RSNplusBrite kämpft sich bei der Tour an Lipowitz heran

Mit Hilfe von UAE: Onley macht den Kampf um Weiß spannend

Von Sebastian Lindner

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Oscar Onley (Picnic - PostNL) | Foto: Cor Vos

24.07.2025  |  (rsn) – Oscar Onley (Picnic – PostNL) hat es bei der Tour des France tatsächlich nochmal spannend gemacht - auch wenn zwischenzeitlich überhaupt nichts mehr darauf hindeutete. Nach der Abfahrt vom Col de Madeleine, also knapp 40 Kilometer vor dem Ziel der 18. Etappe, hatte der Brite drei Minuten Rückstand auf die Spitze des Rennens, in der sich in diesem Moment auch Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) im Weißen Trikot befanden. 

Der Kampf um Platz 1 in der Nachwuchswertung schien bei fünf Minuten Differenz – den Abstand vor der Etappe eingerechnet – zwischen dem Deutschen und Onley im Grunde vorentschieden. 

___STEADY_PAYWALL___Keine 20 Kilometer später hatte sich am Abstand zwischen den Rivalen um den Titel des besten Nachwuchsfahrers zwar nichts verändert – die Ausgangssituation aber komplett. Während der Deutsche in die Attacke gegangen und fortan solo unterwegs war, fand der Brite mit zwei seiner Helfern, Frank van den Broek und Warren Barguil, sowie mehreren UAE- und Visma-Männern den Anschluss zur Favoritengruppe, weil die auf Bummelmodus geschaltet hatte.

Das Ende vom Lied: Acht Kilometer vor dem Ziel schluckte die Gruppe Lipowitz wieder. Drei Kilometer später konnte der Deutsche das Tempo nicht mehr mitgehen. Onley hingegen blieb fast bis zur Ziellinie an Pogacar und Vingegaard dran. Und verringerte letztlich so den Abstand der beiden Anwärter auf Weiß – und den dritten Platz auf dem Podium der Gesamtwertung – auf nur noch 22 Sekunden.

Onley: “Denke nicht, dass ich am Madeleine cool geblieben bin"

So eng war es in der Nachwuchswertung nach 18 Etappen das letzte Mal vor 19 Jahren. Auch damals kämpfte mit Markus Fothen ein Deutscher um das Weiße Trikot. Aus fünf Sekunden Rückstand auf Damiano Cunego wurden dann noch 38 bis Paris. Onley hatte auf dem verregneten Col de la Loze - bis auf die letzten zwei, drei Kilometer war es den Tag über trocken geblieben - keine Ahnung, wie groß sein Abstand zu Lipowitz noch war – und auch keine Luft, es in Wort zu fassen. “Es ist nicht viel“ sagte er den Medien nur und fügte an: “Deswegen werden wir morgen nochmal alles geben.“

Oscar Onley (Picnic – PostNL) konnte sich auf der Königsetappe der Tour auf seine Teamkollegen wie Frank van den Broek (links) verlassen. | Foto: Cor Vos

Auch er, so schien es, hatte den Kampf um Weiß zwischenzeitlich bereits aufgegeben. “Ich würde nicht behaupten, dass ich am Madeleine cool geblieben bin. Ich habe mich zwar noch gut gefühlt, war aber einfach nicht auf dem Level der anderen Jungs, als sie dort attackiert haben“, erklärte er. Vingegaard und Pogacar hatten rund 70 Kilometer vor dem Ziel die Favoritengruppe gesprengt. Nur Lipowitz konnte zunächst folgen, musste dann aber auch reißen lassen.

Ein deutlich positiveres Bild zeichnete Onleys sportlicher Leiter Matt Winston. “Ich bin wirklich sehr zufrieden mit den Jungs. Oscar hat heute wirklich gut auf seine Ernährung geachtet, wodurch er im letzten Anstieg in Topform war“, machte er einen mit entscheidenden Punkt für die vielleicht stärkste Kletterleistung des 22-Jährigen  bei dieser Tour aus. “Was für eine fantastische Leistung von ihm im Finale.“

Ein weiterer Punkt: Onley fuhr – abgesehen von den letzten Metern – immer sein eigenes Tempo. Und meistens gut beschützt, entweder von den eigenen Leuten, oder zumindest an irgendeinem Hinterrad und damit nicht im Wind. Lipowitz war hingegen fast dauerhaft allein und entweder im Angriffsmodus oder beim Hinterherfahren. “Oscar war zwar mit einigen Fahrern unterwegs, aber unglücklicherweise wollte keiner mit ihm über den Gipfel des Madeleine und in der Abfahrt Tempo fahren“, erklärte Winston. “Wir entschieden dann, im Tal auf Warren und Frank zu warten, die dann später nochmal richtig gute Arbeit in der Anfahrt zum letzten Anstieg gemacht haben.“

Gianetti dankt Picnic: “Die haben für uns die Lücke geschlossen“

Doch vielleicht steckte gar nicht so viel Unglück in dieser Situation, wie es Winston andeutete. Denn mit Onleys Helfern kamen auch das UAE-Trio Jhonatan Narvaez, Marc Soler und Adam Yates zurück. Mauro Gianetti, Teamchef bei UAE, drückte es so aus: “Wir hatten die Möglichkeit, in der zweiten Gruppe zu bleiben und von Picnic zurück nach vorn gebracht zu werden, sie haben die Lücke für uns geschlossen. Damit sind wir ein Risiko eingegangen, aber manchmal muss man mit der Taktik der anderen spielen. Sie konnten dank Picnic Energie für das Finale sparen.“

Erst kurz vor dem Ziel verlor der junge Schotte den Anschluss an die Topstars Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG, n Gelb) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike). | Foto: Cor Vos

Vielleicht hatte UAE genau diesen Umstand noch im Sinn, als das Team im Schlussanstieg das Tempo hochschraubte. Eines, dass sich für Lipowitz und später auch für dessen Teamkollegen Primoz Roglic – Onleys ersten Verfolger im Klassement – als zu schnell herausstellte, für den jungen Schotten aber offenbar genau richtig war. Hätten Yates & Co. ein noch höheres Tempo angeschlagen, hätte vielleicht sogar Pogacar attackiert, wäre die Gruppe auseinandergeflogen. Und Onley hätte nicht vom gleichmäßigen Tempo und Windschatten profitieren können.

Von einer echten Allianz zu sprechen, wäre sicher übertrieben. Aber es kann ganz sicher nicht schaden, sich ein paar Freunde im Peloton zu machen. Aber auch durch die vermeintliche Schützenhilfe wird der Kampf um Weiß und das Podium doch nochmal zum Sekundenspiel.

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