RSNplusGros neue Sprint-Weltmeisterin

Die Königin der Psychotricks bezwingt Friedrich und Hinze

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Die Königin der Psychotricks bezwingt Friedrich und Hinze"
Das WM-Podium im Sprint der Frauen, v.l.: Lea Sophie Friedrich, Mathilde Gros, Emma Hinze | Foto: Cor Vos

15.10.2022  |  (rsn) - 23 Jahre nach Felicia Ballanger hat Frankreich wieder eine Weltmeisterin im Bahnsprint. Saint Quentin en Yveslines vor den Toren der Hauptstadt Paris bezwang Mathilde Gros zunächst im Halbfinale Titelverteidigerin Emma Hinze und setzte sich danach im Kampf um das Regenbogentrikot auch gegen die Qualifikationsschnellste Lea Sophie Friedrich durch. Mit allerlei Psychospielchen, aber auch am Ende den schnellsten Beinen gewann sie am dritten Tag der Titelkämpfe Gold vor dem deutschen Duo.

___STEADY_PAYWALL___

Das erste Halbfinale gegen Hinze begann mit einem Blickduell, wie schon vor wenigen Monaten in München. Dort konnte sich die Deutsche gegen die Gros noch hauchdünn durchsetzen. Während damals Gros den ersten Sprint für sich entschied, war es diesmal Hinze, doch die 25-Jährige unterlag dann in den Runden zwei und drei ihrer Konkurrentin. Hinze konnte sich mit dem Sieg im Kleinen Finale gegen die Niederländerin Laurine Van Riessen zumindest noch mit Bronze trösten.

"Wenn man immer die Gejagte ist, ist das auch mental sehr anstrengend. Meine Enttäuschung hat sich in Grenzen gehalten. Ich bin stolz auf mich, dass ich es gedreht habe und Bronze gewinnen konnte", erklärte die entthronte Titelträgerin nach dem Rennen. Auch ihre Teamkollegin Friedrich musste sich Groß geschlagen geben, die im Großen Finale auf den “Stare-Down“ verzichtete. Ganz ohne Psychospielchen ging es trotzdem nicht, Gros pumpte sich auf, schnaufte laut vor dem Start und zeigte ihrer Kontrahentin wohl an “Hey, ich bin heiß auf Gold“.

Mathilde Gros gewann 23 Jahre nach ihrer Landsfrau Felicia Ballanger wieder Sprint-Gold für Frankreich.| Foto: Cor Vos

Erneut waren es nur Hundertstel, die über Gold und Silber entscheiden. Das erste Duell ging mit drei Hundertstel an Gros, das zweite mit sechs. "Natürlich hätte ich gern das Regenbogentrikot gehabt, denn dieser Titel fehlt mir noch. Und meine Beine sind im Moment echt gut", meinte die 22-jährige Friedrich nach dem Rennen. Wie vor einem Jahr in Roubaix musste sie sich mit Silber begnügen: "Mathilde hat sich enorm entwickelt. Ich freue mich auch für sie. Und ihr Sieg ist für mich Ansporn, mir auch irgendwann diesen Titel zu holen."

Silber für Kluge im Punkterennen

Ähnlich knapp wie im Sprint ging es im Punkterennen der Männer zu, wobei sich der Niederländer Yoeri Havik Gold holte. Der 31-Jährige konnte die meisten Runden auf seine Kontrahenten herausfahren, sammelte als einziger Fahrer im Feld drei Plusrunden. Silber ging in dem über 160 Runden andauernden Rennen an Roger Kluge, der sich drei Punkte vor dem Belgier Fabio van den Bossche durchsetzte.

"Die Silbermedaille ist definitiv ein Erfolg, aber nicht der Traum, den ich hatte. Am Ende musste ich attackieren und umstellen auf die Punktewertungen. Trotzdem kann ich mir taktisch nichts vorwerfen. Yoeri Havik ist am Ende clever gefahren. Es tut immer gut, auf dem Podest zu stehen. Die Medaille bestätigt, dass ich noch nicht abzuschreiben bin. Ich will noch mindestens zwei Jahre weiterfahren", sagte der 36-jährige Kluge, der zweimal im Madison, welches am Sonntag noch ansteht, gemeinsam mit seinem Teamkollegen Theo Reinhardt den Weltmeistertitel feiern durfte.

Den beiden Deutschen Lea-Sophie Friedrich (li.) und Emma Hinze bleib Silber und Bronze.| Foto: Cor Vos

Ganna mit Weltrekord und Gold über 4.000 Meter

Für die überragende Leistung des dritten Tages sorgte aber Filippo Ganna, der eine Woche, nachdem er einen Stundenweltrekord aufgestellt hatte, nun auch eine Schallmauer in der Einzelverfolgung durchbrach. Als erster Mensch absolvierte er die 4.000 Meter bei Titelkämpfen in unter vier Minuten, setzte sich mit einer Zeit von 3:59.636 im italienischen Finale gegen Jonathan Milan durch.

"Ich denke, das war eine erstaunliche Woche. Ich habe versucht, etwas Besonderes zu tun und ich glaube, ich habe einige meiner Träume verwirklicht", erzählte Ganna, der damit in Paris sogar um drei Zehntel schneller war als Ashton Lambie. Der US-Amerikaner und Titelverteidiger war in Paris der große Abwesende, hatte aber seinen Rekord in Mexiko auf einer Höhe von 1.800 Metern aufgestellt, während hingegen Ganna nun fast auf Meereshöhe zurückschlug.

Roger Kluge gewann Silber im Punktefahren. | Foto: Cor Vos

Bronze holte sich im Kleinen Finale etwas überraschend der Portugiese Ivo Oliveira vor dem Briten Daniel Bigham. Fünfter wurde der Schweizer Simon Vitzthum, für den besten Deutschen Tobias Buck-Gramcko blieb nur der elfte Platz. Europameister Nicolas Heinrich belegte Rang 18. Vor einem Jahr belegten die beiden jungen Deutschen in Roubaix noch die Ränge fünf und sechs.

Dörnbach Vierter am Tausender

Im 1.000 Meter-Zeitfahren gewann Titelverteidiger Jeffrey Hoogland überlegen die Goldmedaille in der Zeit von 58.106 Minuten. Der Niederländer siegte mit einem Vorsprung von über einer Sekunde vor dem Franzosen Melvin Landerneau und dem Spanier Alejandro Martinez Chorro. Vierter wurde der Deutsche Maximilian Dörnbach.

"Das Podium wäre schön gewesen. Ich selber hatte mit einer Top-5-Platzierung geliebäugelt und wollte unter einer Minute fahren. Natürlich ist ein vierter Platz dann immer ein bisschen schwierig", erzählte der 26-Jährige. Marc Jurczyk wurde Zehnter und verpasste somit das Finale der besten Acht.

Im Omnium der Frauen setzte sich Jennifer Valente aus den Vereinigten Staaten durch. Die Olympiasiegerin gewann vor Niederländerin Maike van der Duin und der Portugiesin Maria Martins. Lea Lin Teutenberg landete auf Rang elf, die Schweizerin Aline Seitz wurde Vierzehnte und Österreichs Vertreterin Verena Eberhardt schloss den Vierkampf auf Position 18 ab.

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.10.2022Grabosch glänzt im Schatten: Die dritten 33,3 Prozent

(rsn) - Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze sind derzeit die gefeierten Heldinnen im deutschen Bahnradsport. Das Sprinterinnen-Duo räumte bei den Weltmeisterschaften in Saint Quentin-en-Yvelines zwar

16.10.2022Titelverteidigerin Friedrich: “So geheult habe ich noch nie“

(rsn) – Nachdem sie im Sprintfinale eine Niederlage gegen die Französin Mathilde Gros einstecken musste, klappte es für Lea Sophie Friedrich am Finaltag der Bahnweltmeisterschaften in Saint-Quenti

16.10.2022Highlight-Video von der WM-Entscheidung im Keirin

(rsn) - Lea Sophie Friedrich hat zum Abschluss der Bahn-WM in St. Quentin-en-Yvelines ihren Titel im Keirin verteidigt und dem Bund Deutscher Radfahrer bei den Welt-Titelkämpfen die dritte Goldmedail

15.10.2022Brauße zündet in Paris den Finalturbo zur Goldmedaille

(rsn) – Nach Petra Rossner 1991, Judith Arndt 1997 und Lisa Brennauer 2021 hat Deutschland erneut eine Weltmeisterin in der Einerverfolgung. Die Vizeweltmeisterin des Vorjahres, Franziska Brauße,

14.10.2022Ganna holt nach dem Stunden- auch den Verfolger-Weltrekord

(rsn) - Filippo Ganna hat sechs Tage nach seiner Gala-Vorstellung von Grenchen in der Schweiz über 60 Minuten nun in Saint Quentin-en-Yvelines vor den Toren von Paris auch einen neuen Weltrekord übe

13.10.2022Teutenberg verpasst Medaillen-Ãœberraschung nur knapp

(rsn) – Ohne deutsche Medaille ist der zweite Abend bei den Bahn-Weltmeisterschaften in Saint Quentin-en-Yvelines zu Ende gegangen. Allerdings verpasste Lea Lin Teutenberg Edelmetall im Ausscheidung

13.10.2022Gold-Sprinterinnen gleich am Donnerstag wieder im Fokus

(rsn) – Es wurde spät am Mittwochabend für die deutschen Sprinterinnen: Emma Hinze hielt sich sogar bis Mitternacht im Velodrom von Saint Quentin-en-Yvelines auf, bevor es endlich hinüber ins Hot

13.10.2022Brauße und Kröger beschenken Nigerias Verfolgerteam

(rsn) – Nach dem Karriereende von Lisa Brennauer und in Abwesenheit von Lisa Klein sowie Laura Süßemilch konnten Franziska Brauße und Mieke Kröger in der Mannschaftsverfolgung bei den Bahn-Weltm

12.10.2022Gold und Weltrekord zum WM-Auftakt: Teamsprinterinnen glänzen

(rsn) - Einen Auftakt nach Maß feierte Deutschlands Teamsprint-Trio Emma Hinze, Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich am ersten Tag der Weltmeisterschaften im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelin

12.10.2022Sprinterinnen schultern größte deutsche Gold-Hoffnungen

(rsn) – Mit den Teamwettbewerben beginnen am Mittwoch in Saint Quentin-en-Yvelines die Bahn-Weltmeisterschaften. Während die Mannschaftsverfolger und -verfolgerinnen am Mittag lediglich ihre Quali

11.10.2022BDR-Team vor den Toren von Paris zwischen Dominanz & Umbruch

(rsn) – Wenn am Mittwoch vor den Toren von Paris in Saint Quentin-en-Yvelines auf der Olympia-Bahn von 2024 die Bahn-Weltmeisterschaften beginnen, gehört das deutsche Team einmal mehr zu den Kandid

07.10.2022BDR reist mit 20 Athleten und Athletinnen nach Paris

(rsn) – Am Wochenende beginnt für die deutschen Bahn-Asse die WM-Woche von Paris mit der Anreise vom letzten Trainingscamp in Frankfurt an der Oder zum Velodrome in Saint Quentin-en-Yvelines, wo vo

Weitere Radsportnachrichten

16.04.2024Gnadenwald-Attacke beschert De Marchi Solo-Sieg in Stans

(rsn) – Alessandro De Marchi (Jayco – AlUla) hat als Solist die 2. Etappe der Tour of the Alps gewonnen. Der 37-jährige Italiener setzte sich auf der längsten Etappe der Woche nach 190,7 Kilomet

16.04.2024Vingegaard verlässt das Krankenhaus in Vitoria-Gasteiz

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat zwölf Tage nach seinem schweren Sturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt das Krankenhaus von Txagorritxu in der baskischen Hauptstadt V

16.04.2024Shackley muss ihre Karriere mit nur 22 Jahren beenden

(rsn) – Anna Shackley (SD Worx – Protime) muss ihre Profikarriere im Alter von nur 22 Jahren beenden. Die Britin, die im vergangenen Jahr in der U23 EM-Zweite und WM-Dritte sowie Zweite der Tour d

16.04.2024Eschborn-Frankfurt verspricht erneut Angriffs-Spektakel

(rsn) – Nicht nur wie ursprünglich angekündigt 13, sondern sogar 14 WorldTour-Mannschaften werden am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt am Start stehen und das Rennen durch den Taunus in Angriff nehmen

16.04.2024Blackmore steigt bei Israel - Premier Tech zu den Profis auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

16.04.2024Stork: Aus der Höhe über die Alpen zum Giro d´Italia

(rsn) – Auf der 1. Etappe der Tour of the Alps (2.Pro) lief es noch nicht ganz rund bei Florian Stork (Tudor). Der 26-Jährige verpasste bei der zweiten und letzten Überfahrt von Penone das erste F

16.04.2024Uno-X Mobility streicht ab 2025 sein Development-Team

(rsn) – Der norwegische Rennstall Uno-X Mobility wird ab 2025 nur noch zwei und nicht mehr drei Teams umfassen: Während man mit dem Elite-Team der Männer für 2026 den Aufstieg in die WorldTour an

16.04.2024Pickering kommt bei Horror-Crash mit Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Wer in der finalen Abfahrt der 1. Etappe bei der Tour of the Alps (2.Pro) hinunter nach Kurtinig genau hinschaute, der sah 15 Kilometer vor dem Ziel an etwa 20. Stelle des Feldes einen Fahre

16.04.2024US-Rennserie NCL stellt für 2024 den Betrieb ein

(rsn) – Die erst im vergangenen Jahr ins Leben gerufene nordamerikanische Radsport-Liga NCL steht offensichtlich vor dem Aus. Das Unternehmen, das in Anlehnung an die anderen großen US-Sportligen N

16.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

15.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Fleche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Fleche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonichen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Mal

15.04.2024Foss auf dem Weg zurück zum alten Glanz

(rsn) – Seitdem die Tour of the Alps 2017 den Giro del Trentino ablöste, ist das Team Ineos Grenadiers die bestimmende Mannschaft des Rennens. Drei der letzten sechs Ausgaben konnte das britische W

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine