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15.05.2014 | (rsn) – Diego Ulissis Sieg auf der 5. Etappe des Giro d’Italia war nicht nur für ihn persönlich ein Erfolgserlebnis, sondern auch einer gegen die Selbstzweifel, welche die italienischen Fans seit einiger Zeit schon befallen haben. Vorbei sind die Zeiten, als heimische Profis Siege in Serie einfuhren und den Welt-Radsport dominierten.
In der Nationenwertung der UCI-Weltrangliste wird Italien derzeit nur auf Rang sieben geführt, mit großem Abstand auf die Spanier, die schon lange den ersten Platz gepachtet haben. Ulissi zählt zur jüngeren Generation hoffnungsvoller italienischer Profis und musste sich deshalb auf der Pressekonferenz nach seinem Coup in Viggiano auch zu diesem Thema befragen lassen.
Seine Antwort dazu fiel eher unbestimmt aus. „Es ist nicht einfach, ebenbürtig mit Bartoli, Bettini und all diesen Champions zu sein. Es fiel ihnen leicht, weil sie eben Champions waren“, meinte der 24-Jährige, der aber nicht versäumte, seine Sprinterkollegen zu loben, die auf den ersten Giro-Etappen einige Podiumsplatzierungen einfuhren: „Sie waren ja an den ersten Tagen zur Stelle, aber es ist ganz normal, dass man Zeit braucht, um sich zu verbessern.“ Für den ersten italienischen Sieg bei diesem Giro sorgte allerdings Ulissi.
Der wird übrigens von einem dieser Champions aus den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts trainiert: Michele Bartoli arbeitet als „preparatore“ für Lampre-Merida und von seinen Erfahrungen profitiert Ulissi nach eigenen Angaben. „Er hat mir als Coach sehr geholfen, aber mir auch viel Selbstvertrauen gegeben. Ich muss aber noch ein bisschen mehr an mich glauben“, sagte er.
Allerdings zählt auch Bartoli zur Generation jener Champions, die in den EPO-Jahren ihre größten Erfolge eingefahren hat. So soll laut der Gazzetta dello Sport auch der frühere Klassikerspezialist zur Kundschaft des berüchtigten Dopingarztes Eufemiano Fuentes gezählt haben. Doch auch in Italien hat längst ein Umdenken eingesetzt und der Anti-Dopingkampf wird - vom Italienischen Olympischen Komitee CONI und den Staatsanwaltschaften - so konsequent geführt wie in kaum einem anderen europäischen Land. Möglicherweise ist auch das ein Grund, weshalb die Überlegenheit der italienischen Profis der Vergangenheit angehört.
Ulissi jedenfalls konnte am Mittwoch seinen bereits zweiten Giro-Tagessieg nach 2011 verbuchen – damals wurde ihm der in Bergamo erst nachträglich zugesprochen, da Giovanni Visconti, der ihn im Zweiersprint mit unzulässigem Körpereinsatz bezwungen hatte, disqualifiziert wurde.
Am Mittwoch nun setzte sich Ulissi nach einer überzeugenden Vorstellung ganz überlegen vor Cadel Evans (BMC) und Julian Arredondo (Trek) durch und zeigte dabei auch taktisches Geschick, als er nämlich wartete, bis Joaquim Rodriguez (Katusha) seine Attacke setzte.
„Ich bin an fünfter Stelle geblieben, weil ich nicht zu früh im Wind sein wollte. Ich war hinter Quintana, aber als der das Hinterrad nicht halten konnte, musste ich um ihn rum. [Teamkollege] Przemyslaw Niemiec half mir dann aufzuschließen und dann schnappte ich mir Matthews’ Hinterrad, um von dort meinen Sprint zu lancieren“, schilderte der Lampre-Kapitän das Finale, in dem er mit einer Sekunde Vorsprung auf seine nächsten Verfolger das Ziel erreichte.
Sein Ziel für diesen Giro – ein Etappensieg nämlich – hat Ulissi schon früh erreicht. Aber das soll es noch lange nicht gewesen sein, wie er auch mit Blick auf die heutige 6. Etappe anfügte, die mit einer Bergankunft in Montecassio enden wird. Der neun Kilometer lange und bis zu zehn Prozent steile Schlussanstieg müsste ihm entgegenkommen.
Ulissi gab aber zu, dass er die meisten Anstiege des 97. Giro nur aus dem „Roadbook“ her kennt, einschließlich des heutigen. „Das wird sicher ein interessanter Tag – und eine lange Etappe noch dazu. Mal schauen, wie ich mich fühle“, fügte er an.
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