Interview mit Michel Heßmann

“Mulmiges Gefühl bei Menschenmassen, die in Aufruhr geraten“

Von Tom Mustroph aus Laredo

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Michel Heßmann (Movistar) | Foto: Cor Vos

04.09.2025  |  (rsn) - Michel Heßmann bestreitet erstmals in seiner Karriere die Vuelta a Espana. Vor dem Start der 12. Etappe in Laredo sprach RSN mit dem Movistar-Profi über den bisherige Verlauf der Rundfahrt, seine Ambitionen und Aufgaben sowie über die Proteste, die etwa zum Abbruch der 11. Etappe führten.

Wie haben sie Vuelta bisher sportlich erlebt?
Heßmann:”Sportlich war es für uns gut, aber auch immer ein kleines bisschen frustrierend, weil wir supernah (am Etappensieg, d.Red.) dran waren, aber dieser letzte Schritt immer gefehlt hat. In einem spanischen Team herrscht hier in Spanien immer eine Menge Druck. Der wird vom Staff zwar supergut auf allen Schultern verteilt, aber alle spüren es trotzdem ein bisschen. Ansonsten war es superaufregend. Hier sind viele total passionierte Zuschauer. Es ist unglaublich toll.“

Was hat (Sprinter) Orluis Aular drauf?
Heßmann: “Er ist einer der unterschätztesten Fahrer des Feldes. Er kann im Sprint mit Pedersen und Philipsen im Wettstreit stehen und gleichzeitig fährt er – obwohl Pedersen dafür hoch gelobt wird – wirklich nochmal dreimal besser berghoch als er. Ich glaube, er weiß selbst noch gar nicht so richtig, was sein Potenzial ist. Ich weiß nicht so ganz, wo da das Limit sein soll. Es muss nur nochmal für den letzten Schritt reichen.“

Welche Ambitionen du Aufgaben haben sie hier?
Heßmann: “Meine Aufgabe ist ähnlich wie die, des ganzen Teams. Wir haben alle die Rolle, dass wir versuchen so weitgestreut wie möglich auf Etappensiege zu gehen. Natürlich hat jeder da seine eigenen Stärken und Schwächen. Genau wie die anderen auch, darf ich an mehreren Tagen probieren in die Gruppe zu kommen und wenn ich dort bin, versuchen, um den Etappensieg mitzufahren. Das ist immer leichter gesagt, als getan. Es spielen viele Faktoren mit. Es ist aber eine tolle Möglichkeit.“

Auf welchen Etappen rechnen Sie sich noch Chancen aus?
Heßmann: “Ich mache es Tag für Tag. Ich schaue noch nicht groß nach vorn. klar, zum Wochenende hin mit Angliru und Co., da wird sich Jonas (Vingegaard) die Freude nicht nehmen lassen, da zu gewinnen. In der letzten Woche habe ich aber auf jeden Fall noch ein paar Tage gesehen, wo ich es potenziell probieren kann. Man muss sich aber auch nichts vormachen. Es gibt hier viele Bergankünfte und ich bin mit 1,90 Meter nicht der kleinste Fahrer. Da muss vieles gut laufen, dass ich um den Sieg mitkämpfen kann. Es reicht aber auch schon, wenn ich mit einem Teamkollegen in der Gruppe bin und da mithelfen kann.“

Gestern wäre so ein Tag gewesen, wenn es bis zum Ende ein Rennen gegeben hätte?
Heßmann: “Gestern wäre so ein Tag gewesen. Ich war gut drauf und hatte mit meinem Teamkollegen Carlos Canal fast den Anschluss an die GC-Gruppe bekommen, als wir zu hören bekamen, dass es keinen Etappensieger geben wird. Aber so ist das. Ich denke, es war die beste Entscheidung. Sie hätten nichts anderes machen können.“

Wie haben Sie die Situation erlebt? Hatten Sie Angst?
Heßmann: Unabhängig vom eigenen Standpunkt geben große Menschenmassen, die in Aufruhr geraten, ein mulmiges Gefühl. Das ist immer schwierig zu kontrollieren. Das kann eine Eigendynamik bekommen, die man nicht mehr steuern kann. Das macht immer Angst, deswegen glaube ich, dass es eine gute Entscheidung war.“

Gibt es im Rahmen der (Fahrergewerkschaft) CPA Überlegungen, dass die Fahrer bei Eskalationen sagen, jetzt nicht mehr, weil es zu krass wird?
Heßmann: “Sollte die Organisation das nicht gut angehen, müsste man mit der Fahrergewerkschaft überlegen, dass man darüber spricht. Das wird im Hintergrund natürlich sowieso gemacht. Bisher sind aber alle superzufrieden und dankbar dafür, wie die Organisation das löst. Wir als Fahrer können es gar nicht beurteilen, was da passiert. Deswegen können wir keine gute Entscheidung treffen und darum müssen wir den Organisatoren vertrauen.“

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