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11.09.2025 | (rsn) – Eigentlich war es eine schnelle Angelegenheit für Filippo Ganna. Nach genau 13 Minuten auf der Strecke der 18. Etappe der Vuelta a Espana war sein Arbeitstag auch schon wieder beendet. Doch dann wurde es in Valladolid zäh für den Profi von Ineos Grenadiers. Zweieinhalb Stunden sollte es dauern, bis letztlich klar war, ob sich die lange Warterei im heißen Stuhl gelohnt haben würde.
Eisern hielt der Italienische Zeitfahrmeister im Hot Seat durch, überstand dabei auch den bangen Moment, als Jay Vine (UAE – Emirates – XRG) bis auf neun Zehntel an seine Zeit herankam. Als dessen Teamkollege Joao Almeida dann ebenfalls durch war und mit acht Sekunden Rückstand Dritter wurde, konnte sich Ganna entspannen. Denn nur noch Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) war auf der Strecke, der Däne aber konnte ihm nicht mehr gefährlich werden.
Für Ganna war es der zweite Sieg bei einer Spanien-Rundfahrt. Schon vor zwei Jahren hatte er ein Zeitfahren gewonnen – wie nun auch in Valladolid. Der Kurs in der größten Stadt der Region Kastilien und León war aufgrund von Sicherheitsbedenken am Vorabend der Etappe von 27,2 auf 12,2 Kilometer verkürzt worden. Zwischenfälle blieben aus, der Sport stand im Fokus. Und die Fans bekamen eine Spitzenleistung zu sehen. Ganna feierte seinen dritten Saisonsieg – alle im Zeitfahren - mit einem Schnitt von 56,2 km/h. Darüber hinaus hielt Almeida die Vuelta offen und verkürzte den Abstand auf Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike), der Neunter wurde, um zehn auf 40 Sekunden.
“Nach der Nachricht der Streckenänderung gestern Abend war es natürlich etwas seltsam, aber ich habe versucht, heute mein Bestes zu geben. Im ersten Teil mit vielen Kurven habe ich versucht, aggressiv zu fahren, aber ich habe auch wirklich versucht, nicht zu viele Risiken einzugehen“, berichtete der 29-Jährige, der nach acht Kilometern noch nicht die Bestzeit innehatte, aber ein fulminantes Finale hinlegte. “Im zweiten Teil habe ich versucht, gut zu pushen. Ich habe nicht so sehr auf meine Zahlen geachtet, sondern bin einfach meinem Gefühl gefolgt. Der Leistungsmesser zeigt nur eine Zahl an, aber die kann richtig sein oder auch falsch. Ich denke also, dass letztendlich eine spontane Entscheidung auf dem Rad die beste Lösung für den Tag ist“, so Ganna,
Sie war es ohne Frage, reichte es doch für den Tagessieg. Zufriedenheit beim Italiener. Zufriedenheit auch beim Portugiesen. Denn auch Almeida zeigte, dass sich Vingegaard eine Bergankunft vor dem Ende der Rundfahrt seines Gesamtsieges noch nicht zu sicher sein sollte. Dahinter hingegen konnte Thomas Pidcock (Q36.5) drei Sekunden auf Jai Hindley (Red Bull – Bora – hansgrohe) herausfahren und seinen Vorsprung gegenüber dem Australier damit auf 39 Sekunden schrauben. Ebenfalls kein beruhigendes Polster, aber eine Tendenz.
Zu den Gewinnern des Tages zählte – durchaus überraschend – auch Matthew Riccitello (Israel – Premier Tech). Das Leichtgewicht aus den USA war bis dato keineswegs als Zeitfahrtalent bekannt und stand obendrein auf dem Kieker der pro-palästinensischen Demonstranten, konnte aber auf den Großteil seiner direkten Konkurrenten Zeit gutmachen.
Dem Österreicher Felix Gall (Decathlon – AG2R) nahm der 23-Jährige fünf Sekunden ab und zog damit in der Gesamtwertung um drei Sekunden am Österreicher vorbei auf Rang sechs. Und auch Giulio Pellizzari (Red Bull – Bora – hansgrohe), der aus den Top 7 das schwächste Zeitfahren ablieferte, darf sich dem fünften Platz und dem Weißen Trikot bei nun 58 Sekunden Vorsprung auf Riccitello noch nicht allzu sicher sein.
Die anderen Wertungstrikots scheinen hingegen fix. Vine, der nur um Haaresbreite an seinem dritten Tagessieg vorbeifuhr, hat mit 61 Zählern im Kampf um die Bergwertung 20 Punkte Vorsprung auf Vingegaard. Dem Mann in Grün, Mads Pedersen (Lidl – Trek), ist das Punktetrikot ohnehin nur noch theoretisch zu nehmen.
Als 26. mit 35 Sekunden Rückstand lieferte Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) das beste Zeitfahren eines deutschen Starters ab.
Mit Oscar Riesebeek (Alpecin – Deceuninck) jagte der erste Profi sozusagen als Testballon über den verkürzten Kurs. An mehreren Stellen der Strecke hatten sich pro-palästinensische Gruppen versammelt, die allesamt von zahlreichen Polizeikräften überwacht wurden. Es blieb ruhig, nicht nur bei Riesebeek, der mit 14:46 Minuten die erste Zeit lieferte.
Als Fünfter startete Daan Hoole (Lidl – Trek), der dann direkt eine Zeit setzte, die schon eher als Richtwert gelten konnte. 13:19 Minuten lieferte der Niederländer, der später erklärte, sich die Kräfte aber nicht perfekt eingeteilt zu haben. Und dann dauerte es auch nicht lange, bis Ganna kam. Der Italiener, als 17. Fahrer gestartet, ließ es verhältnismäßig ruhig angehen, blieb an der ersten Zwischenzeit noch hinter Hoole zurück. Doch vor allem auf dem Rückweg ins Ziel nach einem Kreisverkehr zur Wendemarke, war Ganna nicht zu stoppen. Mit glatt 13 Minuten lieferte der Ex-Weltmeister eine Zeit, die nicht mehr zu unterbieten war.
Ernsthafte Versuche gab es derweil noch reichlich. Auch Pedersen gehörte zu den Kandidaten, die Interesse am Tagessieg anmeldeten. Und bis zur zweiten Zwischenzeitlich sah das auch gut aus. Zwei Zehntel hatte der Mann im Grünen Trikot dort noch Vorsprung auf Ganna. Diesen Speed konnte der Däne aber nicht halten.
Das Streckenprofil der 18. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter
Ähnlich erging es Küng. Der Schweizer toppte Pedersens Bestzeit nach acht Kilometern sogar nochmal um drei Sekunden, musste danach aber auch deutlich Federn lassen und fiel im Zwischenklassement sogar noch hinter den ersten Ganna-Verfolger Ivo Oliveira (UAE – Emirates – XRG) zurück, der zehn Sekunden hinter dem Besten rangierte.
Danach passierte lange nichts - bis Vine kam. Der Mann im Bergtrikot war an der ersten Zwischenzeit schneller als Ganna, an der zweiten lieferte er sogar den Bestwert, war dort sogar neun Sekunden schneller als der Italiener. Allerdings profitierte er dabei auch von reichlich Windschatten, den ihm unter anderem Jury-Fahrzeuge spendeten. Im Ziel fehlten Vine dann ganze neun Zehntel auf Ganna.
Nach dem Australier konnte zunächst nur noch Armirail ganz vorne reinschieben. Knapp zehn Sekunden hinter Ganna sortierte er sich vorerst auf Rang drei ein. Danach ging es noch einen Platz weiter nach hinten, weil Almeida ein starkes Finale fuhr und sich acht Sekunden hinter Ganna als finaler Dritter noch vor den französischen Meister schob. Für die letzte Veränderung in den Top 10 sorgte Vingegaard, der Tagesneunter wurde, aber zehn Sekunden langsamer war als sein großer Gegner im Kampf um Rot.
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