Ein Spitzenergebnis im Juni täte gut

Bennetts Tour-Ziele: Etappensieg hat Priorität, Grün sekundär

Von Felix Mattis

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Sam Bennett (Bora - hansgrohe) gewann am 1. Mai Eschborn-Frankfurt - sein bislang einziger Saisonsieg. | Foto: Cor Vos

06.06.2022  |  (rsn) – Nach dem großen Triumph beim Giro d'Italia richtet sich der Blick fürs deutsche Team Bora – hansgrohe nun voraus auf die Tour de France. Dort soll Aleksandr Vlasov im Gesamtklassement sein Glück versuchen, doch anders als in Italien wird nicht das gesamte Team auf den Kampf um die Gesamtwertung ausgerichtet sein, sondern der Hauptfokus auf der Etappenjagd liegen – vor allem mit Sprint-Ass Sam Bennett.

Der irische Rückkehrer – bis 2019 fuhr er für die Raublinger, 2020 und 2021 aber für Quick-Step – hat nun im Gespräch mit wielerflits.nl seine Ziele für Frankreich konkretisiert und auch über den in diesem Jahr besonders schweren Weg in Richtung Top-Form gesprochen.

"Das Ziel ist es, mindestens eine Etappe zu gewinnen und wieder um Grün zu kämpfen. Aber mir ist klar, dass das keine leichte Aufgabe wird", so Bennett mit Blick auf die Frankreich-Rundfahrt, bei der in diesem Jahr auf dem Papier nur vier Etappen nach einem Massensprint schreien. Das macht es reinen Sprintern wie ihm besonders schwer, im Kampf um die Punktewertung gegen Top-Favorit Wout Van Aert (Jumbo – Visma) zu bestehen.

Priorität hat ein Etappensieg

"Die Zwischensprints werden entscheidend sein. Wenn sie bergan führen, wie bei Paris-Nizza jeden Tag, geht es nur noch um Rang zwei", ordnete Bennett realistisch ein. "Wenn sie flach sind, ist vieles möglich."

Trotz der Bedeutung der Zwischensprints scheint aber wohl fraglich, ob Bennett schon an den ersten Tagen in Dänemark dort Kräfte verschleudert. Denn er betonte auch: "Auf Grün zu fahren, birgt auch Risiken. Es wäre scheiße, auf Grün zu gehen und dadurch die Chancen auf einen Etappensieg zu verringern. Wenn man dann am Ende Grün verpasst, geht man leer aus. Deshalb ist es wichtig, zuerst den Etappensieg zu holen. Dann können wir schauen."

In den kommenden Wochen stehe für ihn nun die Perfektion der Zusammenarbeit in seinem Sprintzug mit Ryan Mullen, Shane Archbold und Danny van Poppel im Fokus. Gerade letzterer, der erst seit diesem Jahr als Bennetts Anfahrer agiert, zeigte sich in der Saison 2022 bereits mehrmals in bestechender Form und bereitete auch Bennetts Sieg bei Eschborn-Frankfurt am 1. Mai mustergültig vor.

"Man darf keine Wunder erwarten"

Und Bennett musste im Rückblick gestehen, dass die Vorarbeit des Niederländers vom Beginn der Saison an stark war, der Ire selbst aber in den ersten Monaten nicht gut genug war, um sie zu vollenden. Zu sehr wirkten die verpassten Monate aufgrund einer Knieverletzung aus dem vergangenen Jahr noch nach. Damals war er vom 9. Mai bis 12. September keine Rennen gefahren.

"Wenn man im Vorjahr vier Monate keine Rennen gefahren ist, darf man keine Wunder erwarten. Ich musste meine Saison deshalb sehr langsam aufbauen", so Bennett. "Vom Jahresbeginn an war ich in den explosiven Trainingseinheiten sehr vorsichtig. Die Muskeln kommen schneller zurück, als die Sehnen. Mein rechtes Knie ist seit September in Ordnung, aber dann fing mein linkes Knie zu schmerzen an. Das lag wohl an den schnellen Fortschritten im Fitnessstudio."

Mit einem zweiten und einem dritten Rang auf vier Sprintetappen bei der UAE Tour lief es zu Saisonbeginn zwar noch halbwegs gut, doch bei Paris-Nizza und den Klassikern konnte Bennett überhaupt nichts Zählbares einfahren. Und die große Enttäuschung war dann die Türkei-Rundfahrt, wo er lediglich einmal in die Top 5 sprintete.

Bei Belgien-Rundfahrt muss der Leistungsnachweis erbracht werden

"Ich war auf den letzten 300 Metern immer völlig leer, noch vor dem Sprint. Es schien, als könne ich nicht in den roten Bereich und mit Tempowechseln nicht klarkommen", gab Bennett nun zu. Deshalb sei der Sieg in Frankfurt zwei Wochen danach eine große Erleichterung gewesen – weniger wegen des Ergebnisses, als viel mehr wegen seiner zurückerlangten Leistungsfähigkeit. Nun geht es im Juni darum, sich den Feinschliff für die Tour zu holen.

Am Pfingstwochenende absolvierte Bennett die schweren belgischen Eintagesrennen Heistse Pijl und Brüssel Cycling Classic, wo er jeweils abgehängt wurde und nicht mit den Besten mithalten konnte. Am Montag folgt auch noch die Ronde van Limburg, bevor dann die Belgien-Rundfahrt ab dem 15. Juni die Generalprobe für Bennett und seinen Sprintzug wird.

Da wäre es gut, wenn dann auch nochmal das eine oder andere Spitzenergebnis oder ein Sieg herausspringt, um für die Tour zu rechtfertigen, dass Bora – hansgrohe die Hälfte des Acht-Mann-Kaders auf den Iren ausrichtet.

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