Heikos Tour

Nur McEwen kann Boonen schlagen

Von Heiko Salzwedel

07.07.2005  |  Die 5. Tour-Etappe hat eines gezeigt: Nur Robbie McEwen kann Tom Boonen schlagen. Nach seinem Sieg gestern erscheint mir umso verständlicher, weshalb bei Robbie am Montag die Sicherungen durchgebrannt sind, als er zwischen Wrolich und O’Grady eingeklemmt war. Er hätte auch da an Boonen vorbeiziehen können, wenn sein Landsmann nicht zugemacht hätte.

Nebenbei gesagt: Ich verstehe die Aufregung um McEwens raubeinige Aktion vom Montag nicht ganz. Auch Stuart O’Grady sieht die Dinge um einiges gelassener als viele Beobachter. Auf seiner Website schreibt er zwar, McEwens Aktion sei ein bisschen zu herb gewesen, aber zwischen den beiden Australiern ist danach kein böses Wort gefallen. Beide kennen sich gut genug, um eine „beruflicher Auseinandersetzung“ in keine persönliche Animositäten ausarten zu lassen. Aber McEwen hat eben seinen Ruf als Rabauke weg und steht unter verschärfter Beobachtung der Öffentlichkeit. Er ist der McEnroe des Radsports: Immer für einen Eklat gut, aber unter der rauen Schale verbirgt sich ein weicher Kern.

Ich kann mich zudem nicht erinnern, dass McEwen mit seiner zugegeben ziemlich hemdsärmeligen Fahrweise jemals einen Sturz provoziert hätte. Er beherrscht sein Rad viel zu gut und ist ein echter Akrobat auf dem Rad. Kein anderer hat seine Fähigkeit, von Tempo 60 nochmals auf 68 oder 70 km/h zu beschleunigen. Hier merkt man, dass Robbie früher BMX gefahren ist und über einen wunderbaren Antritt verfügt.

In einem echten Leistungsloch stecken Bernhard Eisel und Baden Cooke, die Sprinter von Fdjeux. Wie der eine den anderen heute kurz vor dem Ziel angeschoben hat – das war eine echte Verzweiflungstat. Zwei Lahme, die sich gegenseitig unter die Arme greifen müssen.

Für das Grüne Trikot kommen schon nach der dritten Sprintetappe nicht mehr als drei Fahrer in Frage: Tom Boonen, Stuart O’Grady und Thor Hushovd. Der „Grüne Tom“ hat zwar momentan die besten Karten. Aber bei einer Tour de France ist Vielseitigkeit auch im Kampf um die Punktewertung gefragt. O’Grady und Hushovd haben diese Vielseitigkeit schon beweisen. Sollte Boonen gut über die Berge kommen, dann wäre er ein Weltklassefahrer. Ich bin gespannt, ob das der junge Belgier schafft oder ob er dafür nicht doch noch ein bisschen zu grün hinter den Ohren ist.

Auch heute hat wieder der Ungar Laszlo Bodrogi eine fantastische Vorstellung geboten und ist über weite Strecken erneut im virtuellen Gelben Trikot gefahren. In seiner derzeitigen Verfassung ist der Bursche aber keine virtuelle, sondern eine ganz reale Bereicherung für die Tour. Es macht einfach Spaß ihm zuzuschauen.

Eher schwach war dagegen die Vorstellung von Lance Armstrong. Ich meine nicht die auf der Strecke, sondern die pathetische Geste, mit der er zu Etappenbeginn die Annahme des Gelben Trikots verweigerte. Wohlgemerkt, nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte. Wahrscheinlich war Lance zu der Überzeugung gelangt, dass es seiner Imagekampagne einen neuen Schub geben würde, wenn er wie vor Jahrzehnten Eddy Merckx das Gelbe Trikot ablehnen würde. Armstrong hat mich beim Mannschaftszeitfahren mehr beeindruckt als am Tag danach mit seiner leicht durchschaubaren und berechnenden Aktion.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.08.2005Holczer: "Jan Ullrich bleibt der Top-Favorit"

(sid) - Nach dem Doppelsieg seiner Schützlinge auf der Königsetappe der Deutschland-Tour ist Gerolsteiner-Teamchef Michael Holczer euphorisiert. Dennoch bleibt für ihn T-Mobile-Profi Ja

25.07.2005Tour de Lance – der Champion tritt ab!

Der letzte Auftritt Lance Armstrongs auf der Bühne der Tour de France war zugleich sein beeindruckendster. Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich Lance noch nie so stark und überlege

24.07.2005Rabobank blamiert sich

So etwas habe ich noch nie gesehen: Der Drittplatzierte der Gesamtwertung im wichtigsten Radrennen der Saison wird von seinem Team im Stich gelassen. Was Mickael Rasmussen, dem tapferen Dänen, am Sam

22.07.2005T-Mobile schlägt zurück!

Die gestrige Etappe war ein Krimi vom Anfang bis zum Ende. Schon bevor sich die zehnköpfige Spitzengruppe schließlich bilden konnte, hatten zahlreiche Profis versucht, sich aus dem Hauptfeld abzuset

21.07.2005Discovery Channel ist noch nicht satt

Die längste Etappe endete mit dem längsten Schlussspurt. Es war ein regelrechter Ausdauersprint, der vom Giro-Sieger Paolo Savoldelli gegen den Norweger Kurt-Arsle Arvesen souverän gewonnen wurde.

20.07.2005Evans packt bei Abfahrten der Horror

Erneut trübte eine schreckliche Tragödie die Vorfreude auf eine Tour-Etappe. War es vor zwei Wochen der Terroranschlag in London, so ist es diesmal die Nachricht vom tödlichen Trainingsunfall in T

18.07.2005Doppelte Dramatik und ein souveräner Herrscher

Die Dramatik der gestrigen Etappe resultierte aus der Konstellation. Vorne wurde um den Tagessieg gefightet, in der Verfolgergruppe um den Gesamtsieg. Und die Gruppe mit den Sprintern fuhr ihr eigenes

17.07.2005Totschnig siegt mit Ansage

In der Woche noch wäre Georg Totschnig am liebsten aus der Tour ausgestiegen, weil nichts lief. Nur den aufmunternden Worten seiner Familie und seines Teamchefs Hans Michael Holczer war es zu verdank

16.07.2005Davitamon opfert sich für McEwen auf

Ich hatte für gestern zwar einen Sieg von Robbie McEwen erwartet, aber nachdem ich am Start der Etappe noch mit ihm gesprochen hatte, war meine Zuversicht etwas ins Wanken geraten. Robbie schien ein

15.07.2005Wer attackiert Armstrong?

Zunächst: Ehre, wem Ehre gebührt. Die Franzosen feuerten gestern pünktlich zum Nationalfeiertag ihren ersten Etappensieg bei dieser Tour. Drei französische Teams hatten Fahrer in der Ausreißergru

14.07.2005T-Mobile gibt nicht auf!

Aufatmen bei T-Mobile: Das Team lässt sich nicht unterkriegen. Winokurows Gipfelsturm gestern war ein ganz besonderes Husarenstück. Auch im Sprint hat Wino seine Form bestätigt und Botero keine Ch

13.07.2005Same procedure as every year

Die gestrige Etappe hat bei mir vor allem Ernüchterung hinterlassen. Lance Armstrong hat wieder einmal bewiesen, dass er der stärkste Fahrer im Feld ist. Er ist ein Rennfahrer wie von einem anderen

Weitere Radsportnachrichten

27.08.2025Teamzeitfahr-Analyse: Drehender Wind sorgte für klare Unterschiede

(rsn) – Das Mannschaftszeitfahren von Figueres auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) ist mit dem erwarteten Duell zwischen den Teams UAE – Emirates – XRG und Visma – Lease a Bike zu En

27.08.2025Gaudu: “Nicht leicht, an meinen Teamkollegen dran zu bleiben“

(rsn) – UAE – Emirates – XRG hat das 24,1 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren der 5. Vuelta-Etappe in Figueres gewonnen. Das Team um Joao Almeida und Juan Ayuso war acht Sekunden schneller als

27.08.2025Red Bull nach Platz 4 zwischen Sorgen und Stolz: “Einfach nur schade“

(rsn) – Wie schnell sich das Blatt wenden kann, hat Red Bull – Bora – hansgrohe auf der 5. Etappe der Vuelta a España (2.UWT) hautnah miterlebt. Nachdem die deutsche Equipe im Mannschaftszeitfa

27.08.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

27.08.2025Auf geht´s in die Pyrenäen: Bergankunft in Andorra

(rsn) - Viele Fahrer aus dem Feld werden große Teile der 6. Etappe der Vuelta a España aus ihrem Training kennen. Der Zwergstaat Andorra ist nicht nur Wohnort vieler WorldTour-Profis, sondern auch e

27.08.2025Visma verliert das Teamzeitfahren zu siebt nur im Mittelteil

(rsn) - Der vermutlich minutiös ausgearbeitete Plan von Visma – Lease a Bike für das Teamzeitfahren der Vuelta a Espana 2025 bedurfte in den letzten beiden Tagen schwerwiegender Anpassungen. Nach

27.08.2025UAE rauscht zum Sieg im Teamzeitfahren der Vuelta

(rsn) – Das Team UAE – Emirates – XRG hat in Figueres das 24,1 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) gewonnen. Der Rennstall aus den Vereinigten Ara

27.08.2025Demonstranten stoppen Israel - Premier Tech im Teamzeitfahren

(rsn) – Das Team Israel – Premier Tech ist im Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) von Demonstranten aufgehalten worden. Bereits wenige Minuten nach dem Start der Ma

27.08.2025Highlight-Video der 5. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Das Team UAE - Emirates - XRG hat das Mannschaftszeitfahren auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana gewonnen. Die Truppe um Joao Almeida und Juan Ayuso sowie den Österreicher Felix Großschartn

27.08.2025Abrahamsen setzt seinen Traum-Sommer in Geraardsbergen fort

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) hat in Geraardsbergen den Muur Classic (1.1) gewonnen. Der Norweger setzte sich nach 177,8 Kilometern rund um die berühmt-berüchtigte "Kapelmuur" als Soli

27.08.2025Spanische Partei fordert im Kongress Israels Vuelta-Ausschluss

(rsn) – Die spanische Partei Izquierda Unida (Vereinigte Linke) hat in einer Pressemitteilung die spanische Regierung dazu aufgefordert, den Ausschluss des Teams Israel – Premier Tech von der Vuel

27.08.2025Alpecin verliert Vermeersch und Hermans an Red Bull und Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour Poitou - Charentes (2.1, FRA)