RSNplusSoudal zeigt bei der Tour Resilienz

Paret-Peintre: Am Ventoux ein Sieg wie aus dem Nichts

Von Tom Mustroph vom Mont Ventoux

Foto zu dem Text "Paret-Peintre: Am Ventoux ein Sieg wie aus dem Nichts"
Valentin Paret-Peintre (Soudal – Quick-Step) bejubelt seinen Sieg auf der 16. Tour-Etappe | Foto: Tim De Waele / Getty Images

22.07.2025  |  (rsn) - Der Triumph von Valentin Paret-Peintre (Soudal – Quick-Step) auf dem mythischen Anstieg zum Mont Ventoux zeigt mal wieder: Aufgeben ist im Radsport keine Option. Und manchmal winken gerade dann, wenn man gar nicht mehr dran glauben mag, die schönsten Früchte.

Der spindeldürre Franzose erwies sich auf den finalen Serpentinen des “Riesen der Provence“ nicht nur als eine Art Reinkarnation der Katze mit den sieben Leben. Zwischendrin schien er auf der 16. Tour-Etappe schon bezwungen vom Spanier Enric Mas (Movistar). Auch der Ire Ben Healy (EF Education – EasyPost) hatte sich den 24-Jährigen schon fast perfekt zurechtgelegt für den finalen Schlag. Und von hinten machten Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE – Emirates) Druck und rückten immer näher.

___STEADY_PAYWALL___ Doch Paret-Peintre wusste auf alle Bedrohungen eine Antwort. “Ich habe mich im Finale vor allem auf Ben Healy konzentriert. Er war nicht nur sehr stark, er hatte auch schon gewonnen. Und ich dachte mir, ich habe mehr Ehrgeiz zu gewinnen. Ich wusste auch, dass ich auf den finalen steilen Stücken eine gute Chance habe gegen ihn“, sagte er später auf der Pressekonferenz und fügte gelassen an: “Um Pogacar und Vingegaard habe ich mich nicht so sehr gekümmert. Ich dachte, wir müssen auch ein wenig zocken. Das ist die Gelegenheit für mich. Und wenn es dann anders ausgeht, ist es eben so“, beschrieb er seine taktischen Erwägungen im Finale.

Valentin Paret-Peintre (Soudal – Quick-Step, li.) ringt am Mont Ventoux den Iren Ben Healy (EF Education – EasyPost) nieder. | Foto: Tim De Waele / Getty Images

Das Verblüffende dabei war: Paret-Peintre hätte eigentlich gar nicht da sein sollen, aus doppeltem Grunde sogar. “Zu Beginn der Saison war ich nicht für den Tour-Kader vorgesehen. Es war dann eine Enttäuschung, dass ich auch den Giro nicht fuhr. Dann habe ich mich doch noch fitgemacht für die Tour, vor allem um Remco zu helfen“, erzählte er. Auch das war freilich nicht von sehr langer Dauer. 

Evenepoel stieg schon auf der 14. Etappe am Fuße des Tourmalet aus. “Das war schon ein Schock für das Team. Wir haben uns dann aber als Fahrer und Sportliche Leiter zusammengesetzt und uns gesagt: ‘Auf geht*s. Es kommt noch eine Woche. Wir haben schon drei Etappen gewonnen, unsere Tour ist bereits ein Erfolg, selbst wenn uns in der letzten Woche gar nichts mehr gelingt‘“, beschrieb er den ‘Neustart‘ nach dem Ausstieg des Kapitäns.

An den Sieg auf dem Ventoux wagte er allerdings gar nicht zu glauben. “Ich dachte, Tadej und UAE kontrollieren das Rennen, weil er auch gern auf dem Berg gewinnen will. Anfangs sah es auch genau danach aus. Aber als dann die Angriffe immer wilder wurden und die große Gruppe ging, dachte ich mir, da willst du doch auch dabei sein.“

Im Ziel bedankte sich der Franzose überschwänglich bei seinem Teamkollegen Ilan Van Wilder für dessen Leadout am Berg. | Foto: Cor Vos

Diese Einschätzung bestätigte Teamkollege Max Schachmann. „Das kam heute ein bisschen aus dem Nichts“, sagte er zu RSN und erklärte: “Wir sind heute Morgen im Bus davon ausgegangen, dass Tadej die Etappe gewinnen möchte, weil es einfach ein epischer Anstieg ist.“ Dennoch wollte man auch mit drei Mann in der Gruppe vertreten sein, was mit Ilan Van Wilder und Pascal Eenkhoorn an der Seite des späteren Etappensiegers auch gelang. “Die drei haben es dann perfekt gemacht“, lobte Schachmann.

Van Wilder fährt den Leadout am Ventoux

Besonders wertvoll natürlich die Hilfe von Van Wilder, der in der letzten Phase des Anstiegs noch zu den Führenden aufschloss und für das richtige Pacing für Paret-Peintre sorgte. “Wir haben ja Erfahrung, wie man einen Leadout fährt“, frohlockte der neue Team-Manager Jurgen Foré gegenüber RSN. Und er wertete Van Wilders phänomenalen Einsatz als Zeichen für die besondere mannschaftliche Geschlossenheit des “Wolfsrudels“. “Wir wissen, wie man als Team gewinnt“, meinte er.

Zugleich übte er sich in feinem Understatement: “Mit unserer kleinen Mannschaft haben wir jetzt vier Etappensiege geholt. Das ist eine gute Ausbeute, denn wir müssen mit den Mitteln arbeiten, die uns zur Verfügung stehen. Ein Team kann aber immer mehr als ein Mensch allein. Das ist die Lehre dieser Tour.“

Resilienz-Preis an Soudal – Quick-Step

Die Stimmung ist jetzt natürlich prächtig im Team. Und die Lust auf mehr ist auch geweckt. “Morgen haben wir gleich das nächste Ziel mit Tim. Ich hoffe, er kann morgen daran anknüpfen und zeigen, dass er der schnellste Sprinter ist“, bezog sich Schachmann auf den Teamkollegen und bereits zweifachen Etappensieger dieser Tour, Tim Merlier.

Kein Zweifel: Soudal – Quick-Step hat an diesem Tag der 1001 Attacken gezeigt, was man erreichen kann, wenn man sich von Rückschlägen nicht niederdrücken lässt. Der Resilienz-Preis dieser Tour – wie wäre es mit so einer Wertung, ASO? - geht an den belgischen Rennstall.

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.11.2025Arensman: “Letztendlich ist Radsport nur eine Nebensache“

(rsn) – Bei der vergangenen Tour de France feierte Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) die bisher größten Erfolge seiner Karriere. Aber nicht die auf der 14. Und 19. Etappe eindrucksvoll herausgef

04.11.2025Wellens erzählt von Pogacars Knieproblemen bei der Tour

(rsn) – Tim Wellens hat in einem Interview mit der französischen Sporttageszeitung L´Equipe konkreter über die Schwierigkeiten von Teamkollege Tadej Pogacar in der Schlusswoche der Tour de France

11.08.2025Gianetti: “Pogacar zu sein ist schön, aber nicht einfach“

(rsn) – Mauro Gianetti, der Teamchef von UAE – Emirates – XRG hat sich zum kommenden Rennkalender und zum Vuelta-Verzicht von Tadej Pogacar geäußert. Am Ende der Tour de Pologne sagte er gege

03.08.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrerinnen / 9. Etappe

(rsn) - 154 Profis aus 22 Teams sind am 26. Juli im westfranzzösischen Vannes zur 4. Tour de Frances Femmes (2.WWT) angetreten, darunter sieben Deutsche, sechs Schweizerinnen und drei Österreicheri

31.07.2025Pogacar “langweilte“ sich in der zweiten Hälfte der Tour

(rsn) – Neben dem Gelben und dem Gepunkteten Trikot sicherte sich Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) bei der Tour de France 2025 vier Etappensiege. Den letzten davon feierte der Slowene ab

30.07.2025Häuslicher Unfall: Vauquelin bricht sich den Knöchel

(rsn) – Spätestens mit seinem siebten Platz bei der 112. Tour de France hat Kevin Vauquelin (Arkéa – B&B Hotels) auch international seinen Bekanntheitsgrad deutlich erhöht. Die Freude über das

29.07.2025Zwei Tage nach der Tour: Aldag verlässt Red Bull - Bora - hansgrohe

(rsn) – Rolf Aldag und Red Bull – Bora – hansgrohe gehen ab sofort getrennte Wege. Das kündigte der deutsche WorldTour-Rennstall überraschend zwei Tage nach Ende der Tour de France an, bei der

28.07.2025Lipowitz: “Manchmal ist der Sportchef nicht glücklich mit mir“

(rsn) - Nur Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) konnte in den Bergen der Tour de France ansatzweise mit Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und dem Zweitplat

28.07.2025Im Überblick: Alle Gelbe Karten bei der 112. Tour de France

(rsn) – Drei Tage hat es gedauert, bis die UCI-Jury bei der Tour de France 2025 zum ersten Mal hart durchgegriffen und Gelbe Karten verteilt hat: Im Sturzchaos von Dünkirchen bestraften die Kommiss

28.07.2025Angst, natürlicher Schwund und finanzielle Ungleichheit

(rsn) – Die Tinte in den Radsport-Geschichtsbüchern ist gerade erst getrocknet: Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) hat bei der Tour de France 2025 im direkten Duell mit seinem großen Widersa

28.07.2025Vingegaards “merkwürdige Tour“ endet auf Platz zwei

(rsn) – Das große Ziel hat Visma – Lease a Bike bei dieser Tour de France verfehlt. Jonas Vingegaard musste in Paris mit der zweiten Stufe auf dem Podium vorliebnehmen, der ewige Rivale Tadej Po

28.07.2025Montmartre wirklich einmalig? Prudhomme zieht Tourmalet-Vergleiche

(rsn) – Es sollte etwas Besonderes werden. Immerhin gab es ja auch einen runden Geburtstag zu feiern. Vor 50 Jahren endete die Tour de France erstmals in Paris auf den Champs-Élysées, Ex-Telekom-T

Weitere Radsportnachrichten

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hätte eigene Leistung bei der Tour “niemals erwartet“

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Huens verstärkt Groupama, Verre findet neues Zuhause

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

17.11.2025Tour du Ghana: Müllers Team gewinnt Prolog – und hat morgen frei

Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird es selten

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheit“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Eigene Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart

(rsn) – Die Liste an potenziellen Grand Departs im Ausland in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und Tour-Chef Christian Prudhomme

17.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

16.11.2025Kein Highlight, aber einige Male nah dran am Sieg

(rsn) – Die erste Saison, in der sich Alexandre Balmer (Solution Tech – Vini Fantini) komplett auf die Straße fokussierte, begann für den 25-Jährigen denkbar unglücklich. Bei der Trofeo Laigue

16.11.2025Oertzen fährt bei Garneks Überraschungssieg nächstes Podium ein

(rsn) – Einen Tag nach seinem zweiten Platz in Owocowy Przelaj (C2) hat Max Heiner Oertzen (Radsport Nagel) in Wladyslawowo-Cetniewo (C2) den nächsten Podiumplatz eingefahren. Beim Überraschungser

16.11.2025Nys nach packendem Finale in Hamme mit besserem Ende für sich

(rsn) – Dramatischer hätte der dritte Lauf zur X20 Badkamers Trofee in Hamme nicht laufen können. Nachdem sich Thibau Nys (Baloise - Glowi Lions) und Cameron Mason (Seven) nahezu über den gesamt

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)