Youngster bezwingt Ludwig mit später Attacke

Sensationssieg durch 19-jährige Reijnhout beim Evans Race

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Sensationssieg durch 19-jährige Reijnhout beim Evans Race"
Rosita Reijnhout (Visma - Lease a Bike, re.) auf ihrem Weg zum Sensationssieg beim Deakin University Road Race. | Foto: Cor Vos

27.01.2024  |  (rsn) – Mit einer riesigen Ãœberraschung ist der Australien-Trip des Frauen-Pelotons beim Deakin University Road Race (1.WWT) in Geelong zu Ende gegangen: Die 19-jährige Rosita Reijnhout (Visma – Lease a Bike) setzte sich im Frauenrennen des Cadel Evans Great Ocean Road Race nach 140,1 Kilometern mit einer späten Solo-Attacke durch und feierte den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere.

Kurz nach der Niederländerin spurteten die Polin Dominika Wlodarczyk (UAE Team ADQ) und die Dänin Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ – Suez) auf die Plätze zwei und drei. Sie wurden zeitgleich gewertet, nachdem sie auf den letzten vier Kilometern des Rennens vergeblich hinter Reijnhout hergejagt hatten und die Lücke erst im Sprint zum Zielstrich schlossen. Reijnhout hatte die Beiden rund 4.000 Meter vor dem Ziel stehen lassen, nachdem sie kurz zuvor mit Wlodarczyk zur Solo-Spitzenreiterin Ludwig nach vorne gekommen war.

"Ich kann es noch gar nicht glauben – ich bin so glücklich", freute sich die Siegerin im ersten Interview. "Als wir zu dritt waren, wusste ich nicht so recht und habe auch über Funk nachgefragt: Was soll ich tun? Aber dann bin ich einfach intuitiv losgefahren – und das hier ist rausgekommen! Ich kann es nicht glauben!"

Vor Reijnhouts Solo hatte Ludwig neun Kilometer vor Schluss im berüchtigten Challambra Crescent (810m, 9,8%) angegriffen und sich als Solistin abgesetzt. Hinter der Dänin bildete sich eine 13-köpfige Verfolgerinnengruppe und in der folgenden, bis zu 25 Prozent steilen Rampe in der 420 Meter langen Melville Avenue (8,5% im Schnitt) sprangen Reijnhout und Wlodarczyk gut fünf Kilometer vor Schluss zu Ludwig vor – und kurz darauf war die Niederländerin allein.

Ludwig attackiert hart im Challambra-Anstieg – zu hart?

"Es war wirklich hart. Ludwig hat attackiert und wir sind hinter ihr hergefahren und sind nähergekommen, aber plötzlich haben sie alle aufgehört, Druck zu machen. Ich habe mich gefragt: Warum?! Da ist doch noch eine Lücke! Also bin ich losgefahren", so Reijnhout über die Jagd auf Ludwig, die zugab, dass sie im Finale nichts mehr zusetzen konnte.

"Die Anfahrt zum Anstieg war ziemlich hektisch, weil es vollen Gegenwind gab. AG hat es dann sehr hart gemacht für Sarah (Tour-Down-Under-Siegerin Gigante, Anm. d. Red.) und das Feld auseinandergezogen, und dann am Fuß des Berges fuhren Sarah und auch Ella Wyllie ziemlich hart. Aber dann habe ich einen guten Moment erwischt und habe voll attackiert. Das Problem war etwas, dass ich dabei total in den roten Bereich gegangen bin", erklärte die Dänin.

"Dann kam die Abfahrt und die nächste Rampe und danach kamen die zwei von hinten und ich war immer noch voll Laktat. Ich konnte gar nicht mehr richtig ziehen und als sie dann die Lücke hatte, haben wir sie einfach nicht mehr einholen können. Sie ist ein supergutes Rennen gefahren – Chapeau!"

Durch Platz zwei übernahm Wlodarczykan ihrem 23. Geburtstag die Gesamtführung der Women's WorldTour.

So lief das Deakin University Road Race:

Bei sehr starkem Wind am Port Phillip warteten die Zuschauer den ganzen Tag auf Windstaffeln an der Küste, doch dazu kam es nicht. Stattdessen bildete sich früh ein australisches Ausreißerinnen-Trio, das aber auch schon rund 90 Kilometer vor Schluss des 141 Kilometer langen Rennens zurück im Hauptfeld war. 42 Kilometer vor dem Ziel attackierten dann bei Gegenwind Stine Dale (Coop – Hitec Products) und Alli Anderson (ARA – Skip Captial), doch vor der ersten Passage des Challambra Crescent (810m bei 9,8%) gab das Peloton Vollgas und stellte das Duo 28 Kilometer vor Schluss schon wieder.

Kurz vor dem Anstieg kam Neve Bradbury (Canyon – SRAM) zu Fall. Die Neuseeländerin war zwar schnell wieder auf dem Rad, hatte aber eine lange und harte Verfolgungsjagd über Challambra Crescent und auch Melville Avenue (420m, 8,5%) vor sich, bevor sie 20 Kilometer vor Schluss wieder Anschluss zur Spitze hatte. Unterdessen war das erste größere Feld im Challambra-Anstieg auf 22 Fahrerinnen zusammengeschmolzen und anschließend nochmal auf rund 50 Frauen angewachsen.

Audrey Cordon-Ragot (Human Powered Health) setzte sich etwas mehr als 20 Kilometer vor dem Ziel von dieser großen Gruppe ab und passierte die erste Zielpassage vor der 17 Kilometer langen Schlussrunde über Challambra Crescent und Melville Avenue mit 48 Sekunden Vorsprung auf das von AG Insurance – Soudal angeführte Feld. Am Fuß des Challambra-Ansteigs aber war auch sie wieder gestellt.

In der steilsten Rampe von Challambra riss dann Ludwig das Feld mit einer harten Attacke in Stücke und setzte sich allein ab. Hinter der Dänin formierte sich in der Abfahrt zur Melville Avenue eine 13-köpfige Gruppe, die dann im letzten Anstieg des Tages näher an Ludwig heranrückte. Doch nur zwei Fahrerinnen daraus konnten zur Spitzenreiterin vorspringen: Reijnhout und Wlodarczyk.

Zu dritt nahmen sie die letzten fünf Kilometer in Angriff und dann fuhr plötzlich und überraschend die Niederländerin aus dem Trio davon und setzte zum Solo an. Reijnhout lag zwar auf den verbleibenden 4.000 Metern nie mehr als sechs Sekunden vor ihren beiden Verfolgerinnen, doch das reichte, um in Geelong den großen Coup zu landen.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

29.01.2024Rutschs Lernprozess trägt Früchte: Neunter beim Evans Race

(rsn) - Bei seinen ersten beiden Starts hatte Jonas Rutsch (EF Education - Easy Post) beim Cadel Evans Great Ocean Road Race (1.UWT) nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun. 2020 kam er mit knapp s

28.01.2024What a Pithie! Zimmermann knapp am Sieg vorbei

(rsn) – Viel fehlte nicht und Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) hätte in Geelong die Nachfolge des diesmal fehlenden Vorjahressiegers Marius Mayrhofer (Tudor) angetreten und für den dritte

28.01.2024Pithie gewinnt 8. Cadel Evans Race, Zimmermann wird Dritter

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) hat beim 8. Cadel Evans Great Ocean Road Race (1.UWT) den dritten Platz belegt. Der 26-jährige Augsburger musste sich nach 176,5 Kilometern rund u

27.01.2024Girmay auch in Geelong favorisiert, Kanter die deutsche Hoffnung

(rsn) – Im vergangenen Jahr gelang Marius Mayrhofer beim Cadel Evans Great Ocean Road Race ein Sensationssieg, als er sich beim ersten WorldTour-Eintagesrennen der Saison in Geelong, wo 2010 die St

27.01.2024Cadel Evans Road Race im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Erstmals 2015 ausgetragen, gehört das Cadel Evans Great Ocean Road Race seit 2017 der WorldTour an und ist somit das jüngste Eintagesrennen im WorldTour-Kalender. Bei den bisher sieben Austr

25.01.2024Girmay surft in Torquay an Viviani vorbei zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Nachdem er zum WorldTour-Auftakt bei der Tour Down Under (2.UWT) noch leer ausgegangen war, hat Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) in Australien seinen ersten Saisonsieg eingefahren. De

Weitere Radsportnachrichten

20.01.2025Van Empel will “auch in Zukunft den Schwerpunkt auf Cross legen“

(rsn) - Anders als Teamkollege Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der in diesem Winter seine Cross-Kampagne auf vier Einsätze reduziert hat und sich damit nochmals fokussierter auf die Straßens

20.01.2025Tendenziell stärker als im Vorjahr

(rsn) – Echte Abstiegssorgen werden sich Teambesitzer Gerry Ryan und Manager Brent Copeland vermutlich nicht machen. Nach zwei Dritteln des aktuellen Dreijahreszyklus‘ zur Vergabe der WorldTour-Li

20.01.2025Einbrecher raubten Molanos Haus aus

(rsn) – Juan Sebastián Molano bereitet sich derzeit mit seinem Team UAE Emirates – XRG in Dubai auf die neue Saison vor. Die Abwesenheit des Kolumbianers nutzten laut einer Meldung der Zeitung â€

20.01.2025Tour of Norway fügt Frauen- zur Männer-Rundfahrt hinzu

(rsn) - Nicht nur die Leistungsdichte im internationalen Frauen-Radsport nimmt zusehends zu, auch der Rennkalender füllt sich immer mehr. Nun gaben auch die Veranstalter der Tour of Norway (2. Pro) d

20.01.2025In neuen Farben zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Die auffälligste Veränderung beim mittlerweile schon 17 Jahre alten, aber erst seit 2021 zur World Tour zählenden Rennstall aus Belgien stellt in dieser Saison das neue Outfit dar. Zu Weiß

20.01.2025Etappen, Profile, Favoriten: Alle Infos zur 25. Tour Down Under

(rsn) – Zwei Tage nach dem Ende der Tour Down Under der Frauen, bei der sich die Schweizerin Noemi Rüegg (EF Education – Oatly) souverän den Gesamtsieg sicherte, sind in Australien die Männer d

20.01.2025Ewan zu Ineos? Thomas: “Wäre großartig - uns fehlt ein Sprinter“

(rsn) – Nach den Gerüchten um den Zwist zwischen Top-Sprinter Caleb Ewan und seiner bisherigen Equipe Jayco – AlUla ist der 30-jährige Australier zum Auftakt der WorldTour-Saison nicht am Start

20.01.2025Tour Down Under: Die letzten zehn Jahre im Rückblick

(rsn) - Die Tour Down Under bildet im Januar traditionell den Auftakt der WorldTour-Saison. Die 25. Austragung der Rundfahrt durch den Bundesstaat South Australia startet am 21. Januar und führt übe

19.01.2025Der einstige Primus muss kleinere Brötchen backen

(rsn) - Der Streit zwischen Tom Pidcock und den Ineos Grenadiers war einer der Aufreger des vergangenen Herbstes. Vor der Lombardei-Rundfahrt wurde der Brite trotz guter Form aus dem Aufgebot für den

19.01.2025Nys gewinnt Geduldsprobe von Benidorm, van Aert Vierter

(rsn) – Bis zur letzten Runde hatten sich die Topstars beim Weltcup in Benidorm gegenseitig angeschaut, dann setzte der Belgier Thibau Nys (Baloise – Glowy Lions) am bekannten Asphalt-Anstieg die

19.01.2025Van Empel bleibt beim Weltcup in Benidorm ungeschlagen

(rsn) – Die Niederländerin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat beim Weltcup in Benidorm nach einem spannenden Rennen aus einer größeren Gruppe heraus ihren zehnten Saisonsieg gefeiert. Ihr

19.01.2025Mit cleveren Transfers in das Jahr 1 nach Cordon-Ragot

(rsn) - Als am Ende der Saison 2023 der Hauptsponsor Human Powered Health bekannt gab, das gleichnamige Männerteam aufzulösen und nur noch die Frauen zu unterstützen, eröffneten sich für Manageri

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Santos Tour Down Under (2.UWT, AUS)