Früher gewann der Fahrer mit den wenigsten Punkten

Das Grüne Trikot der Tour de France

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Das Grüne Trikot der Tour de France"
Peter Sagan ist mit sieben Grünen Trikots der Rekordhalter der Tour de France. | Foto: Cor Vos

03.07.2025  |  (rsn) – Was haben der Reifenhersteller Michelin, der Anbieter von Pferdewetten PMU, Mineralölkonzern BP oder Autohersteller Skoda gemeinsam? All die international tätigen Konzerne waren (oder sind) in den letzten Jahren Sponsor der Punktewertung der Tour de France. Und weil im Radsport ohne Sponsoring gar nichts läuft, ist das auch schon seit Beginn dieser Sonderwertung so.

Die Punktewertung wurde 1953 eingeführt – zum 50. Geburtstag der 1903 ins Leben gerufenen Tour. Die Wertung sollte für zusätzliche Spannung sorgen, aber auch das Punktesystem zurückholen, mit dem für ein paar Jahre in der Anfangszeit der Tour der Gesamtsieg ermittelt wurde. Dass jene Wertung nun als Grünes Trikot in die Geschichte der Tour de France eingehen sollte, ist letztlich auch wieder einem Sponsor zu verdanken. Denn der erste Geldgeber war ein Hersteller von Rasenmähern.

Nur 1968 war das Trikot rot – wegen eines Sponsorenwechsels. Ansonsten überdauerte Grün, wenn auch in mitunter etwas unglücklichen Tönen, die es im Peloton nur schwer erkennbar machen, wie die 2022 eingeführte Version.

Sagan schwingt sich zum Rekordsieger auf

Erster Träger des Grünen Trikots war 1953 der Schweizer Fritz Schär. Auch im Jahr darauf ging das Trikot an die Eidgenossen. Ferdy Kübler holte Grün, nachdem er einige Jahre zuvor schon die Gesamtwertung der Rundfahrt gewonnen hatte. Der Belgier Stan Ockers, der in den zwei Jahren darauf das Leibchen für sich beanspruchte, war der erste Fahrer, der das Trikot verteidigen konnte. Das gelang insgesamt nur sieben Fahrern.

Überhaupt gibt es bislang nur 14 Männer, die das Trikot mehr als einmal gewinnen konnten. Lediglich acht Fahrer schafften drei oder mehr Siege. Rekordhalter ist Peter Sagan mit sieben Siegen zwischen 2012 und 2019. Lediglich 2017 konnte der Slowake nach einer – wie sich später vor dem CAS herausstellte – unrechtmäßigen Disqualifikation nicht gewinnen. Ansonsten hätte Sagan seinen Rekord, der heute unantastbar scheint, mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weiter ausgebaut.

Dieser Umstand sicherte Erik Zabel einen weiteren, aus heutiger Sicht vermutlich ewigen, Rekord. Denn dadurch ist der gebürtige Ost-Berliner, der bis zu Sagans dominanter Serie in den 2010ern mit sechs Siegen Rekordhalter war, immer noch der Mann, der die längste Siegesserie hält. Denn Zabel gewann von 1996 bis 2001 alle seine Grünen Trikots in Serie.

Drei Deutsche in Grün, nur Merckx und Hinault mit dem Double

Neben Zabel holten mit Rudi Altig (1962) und Olaf Ludwig (1990, für die DDR) noch zwei weitere Deutsche das Grüne Trikot. Den Topsprintern André Greipel und Marcel Kittel blieb es hingegen trotz zahlreicher Etappensiege verwehrt, das Trikot nach Paris zu tragen, was vor allem an Sagan lag. Greipel wurde 2012, 2015 und 2017 (hinter Michael Matthews) jeweils Zweiter, Kittel 2016.

In der Siegerliste der Punktewertung fehlen andere illustre Namen wie Eddy Merckx natürlich nicht. Der Belgier sicherte sich das Trikot dreimal, bei ersten Mal 1969 gleichzeitig mit dem Gesamtsieg und der Bergwertung. Neben Merckx, der auch 1971 und 1972 Grün und Gelb im selben Jahr holte, war Bernard Hinault 1979 der einzige, dem dieses Kunststück ebenfalls gelang.

Früher gewann der Fahrer mit den wenigsten Punkten

Bei der Punktevergabe hat sich über die Jahre einiges verändert. Zwar waren von Anfang an sprintstarke Fahrer im Vorteil, doch galten die Punkte zunächst eher als Malus, sprich: Der Fahrer mit den wenigsten Zählern gewann das Trikot. Das änderte sich erst 1959, als mit dem Franzosen André Darrigade erstmals derjenige  Fahrer die Punktewertung gewann, der auch die meisten Zähler auf seinem Konto verbucht hatte.

Aktuell ist die Punktevergabe für das Grüne Trikot haarklein im Regelwerk der Tour verankert. Jeden Tag werden die besten 15 Fahrer im Ziel einer Etappe mit Punkten prämiert. Im großen und ganzen gilt: Je höher die Wahrscheinlichkeit auf einen Massensprint, desto größer ist auch die Anzahl an vergebenen Punkten.

Für den ziemlich unwahrscheinlichen Fall, dass nach der Schlussetappe in Paris Punktgleichheit herrscht, wird die Anzahl der Etappensiege herangezogen. Herrscht dann immer noch Gleichstand, werden die gewonnen Zwischensprints herangezogen. Als letzte Option zählt die Position in der Gesamtwertung. 

Allerdings waren die 33 Punkte Differenz zwischen Biniam Girmay als Gewinner des Grünen Trikots (387 Punkte) und dem Zweitplatzierten Jasper Philipsen (354) im Vorjahr 2024 schon der geringste Unterschied seit Jahren. Nicht selten ist die Differenz auch dreistellig. Als 2010 zwischen Alessandro Petacchi (243) und Mark Cavendish (232) nur elf Punkte lagen, wurden insgesamt aber auch noch deutlich weniger Zähler vergeben.

Das Punkteschema fürs Grüne Trikot:

Zwischensprints, Einzelzeitfahren (5. und 13. Etappe) und Bergetappen (10., 12., 14., 18. und 19.):
20, 17, 15, 13, 11, 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 Punkte für die Top 15

Mittelschwere Etappen (6., 16. und 20.)
30, 25, 22, 19, 17, 15, 13, 11, 9, 7, 6, 5, 4, 3, 2 Punkte für die Top 15

Flachetappen (1., 2., 3., 4., 7., 8., 9., 11., 15., 17. und 21.):
50, 30, 20, 18, 16, 14, 12, 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 Punkte für die Top 15

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