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28.08.2024 | (rsn) – Allzu oft konnte Eddie Dunbar in seiner Karriere noch nicht jubeln. Doch das Finale der 11. Etappe der 79. Vuelta a Espana bot dem Iren aus dem Team Jayco – AlUla mal wieder einen Anlass. Der 27-Jährige setzte auf den letzten 500 Metern des 166 Kilometer langen Teilstücks mit Start und Ziel im galizischen Padron zu einer Überraschungsattacke aus einer großen Ausreißergruppe heraus an. Zwar stiegen Quinten Hermans (Alpecin – Deceuninck) und Max Poole (dsm-firmenich – PostNL) noch hinterher, doch dem Duo blieben nur die Plätze zwei und drei.
Wie Dunbar - und Nico Denz (Red Bull – Bora – Hansgorhe) als einziger Deutscher - gehörten sie zu einer fast 40-köpfigen und teils prominent besetzten Ausreißergruppe, die sich nach etwa 70 Kilometern gefunden hatte und dann den Vorsprung auf über sechs Minuten ausbaute, sodass schnell klar war, dass sie den Tagessieg unter sich ausmachen würde. “Ich bin eigentlich zur Vuelta gekommen, um auf die Gesamtwertung zu fahren, habe dann aber schnell gemerkt, dass ich dafür nicht die Beine habe“, sagte Dunbar im Siegerinterview. Also musste eine Planänderung her.
“Das Ziel lautete dann Etappensieg. Und heute kam die Möglichkeit. Ich hatte am letzten steilen Berg ganz schön gelitten. Dann habe ich versucht, meine Erfahrung zu nutzen und ein bisschen gepokert, bin am Ende der Gruppe gefahren. Ich wusste, dass ich nach einer harten Etappe noch ganz gut sprinten kann. Aber es musste ein langer Sprint werden. Es hat funktioniert, ich kann es noch gar nicht glauben.“
Doch auch die Gesamtwertung sollte auf dem Teilstück gehörig durcheinandergewirbelt werden. Denn der steile Puerto Cruxeiras (3. Kat.) keine zehn Kilometer vor dem Ende passte perfekt zu den Stärken von Primoz Roglic. Der Kapitän von Red Bull – Bora – Hansgrohe ließ sein Team mit Volldampf in den Berg fahren und attackierte dann selbst. Sein Antritt sprengte die Favoritengruppe, zunächst konnte nur Enric Mas (Movistar) folgen. Bis ins Ziel schlossen aus den Top 10 auch Mikel Landa (Soudal – Quick-Step), David Gaudu (Groupama - FDJ) und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) wieder auf. Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) handelte sich 15 Sekunden Rückstand ein, alle anderen 37.
“Ich bin zufrieden damit, wie wir uns heute verkauft haben“, sagte Roglic am Teambus. “Manchmal verliert man etwas Zeit, manchmal gewinnt man. Aber Gewinnen ist immer schöner.“ Verlierer war heute Ben O’Connor (Decathlon - AG2R - La Mondiale), auch wenn er die Situation am Eurosport-Mikrofon nur wenig dramatisch auffasste. “Ich habe gelitten. Am Start wurde schnell gefahren und der letzte Anstieg war wirklich hart. Es hätte besser laufen können, aber was soll’s? Ich bin noch immer im Roten Trikot, ich kann wieder einen Tag wegstreichen.” Der Australier sehnt dabei die größeren Berge herbei: ”Es ist hier hügelig und die explosiven Ankünfte sind schwer für mich. Wenn ich nicht in absoluter Topform bin, ist das nichts für mich. Hoffentlich bin ich in den richtigen Bergen wieder so drauf, wie ich es vor ein paar Tagen in Grenada war.“
Zu den Verlierern des Tages zählte neben O’Connor auch Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – Hansgrohe). Denn der Deutsche musste sein Weißes Trikot an Rodriguez abgeben. Sechs Sekunden rangiert er nun hinter dem Spanier auf Platz sieben. Die weiteren Wertungstrikots blieben auf den Schultern ihrer bisherigen Träger: Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) verteidigte das Grüne Trikot, Adam Yates (UAE Team Emirates), der wie Lipowitz und auch Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) einen Platz an Rodriguez verlor, die Spitzenposition in der Bergwertung.
Viel war los auf den ersten 60 Kilometern des Tages, doch passiert war im Grunde nichts. Denn trotz zahlreicher Attacken aus allen Teams und Fahrern jedes Terrains – auch Sprinter Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) versuchte sich zwischenzeitlich – konnte sich keiner wirklich lösen. Der erste, der für längere Zeit ein paar Sekunden vor dem Feld unterwegs war, war Victor Campenaerts (Lotto - Dstny).
Nach und nach bildeten sich mehrere Gruppen, die dann in der Anfahrt zur ersten von zwei Überquerungen des Puerto Aguasantas (2. Kat.) allesamt zusammenliefen. Plötzlich waren 39 Fahrer beisammen – und ebenso von einem auf den anderen Moment nahm das Feld die Beine hoch. Da die Durchschnittsgeschwindigkeit bis dato bei 50 km/h lag, wuchs der Abstand zwischen den weiter voll fahrenden Ausreißern und dem Hauptfeld schnell auf fünf Minuten.
Das Streckenprofil der 11. Etappe der Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter
Unterdessen versuchte sich Xandro Meurisse (Alpecin – Deceuninck) als Solist und fuhr aus der Gruppe heraus. Bis auf anderthalb Minuten konnte er seinen Vorsprung schrauben. Hinten im Feld wurde Decathlon – AG2R La Mondiale mit der Nachführarbeit allein gelassen, was die Differenz nach vorn auf sechseinhalb Minuten vergrößerte.
Während der ausgerissene Belgier die zweite Passage am Puerto Aguasantas als Erster überquerte, zerlegte sich die große Verfolgergruppe im Anstieg in drei Teile, von denen die ersten beiden in der Abfahrt aber wieder zusammenliefen. 33 Kilometer vor dem Ziel und damit unmittelbar nach dem Zwischensprint war dann auch Meurisse erneut Teil der großen Gruppe.
Eine Vorentscheidung fiel dann am Puerto Cruxeiras (3. Kategorie), der mit 2800 Metern zwar nicht besonders lang, mit neun Prozent im Schnitt aber recht steil ist. Kurz zuvor hatte sich eine Gruppe um Campenaerts gebildet, zu der auch Carlos Verona (Lidl – Trek), Filippo Zana (Jayco – AlUla) und Urko Berrade (Kern Pharma) gehörten. Während der Initiator schnell zurückfiel, konnte sich das Trio zwischenzeitlich eine knappe halbe Minute herausfahren. Reichen sollte das aber nicht, 2,2 Kilometer vor dem Ende konnten einige Ausreißer wieder aufschließen.
Unter ihnen Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers), der potenziell stärkste Sprinter der Gruppe. Doch als gut 500 Meter vor dem Ziel Dunbar seine perfekt getimte Attacke setzte, reagierte der genauso wenig wie alle anderen. Während Hermans und Poole noch mal versuchten nachzusetzen und so Rang zwei und drei unter sich ausmachten, konnten alle anderen nur um die Holzmedaille sprinten.
Während die Gruppe ihr Ding machte, arrangierte Red Bull – Bora – Hansgrohe am Fuße des letzten Anstiegs eine Attacke für Roglic. Der setzte sie auch, rund acht Kilometer waren es da noch bis ins Ziel. Zunächst konnte nur Mas folgen, kurz vor der Kuppe schlossen Mikel Landa (Soudal – Quick-Step), David Gaudu (Groupama - FDJ) und Mattias Skjelmose (Lidl – Trek) auf. In der Abfahrt gesellte sich noch Rodriguez zu ihnen. Der Rest der Top 10 kassierte knapp 40 Sekunden Rückstand.
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