RSNplusTop-Teams im Mittelteil auffällig langsam

Teamzeitfahr-Analyse: Drehender Wind sorgte für klare Unterschiede

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Teamzeitfahr-Analyse: Drehender Wind sorgte für klare Unterschiede"
UAE verlor im Gegenwind des Mittelsektors weniger an Boden und gewann so das Teamzeitfahren von Figueres. | Foto: Cor Vos

27.08.2025  |  (rsn) – Das Mannschaftszeitfahren von Figueres auf der 5. Etappe der Vuelta a Espana (2.UWT) ist mit dem erwarteten Duell zwischen den Teams UAE – Emirates – XRG und Visma – Lease a Bike zu Ende gegangen. Insgesamt war das Ergebnis mit Lidl – Trek auf Platz drei, Red Bull – Bora – hansgrohe auf dem vierten und den Ineos Grenadiers auf dem fünften Rang alles andere als überraschend.

Trotzdem aber zeigt sich in der genaueren Analyse, wie sehr der Wind den kollektiven Kampf gegen die Uhr auch mit beeinflusst hat. Es ist reine Spekulation zu behaupten, das Rennen wäre bei stabilen Verhältnissen anders ausgegangen. Fakt ist aber: Die 23 Mannschaften hatten absolut nicht dieselben Bedingungen.

"Ich denke wir haben den Wind nach der Kursbesichtigung etwas falsch eingeschätzt", vermutete Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) schon direkt nach dem Rennen am Eurosport-Mikrofon. "Wir dachten, dass zu Beginn Rückenwind ist und haben uns deswegen etwas zurückgehalten und geplant, in der zweiten Hälfte mehr Gas zu geben. Wenn am Ende Rückenwind war, macht es Sinn, dass wir da dann aufgeholt haben", so der US-Amerikaner. ___STEADY_PAYWALL___

Matteo Jorgenson (vorne links) und Jonas Vingegaard (hinten links) vermuteten schon im Ziel, dass der Wind anders wehte, als erwartet. | Foto: Cor Vos

Und auch sein Teamkollege Jonas Vingegaard ließ durchblicken, dass irgendetwas wohl nicht ganz ideal gelaufen war. "Wir sind sehr schnell gefahren, aber um ehrlich zu sein, waren wir im mittleren Teil etwas langsamer als die anderen Teams gewesen. Vielleicht hätten wir dort schneller sein können. Das ist etwas, was wir uns anschauen müssen", meinte der Däne, der unterm Strich mit Platz zwei und der Rückeroberung des Roten Trikots als Gesamtführender trotzdem zufrieden sein musste und konnte.

Die unterschiedlichen Bedingungen in den Messabschnitten

Das Zeitfahren wurde von den Veranstaltern in drei Messabschnitte unterteilt: Auf den ersten 7,8 Kilometern bis zur ersten Zwischenzeit ging es hauptsächlich in Richtung Osten, auf den folgenden 8,8 Kilometern is zum zweiten Messpunkt bei Kilometer 16,6 ging es nach Nord-Nordwest und auf den letzten 7,5 Kilometern zum Ziel überwiegend in südwestliche Richtung. Am früheren Nachmittag herrschte in der Region laut den Daten diverser Wind-Analyse-Apps Westwind, aber gegen 18 Uhr drehte der zu Nordwind und schließlich zur Ankunft der letzten Teams sogar auf Ostwind.

Lidl – Trek hielt lange die Bestzeit in Figueres, war im Finalteil aber trotzdem nur die zehntschnellste Mannschaft. | Foto: Cor Vos

Grob eingeordnet bedeutet das: Die früh gestarteten Mannschaften, darunter etwa Lotto und Lidl – Trek, hatten anfänglich noch leichten Rückenwind und im Mittelsektor Seitenwind sowie am Ende Gegenwind. Die zuletzt gestarteten Teams dagegen hatten am Anfang 'Schiebekante', also Rücken-Seitenwind, im Mittelsektor Gegenwind und am Ende Rückenwind.

Und das lässt sich auch an den gefahrenen Zeiten ablesen. Denn im Mittelsektor allein - also nicht in der Rangordnung nach der zweiten Zwischenzeit sondern in der Messung von der ersten bis zur zweiten Zwischenzeit - waren die spät gestarteten Mannschaften, die dort Gegenwind abbekamen, allesamt recht langsam. Selbst das siegreiche UAE-Team kam in diesem Abschnitt nur auf den 14. Platz (9:38 Minuten), Visma nur auf den 19. (9:48) und die zuletzt gestartete Groupama-Mannschaft war im Mittelteil nur auf Platz 21 (9:54) zu finden. Red Bull – Bora – hansgrohe war als sechstletztes gestartet und kam am Ende des Zeitfahrens auf die viertbeste Gesamtzeit, belegte im zweiten Sektor aber auch nur den 16. Rang (9:40).

Frühe Teams im Mittelteil schnell, späte Teams im Finale

Dagegen waren die schnellsten Mannschaften dort jene, die zwischen Kilometer 7,8 und 16,6 noch keinen Gegenwind hatten, weil sie früh ins Rennen gegangen waren: Lotto, als erstes von der Startrampe gerollt, hielt bis zum Schluss in 9:19 Minuten den Bestwert für diesen Abschnitt. Lidl – Trek, als siebtes gestartet, war auch am Ende des Tages in 9:24 Minuten auf diesem Abschnitt noch am zweitschnellsten – gefolgt von Movistar (als 13. gestartet / 9:24) und Alpecin – Deceuninck (als 2. gestartet / 9:28).

Lotto blieb bis zum Schluss das schnellste Team im Mittelsektor. | Foto: Cor Vos

Dafür spielte den früh gestarteten Mannschaften der Schlussteil nicht in die Karten, wo sie noch mit leichtem Gegenwind zu kämpfen hatten. Auf diesen letzten 7,5 Kilometern nämlich war Visma in 7:46 Minuten am schnellsten vor UAE (7:50) und Groupama (7:53) sowie Israel – Premier Tech (7:56 / als 17. gestartet) und Red Bull (7:56). Die Frühstarter Lotto (8:10), Alpecin (8:08) und selbst das insgesamt drittplatzierte Lidl-Team (8:04) waren im Schlussabschnitt eher schwach.

Rundkurs sorgt für Fairness

Ganz grob verallgemeinert: Die erste Hälfte des Starterfeldes gehörte im Mittelteil zu den Gewinnern und bildete dort die Top 10, die zweite Hälfte des Starterfeldes dagegen glänzte im Schlussteil und bildete dort die Top 10 – jeweils ausgenommen jener Teams, die ohnehin über die gesamte Distanz langsam waren und in der Endabrechnung 20. oder schlechter wurden.

Unterm Strich kam, weil es sich um einen Rundkurs handelte, wohl trotzdem ein faires Ergebnis heraus und UAE gewann mit dem wohl gleichmäßigsten Auftritt. Das Pacing aber musste unterschiedlich angegangen werden – und diesbezüglich ist es eben sehr individuell: Der einen Mannschaft liegt aufgrund ihrer Zusammenstellung das eine eher, der anderen Mannschaft das andere. Wer daher durch seine Kombination aus Startzeit und Windrichtungen eher einen Vor- und wer eher einen Nachteil für seine Fahrerkombination hatte, das können die Teams wohl nur für sich selbst klären.

Die Top 5 je Sektor – und die Top-Teams:

Sektor 1: Start – Kilometer 7,8
1. Ineos Grenadiers: 7:56 Minuten (Startzeit 17:33 Uhr)
2. UAE – Emirates – XRG: 7:56 Minuten (Startzeit 17:57 Uhr)
3. Visma – Lease a Bike: 7:59 Minuten (Startzeit 18:01 Uhr)
4. Red Bull – Bora – hansgrohe: 8:14 Minuten (Startzeit 17:45 Uhr)
5. Groupama – FDJ: 8:03 Minuten (Startzeit 18:05 Uhr)

23. Israel – Premier Tech: 8:44 Minuten (Startzeit 17:41 Uhr)*

Sektor 2: KM 7,8 – KM 16,6
1. Lotto: 9:19 Minuten (Startzeit 16:37 Uhr)
2. Lidl – Trek: 9:24 Minuten (Startzeit 17:01 Uhr)
3. Movistar: 9:24 Minuten (Startzeit 17:25 Uhr)
4. Alpecin – Deceuninck: 9:28 Minuten (Startzeit 16:41 Uhr)
5. EF Education – EasyPost: 9:28 Minuten (Startzeit 17:09 Uhr)

14. UAE – Emirates – XRG: 9:38 Minuten (Startzeit 17:57 Uhr)
15. Israel – Premier Tech: 9:39 Minuten (Startzeit 17:41 Uhr)
16. Red Bull – Bora – hansgrohe: 9:40 Minuten (Startzeit 17:45 Uhr)
19. Visma – Lease a Bike: 9:48 Minuten (Startzeit 18:01 Uhr)
21. Groupama – FDJ: 9:54 Minuten (Startzeit 18:05 Uhr)

Sektor 3: KM 16,6 – Ziel
1. Visma – Lease a Bike: 7:46 Minuten (Startzeit 18:01 Uhr)
2. UAE – Emirates – XRG: 7:50 Minuten (Startzeit 17:57 Uhr)
3. Groupama – FDJ: 7:53 Minuten (Startzeit 18:05 Uhr)
4. Israel – Premier Tech: 7:56 Minuten (Startzeit 17:41 Uhr)
5. Red Bull – Bora – hansgrohe: 7:56 Minuten (Startzeit 17:45 Uhr)

8. Movistar: 8:01 Minuten (Startzeit 17:25 Uhr)
10. Lidl – Trek: 8:04 Minuten (Startzeit 17:01 Uhr)
13. Alpecin – Deceuninck: 8:08 Minuten (Startzeit 16:41 Uhr)
15. Lotto: 8:10 Minuten (Startzeit 16:37 Uhr)

*Israel – Premier Tech war im ersten Sektor durch die Straße blockierende Demonstranten aufgehalten worden und dort deshalb besonders langsam. Für die Gesamtzeit der Etappe gab die UCI-Jury dem Team nachträglich eine Zeitgutschrift von 15 Sekunden, die aber in den Zwischenzeiten natürlich keine Rolle spielt.

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