De Lie vor Magnier und Philipsen Zweiter

Start-Ziel-Sieg! Townsend gelingt Ausreißercoup bei Cyclassics

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Start-Ziel-Sieg! Townsend gelingt Ausreißercoup bei Cyclassics"
Rory Townsend (Q36.5) gewinnt die Cyclassics und kann es nicht glauben. | Foto: Cor Vos

17.08.2025  |  (rsn) - Der Irische Meister Rory Townsend (Q36.5) hat für eine Sensation bei den ADAC Cyclassics in Hamburg gesorgt. Der 30-jährige Allrounder war Teil der vierköpfigen frühen Ausreißergruppe, aus der heraus er auf dem Schusskilometer angriff und sich knapp vor den heranjagenden Sprintern ins Ziel kämpfte. Damit feierte er den größten Erfolg seiner Karriere.

Zweiter in einem packenden Finale wurde der Belgier Arnaud De Lie (Lotto) vor Paul Magnier (Soudal – Quick Step) aus Frankreich. Platz vier erspurtete sich mit Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) ein weiterer Belgier, der sich damit nach seinem schweren Sturz bei der Tour de France in der Weltspitze zurückmeldete.

Die Plätze fünf bis acht belegten in der Mönckebergstraße Danny van Poppel (Red Bull – Bora – hansgrohe), Fred Wright (Bahrain – Victorious), Antonio Mogado (UAE – Emirates – XRG) und Biniam Girmay (Intermarché – Wanty). Der als Mitfavorit gehandelte Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) kam über einen für ihn enttäuschenden zehnten Rang nicht hinaus. Vor ihm platzierte sich noch Matis Louvel (Israel – Premier Tech), der für Pascal Ackermann einspringen musste, nachdem dieser an der vorletzten Waseberg-Passage das Tempo des Feldes nicht mehr mitgehen konnte.

Für Townsend war es der siebte Profisieg und der erste auf WorldTour-Level – also mit Abstand der größte Erfolg seiner Karriere. Der aktuelle Irische Meister hatte die Titelkämpfe in seiner Heimat bereits 2022 gewonnen. Hinzu kamen bislang vier Siege bei kleineren Rundfahrten und Eintagesrennen. Der Triumph in Hamburg wurde zwar dadurch begünstigt, dass sich die Verfolger mehrmals uneinig waren. Doch Townsend erwies sich auch als der deutlich stärkste Fahrer der Fluchtgruppe.

Der Ire gestand nach dem Rennen ein, anfangs gar nicht an den Sieg gedacht zu haben. Zumal sich lediglich vier Mann in der Kopfgruppe befanden. "Das Ziel war dann eigentlich nur, bis zum vorletzten Anstieg zu kommen, dann im Feld zu bleiben und vielleicht noch einen Job fürs Team erledigen zu können", erklärte Townsend, der unterwegs angesichts der gedachten Chancenlosigkeit auch auf Zwischensprints und Bergpreise fuhr.

Der Erfolg im nationalen Meistertrikot sei "unglaublich" und "verrückt", erklärte er im Sieger-Interview. Auf den letzten Kilometern wurde ihm vom Sportlichen Leiter Jens Zemke ständig der Abstand durchgegeben. Daher wusste der Ire, dass das Feld heranraste. "Als ich sie dann kommen sah, fühlte ich mich noch etwas zuversichtlicher als die anderen beiden (Johan Jacobs und Nelson Oliveira, d.Red). Also bin ich früh losgefahren, denn ich habe normalerweise einen guten Sprint – gerade nach einem harten Tag wie diesem", schilderte Townsend das Finale.

Erster WorldTour-Sieg für Q36.5

Auch für das Team Q36.5 bedeutete dieser Sieg den wichtigsten Erfolg nicht nur in dieser Saison sondern seitdem das Team 2023 unter dem aktuellen Namen neu aufgestellt wurde. Und Townsend setzte einen kleinen Lauf fort: In den vergangenen Wochen hatte zunächst Matteo Moschetti eine Etappe der Burgos-Rundfahrt für sich entschieden und Tom Pidcock war beim Arcic Race of Norway erfolgreich gewesen, wo der Brite außerdem den zweiten Gesamtrang belegte. Damit stehen bei Q36.5 im Jahr 2025 nunmehr 14 Siege zu Buche.

Bester Deutscher war Marius Mayrhofer (Tudor), der auf Rang 17 ins Ziel kam, nachdem er im Finale aus dem Verfolgerfeld heraus noch einen Solo-Vorstoß gewagt hatte, damit aber kein Glück hatte. Die höher gehandelten Sprinter Ackermann (119.), Phil Bauhaus (Bahrain – Victorious, 113.) und Max Walscheid (Jayco – AlUla, 117.) spielten im Finale keine Rolle, wobei Bauhaus auf den letzten 50 Kilometern einen Sturz verkraften musste. Alle drei kamen mit mehreren Minuten Abstand an.

So liefen die 28. ADAC Cyclassics in Hamburg:

Johan Jacobs (Groupama - FDJ), Nelson Oliveira (Movistar), Rory Townsend (Q 36.5) und Dries De Pooter (Intermarché – Wanty) setzten sich kurz nach dem Start aus dem Hauptfeld ab. Der Vorsprung wuchs rasch auf gut fünf Minuten an. Im Peloton teilten sich zum größten Teil Lidl – Trek, Soudal – Quick-Step und Alpecin – Deceuninck die Nachführarbeit. Die dritte der fünf Waseberg-Passagen nahm das Quartett noch mit knapp vier Minuten Vorsprung in Angriff. Dort musste mit Jonathan Milan (Lidl – Trek) einer der Top-Favoriten das Feld bereits ziehen lassen.

In der anschließenden zweiten Anfahrt des Zielstrichs kamen Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) und Toon Aerts (Lotto) zu Fall. Der Deutsche schaffte aber nach rund zehn Kilometern Aufholjagd wieder den Anschluss ans Peloton – und damit rechtzeitig vor dem Finale mit der doppelten Waseberg-Runde innerhalb der letzten 30 Rennkilometer.

Das Streckenprofil der ADAC Cyclassics 2025. | Grafik: ASO Germany

Bei der vierten Passage dieses Hindernisses ließ Jacobs seine drei Fluchtgefährten stehen, wurde aber anschließend wieder eingeholt. Aus der Hauptgruppe heraus griff Mathias Vacek (Lidl – Trek) an. Dadurch bildete sich zwischenzeitlich eine etwa 25 Mann starke Verfolgergruppe, in der es aber an Einigkeit fehlte. Nach dem erneuten Zusammenschluss war kurz die Luft raus bei den Verfolgern, die noch mit 1:05 Minuten Rückstand auf die letzten 20 Kilometer gingen.

Bei der letzten Auffahrt zum Waseberg und danach wiederholte sich dieses Szenario fast eins zu eins, wobei diesmal De Pooter seine Begleiter an der Spitze ziehen lassen musste. Und auf den letzten 14 Kilometern hatten Oliveira, Jacobs und Townsend noch immer 25 Sekunden Vorsprung auf das sich sortierende Verfolgerfeld. Mayrhofer probierte es dort mit einem Solo, wurde unter dem Tempodiktat von Alpecin - Deceuninck und Uno-X Mobility aber nach kurzer Zeit wieder gestellt.

Auf den allerletzten Drücker formierte sich in der Zielanfahrt eine Allianz mehrerer Sprinter-Teams, zu der auch Intermarché – Wanty gehörte. In einem ganz leichten Anstieg platzte dann mit Xandro Meurisse (Alpecin - Deceuninck) der letzte Tempobolzer weg, und kurz war wieder die Luft raus. Dieser Moment war am Ende wohl rennentscheidend. Denn so gingen die Ausreißer mit zehn Sekunden Vorsprung auf den Schlusskilometer. Townsend attackierte rund 400 Meter vor dem Ende und rettete sich um eine Radlänge vor den heranfliegenden Sprintern ins Ziel.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.08.2025Van Aert Zehnter in Hamburg: “Das Beste, was ich erreichen konnte“

(rsn) – Nach dem Sieg von Olav Kooij im vergangenen Jahr musste das Team Visma – Lease a Bike bei den ADAC Cyclassics in Hamburg diesmal kleinere Brötchen backen. Der Titelverteidiger musste kurz

17.08.2025Pithie bekommt Gelbe Karte für Verlangsamen nach Leadout

(rsn) – Laurence Pithie (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat von der UCI-Jury nach den ADAC Cyclassics in Hamburg eine Gelbe Karte sowie eine Geldstrafe in Höhe von 500 Schweizer Franken bekommen.

17.08.2025Walscheid nach Ellbogenbruch auch ohne Spitzenergebnis zufrieden

(rsn) – Max Walscheid (Jayco – AlUla) hat bei seinem Comeback nach der Zwangspause wegen des bei Dwars door het Hageland Mitte Juni erlittenen Ellbogenbruchs zwar nicht mit um den Sieg kämpfen kÃ

17.08.2025Highlight-Video der ADAC Cyclassics in Hamburg

(rsn) - Die 28. Auflage der Cyclassics in Hamhurg ist mit einem Novum zu Ende gegangen: Zum ersten Mal in der Geschichte des Rennens setzte sich ein Fahrer aus der frühen Ausreißergruppe des Tages d

17.08.2025Cyclassics-Kurs etwas schwerer als in der Vergangenheit

(rsn) – Die Cyclassics in Hamburg am kommenden Sonntag warten in diesem Jahr nicht nur mit einem neuen Termin, sondern auch einer veränderten Strecke auf. Das Rennen, das im letzten Jahr erst im Se

16.08.2025Wegmann: “Reine Sprinter werden es schwerer haben.“

(rsn) - Meistens sind die ADAC Cyclassics (1.UWT) in Hamburg ein Fest für die Sprinter, aber schon 2022 wurde der Waseberg zum Scharfrichter des Rennens. Bei der Attacke von Wout Van Aert (Visma –

15.08.2025Van Aert ersetzt kranken Titelverteidiger Kooij bei den Cyclassics

(rsn) – Wout van Aert wird vor seinem Start bei der Lidl Deutschland Tour (20.-24. August) auch die ADAC Cyclassics in Hamburg am kommenden Sonntag bestreiten. Das bestätigte das Team Visma – Lea

12.08.2025Hamburger Cyclassics im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Die Cyclassics in Hamburg sind seit Jahren fester Bestandteil des WorldTour-Rennkalenders. Das meistens Ende August ausgetragene Rennen kommt den Sprintern entgegen, auch wenn im Finale mehrm

08.08.2025Vorjahressieger Kooij will seinen Titel in Hamburg verteidigen

(rsn) – Die Cyclassics in Hamburg locken auch in diesem Jahr wieder einen Großteil der besten Sprinter der Welt. Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) tritt an, um seinen Titel zu verteidigen. Jonath

27.06.2025Hamburger Cyclassics auch diesmal wieder mit 23 Teams

(rsn) – Die Hamburger Cyclassics warten in diesem Jahr nicht nur mit dem ADAC als neuem Namenssponsor, sondern auch mit einem neuen Startort auf. Am 17. August wird die 28. Ausgabe des deutschen Wor

18.12.2024Aus BEMER Cyclassics werden ab 2025 die ADAC Cyclassics

(rsn) – Aus den BEMER Cyclassics in Hamburg werden ab der Saison 2025 sowohl im Breitensport- als auch im Profibereich die ADAC Cyclassics. Das gab die ASO Germany als Veranstalter des deutschen Wor

10.12.2024D-Tour-Veranstalter heißt ab sofort A.S.O. Germany

(rsn) – Bisher trug die deutsche Niederlassung des Tour de France-Veranstalters Amaury Sport Organisation (A.S.O.) den etwas sperrigen Namen “Gesellschaft zur Förderung des Radsports mbH“. Kün

Weitere Radsportnachrichten

07.10.2025Schiffer kommt bei Visma 2025 doch nicht mehr zum Einsatz

(rsn) – Anton Schiffer wird in dieser Saison doch kein Rennen für das niederländische WorldTeam Visma – Lease a Bike bestreiten können, zu dem der 26-jährige Kölner wechseln möchte. Der Grun

07.10.2025“Ein Handschlag hat genügt“: Pogacar und seine große Geste

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates – XRG) hat die 104. Ausgabe des italienischen Klassikers Tre Valli Varesine (1.Pro) in eindrucksvoller Manier für sich entschieden. Die Unterschiede zum V

07.10.2025Meeus lässt Red Bull - Bora - hansgrohe in Binche jubeln

(rsn) – Jordi Meeus hat seinem Team Red Bull – Bora – hansgrohe den 22. Saisonsieg beschert. Der 27-jährige Belgier entschied in seiner Heimat das 38. Binche - Chimay – Binche (1.Pro) und tra

07.10.2025Highlight-Video des Tre Valli Varesine

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Team Emirates – XRG) hat den nächsten bemerkenswerten Soloritt hingelegt und sich souverän den Sieg bei der Generalprobe für die am Samstag anstehende Lombardei-R

07.10.2025“Ebenbürtig mit Pogacar“: Der Evenepoel-Plan von Red Bull

(rsn) – Offiziell beginnt das Engagement von Remco Evenepoel bei Red Bull – Bora – hansgrohe erst in ein paar Monaten, im Hintergrund wird jedoch bereits eifrig an der gemeinsamen Zukunft gefeil

07.10.2025Pogacar auch bei Tre Valli Varesine in eigener Liga

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE – Team Emirates – XRG) hat auch beim 104. Tre Valli Varesine (1.Pro) die Konkurrenz düpiert und über 200,3 Kilometer von Busto Arsizio nach Varese seinen 19. Saisons

07.10.2025Run&Race - Wibatech mit starkem Saisonfinale beim Cro Race

(rsn) - Das Kotinental-Team Run&Race - Wibatech hat seine Saison mit einer starken kämpferischen Leistung beim Cro Race (UCI 2.1) in Kroatien abgeschlossen. Gegen ein Feld, das mit zahlreichen WorldT

07.10.2025Perfekter Saisonabschluss: Wiebes holt in Binche 25. Saisonsieg

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat beim 5. Binche - Chimay - Binche pour Dames (1.1) der konkurrenz keine Chance gelasse und sich über 121,4 Kilometer von Chimay nach Binche ihren 25.

07.10.2025Longo Borghini sprintet in Varese Europameisterin Vollering ab

(rsn) – Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) hat in der Lombardei die 5. Auflage des Tre Valli Varesine Women´s Race (1.Pro) gewonnen und dabei nach 137 Kilometern von Busto Arsizio nach Varese in e

07.10.2025Astana verlängert mit Giro-Bergkönig, Perez steigt vom Rad

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

07.10.2025Tour-de-France-Dritter Lipowitz beendet seine Saison

(rsn) – Florian Lipowitz wird nicht wie geplant bei Il Lombardia (11. Oktober) starten, sondern stattdessen seine Saison nach 52 Renntagen beenden. Das teilte sein Team Red Bull – Bora – hansgro

07.10.2025Israel - Premier Tech löst sich von “Namen und Identität“

(rsn) – Israel - Premier Tech hat nach den jüngsten massiven Protesten dem immer größer werdenden öffentlichen Druck nachgegeben und wird künftig unter einem anderen Namen antreten. “Wir ha

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine