Sturz in erster Runde zerstörte die Schaltung

Hammes klettert ohne kleines Blatt zu Silber bei der DM

Von Felix Mattis aus Bad Dürrheim

Foto zu dem Text "Hammes klettert ohne kleines Blatt zu Silber bei der DM"
Kathrin Hammes (EF Education - Tibco - SVB, vorne) wurde in Bad Dürrheim Deutsche Vize-Meisterin. | Foto: Cor Vos

24.06.2023  |  (rsn) – Neben der alten und neuen Deutschen Meisterin Liane Lippert (Movsitar) war Kathrin Hammes (EF Education – Tibco – SVB) im DM-Straßenrennen von Bad Dürrheim am Samstag diejenige, die am meisten zu beeindrucken wusste. Die 34-Jährige belohnte sich am Ende mit einem späten Solo auf den letzten sechs Kilometern mit der verdienten Silber-Medaille – und das, obwohl sie beinahe das gesamte Rennen mit einem Schaltungsdefekt unterwegs war.

"Ich bin in der ersten Runde gestürzt und konnte nicht mehr aufs kleine Blatt schalten", erzählte Hammes radsport-news.com nach dem Rennen im Schwarzwald und war überglücklich mit ihrem Edelmetall. "Mein Ziel war immer eine Medaille bei der DM, aber als Einzelstarterin ist das immer sehr schwer. Es sind zwar sehr viele Einzelstarterinnen, aber trotzdem ist es sehr schwer. Die Strecke war schwer und das war natürlich auch gut für mich. Ich bin total glücklich!"

Die Kölnerin, die lange Zeit in Freiburg gelebt hat und die Titelkämpfe daher auch als Heim-Meisterschaft bezeichnete, wirkte im Rennverlauf gerade bergauf sogar ebenbürtig mit Lippert und durfte daher sogar gleich zweimal aufs Podium: Als Zweitplatzierte und als Bergkönigin des Rennens, weil sie in den Anstiegen meist von vorne gefahren war und so die Bergpunkte eingesammelt hatte.

"Das war wegen dem Defekt mehr oder weniger notgedrungen. Ich dachte: Okay, ich muss ja jetzt eh schneller bergauf fahren und die Bergwertung könnte doch ein schönes Zwischenziel sein – weil ich eigentlich auchd dachte, dass mein Rennen mit dem Defekt gelaufen ist. Ich hatte kein Ersatzrad", so Hammes. "Dann habe ich gemerkt, dass es ganz gut läuft, habe mich von Runde zu Runde motiviert und gemerkt, dass es noch zu viel mehr reichen kann, als nur die Bergwertung."

Eine kleine Lücke entschied das Rennen für Lippert

Schon bevor sich Lippert 32 Kilometer vor Schluss allein absetzte, hatte Hammes die nur noch achtköpfige Favoritinnengruppe 43 Kilometer vor dem Ziel in der Steigung von Öfingen mit einem beherzten Antritt gesprengt. Einzig Lippert und Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM) konnten mitgehen, in der Abfahrt danach aber schlossen Linda Riedmann (Jumbo – Visma) und Romy Kasper (AG Insurance – Soudal – Quick-Step) sowie danach auch noch Clara Koppenburg (Cofidis), Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM) und Lea Lin Teutenberg (Ceratizit – WNT) wieder auf.

Es ging zum vorletzten Mal ins kurvenreiche 'Labyrinth' von Aasen mit zwei steilen Rampen auf 3,5 Kilometern und dort gab Lippert nun das Tempo vor. Einzig Hammes blieb über die Kuppe der Bergwertung dort am Hinterrad der Top-Favoritin und es ging zu zweit in die Abfahrt. An deren Ende aber verlor Hammes den Anschluss und Lippert marschierte auf und davon.

"Ich wollte natürlich mit Liane mitfahren, aber dann gab es die kleine Lücke und sie hat durchgezogen. Der Abstand nach hinten war nicht groß und ich wurde schnell eingeholt, aber dann war kurz die Luft etwas raus und wir haben das Loch nicht mehr zu bekommen", erzählte Hammes und fügte auf der Pressekonferenz hinzu: "Wir waren doch zu viele, um komplett 110 Prozent hinterherzufahren. Und Liane hat dann durchgezogen. Also habe ich auf den letzten Berg gewartet."

Hammes die Offensivste unter den Mitfavoritinnen

Als es eine Runde später wieder durch Aasen ging, gab Hammes nochmal Gas und diesmal konnte ihr niemand mehr folgen, so dass die 34-Jährige zum Solo ansetzte und auf den letzten sechs Kilometern auch nicht mehr eingeholt wurde. "Mein Ziel ist immer, ein schönes Rennen zu fahren – und ich muss das Rennen ja auch schwer machen, weil ich keinen Massensprint gewinnen werde", sagte sie nach einem Rennen, in dem sie und Lippert in der Favoritinnengruppe die Einzigen waren, die richtig in die Offensive gegangen waren.

Die Meisterschaften von Bad Dürrheim nämlich waren über die unzähligen kurzen Anstiege eher ein Ausscheidungsfahren bei hohem Tempo als ein Offensiv-Spektakel mit vielen Attacken. "Es war anders, als bei anderen Meisterschaften, weil wir relativ viele Einzelstarterinnen mit ähnlichem Ziel waren", meinte Hammes. "Ich hatte gedacht, dass Canyon die Mannschaftsstärke mehr ausspielen würde. Aber so ist es gut gelaufen für uns Einzelstarterinnen."

Für Hammes geht es nach den Meisterschaften nun nach Italien, wo am kommenden Wochenende der Giro d'Italia der Frauen beginnt.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.06.2023Zimmermann nach hartem Formtest zuversichtlich zur Tour

(rsn) – In den vergangenen Jahren stand bei den Deutschen Meisterschaften unter dem Strich ein besseres Ergebnis für Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty). Als Achter beendete der Au

26.06.2023Video-Interviews zur Deutschen Meisterschaft 2023 in Bad Dürrheim

(rsn) – Die Deutschen Meisterschaften der Männer in Bad Dürrheim waren extrem hart: Schon rund 150 Kilometer vor Schluss eröffnete Bora – hansgrohe mit einem ersten Vorstoß von Geburtstagskind

25.06.2023Buchmann dachte sich: “Das ziehe ich jetzt einfach durch“

(rsn) - Sechs Tage vor dem Start der Tour de France in Bilbao setzte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) ein Ausrufezeichen: nach einem 71 Kilometer langen Solo gewann der gebürtige Ravensburger zu

25.06.2023Meiler bei DM bester KT-Fahrer: “Nur Schlussrunde war grausig“

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Fahrer haben bei der DM im Schwarzwald am Sonntag im Straßenwettbewerb leidenschaftlich gekämpft, am Ende war das 215 Kilometer lange Rennen aber zu schwer und die

25.06.2023Buchmann Deutscher Meister nach einem 75-Kilometer-Solo

(rsn) - Emanuel Buchmann (Bora - hansgrohe) ist zum zweiten Mal in seiner Karriere Deutscher Straßenmeister geworden und hat damit eine lange Leidenszeit beendet. Der 30-Jährige, der in den letzten

25.06.2023Kurioser DM-Auftakt: Spitzengruppe biegt falsch ab

(rsn) – Mit einem Aufreger hat das Straßenrennen der Männer bei den Deutschen Meisterschaften von Bad Dürrheim begonnen. Gleich nach dem scharfen Start löste sich eine rund zehnköpfige Ausreiß

25.06.2023Lippert krönt Familienfeier: DM-Titel an Mamas Geburtstag

(rsn) – Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte sie ihrer Mutter nicht machen können: Liane Lippert (Movistar) hat den Familien-Feiertag am Samstag in Bad Dürrheim mit ihrem dritten Deutschen Me

25.06.2023Deutsche Meisterschaften: Live-Stream Männer-Rennen

(rsn) – Am Sonntag wird zwischen Donaueschingen und Bad Dürrheim (alles zu den Strecken) die Deutsche Meisterschaft der Männer ausgetragen. Das Rennen können Sie vom Start weg im Live-Timing oder

24.06.2023Kasper zehn Jahre nach Wangen wieder auf dem DM-Podium

(rsn) – Zehn Jahre nachdem sie in Wangen im Allgäu zum ersten und bislang einzigen Mal auf dem Podium bei Deutschen Meisterschaften gestanden hatte, ist Romy Kasper (AG Insurance – Soudal – Qui

24.06.2023Solo zu Gold: Lippert behält Meistertrikot

(rsn) – Nach dem Sprintsieg aus einer Vierergruppe heraus im Vorjahr hat Liane Lippert (Movistar) bei der Straßen-DM dieses Jahr früh reinen Tisch gemacht. In Bad Dürrheim gewann sie nach einem m

24.06.2023Kröger steuerte “sensiblen Motor“ perfekt zu Zeitfahr-Gold

(rsn) – Mieke Kröger (Human Powered Health) saß noch eine Weile mit fragendem Blick auf dem Hot Seat der Zeitschnellsten. Es war ihr nicht klar, dass ihr zweiter Titel als Deutsche Zeitfahrmeister

24.06.2023Fox: Vom Referendariat zu DM-Silber im Zeitfahren

(rsn) – Sie war die Sensation des Zeitfahr-Freitags in Bad Dürrheim: Katharina Fox (Maxx-Solar – Rose). Die Bundesliga-Gesamtsiegerin von 2022 ist auf dem langen Zeitfahrkurs im Schwarzwald über

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2025Evenepoel: Zwei Pläne rund um das Highlight Tour de France

(rsn) – Nach seinem Wechsel zu Red Bull – Bora – hansgrohe wird über Remco Evenepoels Rennprogramm spekuliert. Der Belgier war bereits beim ersten Teamtreffen im Oktober im österreichischen Fu

14.11.2025Tour of the Alps 2026: Kletterspektakel mit Bonussprints

(rsn) – Die 49. Ausgabe der Tour of the Alps (2.Pro) führt vom 20. bis zum 24. April 2026 über 760 Kilometer von Innsbruck nach Bozen und wartet dabei mit 14.620 Höhenmetern sowie einer Neuigkeit

14.11.2025Rembe – rad-net verpflichtet drei deutsche U19-Talente

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2025Auch Sevilla mit 50 noch auf dem Rad unterwegs

(rsn – Wie sein Landsmann Francisco Mancebo macht auch Óscar Sevilla im kommenden Jahr die “50“ voll. Während bei Mancebo alle Zeichen auf Fortsetzung der Karriere hindeuten, steht im Fall von

14.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

14.11.2025Ein Seuchenjahr mit versöhnlichem Finale

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Red Bull - Bora – hansgrohe entschied sich Patrick Gamper im vorigen Winter zu einem Teamwechsel und schloss sich der australischen Equipe Jayco – AlUla an. Doch

13.11.2025Offiziell bestätigt: Pinarello wird Titel- und Radsponsor bei Q36.5

(rsn) – Schon seit mehreren Wochen wurde darüber spekuliert, nun ist es offiziell bestätigt: Das Schweizer ProTeam Q36.5 wird in der kommenden Saison nicht mehr auf Scott- sondern auf Pinarello-R

13.11.2025Fränk Schleck neuer Sportlicher Leiter beim Lidl-Trek-Frauenteam

(rsn) – Neun Jahre nach seinem Karriereende als Aktiver kehrt Fränk Schleck zu Lidl – Trek zurück. Wie der Rennstall mitteilte, bei dem der 45-jährige Luxemburger seine letzten Profijahre fuhr,

13.11.2025Israel-Team ab 2026 mit Schweizer Lizenz?

(rsn) – Trotz des Rückzugs des Hauptsponsors Premier Tech plant der israelische Zweitdivisionär für die Saison 2026. Nachdem vor einigen Tagen der Radsportjournalist Daniel Benson über fortlaufe

13.11.2025Lange Reha statt einem weiteren Roubaix-Highlight

(rsn) – John Degenkolbs Saison war durch den schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt gezeichnet. Die komplette rechte Stützseite von der Hand bis hoch zur Schulter war mehrfach gebrochen. Trotz

13.11.2025Mancebo wohl auch mit 50 Jahren noch im Feld

(rsn) – Francisco Mancebo hat es sich möglicherweise anders überlegt. Nachdem der mittlerweile 49-jährige Spanier, Gesamtvierter der Tour de France 2005, angeblich nach der im Oktober stattgefund

13.11.2025Profiteams lehnen UCI-Vorschlag von Budgetobergrenze ab

(rsn) – Mit dem Einstieg finanzkräftiger Sponsoren wächst auch im Radsport die Kluft zwischen den Teams immer weiter an. Die zunehmende Dominanz von Rennställen wie UAE – Team Emirates -XRG, Re

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)