RSNplusVorschau auf die Cross-WM: Das deutsche Team

Meisen bittet zum letzten Tanz, Benz mit Medaillenchance

Von Kevin Kempf

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Marcel Meisen beim Nacht-Cross in Diegem | Foto: Kevin Kempf

31.01.2025  |  (rsn) – Sieben Rennen werden bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft (31. Januar - zum 2. Februar) im nordfranzösischen Liévin ausgetragen. An sechs davon werden auch deutsche Athletinnen und Athleten teilnehmen, nur die Mixed Staffel zum Auftakt findet ohne Beteiligung eines Teams von German Cycling statt.

Angeführt wird das deutsche WM-Aufgebot von Marcel Meisen, der den letzten Wettkampf seiner Karriere bestreiten wird, und Elisabeth Brandau. Für das bisher letzte deutsche Edelmetall sorgte Hanka Kupfernagel, die 2010 in Tabor die Silbermedaille gewann. Benedikt Benz könnte die 15-jährige Durststrecke am Sonntagmorgen im Rennen der Junioren durchbrechen.

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Der 17-jährige Ohlsbacher schrieb am letzten Wochenende deutsche Crossgeschichte, als er in Hoogerheide als erster deutscher Junior ein Weltcuprennen gewann. Der Parcours in den Niederlanden und jener in Frankreich ähneln sich durchaus. “Das habe ich zumindest gehört, ich kenne den Kurs der WM noch nicht“, sagte Benz gegenüber rad-net.de. Tatsächlich besteht der Untergrund beider Strecken überwiegend aus Gras und wird wegen der vielen Regenfälle schnell morastig. Auch weist Liévin wie Hoogerheide nur wenige scharfe Kurven und lediglich einige Höhenmeter auf.

Hanka Kupfernagel gewann bei der Cross-WM 2010 in Tabor Silber – es war das bisher letzte Edelmetall bei Welttitelkämpfen für German Cycling. | Foto: Cor Vos

Trotzdem wollte Benz sich gegenüber RSN nicht in die Favoritenrolle drängen lassen. “Das Feld um die ersten zehn Plätze mischt sich bei uns Junioren immer sehr durch“, erzählte er. Tatsächlich gab es bei den sechs Weltcuprennen vier verschiedene Sieger, insgesamt 12 Athleten belegten die 18 möglichen Podiumsplätze. Vor Hoogerheide war Benz‘ bestes Ergebnis ein 13. Platz in Zonhoven. Eine Vorhersage ist also tatsächlich schwer und viele Szenarien scheinen möglich.

“Es kommt auf die Strecke an. Die darf ruhig kräftezehrend mit tiefem Schlamm sein. Auch die ein oder andere technische Stelle darf dabei sein. Ich denke, Mats Vanden Eynde und Mattia Agostinacchio werden sehr stark sein“, schlussfolgerte Benz. Der Belgier wurde beim Weltcupfinale Zweiter, der italienische Europameister ist neben dem Franzosen Sören Bruyere Jourmard, der die Gesamtwertung gewann, der einzige Junior, der diesen Winter zwei Weltcupsiege feiern konnte.

Benz braucht einen guten Start – dann ist vieles möglich

Etwas Unklarheit gibt es noch wegen der Startreihe, aus der Benz ins Rennen gehen muss. In Hoogerheide war das noch Reihe 4, in Liévin sollte der Deutsche Meister aber weiter vorn stehen. “Ich habe durch den Sieg noch mal ordentlich Punkte dazubekommen. Ich denke, ich starte aus der zweiten oder dritten Reihe“, vermutete Benz. Als inzwischen 17. der Weltrangliste sollte er an der Startlinie tatsächlich nur noch acht Fahrer vor sich haben.

“Ein guter Start ist für mich auf jeden Fall sehr wichtig. Wenn ich erst mal bei den vorderen Leuten am Hinterrad bin, dann kriegt man mich da nicht mehr so schnell weg. Dann kann ich mich immer gut reinklemmen“, erzählte Benz, der auch auf der Straße erfolgreich ist und dort für das mit Visma – Lease a Bike zusammenarbeitende Team JEGG-SKIL-DJR Academy fährt. Neben Benz vertreten im Juniorenrennen Tobias Schreiber, Anton Kochanowski, Niclas Look und Luan Elsässer die deutschen Farben.

Neben Benz kann German Cycling noch auf zwei Top-Ten-Ergebnisse hoffen. Im Eliterennen der Frauen hat Brandau eine solche Platzierung schon zwei Mal in ihrer Karriere erreicht. Die 39-Jährige ist eine Spezialistin für die Welttitelkämpfe, bei denen kleinere Felder um die Medaillen kämpfen. Da Brandau meist schlecht aus den Blöcken kommt, hat sie weniger Konkurrentinnen vor sich, die sie überholen muss.

Fährt Brandau beim Frauenrennen in die Top Ten?

Für die einzige deutsche Starterin spricht außerdem, dass der Kurs aller Voraussicht nach extrem schwer werden wird – und genau das mag Brandau, die bei der WM 2018 in Valkenburg als Fünfte ihr bestes Karriereergebnis erzielte.

Elisabeth Brandau ist im WM-Rennen der Frauen die einzige deutsche Starterin. | Foto: Kevin Kempf

Auch Kaija Budde ist eine Platzierung unter den besten Zehn zuzutrauen. Die hatte sie zuletzt in Hoogerheide - bei ihrem schlechtesten Saisonergebnis - allerdings deutlich verpasst. Insgesamt kann die 18-Jährige mit ihrer ersten U23-Saison aber schon jetzt mehr als zufrieden sein. An ihren 24 Renntagen fuhr Budde 13 Mal in die Top Ten – meist allerdings bei kleineren C2-Wettkämpfen. Bei den großen Events musste sie in der Elite antreten. Ihr bestes Ergebnis verbuchte sie mit Platz 29 beim Weltcup in Dendermonde, der fast ausschließlich im Schlamm stattfand. Im bereinigten U23-Tableau wurde sie dort Zehnte.

Routinier Meisen bittet zum letzten Tanz

Als einer der ganz wenigen Aktiven hat Meisen schon an internationalen Meisterschaften in Liévin teilgenommen: Bei der Europameisterschaft 2008 war er beim U23-Sieg von Philip Walsleben als Fünfter sogar sehr erfolgreich. Neben dem Stolberger waren aus dem diesjährigen Feld damals nur noch Sanne Cant bei den Frauen sowie Lars van der Haar, Corné van Kessel und Michael Boros bei den Junioren mit dabei. Auch beim letzten Weltcup in der nordfranzösischen Stadt im Jahr 2012 war Meisen mit von der Partie.

Für das letzte Rennen seiner Karriere hat sich der Routinier noch einmal gut in Form gebracht. In Hoogerheide war Meisen zeitweise Vierter, bevor ihn die Kräfte verließen. An sein Karriereende will der 36-Jährige aber noch nicht denken: “In der letzten Runde werde ich das vielleicht im Kopf haben, vorher versuche ich das gar nicht so an mich ranzulassen“, sagte Meisen im Gespräch mit rad-net. Bei seinem letzten Tanz wird Meisen von Jonas Köpsel und Luca Harter begleitet.

Der Deutsche Meister Marcel Meisen gibt in Liévin seine Abschiedsvorstellung. | Foto: Cor Vos

Hinter Meisen reihen sich einige talentierte U23-Fahrer auf. Hannes Degenkolb, Silas Kuschla, Max Heiner Oertzen und Eike Behrens haben diesen Winter viele internationale Toprennen bestritten und dabei ansprechende Ergebnis herausgefahren. Bei der DM wurden sie alle von Fabian Eder geschlagen, der in Liévin nicht dabei ist. 

Der deutsche Nachwuchs liegt kräftemäßig nicht weit auseinander, in Hoogerheide landete Degenkolb als Bester eine Sekunde vor Behrens auf Platz 16. Das sind auch die Regionen, in die das Quartett bei der WM vorstoßen kann, eine Top-15-Platzierung wäre ein Erfolg.

Bei den Juniorinnen geht Klara Dworatzek für German Cycling ins Rennen. Die 16-jährige Deutsche Meisterin hat an nur zwei Weltcups teilgenommen, wobei ihr bestes Ergebnis in der U19 Platz 37 in Zonhoven war.

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