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21.07.2022 | rsn) – Mit dem erhofften Podium bei der Tour de France wird es nichts, daran hätte sich mutmaßlich auch nichts geändert, wenn Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) ohne den Sturz in der ersten Woche durch die Rundfahrt gekommen wäre. Das Spitzenduo Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) fährt ohnehin außer Konkurrenz, auch Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) erwies sich als sehr stabil und vielleicht besser als erwartet. Doch nach der letzten Bergetappe steht fest: Vlasov hat sogar die Chance, seine erste Tour als “Best of the Rest“, als Vierter, zu beenden.
Auch das 18. Teilstück hinauf zur Bergankunft nach Hautacam hat der Russe als Neunter mit 4:04 Minuten Rückstand auf Tagessieger Vingegaard inmitten der Kandidaten um Platz vier beendet. “Mit Vingegaard und Pogacar konnte ich nicht mithalten, sie fahren auf einem anderen Level“, so Vlasov. “Aber mit den anderen Jungs schon.“ In der Tat konnte der 26-Jährige bis auf David Gaudu (Groupama – FDJ) alle seine Gegner hinter sich halten. Der Franzose wurde Fünfter, machte 66 Sekunden auf Vlasov gut. Sowohl Louis Meintjes (Intermarché – Wanty – Gobert) als auch Nairo Quintana (Arkéa – Samsic) und Romain Bardet (DSM) kamen hinter dem Bora-Kapitän ns Ziel.
“Ich bin froh, dass ich wieder auf meinem alten Niveau bin“, so Vlasov, der zwischendurch ganz schön zu kämpfen hatte. “Der zweite Berg“ - der erstmals in der Tour-Geschichte gefahrene Col de Spandelles (1. Kat.) - “war hart, ich musste gleich am Anfang abreißen lassen, bin aber meinen Rhythmus gefahren.“ Seine Teamkollegen Patrick Konrad und Maximilian Schachmann brachten Vlasov dann aber zurück ans Hinterrad von Quintana. An dieser Position ging er dann auch in den letzte Anstieg.
Kann Vlasov im Zeitfahren noch an drei Rivalen vorbeiziehen?
Doch der Tag hätte für Vlasov auch anders verlaufen können. Meintjes und Enric Mas (Movistar) hatten schon vor dem Col d'Aubisque attackiert. “Da dachte ich noch, auch in die Gruppe zu gehen. Aber als ich antrat, hatte ich sofort Quintana und Gaudu am Hinterrad.“ Also wechselte Vlasov auf die defensivere Taktik, die sich letztlich als die richtige erwies. Am Schlussanstieg war er in guter Position, als die Gruppe mit den Klassementfahrern komplett auseinaderflog. “Es war dann ein Einzelzeitfahren berghoch.“ Und dabei hat sich Vlasov gut geschlagen.
Und das beste daran: Es kommt noch ein richtiges. Auf der 20. Etappe geht es dann auch laut Protokoll alleine gegen die Uhr. Über 40 Kilometer, flach. Im Vergleich zur direkten Konkurrenz um die Plätze ist Vlasov da als Stärkster einzuschätzen. Als Gesamtsiebter hat er aktuell 14:10 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot. Aber nur 27 Sekunden auf Meintjes, den Sechsten, und nur acht mehr auf Quintana, der Fünfter ist.
Bis Gaudu auf Platz vier sind es zwar 3:05 Minuten, aber auch das ist alles andere als utopisch gemessen an den eher weniger stark ausgeprägten Zeitfahrqualitäten des kleinen Franzosen. Von hinten droht keine Gefahr. Bardet als Achter hat schon zwei Minuten mehr auf der Uhr als Vlasov, teilt aber das gleiche Schicksal wie sein Landsmann Gaudu.
Angesprochen auf den Tag der Entscheidung, weiß der Russe bereits, was zu tun ist: “All-in. Eine andere Chance habe ich nicht.“ Sollte Vlasov am Ende tatsächlich Vierter der Gesamtwertung werden können, wäre das mehr als Schadensbegrenzung nach einer zwischenzeitlich schwierigen Situation.
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