von seinem Team Soudal – Quick-Step wie erwartet

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)