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28.05.2023 | (rsn) - Der 106. Giro d’Italia war für Lennard Kämna und sein Team Bora – hansgrohe ein Experiment. Beide wollten testen, ob der 26-Jährige das Talent besitzt, bei den Grand Tours auf Gesamtwertung zu fahren. Vor der Schlussetappe der Italien-Rundfahrt sind alle überzeugt: Das Experiment ist geglückt!
"Wir sind sehr zufrieden“, bilanzierte Team-Manager Ralph Denk nach dem Bergzeitfahren der 20. Etappe gegenüber radsport-news.com.
___STEADY_PAYWALL___Dass Kämna am Monte Lussari noch vom achten auf den neunten Platz in der Gesamtwertung zurückfiel, erachtete Denk nicht als wichtig. "Es war ja knapp! Es liegen in der Gesamtwertung nicht viele Sekunden zwischen Platz 7 und Platz 9. Lenny ist gut gefahren, aber die anderen waren ein Stückweit besser, vor allem (Andreas) Leknessund. Das hätte ich von ihm nach dem Vortag nicht gedacht. Aber auf die Platzierung Siebter oder Achter kam es nicht an, wir wissen jetzt, wo wir rausgekommen sind, und müssen nun schauen, ob es eine Zukunft hat oder nicht.“
Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) büßte als 14. des Giro-Bergzeitfahrens noch eine Position im Gesamtklassement ein. | Foto: Cor Vos
Denk hob hervor, dass sein Schützling unter ganz anderen Voraussetzungen in das "Experiment" gestartet war. "Es war ja nicht angedacht, dass er alleiniger Kapitän sein soll. Nach Vlasovs Ausfall mussten wir die Strategie ein stückweit anpassen. Wir wollten mit Vlasov konservativ agieren. Er sollte bei den Besten bleiben und Lennard sollte ein bisschen antizyklisch agieren, früher attackieren, in einer großen Gruppe dabei sein“, erklärte Denk, der fortfuhr: "Das Risiko sind wir ohne Vlasov nicht mehr eingegangen. Es hätte vielleicht sogar etwas mehr herausschauen können, wenn Kämna in der 4. Etappe mit Leknessund mitgegangen wäre, als der das Rosa Trikot übernahm. Wenn er dort auch dabei gewesen wäre, hätte es vielleicht anders ausgesehen. Aber es ist wie es ist und wir müssen nun mit ihm zusammen bewerten, wie es weitergeht."
Dazu hatte Kämna direkt nach der Giro-Königsetappe zu den Drei Zinnen schon eine Meinung. "Ich werde bestimmt noch eine Rundfahrt auf GC fahren", sagte er gegenüber radsport-news.com. Als das Denk vom Autor erfuhr, stimmte er freudig zu: "Ja, dann werden wir Kämna als Rundfahrer auch weiter unterstützen. Wenn er das aus dem Affekt so gesagt hat, werden wir uns als Team nicht entgegenstellen."
Welche der drei großen Rundfahrten - Giro, Tour oder Vuelta - Kämna dann in Angriff nehmen wird, ist so kurz nach dem gelungenen Experiment nicht zu sagen. Aber Denk hat sich nach diesem Giro schon Gedanken gemacht. "Wir müssen die Strecken sehen und entscheiden, wie sich die anderen schlagen. Das können wir erst bilanzieren, wenn die Vuelta in diesem Jahr vorbei ist", sagte der Chef der Raublinger.
Bora-Team-Manager Ralph Denk war mit der Vorstellung seines Kapitäns zufrieden – auch wenn Kämna an den vergangenen beiden Tagen noch vom sechsten auf den neunten Gesamtrang zurückgefallen war. | Foto: Cor Vos
Möglicherweise wird es sogar die Tour de France! "Man hat gesehen, dass ihm die ganz steilen Rampen nicht auf den Leib geschneidert sind, dort waren gestern (zu den Drei Zinnen) und heute (im Bergzeitfahren zum Monte Lussari) seine Mitbewerber stärker. Vielleicht liegen Lenny die Berge bei der Tour sogar besser? Die sind zwar auch steil und lang, aber nicht ganz so extrem steil wie gestern und heute", so Denk, der hoffnungsvoll auf die 1. Juli in Bilbao beginnende Tour de France blickt. "Wir glauben, dass (Jai) Hindley in Frankreich gut fahren wird."
Weiter geht der Plan bei Bora – hansgrohe noch nicht. "Für die Vuelta, haben wir noch keinen Kapitän. Sie ist für uns noch ein weißes Blatt Papier. Vielleicht fährt Lennard in diesem Jahr sogar zwei große Rundfahrten", überlegte Denk, der den Einwand, dass sein Star erst nächstes Jahr wieder bei einer Grand Tour auf Gesamtwertung fahren will, locker beiseite wischte. "Er muss die Vuelta ja nicht auf Gesamtwertung fahren. In Spanien sehen wir dann vielleicht den Lennie, der attackiert und auf Etappensiege aus ist."
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