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20.07.2025 | (rsn) – Tim Wellens (UAE – Emirates – XRG) hatte viel Zeit. Zeit, um in die Kamera zu jubeln und mit Fans an der Bande abzuklatschen. Fast zwei Minuten hatte er sich auf den letzten 40 Kilometern der 15. Etappe über 169 Kilometer von Muret nach Carcassonne herausgefahren.
Und dann lief doch nicht alles nach Plan: “Eigentlich wollte ich nach der Ziellinie absteigen und mein Rad hochstrecken“, sagte der Belgische Meister dann auch mit einem Augenzwinkern. Aber vielleicht traute er es sich dann doch nicht, den Jubel seines Kapitäns Tadej Poagacar von Strade Bianche oder der Lombardei-Rundfahrt nachzuahmen. Leisten hätte er es sich nach seinem ersten Sieg bei der Tour de France aber schon können, denn wie sein Boss gehört er nun zu den 113 Fahrern in der Geschichte des Radsports, die bei allen drei Grand Tours mindestens eine Etappe für sich entscheiden konnten.
Wellens attackierte 43 Kilometer vor dem Ziel in einem günstigen Moment. Einerseits schlossen von hinten gerade weitere Ausreißer auf, andererseits ging es kurz darauf in eine technische Abfahrt, auf der er als Solist eher Vorteile haben würde. Schnell war klar, dass es nur noch um Rang zwei gehen würde. Und den sicherte sich sein Landsmann Victor Campenaerts (Visma – Lease a Bike), der kurz vor dem Ziel aus der großen Verfolgergruppe heraussprang und so dem Sprint entging, den Julian Alaphilippe (Tudor) vor Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) für sich entschied. Der Franzose ging von einem Sieg aus, hatte nach einem Sturz aber keinen Funkkontakt zu seinem Team mehr gehabt.
Gewonnen hatte der 34-jährige Wellens. Nach zwei Etappen beim Giro (2016 und 2018) und zwei bei der Vuelta (2020) nun also auch bei der Tour. “Es ist ein sehr besonderer Sieg. Jeder weiß was die Tour bedeutet, jeder will sie fahren. Aber nicht viele können auch eine Etappe gewinnen“, sagte er im Sieger-Interview. “Ich wusste, dass ich damit meine Trilogie vollmachen würde, deswegen habe ich es sehr genossen.“
Vor dem Start war das Thema Gruppe noch eher ein Spaß gewesen. “Nils (Politt) und ich haben gescherzt, dass wir es heute ja mal als Ausreißer versuchen könnten. Dann gab es den Sturz, der Alaphilippe den Funk kostete und Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) die Kette. Und Nerven.
“Ich bin gestanden, dann sind die von hinten in mich rein, dann lag ich", sagte er der ARD. Ansonsten kam der 24-Jährige an seinem ersten Tag im Weißen Trikot aber ohne Probleme davon und behauptete Gesamtrang drei. “Tadej hat gesagt, wir versuchen hier alles ein bisschen zu blockieren und auf den Rest zu warten, aber vorne wurde attackiert. Ich bin einen Angriff mitgegangen und dann war ich in Gruppe“, beschrieb Wellens die Situation. Der Rest ist nun Radsport-Geschichte.
Seinen zweiten Etappensieg nach 2024 hätte auch gerne Campenaerts gefeiert. Der Belgier erklärte im Ziel, dass sein Team planmäßig um den Tagessieg fahren wollte. “Mit Wout (van Aert) und mir in der Ausreißergruppe war das eine gute Situation. Wir verstehen uns gut, auch außerhalb der Radrennen. Der zweite Platz ist etwas enttäuschend, aber so ist es eben. Wellens war sehr stark und sehr clever.“
Nach dem erneut nervösen Beginn beruhigte sich die Etappe vor dem zweiten Ruhetag dann aber immer mehr, je näher das Ziel rückte. Dennoch blieb sie nicht völlig irrelevant für das Gesamtklassement. Denn Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) zählte ebenfalls zu den Ausreißern und schaffte es mit dem großen Vorsprung auf das Hauptfeld, das mehr als sechs Minuten nach dem Tagessieger in Carcassonne ankam, Ben Healy (EF Education – EasyPost) von Rang zehn zu verdrängen.
Sowohl in der Bergwertung als auch im Kampf ums Grüne Trikot gab es keine großen Veränderungen. Lenny Martinez (Bahrain Victorious) im Gepunkteten Leibchen sparte im Grupetto an der Seite des Mannes in Grün, Jonathan Milan (Lidl – Trek) Kraft. Milan allerdings wirkte angeschlagen und dürfte den Ruhetag herbeisehnen. Pogacar, der weiter in Gelb unterwegs ist und 4:13 Minuten Vorsprung auf Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat, in den Alpen auf Distanz zu halten, könnte noch ein schwieriges Unterfangen werden.
Wer eine ruhige Überführungsetappe erwartet hatte, sah sich spätestens nach 18 Kilometern eines Besseren belehrt. Ein Fahrbahnteiler sorgte für einen Sturz, in den auch Lipowitz und Vingegaard verwickelt waren. Lipowitz verlor bei dem Malheur, das in erster Linie Alaphilippe wehtat, aber nur seine Kette. Es dauerte fast 20 Kilometer, bis das Duo und zahlreiche weitere Fahrer wieder vorne beim Gelben Trikot angedockt hatten. Pogacar hatte sich bemüht, dort das Tempo zu drosseln, was sich aber als schwierig gestaltete, weil sich noch keine Gruppe gelöst hatte.
Was sich dann absetzen konnte, war aber doch ziemlich prominent. Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), Wout van Aert, Victor Campenaerts (beide Visma – Lease a Bike) und Tim Wellens waren die größten Namen unter den 15 Ausreißern. Van der Poel gewann den Zwischensprint kampflos, bevor es in die erste Bergwertung des Tages ging. Quinn Simmons (Lidl – Trek) und Michael Storer (Tudor) stießen noch nach vorne, das Gespringe ging aber weiter.
Das Streckenprofil der 15. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter
Erst im mehr als neun Prozent steilen, aber nur drei Kilometer langen Anstieg der 2. Kategorie sortierten sich die Ausreißer etwas besser. Storer kam oben als Erster an, Campenaerts, Simmons und Wellens waren aber in unmittelbarer Reichweite und kurz darauf vorne angekommen.
Dahinter bildete sich mit Aleksandr Vlasov (Red Bull – Bora – hansgrohe), Warren Barguil (Picnic – PostNL), Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) und Alexey Lutsenko (Israel – PremierTech) ein weiteres Quartett. Hinter Neilson Powless (EF Education – EasyPost), der lange als Einzelkämpfer unterwegs war, waren noch weitere 18 Fahrer unterwegs, bevor mit mehr als sechs Minuten Rückstand das Pelton kam.
Auf dem Hochplateau kamen die ersten beiden Vierergruppen 44 Kilometer vor dem Ziel dann doch zusammen, was Wellens überhaupt nicht gutheißen konnte. Kurz bevor es in die Abfahrt ging, attackierte der Belgier. 30 Kilometer vor dem Ende hatte er eine Minute Vorsprung herausgefahren – bis ins Ziel wurde der Abstand sogar noch größer.
Kurz vor dem Ziel hatte sich Campenaerts noch aus der Verfolgergruppe abgesetzt. Denn die war nochmal deutlich größer geworden, denn van Aert und Ivan Romeo (Movistar) hatten tatsächlich noch einen ganzen Schwung weiterer Profis herangeführt, von denen Alaphilippe den Sprint um Platz drei gegen van Aert für sich entschied.
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