RSN Rangliste, Platz 2: Tony Martin (Omega Pharma Quickstep)

Goldener Herbst macht Pech-Saison vergessen

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Goldener Herbst macht Pech-Saison vergessen"
Tony Martin | Foto: ROTH

24.12.2012  |  (rsn) - Lange Zeit sah es nach einem Seuchenjahr für Tony Martin (Omega Pharma Quickstep) aus. Bereits im ersten Rennen der Saison auf Mallorca war der Zeitfahr-Weltmeister gestürzt - ein symptomatisches Bild für die ersten Wochen und Monate.

Dass Martin dennoch ein positives Saisonfazit ziehen konnte lag an einem goldenen Herbst. Bei der WM in Valkenburg konnte Martin nach einem Kraftakt sein Regenbogentrikot verteidigen und seinen größten Erfolg im Jahr 2012 einfahren. "Ich bin überglücklich, der Titel bedeutet mir nach dieser Saison so unglaublich viel. Manchmal müssen eben fünf Sekunden reichen, um Weltmeister zu werden. Das war die beste Woche meiner Karriere", sagte der überglückliche Martin.

Im Anschluss lief es wie am Schnürchen. Bei der Peking-Rundfahrt gewann der Omega-Profi die zweite Etappe nach einer fulminanten Attacke im Finale und konnte die damit errungene Gesamtführung bis zum Ende verteidigen. Auch beim Saisonabschluss war der 27-Jährige erfolgreich und entschied den Zeitfahrwettbewerb Chrono des Nations (Kat. 1.1) für sich.

Vor den Erfolgs-Wochen lagen jedoch jede Menge Höhen und Tiefen. Nach dem bereits angesprochenen Sturz auf Mallorca musste Martin bei der Algarve-Rundfahrt die erste sportliche Niederlage der noch jungen Saison verkraften. Im Zeitfahrwettbewerb musste er sich um 73 Hundertstel dem Briten Bradley Wiggins (Sky) geschlagen geben. "Ärgerlich ist es, weil fünf Kilometer vor dem Ziel ein Hund auf die Straße lief, der mich etwas aus dem Rhythmus brachte“, erklärte Martin, fügte aber an: „Als Ausrede soll das freilich nicht dienen. Mit Platz zwei auf der Etappe und in der Gesamtwertung muss ich zufrieden sein.“

Anschließend ging es zu Paris-Nizza wo Martin seinen Vorjahressieg wiederholen wollte. Allerdings sprang am Ende für den grippegeschwächten Titelverteidiger nur Rang 62 heraus. "Ich mache mir keine Sorgen und erst Recht keinen Stress“, beruhigte Martin. „Wer weiß, ob noch ein Infekt in mir gesteckt hat und ich deshalb nicht mobilisieren konnte, wie ich es gewohnt bin."Wesentlich besser lief es bei der Baskenland-Rundfahrt, die Martin auf Platz fünf beendete. Den ersten Saisonsieg hatte er aber als Dritter im Zeitfahren erneut verpasst. Dies lag möglicherweise auch daran, dass Martin beim Warmfahren gestürzt und somit etwas verunsichert ins Rennen gegangen war.

Deutlich schlimmer war allerdings der Sturz drei Tage später. Martin kollidierte im Training mit einem Auto und zog sich dabei einen Jochbein- und Kieferbruch zu. "Was ich weiß ist, dass ich etwa 35 bis 40 km/h auf einem leicht abschüssigen Radweg drauf hatte, als wahrscheinlich eine Frau mit ihrem Auto den Weg gekreuzt hat. Dann gingen die Lichter aus", berichtete Martin, der etwa 15 Minuten bewusstlos war.

Ein überraschend starkes Comeback feierte Martin am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt, wo er das Rennen prägte und am Ende Platz vier belegte. Noch besser lief es Ende des Monats bei der Belgien-Rundfahrt. Dort feierte Martin auf der 4. Etappe im Zeitfahren seinen ersten Saisonsieg, übernahm die Gesamtführung und holte sich letztlich auch den Rundfahrtsieg."Dieser Erfolg hat nicht nur wegen meinem schweren Sturz einen besonderen Stellenwert. Ich liege zudem voll im Plan für Olympia. Der Sieg gibt mir viel Motivation für die weitere Vorbereitung", erklärte Martin nach der Rundfahrt.

Die weitere Vorbereitung auf die Höhepunkte Tour de France und Olympia lief für den Ex-Highroad-Profi vielversprechend. Bei der Dauphiné belegte er im Zeitfahren Rang zwei, bei der Zeitfahr-DM in Zwenkau holte sich Martin souverän den Sieg.

Bei der Frankreich-Rundfahrt folgten allerdings die nächsten mächtigen Rückschläge. Im Prolog verpasste Martin aufgrund eines Defekts das Gelbe Trikot. Schmerzhafter war jedoch der Sturz am Folgetrag, bei dem sich Martin einen Kahnbeinbruch zu. Immer wieder wanderte die Frage durch seinen Kopf, womit er dieses große Pech verdient habe. "Man hat sehr viele negative Gedanken. Hinterfragt viele Sachen. Ich muss mich durch dieses Jahr einfach durchbeißen", sagte Martin, der trotz der Schmerzen bis zur 10. Etappe im Rennen blieb.

Immer noch nicht ganz gesundet, ging Martin bei den Olympischen Spielen an den Start und feierte dort mit Platz zwei im Zeitfahren immerhin einen Sieg des Willens. "Die Medaille um den Hals hängen zu haben, ist ein tolles Gefühl. Zwar strebt man immer nach dem Sieg, doch nach meiner Vorgeschichte, ist Silber für mich wie ein Sieg zu werten", sagte Martin, für den der gefühlte Sieg der Auftakt zum goldenen Herbst darstellte.

So viel Pech wie in der abgelaufenen Saison wird Martin 2013 sicher nicht haben. Auch deshalb werden mehr wie die sieben Saisonsiege möglich sein. Hoch im Kurs steht wieder die Tour de France und das WM-Zeitfahren. Aber auch die Rundfahrten wie Paris-Nizza hat Martin auf seinem Zettel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.12.2012Mehr als eine überwältigende Vuelta gezeigt

(rsn) - 2012 war das Degenkolb-Jahr. Mit gleich fünf Etappensiegen bei der Vuelta a Espana und insgesamt zwölf Saisonerfolgen ist der John Degenkolb (Argos-Shimano) endgültig in die Weltspitze aufg

24.12.2012Keiner jubelte öfter

(rsn) - Mit 19 Saisonsiegen war André Greipel (Lotto-Belisol) der erfolgreichste Fahrer der Saison 2012. Gekrönt wurde Greipels bis dato stärkste Saison als Rad-Profi mit gleich drei Etappensiegen

23.12.2012Nur bei der Tour lief alles nach Plan

(rsn) – Trotz einer starken Tour de France war die Saison 2012 eine große Enttäuschung für Fabian Cancellara (Radioshack-Nissan). Bei den Frühjahrsklassikern musste er nach einem Sturz verletzun

23.12.2012In Katalonien sich selbst sprachlos gemacht

(rsn) - Der Wechsel hat sich gelohnt. Nach dem Aus des Team HTC Highroad schloss sich Michael Albasini zum Jahresbeginn dem neuformierten Orica-GreenEdge-Team an und fuhr im Dress des australischen Wo

23.12.2012Das Vorjahr nicht getoppt, aber bestätigt

(rsn) - Zwar konnte Marcel Kittel (Argos-Shimano) seine starke Neo-Profi-Saison von 2011, als er 17 Siege einfuhr, nicht ganz toppen. Mit 13 Erfolgen war aber auch das Jahr 2012 für den 24-Jährigen

22.12.2012Auf dem richtigen Weg

(rsn) – In den Top Ten der Radsport News Jahresrangliste ist Stefan Schumacher (Christina Watches) der einzige Fahrer, der für ein Continental-Team an den Start geht. Den siebten Platz hat sich der

22.12.2012Ein Jahr voller Enttäuschungen

(rsn) - Da Radsport News Fahrer, die in der laufenden Saison wegen eines Dopingvergehens gesperrt wurden, nicht in die Jahresrangliste aufnimmt, belegt Fränk Schleck (Radioshack-Nissan) seinen achten

21.12.2012Das WorldTour-Ticket redlich verdient

(rsn) - Die erfolgreichste Saison seiner langen Karriere hat André Schulze im Spätherbst seiner Karriere den lange ersehnten Sprung in die WorldTour beschert. In der kommenden Saison wird der 38-JÃ

21.12.2012Knieprobleme als ständiger Begleiter

(rsn) - Auch wenn der ganz große Coup in 2012 ausblieb, so konnte sich Linus Gerdemann (Radioshack-Nissan) in den Top Ten der Radsport News Jahresrangliste platzieren. Umso erstaunlicher, dass der 30

20.12.2012Dreifach stolz auf dritten Meister-Titel

(rsn) – Fabian Wegmann (Garmin-Sharp) muss gegen eine schwarze Serie ankämpfen. Seit über dreieinhalb Jahren hat kein amtierender deutscher Straßenmeister ein Radrennen gewonnen. Zuletzt war dies

20.12.2012Den ersten Rundfahrtsieg der Karriere eingefahren

(rsn) - Johann Tschopp (BMC) blickt auf seine bis dato erfolgreichste Saison zurück. Der 30-Jährige konnte in den USA bei der Tour of Utaht (Kat. 2.1) seinen ersten Rundfhartsieg seiner Karriere fei

19.12.2012Aushilfskapitän mit "Olympia-Diplom"

(rsn) – Auch in der abgelaufenen Saison hat Gregory Rast (RadioShack-Nissan) bewiesen, dass er bei den flämischen Früjahrsklassikern zur erweiterten Weltspitze gehört. So hatte er als Elfter der

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

09.05.2025Kurviger Kampf gegen die Uhr

(rsn / ProCycling) – Die 2. Etappe beginnt in Tirana, wo am Vortag die erste endete. Auf den kürzesten Transfer des diesjähirgen Giro d´Italia folgt auch die kürzeste Etappe: 13,7 Kilometer müs

09.05.2025Landa zieht sich bei Giro-Sturz Wirbelfraktur zu

(rsn) – Mikel Landa hat sich bei seinem Sturz fünf Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe des Giro d’Italia eine Wirbelfraktur zugezogen. Das teilte Soudal – Quick-Step am Abend noch mit. Der Spa

09.05.2025Nach perfektem Auftritt in Tirana will Pedersen mehr

(rsn) – Ob es nun läuft oder nicht: Für einen lockeren Spruch ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) immer zu haben. Wenn es läuft, dann vielleicht noch ein bisschen mehr. Und es könnte gerade nicht

09.05.2025Roglic freut sich über Giro-Auftakt ohne Pannen

(rsn) - Der erste Tag im Giro-Büro verlief für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) unspektakulär. Das allerdings ist eine gute Nachricht. Er hielt sich aus Stürzen heraus, anders als M

09.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

09.05.2025Van Aert: “Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte“

(rsn) – Der Auftakt in die erste Grand Tour des Jahres ist gemacht. Und er endete mit einem Feuerwerk von Lidl – Trek. Als einer der Favoriten auf den Tagessieg war Mads Pedersen ins Rennen gegang

09.05.2025Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mads Pedersen (Lidl - Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d’Italia gewonnen und sich mit seinem zweiten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt das erste Rosa Trikot des Gesamtführenden ges

09.05.2025Pedersen sprintet zum Giro-Auftakt ins Rosa Trikot

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d´Italia gewonnen und damit auch das erste Rosa Trikot dieser Italien-Rundfahrt übernommen. Im Sprint eines von Lidl –

09.05.2025Landa nach Sturz schon am ersten Giro-Tag ausgeschieden

(rsn) – Schon nach dem ersten Tag ist der 108. Giro d’Italia für Mikel Landa (Soudal Quick-Step) beendet. Der Spanier schied nach einem Sturz in einer Abfahrt fünf Kilometer vor dem Ziel der 1.

09.05.2025Vos per Tigersprung gegen Bredewold zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat sich auf der 6. Etappe der 11. Vuelta Espana Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 37-jährige Niederländerin verwies über 126,7 Kilomet

09.05.2025Zemke: “Ziel muss sein, mit Tom eine Etappe zu gewinnen“

(rsn) - Jens Zemke hat als Sportdirektor schon einige große Rundfahrten auf dem Buckel. Für sein Team Q36.5 markiert der Start beim 108. Giro d’Italia aber das Debüt bei einer Grand Tour. Der Sch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Beskid Classic (1.2, POL)
  • Sundvolden GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)