Tour: Bora-Kapitän macht weiter Boden gut

Letzte Bergetappe bringt Vlasov in Reichweite von Platz vier

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Letzte Bergetappe bringt Vlasov in Reichweite von Platz vier"
Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) im Ziel der 18. Tour-Etappe | Foto: SprintCycling

21.07.2022  |  rsn) – Mit dem erhofften Podium bei der Tour de France wird es nichts, daran hätte sich mutmaßlich auch nichts geändert, wenn Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) ohne den Sturz in der ersten Woche durch die Rundfahrt gekommen wäre. Das Spitzenduo Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) fährt ohnehin außer Konkurrenz, auch Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) erwies sich als sehr stabil und vielleicht besser als erwartet. Doch nach der letzten Bergetappe steht fest: Vlasov hat sogar die Chance, seine erste Tour als “Best of the Rest“, als Vierter, zu beenden.

Auch das 18. Teilstück hinauf zur Bergankunft nach Hautacam hat der Russe als Neunter mit 4:04 Minuten Rückstand auf Tagessieger Vingegaard inmitten der Kandidaten um Platz vier beendet. “Mit Vingegaard und Pogacar konnte ich nicht mithalten, sie fahren auf einem anderen Level“, so Vlasov. “Aber mit den anderen Jungs schon.“ In der Tat konnte der 26-Jährige bis auf David Gaudu (Groupama – FDJ) alle seine Gegner hinter sich halten. Der Franzose wurde Fünfter, machte 66 Sekunden auf Vlasov gut. Sowohl Louis Meintjes (Intermarché – Wanty – Gobert) als auch Nairo Quintana (Arkéa – Samsic) und Romain Bardet (DSM) kamen hinter dem Bora-Kapitän ns Ziel.

“Ich bin froh, dass ich wieder auf meinem alten Niveau bin“, so Vlasov, der zwischendurch ganz schön zu kämpfen hatte. “Der zweite Berg“ - der erstmals in der Tour-Geschichte gefahrene Col de Spandelles (1. Kat.) - “war hart, ich musste gleich am Anfang abreißen lassen, bin aber meinen Rhythmus gefahren.“ Seine Teamkollegen Patrick Konrad und Maximilian Schachmann brachten Vlasov dann aber zurück ans Hinterrad von Quintana. An dieser Position ging er dann auch in den letzte Anstieg.

Kann Vlasov im Zeitfahren noch an drei Rivalen vorbeiziehen?

Doch der Tag hätte für Vlasov auch anders verlaufen können. Meintjes und Enric Mas (Movistar) hatten schon vor dem Col d'Aubisque attackiert. “Da dachte ich noch, auch in die Gruppe zu gehen. Aber als ich antrat, hatte ich sofort Quintana und Gaudu am Hinterrad.“ Also wechselte Vlasov auf die defensivere Taktik, die sich letztlich als die richtige erwies. Am Schlussanstieg war er in guter Position, als die Gruppe mit den Klassementfahrern komplett auseinaderflog. “Es war dann ein Einzelzeitfahren berghoch.“ Und dabei hat sich Vlasov gut geschlagen.

Und das beste daran: Es kommt noch ein richtiges. Auf der 20. Etappe geht es dann auch laut Protokoll alleine gegen die Uhr. Über 40 Kilometer, flach. Im Vergleich zur direkten Konkurrenz um die Plätze ist Vlasov da als Stärkster einzuschätzen. Als Gesamtsiebter hat er aktuell 14:10 Minuten Rückstand auf das Gelbe Trikot. Aber nur 27 Sekunden auf Meintjes, den Sechsten, und nur acht mehr auf Quintana, der Fünfter ist.

Bis Gaudu auf Platz vier sind es zwar 3:05 Minuten, aber auch das ist alles andere als utopisch gemessen an den eher weniger stark ausgeprägten Zeitfahrqualitäten des kleinen Franzosen. Von hinten droht keine Gefahr. Bardet als Achter hat schon zwei Minuten mehr auf der Uhr als Vlasov, teilt aber das gleiche Schicksal wie sein Landsmann Gaudu.

Angesprochen auf den Tag der Entscheidung, weiß der Russe bereits, was zu tun ist: “All-in. Eine andere Chance habe ich nicht.“ Sollte Vlasov am Ende tatsächlich Vierter der Gesamtwertung werden können, wäre das mehr als Schadensbegrenzung nach einer zwischenzeitlich schwierigen Situation.


Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine