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25.06.2023 | (rsn) – Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte sie ihrer Mutter nicht machen können: Liane Lippert (Movistar) hat den Familien-Feiertag am Samstag in Bad Dürrheim mit ihrem dritten Deutschen Meistertitel im Straßenrennen gekrönt.
"Es war ein ganz besonderer Tag. Meine Familie war da, mein Verein war da. Die sind alle mit dem Rad um 6:30 Uhr heute Morgen losgefahren (aus Friedrichshafen, Anm. d. Red.), um mich anzufeuern. Mein Name war überall auf der Straße, ich hatte so viele Fans an der Strecke. Das hat mir so viel Motivation gegeben. Meine Nichte war hier, es war einfach eine ganz besondere Atmosphäre", freute sich Lippert nach dem Rennen auf der Pressekonferenz, nachdem sie im Ziel als erstes ihrer Schwester im Arm gelegen hatte und ergänzte später gegenüber radsport-news.com:
"Deswegen wollte ich es auch nicht spannend machen und habe mir gedacht: Ich versuch's jetzt solo. Das hat zum Glück geklappt."
32 Kilometer vor Schluss war Lippert aus der da nur noch siebenköpfigen Favoritinnengruppe in der Abfahrt vom Bergpreis in Aasen weggefahren. Ohne echte Attacke entstand eine kleine Lücke, und dann zog die Movistar-Fahrerin voll durch.
"Ich bin einfach die Abfahrt gut runtergefahren – das liegt mir, wenn Abfahrten technisch sind. Dann ist die Lücke aufgegangen und ich dachte mir: Die lasse ich jetzt nicht einfach schmelzen", so die alte und neue Deutsche Meisterin.
Romy Kasper (AG Insurance – Soudal – Quick-Step), die in der Verfolgerinnengruppe saß und schließlich im Sprint Bronze gewann, weil sich auf der Schlussrunde auch noch Kathrin Hammes (EF Education – Tibco – SVB) am Berg absetzen konnte, erklärte radsport-news.com den Moment, als Lippert wegfuhr und nicht sofort vehement nachgesetzt wurde, wie folgt: "Ich glaube, es waren einfach alle am Anschlag. Und ich war ehrlich gesagt froh, dass sie dann weg war. Denn ich wusste, dass irgendwann ihre Attacke kommen würde, die mir (am Berg, Anm. d. Red.) richtig wehtut und war daher ziemlich froh, dass niemand mitfahren konnte und alle durchatmen mussten."
Lippert war als große Top-Favoritin ins Rennen auf einem Kurs gestartet, der ihr regelrecht auf den Leib geschneidert schien: viele kurze, steile Anstiege – genau nach ihrem Geschmack. Mit einer Attacke in der vorletzten Runde hätten aber die wenigsten gerechnet, zumal Lippert in einem Gruppensprint in dieser Konstellation mutmaßlich die Schnellste gewesen wäre. Und geplant war das lange Solo eben auch nicht, wie sie zugab:
Liane Lippert (Movistar) freut sich über die gelungene Titelverteidigung. | Foto: Cor Vos
"Ich dachte mir ‘Was habe ich mir jetzt eingefangen?‘. Ich wusste, wie lang es noch ist und normalerweise ist das nicht so mein Stil. Normalerweise hätte ich warten und auf die explosiven Attacken am Ende setzen können."
Doch das Solo funktionierte. Lippert fuhr auf den ersten fünf Kilometern ihrer Flucht 35 Sekunden heraus und baute den Vorsprung anschließend bis 20 Kilometer vor Schluss auf eine Minute aus. Nun schien klar: Dahinter ging es nur noch um Silber. "Es war ein langer Weg und der erste Teil davon war am härtesten, bis ich eine Minute Vorsprung hatte. Dann konnte ich erst mal ein bisschen durchatmen. Aber die Menge hat mich getragen. Es war eine Hammer-Atmosphäre", freute sich Lippert schließlich über den Solo-Triumph am Ende eines zuvor als Ausscheidungsfahren ausgetragenen Rennens.
Attacken von Mitfavoritinnen gab es wenige, as Feld wurde hinten immer kleiner, bis eben nur noch sieben Frauen kurz vor Lipperts Vorstoß übrig waren. Auch das kam Lippert, die ohne Teamkollegin ihren Titel verteidigen musste, taktisch entgegen. Denn hätte Canyon – SRAM die zahlenmäßige Überlegenheit mit drei Fahrerinnen ausgespielt, hätte man die Favoritin wohl stärker fordern können.
"Es war schon schwierig und natürlich haben viele auf mich geschaut und ein paar waren zwischendurch ja auch weg. Aber die WorldTour-Fahrerinnen haben alle zusammengearbeitet. Auch bei Canyon, die ja zu dritt waren, haben alle mitgearbeitet und deshalb habe ich mich ebenfalls nicht geschont. Wir wollten es alle hart machen und das hat gut geklappt", meinte Lippert.
Lippert auf dem Podium | Foto: Cor Vos
Für sie stehen nun ein paar ruhige Tage an, bevor am kommenden Wochenende der Giro d'Italia beginnt und zwei Wochen danach die Tour de France Femmes ansteht. "Eigentlich wäre ich die Tour de Suisse gefahren, mein Team hat aber gesagt, nachdem die Giro-Etappen veröffentlicht waren, dass ich mich auf den Giro fokussieren soll. Sie wollen einfach mal sehen, wie weit ich an den langen Bergen kommen kann. Ich habe mich jetzt etwas mehr darauf fokussiert und denke, dass ich es vielleicht versuche, wie es im Gesamtklassement aussieht. Aber die Priorität ist natürlich, Annemiek van Vleuten zu helfen", erklärte Lippert radsport-news.com ihre Giro-Ambitionen.
Bei der Tour geht es dann erneut in die Helferrolle für van Vleuten, allerdings auch mit der Hoffnung auf einen eigenen Etappensieg – möglicherweise im hügeligen Finale von Rodez auf der 4. Etappe, das ihr sehr gut liegen wird.
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