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12.10.2022 | (rsn) – Mit den Teamwettbewerben beginnen am Mittwoch in Saint Quentin-en-Yvelines die Bahn-Weltmeisterschaften. Während die Mannschaftsverfolger und -verfolgerinnen am Mittag lediglich ihre Qualifikation ausfahren, geht es für die Teamsprinter und Teamsprinterinnen am Abend schon um Edelmetall. Besonders im Fokus stehen dabei aus deutscher Sicht natürlich die Frauen, die ihren Titel zu verteidigen haben und mit ihrem Weltrekord-Trio auch klare Top-Favoritinnen auf Gold sind.
Pauline Grabosch (24), Emma Hinze (25) und Lea Sophie Friedrich (22) sowie die 21-jährige Alessa-Catriona Pröpster als Ersatzfrau starten um etwa 18:50 Uhr in die Qualifikation. Elf Teams stehen am Start und acht davon ziehen in die erste Runde ein, die ab 20:15 Uhr ausgefahren wird. Das Finale folgt bereits eine knappe Stunde danach.
___STEADY_PAYWALL___ "Ich denke, dass wir im Teamsprint definitiv um den Titel mitfahren können", sagte Bundestrainer Jan van Eijden, seit Februar Nachfolger von Detlef Uibel, vor der WM bei einem Pressetermin der Sprinterinnen. Insgesamt gab sich der BDR dort zurückhaltend, was die Zielsetzungen angeht. Doch wo der Anspruch nach den extrem erfolgreichen letzten Monaten und Jahren liegt – sowohl intern als auch extern – das ist allen klar.
Bundestrainer Jan van Eijden führt Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich beim Warmfahren auf der Bahn in Frankfurt an der Oder mit dem Motorrad an. | Foto: Discovery/Markus Braumann
"Ich kann schon sagen, dass ich ein Regenbogentrikot mit nach Hause nehmen will und nicht zufrieden wäre, wenn ich nur einmal Bronze hätte oder so", sagte Sprint-Titelverteidigerin Hinze immerhin, während die drei Jahre jüngere Friedrich, Titelverteidigerin im Keirin und dem 500m-Zeitfahren, etwas defensiver formulierte: "Natürlich ist es immer schön, den Titel zu verteidigen. Aber ich habe mir nur das Ziel gesetzt, dort Spaß zu haben und eine Medaille zu holen. So gehe ich da erstmal ran und versuche, meine Trainingsleistung bestmöglich umzusetzen."
Im Vergleich zu ihren Leistungswerten von der EM im August in München habe sie sich nochmals gesteigert, deutete Friedrich aber auch an, dass man nicht wenig erwarten darf. Immerhin holte sie dort neben dem Titel im Teamsprint auch im Keirin Gold.
Pauline Grabosch, Emma Hinze und Alessa-Catriona Pröpster (von vorne) beim Teamsprint-Training in Frankfurt an der Oder. | Foto: Discovery/Markus Braumann
Teamsprinterinnen seit diesem Jahr gemeinsam in Cottbus
Auch eine strukturelle Umstellung sollte dazu beitragen, dass die Zusammenarbeit des Sprint-Teams noch besser funktioniert als bisher schon. Seit diesem Jahr trainieren auch Friedrich und Grabosch genauso wie zuvor schon Hinze am Brandenburger Stützpunkt in Cottbus, so dass sie auch im Alltag noch mehr miteinander arbeiten – nicht nur bei den Lehrgängen mit van Eijden am Bundesstützpunkt in Frankfurt an der Oder sowie bei den Wettkämpfen.
Der Bundestrainer selbst erklärte, dass in diesem Zuge auch seine Absprache mit den Heimtrainern intensiviert sei. "Das Wissen, dass die Heimtrainer haben – weil sie die Sportler und Sportlerinnen besser kennen – soll mehr in meine Arbeit einfließen", so van Eijden.
Champions-League-Qualifikation ein Nebenschauplatz
Sowohl Hinze als auch Friedrich sollen in den kommenden fünf Tagen alle vier Disziplinen bestreiten – also Teamsprint, Sprint, 500m-Zeitfahren und Keirin. Beide werden danach eine kurze Pause einlegen, sich dann aber auch schon für den nächsten Höhepunkt vorbereiten, denn am 12. November beginnt die Track Champions League (TCL), für die beide wieder qualifiziert sind. An vier Wochenenden stehen auf Mallorca, in Berlin, in Saint Quentin-en-Yvelines und London dann fünf Events an.
Emma Hinze gewann im vergangenen Winter die Sprint-Serie der Track Champions League. | Foto: Cor Vos
Auch Grabosch und sogar Pröpster könnten dort als dritte oder vierte Deutsche noch mit in die Verlosung kommen. Denn bei der WM bekommen die Top 6 des Sprint- und des Keirin-Turniers jeweils noch TCL-Tickets – zusätzlich zu den ohnehin schon vorselektierten sechs Fahrerinnen, zu denen neben Friedrich und Hinze auch die Kanadierin Kelsey Mitchell, die Französin Mathilde Gros, die Niederländerin Shanne Braspenninckx und die Kolumbianerin Martha Bayona gehören. Sollten einige von ihnen diese Woche im Sprint oder Keirin in den Top 6 landen, würde sich das TCL-Qualifikationsfenster entsprechend um weitere Positionen öffnen.
Und da der BDR in beiden Disziplinen die Welt- und Europameisterin stellt, darf van Eijden jeweils auch eine dritte Starterin ins Rennen schicken. Das gibt je nach Aufstellung auch Grabosch oder Pröpster noch die Qualifikations-Chance. 2021 beispielsweise war Grabosch in Roubaix Sechste des Sprint-Turniers.
Volles Programm für die Sprint-Asse
Aufgrund der besonderen Belastung mit vier Entscheidungen und zahlreichen Vorläufen innerhalb von nur fünf Tagen stellte sich van Eijden auch die Frage, an welcher Stelle er wen schonen könnte. Eine Antwort darauf konnte der Bundestrainer bisher aber noch nicht geben. Man müsse von Tag zu Tag schauen und eventuell dann bei der nicht-olympischen Disziplin kürzen, dem 500m-Zeitfahren. Auch die Möglichkeit, im Teamsprint bereits durchzuwechseln, schloss er nicht aus.
Jan van Eijden im Gespräch mit Emma Hinze im letzten Trainings-Lehrgang vor der WM in Frankfurt an der Oder. | Foto: Discovery/Markus Braumann
Das Thema der Dauer- und Mehrfachbelastung wird sich auch in den kommenden Monaten für die Kurzzeit-Asse weiter stellen. Denn nach der Champions League dauert es nur zwei Monate, bis in Grenchen in der Schweiz bereits die nächsten Europameisterschaften anstehen – und die sind das erste Event, das zur Qualifikation für Olympia 2024 zählt.
"Deshalb ist die EM auch besonders wichtig. Wir müssen schauen, dass wir regenerieren und die Zeit finden, uns zu erholen und mal nichts zu tun. Denn man verlangt dem Körper viel ab", meinte Hinze, die schließlich auch erst im August bei der letzten EM in München dreimal Gold abräumte.
Olympia-Bahn im Hinterkopf, mehr aber auch nicht
Bevor aber zu weit in die Zukunft geschaut wird – immerhin fahren die deutschen Frauen diese Woche auch auf der Olympia-Bahn von 2024 – richtet sich der Blick für die Protagonistinnen erstmal voll auf die WM, den Höhepunkt des Jahres 2022.
"Das ist schon die ganze Zeit im Hinterkopf, aber nicht so richtig präsent. Erstmal ist das jetzt die WM", wehrte Hinze Gedankenspiele zum Testen der Olympiabahn vorsichtig ab und van Eijden erklärte: "Die Sportler sollen sich auf die WM konzentrieren, aber wir als Betreuer haben zwei, drei Sachen, die wir uns anschauen wollen – auch logistisch – um das dann für 2024 schon mal mitzunehmen."
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