RSNplusAusreißer auf Tour-Königsetappe

Schönberger mit Tipp von der Freundin in die Gruppe des Tages

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Schönberger mit Tipp von der Freundin in die Gruppe des Tages"
Sebastian Schönberger | Foto: Franz-Renan Joly/B&B Hotels p/b KTM

15.07.2022  |  (rsn) – Ausgerechnet auf der Königsetappe der Tour de France 2022 schaffte Sebastian Schönberger (B&B Hotels p/b KTM) erstmals den Sprung in die Gruppe des Tages. Der 28-jährige Österreicher absolvierte den Französischen Nationalfeiertag an der Spitze des Rennens, das von Briancon hinauf nach Alpe d’Huez führte, dem legendären Anstieg mit den 21 Kehren und abertausenden begeisterten Fans am Streckenrand.

"Ich kenne den Anstieg, bin ihn einmal bei der l’Avenir-Rundfahrt hochgefahren. Aber was da bei der Tour abgeht, ist schon abartig. Das kannst du nicht beschreiben, sondern musst du erlebt haben", berichtete der Innviertler von der 12. Tour-Etappe gegenüber radsport-news.com. In die Entscheidung um den Tagessieg konnte er nicht mehr angreifen, Schönberger fiel am Col de Croix de Fer, dem zweiten der drei HC-Anstiege des Tages, nach einer Tempoverschärfung des späteren Etappengewinners Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) zurück. ___STEADY_PAYWALL___

Trotzdem genoss er den Ritt durch die Menschenmassen. "Da herrscht von Anfang an bis ganz oben eine riesige Party. Du hast Gänsehautfeeling den gesamten Berg hoch. Die letzten sieben Kilometer machst du dann besser die Augen zu, denn da hat man keine Ahnung, wie man durch das Spalier der Menschen überhaupt durchkommt", erzählte der Tour-Debütant.

Am Weg nach Alpe d'Huez inmitten der Gruppe des Tages | Foto: Cor Vos

"Es ist die perfekte Tour für mich, weil gleich alle legendären Abschnitte dabei sein", grinste Schönberger, der sich mit starken Leistungen für das Aufgebot des französischen Zweitdivisionärs B&B Hotels qualifiziert hatte. Besonders faszinieren ihn die vielen Fans, die sich dem Auftakt in Kopenhagen an der Strecke einfinden: "Letztes Jahr bei der WM in Belgien waren schon viele Leute, aber die Tour ist halt die Tour und das muss man erlebt haben als Radprofi."

Gezeichnet von der Tour | Foto: Franz-Renan Joly/B&B Hotels p/b KTM

Zum ersten Mal in seiner Karriere absolviert Schönberger so viele Renntage hintereinander. Simuliert hat er seine Ausdauer für die Tour schon im vergangenen Jahr, wo er die Dauphiné, die Ventoux-Challenge und danach die Okzitanien-Rundfahrt in Folge bestritt. "Bei der Tour ist es dann aber nochmals anders, weil die Etappen härter ausgefahren werden. Da bist du nach jedem Tag ein wenig angeschossen, irgendwann tut es aber jedem weh", meinte Schönberger.

Freundin Jana gab den richtigen Tipp

Am französischen Nationalfeiertag mischte er erstmals bei den Ausreißern mit. "Mittlerweile bin ich ja schon ein halber Franzose", lachte Schönberger, der seit drei Jahren für die französische Equipe fährt. Die Tour ist für sein Team natürlich das Highlight im Jahreskalender. "Der Radsport wird in Frankreich sehr hoch eingeschätzt und du stehst im Rampenlicht. Es ist schon irre, welche Popularität da die Fahrer genießen und auch als Österreicher in einem französischen Team kennen dich alle", sagte Schönberger.

Im Trikot einer französischen Mannschaft bei der Premiere | Foto: Cor Vos

Aufgrund desselben Ausrüsters kam es für ihn auch zu einem Treffen mit den französischen Skistars Tessa Worley und Clement Noel. Während die Skistars in Österreich wie Volkshelden gefeiert werden, sind sie bei der Tour eine Randnotiz für die Fans und Medien: "Da merkt man dann aber schon, dass Radsport eine Weltsportart ist. Denn am Start rufen die Zuschauer nicht nach den Skistars, sondern nach uns Radprofis."

Dass er am Donnerstag den Sprung in die Gruppe schaffte, hatte er übrigens auch seiner Freundin Jana zu verdanken, die ihm den richtigen Tipp gab. "Wenn ich mich unter Druck setze, dann klappt es meistens nicht. Also hat sie mir gesagt, ich solle mich nicht stressen, nicht daran denken, es mit aller Kraft und der Brechstange zu probieren. Und es hat geklappt", strahlte Schönberger, der dann ob des schweren Terrains dann doch ins Schnaufen kam: "Viel mehr Höhenmeter hätten sie nicht mehr einbauen können. Da hätte ich auch Bergsteiger werden können."

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