“Das Ausscheidungsfahren kam mir entgegen“

Kasper zehn Jahre nach Wangen wieder auf dem DM-Podium

Von Felix Mattis aus Bad Dürrheim

Foto zu dem Text "Kasper zehn Jahre nach Wangen wieder auf dem DM-Podium"
Romy Kasper (AG Insurance - Soudal - Quick-Step) gewinnt den Sprint um Rang 3 im DM-Straßenrennen. | Foto: Cor Vos

24.06.2023  |  (rsn) – Zehn Jahre nachdem sie in Wangen im Allgäu zum ersten und bislang einzigen Mal auf dem Podium bei Deutschen Meisterschaften gestanden hatte, ist Romy Kasper (AG Insurance – Soudal – Quick-Step) am Samstag in Bad Dürrheim erneut zu Edelmetall gefahren. Wie damals baumelte auch diesmal am Abend eine Bronze-Medaille um ihren Hals und Kasper gestand:

"Damit hätte ich im Vorfeld auf dieser Strecke nicht gerechnet. Über die fünf Runden war es schon sehr schwer mit den Bergen. Ich muss aber sagen, dass ich wirklich eine gute Form habe und die auch bestätigen konnte. Es war ein Traum, zehn Jahre nach meiner letzten Medaille."

Vor allem beendete der dritte Platz für Kasper auch ein etwas schwieriges Verhältnis mit Nationalen Meisterschaften. "Ich fahre supergern Radrennen, aber die Meisterschaft ist für mich immer schwierig. Da gehe ich immer mit komischem Gefühl im Bauch rein, weil immer alles passieren kann. Klar, das war ein sehr ehrlicher Kurs, auf dem die Stärkste gewinnt und auf dem es ein Ausscheidungsfahren war. Das kam mir natürlich entgegen. Aber sonst ist es schon schwierig, wenn man immer als Helfer unterwegs ist, im Kopf umzuswitchen und zu sagen: Kräfte sparen, Finale fahren."

Dabei hatte es am Freitag noch so ausgesehen, als würde Kaspers Unbehagen mit den Titelkämpfen bestehen. Denn trotz guter Form aus den letzten Wochen – sie war zuletzt im Mai Sechste der Bretagne- und Zehnte der Thüringen-Rundfahrt – und einem guten Start ins DM-Zeitfahren, wo sie zur Halbzeit noch Zweite war, beendete sie selbiges nur auf dem siebten Rang.

Enttäuschung aus dem Zeitfahren vergessen gemacht

"Ich war enttäuscht. Ich habe nach fünf Kilometern im Zeitfahren meine Trinkflasche verloren, was ich auf den letzten zehn Kilometern dann leider schmerzlich bemerkt habe", erzählte sie radsport-news.com nun nach dem Straßenrennen. "Aber mein Trainer hat gesagt, nimm das gute Gefühl für heute mit, fahr ein geiles Rennen und freu dich einfach drauf. Die Beine sind da, du wirst es merken. Und denk hintenraus dran: Linke Seite, langen Sprint fahren. Das hat funktioniert."

Und das hatte es tatsächlich. Denn genau diesen Tipp beherzigte sie auf der Zielgeraden, als es in der Verfolgerinnengruppe hinter den Solistinnen Liane Lippert (Movistar) und Kathrin Hammes (EF Education – Tibco – SVB) um Bronze ging und Kasper sich gegen Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM) durchsetzte.

Um dorthin zu kommen musste Kasper zuvor ihre Erfahrung ausspielen und Ruhe bewahren, wann immer das Tempo in der Favoritinnengruppe in den kurzen aber steilen Anstiegen angezogen wurde. So ging sie beispielsweise 43 Kilometer vor Schluss in Öfingen nicht mit, als sich mit Hammes, Lippert und Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM) ein extrem gefährliches Trio löste.

"Wenn die drei fahren und wir nicht reagieren, sind die Medaillen weg"

"Ich wusste, dass ich in den Steigungen mein Tempo fahren muss und da nicht zu sehr in den roten Bereich gehen darf. Das habe ich dann auch so gemacht und wusste, dass ich in der Abfahrt wieder ein paar Meter gutmachen kann – und mit Linda (Riedmann) hatte ich da auch jemand an der Seite, der das genauso kann. Aber klar, wir wussten: Wenn die drei fahren und wir nicht reagieren, sind die Medaillen weg."

Das Duo fuhr in der Abfahrt wieder zur Spitze vor. Riedmann musste dann an der nächsten Bergwertung in Aasen die Spitze ziehen lassen, aber Kasper blieb unter den Top 7 dabei. Als dann 32 Kilometer vor Schluss Lippert den entscheidenden Angriff zum Titelgewinn setzte, zögerte die Verfolgerinnengruppe einen Moment, doch Kasper erklärte, dass das keine mangelnde Einigkeit war, sondern einfach alle platt waren.

Ich glaube wir sind heute insgesamt alle sehr kooperativ gefahren, weil wir alle wollten, dass nicht immer wieder alle zurückkommen und wieder von vorne aussortiert wird. Aber dann waren bei Lianes Attacke glaube ich alle am Anschlag", meinte sie und fügte hinzu: "Und ich war ehrlich gesagt froh, dass sie dann weg war. Denn ich wusste, dass irgendwann die Lili-Attacke kommt, die mir (am Berg, Anm. d. Red.) richtig weh tut und war daher ziemlich froh, dass niemand mitfahren konnte und alle durchatmen mussten." Als eine Runde später Hammes dann im Anstieg davonfuhr, konnte Kasper nichts entgegnen, aber anschließend lag der Fokus auf dem Kampf um Bronze – und der ging an sie.

Als nächstes wird die Lausitzerin ein zehntägiges Trainingslager in Reutte in Tirol beziehen, bevor es zum neuen deutschen Eintagesrennen in Stuttgart und anschließend zur Tour de France geht – wenn nicht noch eine Teamkollegin krank wird und Kasper kurzfristig Anfang Juli schon beim Giro d'Italia einspringen muss. Dann würde das Trainingslager aus dem Kalender weichen.

Bei der Tour aber wird sie in jedem Fall eine wichtige Helferrolle für Kapitänin Ashleigh Moolman-Pasio bekleiden: "Sie kann da ums Podium mitfahren. Da werde ich als Road Captain und Helfer gebraucht und ich denke, dass ich heute meine Bergform bewiesen habe und gezeigt habe: Du kannst auf mich vertrauen."

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