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11.07.2025 | (rsn) - Die Gesichter hellen sich auf bei Soudal - Quick Step. “Der Tag mit der Windkante ist abgehakt, das ist Geschichte“, bezog sich der Sportliche Leiter Tom Steels gegenüber RSN auf die 39 Sekunden Rückstand, die sich sein Kapitän Remco Evenepoel gleich am ersten Tag der 112. Frankreich-Rundfahrt eingehandelt hatte.
In den letzten Tagen ging es ohnehin aufwärts. Beim Zeitfahren brillierte der Weltmeister und Olympiasieger. Und Steels notierte mit Befriedigung, dass sein Schützling auch 48 Stunden später zu Großem in der Lage war. “Es ist ein gutes Zeichen, dass es selbst nach einem stressigen Zeitfahren bei Remco von Tag zu Tag besser wird“, meinte er nach der 7. Tour-Etappe.
Dass Evenepoel, der nicht unbedingt für Explosivität bekannt ist, an der Mur-de-Bretagne so gut mithalten konnte, erfreute Steels natürlich. Wobei – eigentlich ging der frühere Klassikerhaudegen schon davon aus, dass sein hochtalentierter Landsmann hier abliefert. “So etwas können wir uns von ihm erwarten, am Ende ist es immer noch Remco, einer der besten Fahrer auf der Welt“, stellte der Belgier klar. ___STEADY_PAYWALL___
Evenepoel selbst war mit seinem Tag mehr als zufrieden. Der Träger des Weißen Trikots war sogar zu Scherzen aufgelegt. “Die Mur ist ein schöner Anstieg, aber die Redoute ist noch schöner“, verglich er lachend wallonische und bretonische Anstiege. Verständlich auch, warum er La Redoute mehr mag: Lüttich – Bastogne – Lüttich gewann er zwei Mal. An der Mur-de-Bretagne wurde er am Freitag Sechster. Zufrieden war er dennoch.
“Mit meinem sechsten Platz kann ich leben“, sagte er und lieferte danach die Erzählung des Finales aus seiner Sicht: “Einen Kilometer vor dem Ziel fühlte ich mich noch ziemlich gut. Ich habe dann das Tempo erhöht, weil ich mir keinen Konter einfangen wollte. Ich war perfekt am Hinterrad von Tadej (Pogacar) und letztendlich blieben wir zu dritt übrig. Danach kamen aber mehr Fahrer wieder heran. Als Narvaez seinen Leadout fuhr, war ich in der weniger günstigen zweiten Position. Da fängt man mehr Wind. Ich fühlte, wie das Laktat in meine Beine lief, die Milchsäure baute sich auf.“
Hier konnte Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step, li.) noch dem Tempo von UAE folgen. Erst auf den letzten Metern der 7. Etappe verlor er den Kontakt zu Tadej Pogacar und Joans Vingegaard. | Foto: Cor Vos
Dann musste der 25-Jährige noch drei andere Fahrer an sich vorbeiziehen lassen: Oscar Onley (Picnic – PostNL), Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) und Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike). Zwei Sekunden verlor er auf das maßgebliche Duo Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike). Kein großes Dilemma in seinen Augen: “Die zwei Extrasekunden, die ich verliere, sind eine Folge des Sprints und keine Katastrophe. Auf diese zwölf Sekunden wird es im Klassement nicht ankommen“, addierte er noch die Bonussekunden hinzu.
Evenepoel wirkt zuversichtlich, das erklärte Ziel Podiumsplatz zu erreichen. Dafür liegt er gut im Rennen. Auch rings um ihn herum herrscht Zuversicht. “Die wichtigste Sache ist, dass er sich jeden Tag gut erholt und sich in eine gute Form bringt", meinte Steels.
Mit dem Berliner Max Schachmann ist Steels ebenfalls zufrieden. "Maximilian macht es gut. Auf den härteren Etappen erwarten wir uns etwas mehr, um in eine gute Position zu kommen. Aber er macht es gut bisher", sagte der Belgier gegenüber RSN. Schachmann werden hoffentlich nicht die Ohren glühen, dass Steels in den Bergen nach dem Aus von Mattia Cattaneo, der die Tour am Freitag aufgeben musste, noch mehr auf ihn setzt. Denn schon jetzt hat der deutsche Zeitfahrmeister jede Menge zu tun.
“Ich bin schon in der ersten Woche viel gefahren und habe meine Nase in den Wind gesteckt – natürlich spüre ich das“, meinte er gegenüber der ARD. Und auch die Schlacht um die Mur begann ja schon recht früh. “Das war heute wieder ein sehr harter Tag. Schon der Start war echt knackig – erste Stunde 53 km/h im Schnitt, ich denke, das sagt schon alles auf diesen verwinkelten Straßen. Dann ging irgendwann die Gruppe, aber es war schnell klar, dass die heute keine Chance hat. Das Finale war dann wieder Vollgas, schon beim ersten Mal über die Mur de Bretagne, sodass da nicht mehr viele übrig waren“, schilderte Schachmann den Tag aus seiner Perspektive.
Eines Tages will Evenepoel die Tour gewinnen. Bei dieser 112. Ausgabe muss er sich mit dem Weißen Trikot des besten Nachwuchsfahrers begnügen. | Foto: Cor Vos
Seinen Aussagen durfte man auch entnehmen, dass Evenepoel mehr im Sinn hatte als Tagesrang sechs. “Wir versuchen immer, die Etappe zu gewinnen, aber es ist natürlich schwierig. Wie man sieht, kann Tadej eigentlich alles. Ich freue mich, dass Remco es versucht hat, es ist gut, dass er vorne mit dabei war, auch für den Kopf“, meinte er.
Auch für ihn ist das Zeitfahren, das sein Kapitän gewann, der Gamechanger für das Team bei dieser Tour. “Das war schon echt klasse und ich denke, die Tendenz zeigt nach oben“, war Schachmann optimistisch. Wie weit nach oben es gehen mag, wird die Zukunft zeigen. Evenepoel kündigte an: “Sicher will ich die Tour gewinnen, eines Tages. Dieses Jahr ist es vielleicht ein wenig früh.“ Er will Tag für Tag sehen, was sein Körper hergibt, und was das im Kontext der Überfliegerkonkurrenz aus Slowenien und Dänemark bedeutet.
"Jetzt kommen zwei Sprintetappen, jeder braucht etwas Erholung. Heute war es ein Durchschnitt von 48 km/h, warm und nicht einfach. Viele Fahrer sind wahrscheinlich auch müde", blickte Steels auf die nächsten Tage. Und Schachmann meinte: “Jetzt kommen noch drei Etappen vor dem Ruhetag – die letzte wird richtig knackig." Zwei Tage durchschnaufen also, um am Nationalfeiertag Frankreichs noch mal eine Show abzuliefern – oder zumindest auf der Höhe von Showstar Pogacar zu sein.
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